Cooper Adams (Josh Hartnett) begleitet seine Teenie-Tochter Riley (Ariel Donoghue) auf ein Konzert der neuen Pop-Sensation Lady Raven (denkt weniger an Taylor Swifts Eras Tour und mehr an Martina Stoessel zu Beginn ihrer Solo-Karriere, gespielt von Saleka Shyamalan). Vor Ort irritieren ihn die absurd hohen Sicherheitsvorkehrungen. Dann erfährt er, dass seine größte Sorge wahr geworden ist: Das FBI steht kurz davor, ihm auf die Schliche zu kommen. Denn er ist der gefürchtete Serienkiller The Butcher...
Mit Trap kehrt M. Night Shyamalan wieder zu einer seiner liebsten tonalen Inspirationsquellen zurück: Alfred Hitchcock. Allerdings ist Trap keine Rückbesinnung auf den "Der Saal schreit am Spieß"-Hitchcock, sondern auf den neckischen "Ich hab Spaß daran, vom Bösen zu erzählen"-Hitchcock aus Filmen wie Ein Cocktail für eine Leiche: Wir heften uns wie eine Klette an einen amoralischen Protagonisten, der sich mit einer faszinierenden Mischung aus Charisma, Eloquenz und völligem Unvermögen, normal zu wirken, an seine gemeinen Taten dransetzt. Und dadurch, dass er seine brillanten Momente hat, aber ebenso oft einfach nur dummdreistes Glück hat, reitet Autor und Regisseur M. Night Shyamalan genüsslich einen stürmischen, tonalen Wellengang:
Wir fiebern aus Bewunderung für seine Improvisations- und Kombinationsgabe (sowie aus schlichter, dramaturgischer Gewohnheit) mit Cooper mit, aus moralischen Gründen (und aus Missgunst angesichts seines unverschämten Glücks) freuen wir uns über ihn ereilenden Rückschläge. Hartnett als sozial ungelenker, unheimlicher, schmieriger Charmebolzen die Zeit seines Lebens und die Kameraarbeit des auf 35mm filmenden Sayombhu Mukdeeprom klebt nicht nur wie in Hypnose an seinem aufgesetzten, faszinierenden Lächeln, sondern verleiht den Schauplätzen auch eine atmosphärische Patina.
Trap wirkt ein wenig so, als wäre er von De Palma - wäre er nicht so sexbesessen und vernarrt in Splitscreens: Es ist ein thematisch geradliniger, dennoch ständig in Bewegung befindlicher Thrillerspaß, der sich an "Hitchcock, der spaßige Genrefilmer" orientiert und weiß, dass er heuer keine Tabus bricht, das aber durch feisteren Humor kompensiert. Es ist ein "Ich grins mir im Sessel was zusammen"-Nervenkitzler, kein Schocker oder Thriller-Reißer. Und Shyamalans stilisierten Dialoge klangen nie zuvor nach der Kadenz, wie sie häufig durch Giorgos Lanthimos' Schaffen hallt:
In diesem Film beherrscht niemand die Kunst des Smalltalks - und der Cast (darunter Disney-Legende Hayley Mills) kostet es aus, auf dieser distanzierten Wellenlänge zu liegen. Denn Shyamalan kreiert hier eine Versuchsanordnung über Menschen, die ihre Gefühle nicht auszudrücken vermögen, geschweige denn fähig sind, ihre verschiedenen Rollen im Leben unter einem Hut zu bringen. Das mündet in fesselnde Setpieces und viel, viel dunklen Humor. Um kurz polemisch zu werden: Wer über diesen Film lacht, hat ihn nicht verstanden. Denn dies ist ein Film, mit dem man lacht. Funktioniert super im Doppel mit The Visit (Shyamalan mischt Humor und Suspense, blickt auf Familiendynamiken), Spiel auf Zeit (süffisante Hitchcock-Hommage bei einer Großveranstaltung) oder Killing of a Sacred Deer (entrückte Dialoge, Vater in Nöten).
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen