Platz 30: Peter Hase 2 (Regie: Will Gluck)
Drei Jahre nach seinem überraschend erfolgreichen und überraschend gewitzt-charmanten Peter Hase setzt Regisseur Will Gluck die Geschichte des rotzbengeligen, dennoch herzlichen Langohrs fort. Und dieses Mal unterstreichen Gluck und der mit ihm für das Drehbuch verantwortliche Patrick Burleigh die Selbstironie des Vorgängers doppelt und dreifach! Peter Hase 2 handelt unter anderem davon, dass die liebenswürdigen, harmlosen Kindergeschichten der Autorin Beatrix Potter aufgrund des Drucks eines Geschäftsmanns (herrlich schmierig-grinsbackig: David Oyelowo) für eine massentauglichere, modernere Weiterverwertung frecher, lauter, größer und wilder werden sollen. Der Metahumor glänzt, der Slapstick hat tolles Timing, die flauschigen Figuren aus Teil eins werden schön weiterentwickelt und es gibt einen herrlich komischen Heist auf einen Bauernmarkt. Deadpool 2 trifft Paddington 2, was für ein Spaß! (Noch dazu einmal mehr kongenial synchronisiert mit Christoph Maria Herbst in Höchstform.)
Platz 29: Spider-Man: No Way Home (Regie: Jon Watts)
Ein großes Meta-Festival zu feierlichen, manchmal auch selbstkritischen Ehren des filmischen Spider-Man-Erbes und des Stands des Marvel Cinematic Universe, voller engagiert-amüsierter Superhelden-Performances, jeder Menge Witz und einer erstaunlich raffiniert eingefädelten Weiterentwicklung des Charakters Peter Parker. In der Mitte zieht er sich ein klein wenig, weshalb ich diese Popcornparty nicht noch höher in den Top 30 ansiedle. Trotzdem ein toller Abschluss der Home-Trilogie!
Platz 28: Yes, God, Yes (Regie: Karen Maine)
In schlanken, prägnanten 78 Minuten lässt Regisseurin und Autorin Karen Maine das Umfeld wieder aufleben, in dem sie einst ihre Sexualität entdeckt hat. Nämlich das unerotischste Umfeld, das sie sich als weiße US-Amerikanerin aus Iowa vorstellen kann: Katholische Jugendfreizeiten. Hauptdarstellerin Natalia Dyer spielt die neugierige, verschreckte, eine rebellische Ader und umso mehr Schuld entwickelnde Protagonistin brillant, die Dialoge sind (inklusive ihres christlichen Pathos) wie aus dem Leben gegriffen und wie Maine Empathie, Zorn und Witz vereint, um ihre Gedanken über Doppelmoral zu verarbeiten, ist einfach klasse.
Platz 26: Pieces of a Woman (Regie: Kornél Mundruczó)
Vanessa Kirby und Shia LaBeouf geben wahre Tour de Forces als Pärchen ab, das nach einer Fehlgeburt versucht, zurück in den Alltag zu finden. Rechtsstreitigkeiten, Familienstress, Schuldzuweisungen, in sich hineingefressene Schuld, Zorn und emotionale Abgestumpftheit ergeben einen explosiven Gefühlscocktail, den Kornél Mundruczó mit kühler Zielstrebigkeit einfängt. Auf Ellen Burstyns improvisierten, konfusen Wutmonolog mittendrin könnte ich verzichten, aber allein schon das die Kehle zuschnürende Intro sichert dem Film eine Position in diesem Ranking.
Platz 25: Die Erlösung der Fanny Lye (Regie: Thomas Clay)
1657 in England: Zwei unbekleidete Fremde (Freddie Fox & Tanya Reynolds) suchen Unterschlupf auf der Farm des Kriegsveteranen John Lye (Charles Dance), der ein straffes Regiment auf seinem Grund und Boden führt. Doch die religiös liberalen, eloquenten jungen Leute fangen an, Johns Gattin Fanny (Maxine Peake) von Selbstbestimmung und sexueller Freiheit zu überzeugen und seinen Sohn... haltet euch fest... mit Spielen zu bespaßen! Das ist reinster Schock und Horror in Johns Augen, und so kommt es, wie es kommen muss: Ein Machtspiel zwischen den Weltanschauungen beginnt. Thomas Clay inszeniert dies als packenden Slowburner voll Sinnlichkeit, hervorragenden Monolog-Wettbewerben und fesselnden Performances. Große Klasse.
Platz 24: inside (Regie: Bo Burnham)
Bo Burnhams absurdes Kammerspiel inside vereint Comedyspecial-Duktus, Pandemie-Echokammer, Depressionstalk und seufzendes Generationenselbstporträt zu einer unwiderstehlichen Mischung aus Galgenhumor, medialer Selbstkritik, Ohrwürmern, Eskapismus und entnervtem Lachen in den bunt schimmernden Abgrund. Und ein bisschen UMBERTO! ist es auch.
Platz 23: Seitenwechsel (Regie: Rebecca Hall)
Rebecca Hall empfiehlt sich mit ihrem Langfilm-Regiedebüt Seitenwechsel (oder, wie es im Original deutlich treffender betitelt ist: Passing) als Top-Regisseurin, die wir alle im Blick behalten sollten. Ihre Romanadaption über zwei einst befreundete Schwarze, die unterschiedliche Lebensentwürfe haben, abhängig davon, wie sehr sie als weiß durchgehen, ist sensible Charakterstudie, stichelnde Gesellschaftskritik und großartige Bühne für Ruth Negga und Tessa Thompson, um schauspielerisch aus den Vollen zu schöpfen.
Platz 22: Nobody (Regie: Ilja Naischuller)
Manchmal sind es die einfachen, unscheinbaren Dinge, die so richtig einschlagen. Wie Nobody von Hardcore Henry-Regisseur Ilja Naischuller, ein wunderbar geradliniger Actionfilm, der dank eines großartig aufgelegten Bob Odenkirk, launig-herber Actionchoreografie, eines spaßigen Schurken und seines knackigen Erzählflusses einfach mächtig Bock macht. Jeder Kinobesuch war eine Sause!
Platz 21: The Power of the Dog (Regie: Jane Campion)
Jane Campions Western-Drama The Power of the Dog ist ein atmosphärischer Blick auf Menschen, die sich abschotten, indem sie Rollen einnehmen, aus denen sie ihr wahres Ich nur selten durchbrechen lassen. Der gesamte Cast spielt bemerkenswert, allen voran Benedict Cumberbatch und Kirsten Dunst. Der Score von Johnny Greenwod ist intensiv, die Bildwelten rau und die Charaktere höchst sensibel, selbst wenn sie alles tun, außer sich dies einzugestehen.
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