Dancer in the Dark (Schwermütiges Musical, 2000) Der dänische Regie-Provokateur Lars von Trier nimmt sich der Musicalkunst an: Sängerin Björk spielt eine Fabrikarbeiterin, deren Sehkraft rapide abnimmt. Um ihrem Sohn zu helfen, dem dasselbe droht, spart sie eifrig für eine Operation. Diesem Seelenleid steht die Musical-Liebe dieser Mutter gegenüber, die hofft, in einer Sound of Music-Aufführung mitspielen zu können. Die Produktionsumstände sind unverzeihlich, der Film selbst ist aber eine denkwürdig-tragische, finster-elegische Genre-Übung mit atemberaubenden Liedern, einer begnadeten Björk und einer einprägsam-garstigen Ästhetik. Wie harsch und musikalisch kann ein Drama sein, bevor es zum Horror-Musical wird? arte-Mediathek, abrufbar bis zum 12. April 2024
Mommy (Tragikomödie, 2014) Wahrscheinlich der beste, definitiv der mich am intensivsten fesselnde Film des einst als Regie-Wunderkinds gefeierten, nun unablässig mit der Regie-Frührente drohenden Xavier Dolan: Mit stillem, melancholischem Humor versehen und voller kleiner Dramen des Alltags, erzählt Mommy von einer ungelenken Mutter-Sohn-Beziehung. Bedrückende Gefühle und kleine Momente banaler Freude wechseln einander ab, was Dolan klangästhetisch und vor allem visuell meisterlich einfängt. Haltet die Taschentücher bereit! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 16. April 2024
Transit (Drama, 2018) Christian Petzold versetzt Anna Seghers Exilroman Transit auf beklemmende Weise ins Heute: Politflüchtling Georg Seidler (Franz Rogowski) versteckt sich vor der Pariser Polizei - und gerät zufällig an die Papiere eines toten Schriftstellers. Er nimmt sie an sich, gibt sich fortan als er aus und reist nach Marseille. Dort begegnet er Marie (Paula Beer), der Frau des Mannes, dessen Identität er notgedrungen geklaut hat... Die Parallelen zwischen Gegenwart und Heute werden intelligent und aufwühlend aufgezeigt, Beer und Rogowski spielen brillant und es gibt eine tüchtige Prise Film-noir-Vibes in sonnig-kontemporären Bildern. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 31. Mai 2024
Carpenter Brut: Hellfest 2023 (Konzertfilm, 2023) Musik, als würde man in einem John-Carpenter-Film oder einem Giallo festsitzen - bis der Knoten platzt und ein Cover aus einem 80er-Bruckheimer-Blockbuster (mit produktionshistorischem Horrorkino-Bezug) für den energiereich-heiteren Rausschmiss sorgt: Carpenter Brut steht für einen manchmal atmosphärischen, meist dröhnenden Hybriden aus Synthwave und Metal. Das knallt, wabert und wummst, dass es eine Freude ist! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 16. Juni 2024
Spielerepublik Deutschland (Dokumentation, 2023) Innerhalb von 90 Minuten blickt diese Doku auf mehrere Brettspielentwickler*innen aus Deutschland: Was hat sie zu ihrem Beruf geführt, wie steht ihre Familie dazu und wie ist eigentlich das Verhältnis zur Konkurrenz in diesem Metier? Außerdem gibt es Einblicke in die Geschichte und Wirkung des Preises "Spiel des Jahres". ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 30. November 2025
Paul oder die Zerstörung eines Hörbeispiels (Hörspiel-Dekonstruktion, 1969) Was wie ein Informationsbeitrag über den Alltag eines Lastwagenfahrers beginnt, wird zu einem assoziativen Wust aus narrativem Hörspiel, introspektivem Gedankenwust und Nachrichtenschnipseln. So kreiert Wolf Wondratscheck einen dezent unwohlig-bedrückenden, teils aber auch absurd-komischen Klangteppich, der uns vor die Herausforderung stellt, dort Sinn und Ordnung herzustellen, wo nicht zwingend Sinn und Ordnung herrschen. (Hinweis: Das Hörspiel enthält schwere rassistische Sprache) ARD-Audiothek, mir unbekanntes Ablaufdatum
Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei".
Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.
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