Taylor Sheridan ist ein Name, den sich
Filmliebhaber merken sollten. Nach einer TV-Schauspielkarriere, die
unter anderem Veronica Mars und Sons of
Anarchy umfasst, startete Sheridan als Drehbuchautor durch
– und lieferte mit dem nach intensiver Recherche entstandenen
Sicario prompt einen Kracher ab. Der von Denis
Villeneuve inszenierte Thriller nutzte eine unter die Haut gehende,
schleichend intensiver werdende Geschichte über den Kampf gegen die
mexikanischen Drogenkartelle, um ein doppelbödiges moralisches Bild
zu skizzieren.
Mit Hell or High Water,
dem mehrfach für wichtige Filmpreise nominierten, zweiten Film nach
einem Sheridan-Skript, erwartet das geneigte Publikum eine Story mit
nicht ganz so stark reduzierten Dialogen und subtil brodelnder
Suspense. Stattdessen ist dieser Neo-Western-Krimi mit seinem
pechschwarzen, staubtrockenen Humor eine Art "No
Country for Old Men light". Die von David Mackenzie
(Perfect Sense) in Szene gesetzte Story ist nicht
ganz so abstrus, nicht ganz so grimmig, nicht ganz so kryptisch wie
der Coen-Brüder-Geniestreich aus dem Jahr 2007. Dafür ist Hell
or High Water einen Hauch zugänglicher und geradliniger.
Nicht zuletzt deshalb, weil die ihn an No Country for Old
Men erinnern lassenden Beobachtungen über texanische
Eigenheiten, das dort schleichende Eintreffen der Moderne und den
Überlebenskampf der alten Garde hier nur als kleine, pointierte
Randbemerkungen daherkommen.
Hauptsächlich ist Hell or
High Water schlicht die Geschichte zweier Brüder (Chris
Pine und Ben Foster), die eine Bank nach der anderen ausrauben, und
des gemächlichen Texas-Ranger-Duos (Jeff Bridges & Gil
Birmingham), das ihnen nachjagt. Der zentrale Part kommt dabei dem
Bankräuber-Brüdergespann zu. Zwar ist es ungeheuerlich ermüdend,
wie oft in den Dialogen zwischen ihnen betont wird, dass sie ja
Brüder sind (als würden Sheridan und Mackenzie dem Zuschauer nicht
zutrauen, das nach der zwölften Erwähnung endlich verinnerlicht zu
haben), dennoch ist die Leinwandchemie zwischen Foster und Pine
bestechend: Durch Blicke, Gesten und ihre Stimmlage suggerieren sie
eine komplexe, emotional widersprüchliche Vergangenheit zwischen
ihren Rollen, ohne dass diese explizit ausgesprochen werden muss.
Es wird früh deutlich, dass sie
gänzlich unterschiedliche Menschen sind, die daher auch öfters
Meinungsdifferenzen gehabt haben müssen, die nun aber aus einem
wehmütigen Grund gemeinsam einen Rachefeldzug gegen eine raffgierige
Bankengruppe durchziehen. Pine ist dabei der besonnenere Part,
während Foster als zuweilen unberechenbarer Adrenalinjunkie mimisch
auf die Kacke haut – gerade noch so sehr, dass es in diese
sonnengegerbte, staubig-raue Filmwelt passt und nicht in cartoonige
Gefilde umkippt. Jeff Bridges wiederum nuschelt sich mit gewaltiger
"Mir doch alles scheißegal"-Haltung durch seine Szenen,
die in der ersten Hälfte zu den weniger interessanten Aspekten der
Handlung zählen.
Als kurz vor der Rente stehender Texas
Ranger, der streng nach alter Schule vorgeht und die Ermittlungen
behutsam ausbremst, um seinen Ruhestand hinauszuzögern, wirkt
Bridges‘ Rolle am Reißbrett entworfen. Das trockene Geplänkel mit
seinem Partner und die gewitzt texanisches Lokalkolorit zeigenden
Zwischenstationen bei dieser Bankräubersuche machen diese Szenen
dennoch amüsant genug, um nicht als Bremsklötze dieses Neo-Westerns
daherzukommen. Trotzdem sind es erst spätere Szenen, in denen die
dramaturgische Fallhöhe steigt, die diesem Handlungsfaden den
nötigen Schuss zu geben, um mit Pine/Foster mitzuhalten.
Von Giles Nuttgens (Dom
Hemingway) in routinierten Landschaftspanoramen des
weitläufigen US-Bundesstaates eingefangen und mit einem
schneidenden, krachenden Soundmix versehen, ist Hell or High
Water schlussendlich ein handwerklich bemerkenswerter,
dennoch wenig spektakulärer Genrevertreter. Als leicht verdaulicher,
jüngerer No County for Old Men-Bruder im Geiste
und Wegzehrung bis zur Sicario-Fortsetzung wird
die dramatische sowie schwarzhumorige Gangsterposse Genrefans
zufriedenstellen – doch Gelegenheitskinogänger sollten der
zahlreichen Awards-Nominierungen zum Trotz nicht denken, dass hier
ein Ausnahmefilm auf sie wartet.