Swimming Pool (Psychothriller, 2002) Was Europäer so alles über Schwimmbecken zu erzählen haben... Zwischen Jacques Derays Der Swimmingpool und Luca Guadagninos A Bigger Splash kam François Ozons Swimming Pool: Ein delikat-voyeuristischer Psychothriller mit Charlotte Rampling, Ludivine Sagnier und Charles Dance in einem sinnlich-eleganten Spiel von Lug, Trug, mehreren Handlungsebenen und Mord. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 8. Februar 2024
Die Spur des Fremden (Film noir, 1946) In diesem Film noir von Orson Welles und mit Orson Welles, Edward G. Robinson, Loretta Young, Richard Long sowie haufenweise Uhren-Symbolik macht ein Ermittler Jagd auf einen ranghohen Nazi. Dieser war federführend in der Erschaffung der KZ und ist nach dem Krieg in den USA untergetaucht, wo er ein unauffälliges Berufs- und Liebesleben führt. Für Welles ein Film mit vergleichsweise zurückhaltendem Stilwillen, aber noch immer von markantem Schattenwurf und visuell wiederholt unterstrichenem Subtext geprägt. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 10. Februar 2024
Vom Lokführer, der die Liebe suchte (Pittoreskes Drama, 2018) Nicht vom Titel abschrecken lassen, hier gibt es keine Schmonzette der Marke Rosamunde Pilcher: In einem Vorort Bakus rattert die Dampflok direkt an den Häusern der armen Bevölkerung vorbei. Als eines Tages ein Lokführer die Wäsche einer Unbekannten mitreißt, und ihm so ein BH entgegen geschleudert wird, beschließt er, das teure Kleidungsstück der rechtmäßigen Besitzerin zurückgeben. Nur wer ist es? Die dialogfreie, deutsch-aserbaidschanische Produktion erstrahlt in einer verspielten Farbwelt - etwas ausgebleicht, aber auch kontrastreich. Die Figuren agieren ebenfalls kindlich-überspitzt, womit Regisseur Veit Helmer dem potentiell schmierigen Stoff eine naive Unschuld gibt. Als wäre Emir Kusturica an einem milden Tag auf die Idee gekommen, den Stil von Aki Kaurismäki mit Versatzstücken von Jean-Pierre Jeunet einzufangen und in Aserbaidschan einen Film zu drehen, wie er in den frühen 1990ern sonderbarerweise im ARD-Kinderprogramm gelaufen wäre. Klingt spezieller, als es in all seinem kauzig-freundlichen Charme ist! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 15. April 2024
aspekte: Analoge Medien neu entdeckt - Die Renaissance des Sinnlichen (Kulturmagazin-Reportage, 2023) Das Kulturmagazin aspekte ist oftmals viel kreativer und bietet tiefere thematische Einblicke als die deutlich reichweitenstärkere, im direkten Programmvorfeld laufende Satiresendung, in der nahezu wöchentlich über aspekte hergezogen wird. In letzter Zeit imponierte mir diese Ausgabe ganz besonders - was angesichts meiner Faibles wenig überraschend ist: In dieser Ausgabe wird über das kulturelle Comeback der haptischen Kunst und Kommunikation gesprochen. Mit bemerkenswerten Anekdoten über Postkarten, analogen Filmschnitt, Videosammlungen mit aufregenden (und erregenden) Fundstücken und der Im Westen nichts Neues-Filmmusik. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 10. Januar 2025
Worakls: Passengers (Konzert, 2024) Der französische DJ und Elektro-Tanzmusik-Produzent Worakls bringt mit Streich- und Blechblasinstrumenten sowie Synthesizern Klangstilistiken aus der Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Das Ergebnis ist ein wuchtiger, dynamisch-mitreißender Sound, der so auch in einem klanglich ambitionierten Big-Budget-Spektakel funktionieren könnte. Gefilmt wurde in der Vasarely-Stiftung in Aix-en-Provence, der "Stadt des Glücks". Und somit wird auch optisch Nostalgie, Futurismus und Retro-Futurismus zu einem stimmigen Ganzen vermengt. Schönes Gesamterlebnis. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 20. Januar 2026
Angriff der Terror-Zombies (B-Movie-Hommage, 2014) Journalist, Autor und Musiknerd Veit König lässt sein Filmgeek-Herzen ganz laut pochen: In seinem schräg-spaßigen Hörspiel (Regie: Thomas Leutzbach) verneigt er sich mit Witz, Verve und Liebe zum Absurden vor Schundfilmern sowie Schundfilmen. Das Ergebnis ist knapp eine Stunde Hörvergnügen zwischen Ed Wood, Planet Terror-eskem Grindhouse-Tribut und Ed Wood. Besonderes Schmankerl: Die Stimmbesetzung mit Andreas Fröhlich (Bob Andrews, John Cusack, Edward Norton), Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan), Tobias Meister (Brad Pitt, Jack Black, Robert Downey Jr.), Cathlen Gawlich (Elizabeth Banks, Melanie Lynskey) und Helmut Krauss (Nachbar Paschulke, James Earl Jones, Samuel L. Jackson in Pulp Fiction und Kill Bill Vol.2)! ARD-Audiothek, abrufbar bis zum 30. Dezember 2099
Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.
Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei".
Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.
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