Hauptsächlich ist Kate Beckinsale als
in engen Lack-und-Leder-Kostümen gekleidete Hauptdarstellerin von
Actionfilmen bekannt. Die britische Schauspielerin auf Performances
wie ihren Underworld: Blood Wars-Auftritt zu
reduzieren, wäre jedoch eine schreiende Ungerechtigkeit. Beckinsales
Karriere nahm ihren Anfang mit einer Shakespeare-Adaption, es folgten
einige Kritikerlieblinge wie Last Days of Disco – Nachts
wird Geschichte gemacht. Zudem darf ihre akzentuierte
Nebenrolle in Martin Scorseses Aviator nicht
vergessen werden.
Insofern dürfte Love &
Friendship als Befreiungsschlag oder zumindest als Rückkehr
zu alter Form aufgefasst werden. Denn unter der Regie von Whit
Stillman (Metropolitan) mimt Beckinsale in dieser
93-minütigen Kostüm-Dramödie eine gerissene, eloquente Dame, die
zwar einen gewissen Ruf weg hat, jedoch dank ihres gut situierten
Verhaltens gesellschaftliches Ansehen genießt. Mit dem ihr
zukommenden Respekt und ihrem messerscharfen Verstand bewaffnet,
manipuliert sie ihr Umfeld auf gewitzte Weise und sorgt so dafür,
ihrer Tochter einen angemessenen Ehemann zu beschaffen.
Die Geschichte der verwitweten,
hellwachen Manipulatorin namens Lady Susan Vernon basiert auf einem
posthum veröffentlichten Briefroman der einflussreichen
Schriftstellerin Jane Austen. Als Austen-Verehrer machte es sich
Stillman zur Aufgabe, dieses aufgegebene, die spätere Brillanz der
britischen Autorin in Ansätzen zeigende Frühwerk umzudichten: Es
sollte in Prosa umgetextet, leinwandtauglich verformt und dabei um
die für Austen typischen, geschliffenen Dialoge und Situationen
bereichert werden.
Diese an sich selbst gestellte Aufgabe
vollbringt der ehemalige Harvard-Student weitestgehend: Zwischendurch
sprühen in diesem Ende des 18. Jahrhunderts spielenden
romantisch-komödiantischen Intrigenspiel geradezu die Funken vor
zeitgemäßen, aber süffisanten Dialogen. Vor allem, wenn Beckinsale
als Lady Susan Vernon gemeinsam mit ihrer Eingeweihten Alicia Johnson
(augenzwinkernd-staubtrocken: Chloë Sevigny) das Verhalten Anderer
analysiert oder sie mit elegant-verschmitztem Lächeln gegenüber
Alicia einfach nur prahlt. Ebenso sind sämtliche Szenen mit Tom
Bennett (Mascots) eine wahre Wonne – mit
markant-britischer Noblesse gibt er einen einfältigen, ungebildeten
Gentleman, dem bei seinen strunzdämlichen Nachfragen und unsinnigen
Erklärungen stets ein seliges Grinsen ins Gesicht geschrieben steht.
Auch, wenn Stillman die steife
Inszenierung aufbricht, etwa indem er Brieftexte visualisiert oder
pointierte Zwischenschnitte setzt, wächst Love &
Friendship weit über den Status „Und noch eine
Austen-Verfilmung von der Stange“ hinaus. Wenn Lady Susan aber mal
die Zügel etwas lockerer lässt oder gar für etwas längere Zeit
von der Bildfläche verschwindet, und Stillman sich inszenatorisch
darauf verlässt, in weiten Bildern die prächtigen Kostüme sowie
prunkvollen Gemächer seiner handelnden Figuren abzufilmen, dann
stumpft diese freie Literaturadaption zügig ab. Der Musik aus der
Gregorianischen Ära referenzierende, abwandelnde und abspielende
Soundtrack (Komponist: Mark Suozzo) bietet Kennern klassischer Musik
zwar auch in diesen Durststrecken einen Mehrwert, trotzdem bleibt
Love & Friendship ein zwischen Wortgewandtheit
und Stillstand changierender Kostümfilm, der sich primär für
Austen-Liebhaber und Beckinsale-Fans empfiehlt.
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