Der schlimmste Mensch der Welt (Coming-of-Age-Tragikomödie, 2021) Ich liebe, liebe diesen Film! Regisseur/Autor Joachim Trier und Autor Eskil Vogt nutzen die Endzwanzigerin Julie, um von Freud und Leid einer Teilgeneration zu berichten: Die von Renate Reinsve ebenso liebenswert-nachvollziehbar wie unfassbar-frustrierend gespielte Osloerin ist von den ihr zur Verfügung stehenden Optionen erschlagen und von den Erwartungen an sie erdrückt. Es folgt eine charismatische, lustige, traurige, schmerzhafte, befreiende, wahrhaftige und magische Geschichte der Selbstfindung. Hervorragend. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Juni 2024
Petite Maman - Als wir Kinder waren (Magischer-Realismus-Drama, 2021) Céline Sciammas erster Film nach ihrem international für Furore sorgenden Prestige-Projekt Porträt einer jungen Frau in Flammen fiel einige Nummern kleiner und kürzer aus, hat aber ebenfalls großen Charme. Ihre herzliche Auseinandersetzung mit Mutter-Tochter-Dynamiken und der Magie im vermeintlich banalen (und non-digitalen) Kindheitsalltag ist ruhig-nachdenkliches Wohlfühl-Gefühlskino. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 24. Juni 2024
Porträt einer jungen Frau in Flammen (Romantikdrama, 2019) Apropos Céline Sciamma: Auch ihr wuchtig nachhallendes, dabei so betörend-stilles Liebesstück Porträt einer jungen Frau in Flammen ist wieder in der ARD-Mediathek zu finden. Wer diese in atemberaubend schönen Bildern gefilmte, von einer riesigen Anziehungslraft zwischen Noémie Merlant und Adèle Haenel lebende Liebesgeschichte im historischen Gewand noch nicht gesehen hat: Jetzt wäre ein starker Zeitpunkt, das zu ändern! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 27. Juni 2024
Axiom (Dramödie, 2022) Jöns Jönssons Berlinale-Beitrag dreht sich um den notorischen (und womöglich pathologischen) Lügner Julius (Moritz von Treuenfels). Bei dessen ständigen Flunkereien drängt sich die Frage auf, ob wir ihn für seine Unehrlichkeit hassen, für seine Kreativität bewundern oder für seine Unfähigkeit, wahrhaftig mit seinem Umfeld umzugehen, bemitleiden sollen. Gewitzt und mit Gravitas gespielt, mit einem Hauch Gesellschaftskritik versehen und leichtgängig umgesetzt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 21. Juli 2024
Kohlhiesels Töchter (Komödie, 1920) Stummfilm von Regiegröße Ernst Lubitsch, der hier noch nicht den Feinsinn seiner berühmteren Werke zeigt, sondern das Theaterlustspiel, auf dem diese Komödie basiert, mit deftiger Komik auf Zelluloid bannt. Die Vorlage wiederum ist eine ins deutsche Bauernmilieu verlagerte Verzerrung von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung. Mit einem neckisch aufgelegten Cast und einigen stilvollen Frivolitäten ergibt das einen zünftigen, etwas groben Spaß. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 25. August 2024
Privatleben (Metafiktionales Romantikdrama, 1962) Louis Malles gibt Brigitte Bardot die Möglichkeit, sich an der Seite von Marcello Mastroianni mit ihrem Image auseinanderzusetzen: Die zum Sexsymbol hochstilisierte Schauspielerin, die lieber für ihr Können als für ihr Aussehen bekannt geworden wäre und definitiv lieber für ihr Schaffen als für ihr Privatleben, kokettiert mit ihrem Karriereverlauf, ihrer Darstellung in der Presse und verarbeitet reale Vorfälle, die man kaum glauben mag. Smart konstruiert, schön gefilmt! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. August 2024
Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.
Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.
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