Am 21. Dezember 1970 platzte Superstar
Elvis Presley unangemeldet ins Weiße Haus und forderte ein
dringendes Gespräch mit dem amtierenden US-Präsidenten, Richard
Nixon. Bei diesem Treffen entstand eines der meistgefragten Fotos der
Welt: Ein absurdes Aufeinanderprallen von konservativem Politiker und
schrillem Entertainer. Die ganze Geschichte ist ein Kuriosum der Pop-
und Politikgeschichte. Sowie ein auf schräge Art ungeheuerlich
ärgerliches Versäumnis – denn Nixon fing erst am 16. Februar 1971
damit an, sämtliche Gespräche und Telefonate im Oval Office
aufzuzeichnen, womit ausgerechnet diese immense Neugier weckende
Begegnung ausbleibt.
Zusätzliches Öl ins Feuer der
Spekulationen, was sich bei diesem Treffen wohl abgespielt haben
könnte, gießt der Umstand, dass „der King“ aus diesem Treffen
als Undercover-Agent der Drogenbehörde ehrenhalber hervorging. Wen
wundert’s, dass diese amüsant-schräge Fußnote der US-Geschichte
eines Tages in einen Kinofilm münden sollte? Das schlicht und
treffend Elvis & Nixon betitelte Endergebnis
ist zwar weder besonders erhellend, noch ein Gagfeuerwerk. Aber als
bodenständig vermittelte, ihren verqueren Humor trocken umsetzende
Anekdote ist Liza Johnsons neuste Regiearbeit erfrischend und
durchaus charmant.
Dies ist insbesondere den
Hauptdarstellern zu verdanken. Zwar begegnen sie sich erst nach etwas
mehr als einer Filmstunde, jedoch bestechen sie zuvor bereits in
ihren eigenen Sequenzen. Kevin Spacey, der spätestens seit House
of Cards die Rolle des schmierigen Politikers locker aus
dem Ärmel zu schütteln weiß, interpretiert Nixon unter großer
Spielfreude als altmodischen Sturkopf. Wenn Nixon im Gespräch mit
dem Stab des Weißen Hauses zwischen Verachtung, Neid und Ignoranz
bezüglich Presley schwankt, bringt Spacey zudem Verve mit, wie sie
im Kino kaum ein Nixon-Schauspieler zeigte.
Michael Shannon spielt Elvis derweil,
selbst wenn das Drehbuch bei seiner Charakterzeichnung nur selten
explizit in die Tiefe geht, filigran und facettenreich: Dieser King
des Hüftschwungs ist altersmüde, grantig und abgehoben. Er glaubt
ernsthaft, er könnte seinem Vaterland als Undercover-Agent dienlich
sein. Andererseits ist er gönnerhaft, hat einen spröden Sinn für
Humor und die Selbstverständlichkeit, mit der er in ein
ausschließlich schwarze Kunden ansprechendes Diner geht, hat dank
Shannons verschmitzten Gesichtsausdruck sowohl was von Arroganz als
auch von Aufgeschlossenheit. Und obwohl Shannons Elvis in der
Öffentlichkeit nie aus seiner Bühnenpersona fällt, ist ihm ein im
Hinterkopf nagendes Gefühl der Übersättigung anzumerken.
Dass der handwerklich nicht weiter
auffällige, mit einer stimmigen Musikauswahl untermalte Film nach
leicht holprigem Anfang gen Schluss durch einen Subplot über das
Privatleben eines Assistenten Elvis‘ an Fokus verliert, ist
bedauerlich. Der Schuss Menschlichkeit und Alltäglichkeit, den diese
Szenen Elvis & Nixon verleihen, wird viel
wirksamer durch die raren Momente rübergebracht, die Nixon
bescheiden und Elvis ehrfürchtig zeigen. Dennoch: Wer beim
Grundgedanken dieses Films und den beiden Hauptdarstellern hellhörig
wird, sollte nach dieser kleinen, feinen Produktion Ausschau halten.
Diese Kritik erschien zuerst bei Quotenmeter.de
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