Es ist wieder "Hinterher werden alle Gewinner:innen sowas von offensichtlich sein"-Zeit!
Bester Animationsfilm
- Guillermo del Toro's Pinocchio
- Das Seeungeheuer
- Marcell the Shell with Shoes On
- Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch
- Rot
Auch wenn Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch seit Ende Dezember kontinuierlich neue Fans gewinnt und beispielsweise der Held des filmaffinen Internets ist (zweitbestbewerteter Film des Jahres 2022 bei Letterboxd): Ich denke, dass es hier keinen Weg gibt, der an Pinocchio vorbeiführt. Dafür ist sein Ansehen in der Filmbranche zu gut, sind seine Besprechungen in der Breite zu positiv, ist del Toros Anziehungskraft innerhalb der Academy zu groß.
Und auch wenn mein Herz etwas lauter für den Kater schlägt: Es wäre ein verdienter Sieger.
Bestes adaptiertes Drehbuch
- Im Westen nichts Neues, Edward Berger, Lesley Paterson & Ian Stokell
- Top Gun: Maverick, Peter Craig, Ehren Kruger, Justin Marks, Eric Warren Singer & Christopher McQuarrie
- Living, Kazuo Ishiguro
- Glass Onion, Rian Johnson
- Die Aussprache, Sarah Polley
Ich glaube, das Rennen wird sich zwischen Im Westen nichts Neues, der seit Wochen im englischsprachigen Raum ordentlich an Zugkraft zulegt, und Sarah Polleys wenig gesehene, aber viel bewunderte Romanadaption Die Aussprache entscheiden. Knapp sehe ich Polley vorne: Es ist die Kategorie, um dem Film etwas Liebe zukommen zu lassen, und vereint die Votingfraktion "Starke Dialoge" mit diejenigen, die eine starke Erzählstruktur würdigen.
Bestes Original-Drehbuch
- Triangle of Sadness, Ruben Östlund
- The Banshees of Inisherin, Martin McDonagh
- Everything Everywhere All at Once, Daniel Kwan & Daniel Scheinert
- Die Fabelmans, Steven Spielberg & Tony Kushner
- Tár, Todd Field
Selbst in einem Jahr, in dem sich das Klima innerhalb der Filmindustrie nicht für die schräge Art von Everything Everywhere All at Once geöffnet hätte, wäre der Film hier ein Topkandidat. Dieses Jahr und nach den zahlreichen Auszeichnungen erst recht.
Beste Kamera
- Im Westen nichts Neues, James Friend
- Elvis, Mandy Walker
- Empire of Light, Roger Deakins
- Tár, Florian Hoffmeister
- Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten, Darius Khondji
Ich denke, das machen Im Westen nichts Neues, Elvis und Tár unter sich aus. Und tippe mal auf die hypnotische Sogkraft von Elvis.
Beste Kostüme
- Babylon, Mary Zophres
- Black Panther: Wakanda Forever, Ruth E. Carter
- Elvis, Catherine Martin
- Mrs. Harris und ein Kleid von Dior, Jenny Beavan
- Everything Everywhere All at Once, Shirley Kurata
Der "Wow, das und das und das ikonische Outfit haben die aber sehr gut getroffen"-Effekt könnte Elvis zum Sieg bringen.
Bester Schnitt
- The Banshees of Inisherin, Mikkel E.G. Nielsen
- Tár, Monika Willi
- Elvis, Jonathan Redmond & Matt Villa
- Everything Everywhere All at Once, Paul Rogers
- Top Gun: Maverick, Chris Lebenzon & Eddie Hamilton
Noch bevor sich abgezeichnet hat, dass Everything Everywhere All at Once von den großen Filmpreisen akzeptiert wird, meinte ich: Dieser Film müsste den Oscar für den besten Schnitt gewinnen.
Ich werde diese Haltung jetzt nicht verraten, indem ich einen anderen als Sieger vorhersage.
Ich werde diese Haltung jetzt nicht verraten, indem ich einen anderen als Sieger vorhersage.
Bestes Produktionsdesign
- Avatar: The Way of Water, Dylan Cole, Ben Procter & Vanessa Cole
- Babylon, Florencia Martin & Anthony Carlino
- Elvis, Catherine Martin & Karen Murphy
- Die Fabelmans, Rick Carter & Karen O'Hara
- Im Westen nichts Neues, Christian M. Goldbreck, Ernestine Hipper
So viele detailreich ausstaffierte Sets in Babylon, kann das die generell spaltende Art des Films übertrumpfen?
Bester Dokumentarfilm
- All that Breathes
- All the Beauty and the Bloodshed
- Fire of Love
- A House Made of Splinters
- Navalny
Die Doku-Sparte bringt mich regelmäßig zur Verzweiflung: Sage ich den vermeintlich sicheren Gewinnerfilm vorher, gewinnt eine Überraschung. Und umgekehrt. Für mich entscheidet es sich dieses Jahr zwischen Fire of Love (hervorragende Kritiken, wird für seine Bildgewalt und seine Emotionalität gefeiert, ist dank Disney+ leicht zugänglich und hatte somit viel Zeit, Buzz zu gewinnen) und All the Beauty and the Bloodshed (thematisch schwerer, aufwühlender und "wichtiger", spricht über die Relevanz von Medien). Ich gehe dieses Jahr auf "Relevanz" statt "Gefühl".
Bester Doku-Kurzfilm
- Die Elefantenflüsterer
- Haulout
- How Do You Measure a Year?
- The Martha Mitchell Effect
- Stranger at the Gate
Meine Prognose: Die Horden an Walrössern ziehen die Aufmerksamkeit der Oscar-Stimmberechtigten auf sich.
Bester internationaler Film
- Argentina, 1985, Argentinien
- Im Westen nichts Neues, Deutschland
- Close, Belgien
- The Quiet Girl, Irland
- EO, Polen
Pans Labyrinth verlor einst in dieser Kategorie gegen Das Leben der Anderen, obwohl del Toros Film auch in weiteren Sparten nominiert war. Es wäre also ausgleichende Gerechtigkeit, wenn dieses Mal ein vielfach nominierter deutscher Film den vermeintlich sicheren Oscar versäumt. Doch es wäre auch eine statistisch unweise Prognose. Müsste ich raten, wer in einer Wiederholung des 20 Jahre zurückliegenden Ereignisses dem Antikriegsfilm ein Schnippchen schlägt: Mein Gefühl sagt The Quiet Girl.
Bestes Makeup & Hairstyling
- Im Westen nichts Neues
- The Batman
- Black Panther: Wakanda Forever
- Elvis
- The Whale
Die tollen Frisuren in Elvis (plus die zusätzlichen Pfunde an Austin Butler gen Ende) gegen die zusätzlichen Kilos on The Whale und Colin Farrell Verwandlung in The Batman. Oder zieht Im Westen nichts Neues mit seinem rundum großen Buzz davon? Nur das Marvel-Sequel erscheint mir hier trotz guter Arbeit eine unwahrscheinliche Wahl, und sage: Elvis hat einfach mehr Razzle Dazzle und gewinnt daher.
Beste Filmmusik
- Babylon, Justin Hurwitz
- The Banshees of Inisherin, Carter Burwell
- Die Fabelmans, John Williams
- Im Westen nichts Neues, Volker Bertelmann
- Everything Everywhere All at Once, Son Lux
Eines Tages wird die Filmgeschichtsschreibung kollektiv den Kopf schütteln, weshalb Babylon bei den Oscars nicht mehr abgeräumt hat. Aber Justin Hurwitz' Ohrwürmer sind zu mitreißend, als dass sie ignoriert werden könnten.
Bester Song
- Lift Me Up aus Black Panther: Wakanda Forever
- This is a Life aus Everything Everywhere All at Once
- Naatu Naatu aus RRR
- Applause aus Tell It Like A Woman
- Hold My Hand aus Top Gun: Maverick
Ich halte den Sieg von Naatu Naatu nicht für derart sicher, wie manche Kolleg:innen. Schließlich kommen zwar die Nominierungen aus der Musiksparte der Academy, während die gesamte Academy über den Sieg entscheidet. Und da rechne ich mit einigen, die RRR nicht gesehen haben und lieber diese Kategorie nutzen, um hier für einen favorisierten Film abzustimmen. Sollte sich hier also beispielsweise Top Gun: Maverick durchsetzen: Ich werde keine verwirrten Fragezeichen über dem Kopf haben. Dennoch: Mein Tipp geht gen Indien, weil sich die großen, ernst(er)en (Abspann-)Nummern gegenseitig auf den Füßen rumtreten.
Bester Animations-Kurzfilm
- The Boy, the Mole, the Fox and the Horse
- The Flying Sailor
- My Year of Dicks
- Ice Merchants
- An Ostrich Told Me the World Is Fake and I Think I Believe It
Hoffentlich verleiht Riz Ahmed den Preis in dieser Kategorie, damit er diese Titel noch einmal vorlesen kann. Und obwohl die Trick-Kurzfilmkategorie seit vielen Jahren sehr mainstreamig ist und oft der niedlichste Nominierte gewinnt: Die stilistisch vielseitige, intim-ehrliche Coming-of-Sexual-Age-Geschichte My Year of Dicks wird gewinnen, so mein Gespür.
Bester Kurzfilm
- An Irish Goodbye
- Le Pupille
- Nattrikken
- The Red Suitcase
- Ivalu
Indikatorpreise und "Es liegt Irland in der Luft" ergeben zusammen diese Prognose.
Bester Ton
- Im Westen nichts Neues
- Avatar: The Way of Water
- The Batman
- Elvis
- Top Gun: Maverick
Top Gun: Maverick brachte die Kinos zum Beben und damit die Kassen zum Klingeln, nun ist es an der Zeit, dafür einen Oscar einzusacken.
Beste Effekte
- Avatar: The Way of Water
- Black Panther: Wakanda Forever
- The Batman
- Im Westen nichts Neues
- Top Gun: Maverick
Es gewinnt nicht jedes Mal der teuerste Film, wie Ex_Machina bewiesen hat. Und nachdem monatelang fehlberichtet wurde, dass Top Gun: Maverick ja komplett praktisch gedreht wurde, könnte die Erkenntnis, wie viel hier top getrickst wurde, den Film an James Camerons Epos vorbeitragen.
Bester Nebendarsteller
- Brendan Gleeson, The Banshees of Inisherin
- Barry Keoghan, The Banshees of Inisherin
- Ke Huy Quan, Everything Everywhere All at Once
- Brian Tyree Henry, Causeway
- Judd Hirsch, Die Fabelmans
Ke Huy Quan hat praktisch alles gewonnen, wofür er in den vergangenen Monaten nominiert wurde. Sehe diese Siegesserie nicht mehr abreißen.
Beste Nebendarstellerin
- Kerry Condon, The Banshees of Inisherin
- Jamie Lee Curtis, Everything Everywhere All at Once
- Stephanie Hsu, Everything Everywhere All at Once
- Hong Chau, The Whale
- Angela Bassett, Black Panther: Wakanda Forever
Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, dass Bassett für "Ein bisschen streng und traurig gucken in einem Marvel-Film" einen Oscar gewinnt, und tippe daher auf "Oh, eine Ikone in einem vielfach beachteten Film"-Gewinnerin Curtis.
Beste Hauptdarstellerin
- Ana de Armas, Blonde
- Michelle Yeoh, Everything Everywhere All at Once
- Cate Blanchett, Tár
- Michelle Williams, Die Fabelmans
- Andrea Riseborough, To Leslie
Es entscheidet sich zwischen Yeoh und Blanchett, in beiden Fällen habe ich jetzt schon die Schnauze voll von den reißerischen Essays und Tweets am Folgetag, in beiden Fällen gewinnt eine starke Schauspielerin in einer großartigen Rolle. Aber ich sage hier Blanchett vorher, die einfach noch eine Spur magnetischer ist in ihrem Film (so jedenfalls meine Meinung) und weil dies die Kategorie ist, wo Academy-Mitglieder, die Tár mögen, am ehesten ihre Begeisterung kanalisieren werden.
Bester Hauptdarsteller
- Paul Mescal, Aftersun
- Colin Farrell, The Banshees of Inisherin
- Austin Butler, Elvis
- Bill Nighy, Living
- Brendan Fraser, The Whale
Es ist fatal, auf die "Willkommen zurück"-Narrative reinzufallen, schließlich hat Mickey Rourke auch keinen Oscar für The Wrestler bekommen. Aber da alle Zeichen darauf deuten, dass beim Nebendarsteller sehr wohl diese Karte gespielt wird, tippe ich hier ebenfalls darauf, dass sich die Academy in einer sentimentalen Stimmung befindet.
Beste Regie
- Ruben Östlund, Triangle of Sadness
- Martin McDonagh, The Banshees of Inisherin
- Daniel Kwan & Daniel Scheinert, Everything Everywhere All at Once
- Steven Spielberg, Die Fabelmans
- Todd Field, Tár
Wenn die Daniels diesen Oscar nicht gewinnen, wird "Bester Film" nochmal richtig spannend.
- Im Westen nichts Neues
- Avatar: The Way of Water
- The Banshees of Inisherin
- Elvis
- Everything Everywhere All at Once
- Die Fabelmans
- Tár
- Top Gun: Maverick
- Die Aussprache
- Triangle of Sadness
Wären die vielen Indikatorpreise nicht gewesen, ich würde denken, dass der Film "zu seltsam" für Branchenpreise ist, aber so langsam zieht das Argument nicht. Aber wenn ein Film Everything Everywhere All at Once ausstechen könnte, dann The Banshees of Inisherin.
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