Die Ränge 35 bis 11 haben wir bereits hinter uns, also fehlen selbstredend noch die Top Ten der Produktionen, die mich 2017 am meisten in Verzückung versetzt haben. Welche Filme haben mich am hibbeligsten zurückgelassen, wo glühte mein Cineastenherz am wärmsten? Ehe diese Fragen beantwortet werden, möchte ich noch ein paar, finale
Ehrennennungen loswerden, um Filmen Tribut zu zollen, denen ich nicht genug Applaus zukommen lassen kann - und die mir Kopfweh bereitet haben, als ich an meiner Topliste saß und Kürzungen vornehmen musste. Doch nur, weil sie nicht den Sprung in das eigentliche Ranking geschafft haben, heißt das nicht, dass ihr diese Filme einfach so ignorieren solltet, wenn ihr sie noch nicht kennt!
Sehr großen Spaß hat mir etwa
Spider-Man: Homecoming bereitet, der (episodenhaft) Sony-Komödie und Marvel-Action verschränkt und wegen des etwas langgezogenen Finales ganz knapp die Top 35 verpasst hat. Betörend schön und anders ist derweil
Die rote Schildkröte, ein (praktisch) dialogfreier Trickfilm, der von Survivalgeschichte zu esoterischem Märchen wird, und der mich beim Gucken umgehauen hat. Allerdings blieb er weniger in meiner Erinnerung haften als die Top 35, die ich hier präsentiere. Ein visueller und akustischer Genuss, der hier Erwähnung finden muss, ist natürlich der Slow-Burner-Sci-Fi-Film
Blade Runner 2049, der den Vorgänger fesselnd ausbaut, mir den Plot aber dezent zu gimmickhaft aufzieht, als dass ich mich den Lobeshymnen vollauf anschließen würde. Dennoch ein starkes Stück Kino, bei dem ich mich auf den Rewatch freue.
Ein weiterer Film, bei dem ich nicht so laut juble, wie einige aus dem Kollegium, und den ich trotzdem nur wärmstens empfehlen kann: Der goldige
Paddington 2, der sehr hübsch aussieht, wundervoll-warmherzig ist ... aber in meinen (und offenbar auch nur meinen) Augen nicht ganz an die Brillanz und Cleverness des Vorgängers heranreicht. Komplettes Kontrastprogramm bietet
Rammstein: Paris, der wahnwitzig inszeniert ist und so den Rausch eines Konzerts gut imitiert - bei dem aber leider die Songauswahl eine Länge zu viel hat (oder einen In-die-Fresse-Volltreffer zu wenig), um in diesem hart umkämpften Jahr die Charts zu entern. Dann wäre da noch der Coming-of-Age-Sommerferien-Horror
Es, der die Stephen-King-Formel mit sehr guten Kinderdarstellern und einer dezenten Prise Humor lobenswert umsetzt. Und zu guter Letzt muss ich mich für
Amelie rennt aussprechen, einen großartigen deutschen Familienfilm mit tollen Bildern, überzeugenden Performances und einer wunderbar komplexen Tonalität. Anschauen, Leute!
Aber Schluss mit der Vorrede. Ihr seid für die Top Ten hier, und die sollt ihr nun bekommen!
Platz 10: Mein Leben als Zucchini (Regie: Claude Barras)
Manchmal schreibt das Leben die besten Filmbesprechungen. So im Fall der Stop-Motion-Tragikomödie
Mein Leben als Zucchini, die aus Sicht eines neunjährigen Vollwaisen (mit traumatischem Familienhintergrund) vom Leben in einem Kinderheim berichtet. Ich sah den Film in einer regulären Sonntagmittagvorstellung und saß neben einer jungen Mutter und ihrer Tochter im Grundschulalter. Als der Abspann begann, war die Mutter in Tränen aufgelöst, woraufhin die aufgrund des eben gesehenen Films strahlende Tochter irritiert fragt: "Mama ... Was ist denn?" Die Mutter antwortet, während sie versucht, die Tränen zu stoppen: "Ach ... nichts ... der Film ..." Die Tochter fragt ratlos, im knuffigsten nur denkbaren Ton: "Aber ... der war doch lustig?" Ich werfe der Mutter einen mitleidigen, wissenden Blick zu, sie lacht kurz auf, weint weiter. Die Mutter umarmt ihre Tochter, gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und sagt: "Ach, Liebes, ich bin einfach nur froh, dass wir uns haben."
Platz 9: Battle of the Sexes - Gegen jede Regel (Regie: Jonathan Dayton und Valerie Faris)
Eine Dramödie, die ein wahres Sportereignis nimmt, um anhand dessen mit Nachdruck und dennoch auch mit viel Witz ein gesellschaftliches Problem anzusprechen: Dieses Subgenre kann, wenn es mit Verve, Passion und inszenatorischer Energie angepackt wird, bei mir sehr viel erreichen. Nach längerem Mangel in dieser Hinsicht trifft das
Ruby Sparks-Regieduo Jonathan Dayton & Valerie Faris mit
Battle of the Sexes - Gegen jede Regel bei mir genau ins Schwarze: Simon Beaufoys Skript setzt die wahre Geschichte eines medial enorm aufgeblasenen Showkampfes zwischen dem alten Tennishasen Bobby Riggs und der sehr fähigen Tennisspielerin Billie Jean King vor den Hintergrund des feministischen Kampfes der frühen 70er-Jahre und der damaligen Tabuisierung von Homosexualität.
Die drei Themen werden von Beaufoy mit beeindruckender Eleganz zu einem einzelnen Handlungsstrang verwoben und Dayton & Faris inszenieren den Stoff mit so großer Fallhöhe, dass mir als Sportmuffel bei den gezeigten Tennis-Matches der Atem stockt, sowie mit einer Empathie erzeugenden, spielerischen Leichtigkeit, die dafür sorgt, dass
Battle of the Sexes nicht zum überkitschten Problemfilm wird.
La La Land-Kameramann Linus Sandgren erzeugt mit seinen kontrastreichen, soft beleuchteten Super-35-Bildern nicht nur nostalgische Gefühle, sondern verleiht dem eh schon Funken sprühenden Zusammenspiel zwischen Emma Stone alias Billie Jean und ihrem Schwarm (Andrea Riseborough) eine intensive, verhuschte Sinnlichkeit. Stone ist hier eh über alle Zweifel erhaben, Carell ist als Großkotz Bobby Riggs, der sich vor der Kamera zwecks Promofaktor als Überchauvinist hochstilisiert, irrwitzig und wie Beaufoy den Unterschied zwischen einem Machomaul und strukturellem Sexisimus skizziert, ist nicht nur klug gemacht, sondern auch wichtiger Bestandteil dieser inspirierenden, effektiv zum Griff nach den (sprichwörtlichen) Waffen aufrufenden Dramödie. Ein Muss, wahrlich nicht nur für Sportfilmfreunde!
Dass es jemals ein Konzertfilm in meine Jahres-Top-Ten schafft, hätte ich wohl auch nie zu träumen gewagt. Und da sind wir nun:
Hans Zimmer Live ist einer meiner zehn liebsten Filme des Jahres 2017. Konsequent, schließlich ist
Hans Zimmer Live wohl auch der Konzertbesuch, der mir in meinem bisherigen Leben am imposantesten in Erinnerung geblieben ist. Ich bin halt großer Fan der Arbeit unseres Exportkomponisten, und ich wüsste nicht, wann es zuletzt einen Kinofilm gegeben gab, der eine dermaßen hohe Dichte an umwerfender Musik geboten hat wie
Hans Zimmer Live. Dieser Konzertfilm ist allerdings mehr als nur eine Abfolge großartiger Suiten, in denen Zimmer Melodien aus Filmen wie der
Pirates of the Caribbean-Saga,
Inception und
Crimson Tide zu fetzig-rockigen Stücken neuarrangiert. Regisseur Tim van Someren fing die farbintensive Lichtshow dieser Konzertreihe eindrucksvoll ein und schaffte es zudem,
durch kleine, feine Randbeobachtungen dem Publikum ein Gefühl für Zimmers Musikertruppe zu geben. Solche Details wie die wechselnden Outfits von Nick Glennie-Smith oder die unterschiedliche Bühnenpräsenz der als Engelchen und Dämonin bezeichnenden Perkussionistinnen geben dem Treiben auf der Bühne zusätzlichen Flair. Dadurch, ulkige Bewegungen oder so manches, urplötzlich aufblitzendes, breites Lächeln mitzuerleben, entsteht eine Dichotomie: Es ist ein epochales, bombastisches Musikereignis, das hier festgehalten wird, und dennoch fühlen wir uns als Teil eines intimen Treffens befreundeter Musiker, die mit Blicken kommunizieren, während sie ihre Show abziehen. Ich kann mir diesen Konzertfilm immer wieder ansehen - und wäre die Regieführung noch einen kleinen Tacken losgelöster und Zimmer-mäßig unberechenbarer, wer weiß, vielleicht hätte sich
Hans Zimmer Live sogar
noch höher platziert?
Platz 7: mother! (Regie: Darren Aronofsky)
Darren Aronofskys
mother! steht über den Genredefinitionen: Die Geschichte einer jungen Frau, die mit einem älteren Mann verheiratet ist und sich von dessen aus dem Nichts auftauchenden Freunden genervt fühlt, ist Horrorfilm, Psychothriller, pechschwarze Streitkomödie, religiöse Allegorie, thematische Fortsetzung des über Umweltschutz sinnierenden
Noah und Parabel auf das Zusammenleben mit einem Künstler zugleich. Lawrence gibt die Darbietung ihres Lebens und wie Aronofsky hier schrittweise das Geschehen zur Eskalation treibt, ist meisterlich. Auch Javier Bardem, Ed Harris und Michelle Pfeiffer überzeugen in ihren Rollen, die Kameraführung ist auf beeindruckende Weise desorientierend und das Finale muss man einfach erlebt haben!
Was, wenn sich ein komplexer Blick auf die heutigen Macken des Beziehungssuchens und Liebeslebens mit einer verqueren, süffisant-frechen Persiflage auf deutsche Arthouse-Hochnäsigkeit verkuppeln? Ganz einfach: Dabei entsteht
Einsamkeit und Sex und Mitleid, eine farbintensive Dramödie mit markanten Figuren, die allesamt eine faszinierende Gratwanderung vollziehen - sind sie in einer Sequenz dieses Ensemblefilms die Helden, sind sie in einer anderen Passage die Schurken. Somit ist
Einsamkeit und Sex und Mitleid in seiner Weltsicht ausgereifter und abgerundeter als viele der hier durch den Kakao gezogenen Indie-Zeitgeistanalysen, die das deutsche Kunstkino so fabriziert - und gleichzeitig ist diese Romanadaption unfassbar komisch. Obendrein schafft es Regisseur Lars Montag, einige rührende und auch schlicht poetisch-skurrile Momente in den Film zu streuen. Einfach klasse!
Platz 5: Planet der Affen - Survival (Regie: Matt Reeves)
Das Triple-Feature der neuen
Planet der Affen-Trilogie gehörte für mich zu den beeindruckendsten Kinobesuchen 2017 - selten war im Kinosaal während einer Blockbustervorführung so eine emotionale Angespanntheit zu spüren. Und das Highlight kam zum Schluss: Während
Survival hätte man eine Stecknadel im Saal fallen hören können, so sehr stockte dem Publikum der Atem. Und das aus gutem Grund: Im Gewand eines Big-Budget-Spektakels erzählt
Survival eine Mischung aus Kriegsgefangenendrama, Dystopie und Bibelepos. Andy Serkis war nie besser als hier in der Rolle des an seinen eigenen Idealen zweifelnden Affenanführers Caesar, Michael Giacchinos Instrumentalmusik ist ungeheuerlich bewegend und rührend und der Handlungsbogen, der hier geschlagen wird, ist in seiner emotionalen Bandbreite, seinem nachdrücklichen politischen Kommentar und seiner dramatischen Konsequenz einfach erstaunlich.
Yo-Ho, Yo-Ho, Piraten haben's gut ... Aber nicht all zu gut: Käpt'n Jack Sparrow durchläuft eine Pechsträhne, verliert an Glanz und Ausstrahlung und braucht daher dringend ein Abenteuer, das ihm zu seiner alten Gloria verhilft. Was für ein Glück, dass sich gerade eine junge Astronomin und Horologin sowie der Sohn von Will Turner und Elizabeth Swann auf der Suche nach einem sagenumwobenen Artefakt befinden - doch sie werden vom piratenhassenden Geist Käpt'n Salazar verfolgt. Jack muss sich also umso mehr anstrengen, um zu sich zurückzufinden ...
Unter der Regie von Espen Sandberg und Joachim Rønning tauscht der fünfte
Pirates of the Caribbean-Teil den Wahnsinn von Gore Verbinski sowie die malerische Seemannsgarnromantik von Rob Marshall gegen Dreckigkeit aus: Nie waren die Dialoge räudiger, nie sahen die Nebenfiguren (und Käpt'n Jack) verkommener aus. Als Finale der Reihe (was das Marketing in
Salazars Rache hineininterpretiert hat) ist Teil fünf ein solider Abgesang, als möglicher inhaltlicher Wendepunkt, der die Segel für einen völlig anders gearteten sechsten Part setzt, wäre dieses Abenteuer schon deutlich stärker. Was nun Sache sein wird, tja, das wird uns nur die Zukunft verraten. Bis dahin freue ich mich über den fiesen Dialogwitz, Geoff Zanellis vergnügliche Musik und Kaya Scodelarios Carina Smyth sowie über
die Wiedervereinigung, Golshifteh Farahani als Seehexe Shansa (zeigt im potentiellen nächsten Film bitte mehr von ihr!), den Bankraub und die Galgen-Actionsequenz. Für die Zukunft hätte ich aber gern die inhaltlichen Ambitionen von Ted'n'Terry und Gore Verbinski zurück - und einen Depp, der nicht in manchen Szenen wie der Verrückte Hutmacher klingt (sofern die Filmreihe überhaupt Sparrow-zentrisch bleibt). Na dann: Trinkt aus, Piraten!
Einfach ein Träumchen von einem Film: Dieses mit cleveren, liebevollen Hommagen an frühere Filme gespickte Musical verneigt sich tief vor der munteren, lebensfrohen MGM-Ära des Musicalkinos sowie vor der lebensnahen Bittersüße der französischen Nouvelle Vague, und formt daraus ein ebenso nostalgisches wie zeitgemäßes Gesamtkunstwerk. Die Farben glühen geradezu von der Leinwand, gleichwohl wähnt sich Damien Chazelle in einem visuellen Beinaherealismus, Emma Stone und Ryan Gosling geben ein bezauberndes Paar ab - und haben dennoch sehr echte Probleme. Die angejazzte Musik geht prompt ins Ohr und alles in allem ist
La La Land schlicht bezirzendes, emotionales Kino, das mir ein riesiges Lächeln ins Gesicht zaubert, ohne je übermäßig in Kitsch abzudriften.
Platz 2: Einmal bitte alles (Regie: Helena Hufnagel)
Wow. Wow! Einfach nur wow! Basierend auf einem Drehbuch von Sina Flammang und Madeleine Fricke ist
Einmal bitte alles eine zu gleichen Teilen höchst authentische Lebensgefühlkapsel wie auch ein wunderschöner, kunstvoll abstrahierender Kommentar auf die Sorgen, Hoffnungen und Widersprüche einer Personengruppe, zu der ich mich selber auch zähle. Nämlich: "Mit-bis-Endzwanziger in den 2010er-Jahren, die in einer Industrienation leben, nicht aus einer gut betuchten, hilfsbereiten Familie stammen, sich nicht dazu entschlossen haben, in einen der sehr wenigen, noch verbleibenden Berufszweige zu gehen, in denen eine gesunde Bezahlung garantiert ist, und die allein schon deshalb, weil sie Respekt, Zukunftsperspektive, vernünftige Löhne sowie ein offenes Ohr für Sorgen fordern, als kindische, egomanische Träumer abgestempelt werden." Und all das ohne Berlin-Hipstertum, lautem Rumgewimmer oder forcierte Coolness!
Im Mittelpunkt dieses ebenso humorvollen wie auch deprimierend-wahren Films steht die 27-jährige, ein Diplom aufweisende Grafikerin Isi (wundervoll gespielt von einer wandelbaren Luise Heyer). Sie ist auf nicht unbeachtliche Weise Opfer der allgemein grassierenden Umstände: In Berufen, die auch nur ansatzweise Kreativität fordern, kommt man nur noch mit Vitamin B weiter, sonst wird man von Praktikum zu Praktikum gereicht. Die Mieten sind der reinste Wucher. Und wenn man sich anhand seiner zahllosen gesellschaftlichen sowie beruflichen Pflichten ausgebrannt hat, so dass man mal seine Batterien auftanken muss, wird man direkt als verantwortungslos und faul beschimpft.
Gleichwohl haben Flammang, Fricke und Regisseurin Helena Hufnagel, die diesen Stoff mit einer
Garden State-esquen, süffisant-verspielten Melancholie anfasst, keinen "Generation Y, du darfst nun die Ungerechtigkeit der Welt um dich herum beklagen"-Jammerfilm kreiert. Denn Isi muss sich den Vorwurf gefallen lassen, mit den denkbar schlecht gemischten, ungerecht verteilten Karten, die sie erhalten hat, zu allem Übel auch noch richtig mies zu pokern: Sie lässt sich vom Sozialneid auf ihre mehr Glück habende Mitbewohnerin und (on-and-off-)beste Freundin Lotte (liebenswert-ignorant gegenüber Isis Klagen: Jytte-Merle Böhrnsen) zerfressen. Sie lässt Chancen verstreichen. Sie hält zu sehr an ihren Idealen fest, statt nach vernünftigen Kompromissen zu suchen. Und so weiter ...
Das klug konstruierte, ausgewogen über die behandelten Generationssorgen reflektierende Drehbuch, die träumerisch-farbverwaschenen, doch ebenso sehr die unschönen realen Details einfangenden Bilder von Kamerafrau Aline Laszlo und ein warmkalter, emotional komplexer Strom an Hintergrundsongs heben diese Dramödie für mich zu einem der eindrucksvollsten deutschen Filme des bisherigen Jahrzehnts empor. Zweifelsohne spielt
Einmal bitte alles auch sehr in die Karten, wie sehr ich mich mit Isi identifizieren kann und wie sehr mir die komplexe Atmosphäre dieser kleinen, wundervollen Produktion aus der Seele spricht. Nicht umsonst ist das hier meine rein mit dem Herzen erschaffene Favoritenliste! Dennoch kann ich nicht genug betonen, wie sehr ich
Einmal bitte alles allen empfehlen kann, die auch nur einen winzigen Bruchteil von Offenheit gegenüber diesem Filmstoff übrig haben. Es ist ein Glanzstück des deutschen Kinos!
Berückend schöne Bilder, eine bedrückend hintersinnige Weltsicht: Gore Verbinski kehrt nach über zehn Jahren Wartezeit ins Horrorfach zurück und erschafft mit
A Cure for Wellness einen atemberaubend gut aussehenden Psychofilm, der mit süffisantem Zynismus ein Experiment an seinem Publikum abhält.
Was, wenn uns unsere Arbeitswut krank macht - wir aber in der Abgeschiedenheit ebenso sehr von Wahnsinn heimgesucht werden? Dank Bojan Bazellis hypnotischer Kameraarbeit und der betörenden Instrumentalmusik aus der Feder von Benjamin Wallfisch, die Sirenengesang, sanft-verstörendes Geklimper und majestätische, dunkelromantische Orchestermelodien vermischt, wird aus diesem inhaltlichen Rücksturz auf gotisch inspirierte Horrorklassiker und den kessen, dezent amüsierten Hammer-Horrorthrillern vergangener Tage ein Genrebeitrag, der gleichermaßen mit Prunk, Schauer und dunkel-humoriger Selbsterkenntnis zu verlocken weiß. Eine bis ins Mark gehende Klangabmischung, surreale Traumsequenzen und die intensive, gleichwohl schwer einer klaren Kategorie zuzuordnende Dynamik zwischen den Hauptdarstellern Mia Goth und Dane DeHaan ergänzen diesen Geniestreich weiter.
A Cure for Wellness mag zum Kinostart so manche ratlos zurückgelassen haben, aber ich bin von dieser "
Der Zauberberg, Verbinski-Art"-Erzählung schwer beeindruckt und sage (wie so oft, wenn Verbinskis Filme floppen) vorher, dass der Film in den kommenden Jahren als verkanntes Kunstwerk wiederentdeckt wird. Ich gönne es
A Cure for Wellness vom ganzen Cineastenherzen - 2017 hat mich kein Film stärker in Euphorie versetzt und ebenso wenig hat mir das ganze Jahr über eine Filmproduktion nachhaltiger den Atem geraubt.
Und damit können wir das Filmjahr 2017 zu den Akten legen!