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Sonntag, 31. Dezember 2017

Meine Filmhits 2017


Es ist Silvester. Traditionell der Tag, an dem ich hier im Blick die Filmbrille abnehme und auf meine liebsten Songs des Jahres zurückblicke. Ein Relikt aus Tagen, als dieser Blog ein wildes, ungeordnetes, persönliches Gedankensammelsurium war. 2016 habe ich mich allerdings zu einer Zäsur durchgerungen: Ich will nicht weiter meinen eklektischen Musikgeschmack ins Rampenlicht zerren und eine kuriose Hitliste von Pop, Rock und Metalsongs in diesen filmzentrischen Blog knallen. Stattdessen sollte an Silvester in einer obligatorischen Hitliste mein eklektischer Film- und Musikgeschmack in den Fokus rücken.

Daher schaue ich an dieser Stelle auf das filmmusikalische Jahr 2017. Genauer gesagt: Auf meine liebsten Originalsongs aus Filmen, die in den vergangenen zwölf Monaten ihre deutsche Premiere feierten. Und um es etwas spannender zu machen lege ich mir hier noch eine Regel auf: Pro Film ist nur ein Lied genehmigt. Gemein, ich weiß. Aber es gibt an anderer Stelle ja auch meine zehn liebten Soundtracks 2017. Nun aber genug der Vorrede. Musik ab!


Platz 7: I Don’t Wanna Live Forever (Fifty Shades of Grey - Gefährliche Liebe)

Meine sehr verehrte Kollegin Antje Wessels und ich befinden uns mit dieser Einstellung ja auf einer ziemlich einsamen Insel. Doch egal, wie sehr wir uns damit in die Rolle der durch Sonnenstich durchgeknallten Gestrandeten drängen, weil sonst kaum jemand diesem Gedankenzug folgen kann: Die Fifty Shades of Grey-Fortsetzung ist um Welten besser als ihr Vorgängerfilm. Zwischen den Hauptfiguren/Darstellern entsteht endlich Anziehungskraft und eine verspielte Chemie, Jamie Dornan wirkt nicht mehr so gequält wie im vollkommen missratenen ersten Teil und die veränderte Figurenkonstellation hilft dem Stoff ebenfalls. Den Sensationssprung von den Flops aus rein in meine Jahresbestenliste schafft das Sequel somit zwar noch immer nicht, dafür gibt es noch immer zu viele "Wer schreibt sowas?!"-Momente, aber der eingängig dahingequengelte, popradiotaugliche Hauptsong des Films darf die Filmreihe wenigstens in einer meiner Toplisten repräsentieren.


Platz 6: The Devil & The Huntsman (King Arthur: Legend of the Sword)

Kein sonderlich aussagekräftiges Lied, aber The Devil & The Huntsman ist eine coole, dunkle, kernig-markige, angerockte Nummer, die sehr gut zu Guy Ritchie, dreckiger Fantasy und schwitzig-schmutzigem Möchtegernblockbusterkino passt. King Arthur: Legend of the Sword ist weder Vollkatastrophe noch Volltreffer, sondern vor allem ein interessantes, ambitioniertes, auf die Leinwand gestolpertes Projekt. Und mit dem schwerfälligen, aber coolen Erkennungssong rundet sich das Gesamtpaket interessant ab.


Platz 5: I'm a Lady (Die Schlümpfe - Das verlorene Dorf)

Bleiben wir in der Kategorie "Lieder aus Filmen, die bei der schreibenden Zunft mies angekommen sind, die aber doch gar nicht so schlimm waren": Die Schlümpfe - Das verlorene Dorf stolpert über ein paar dramaturgische Schwellen, hat ein paar ins Nichts laufende Gags und eine Szene, die so gar nicht weiß, was sie sein will (gruselige Pflanzen schnappen nach den Schlümpfen, während muntere Musik läuft). Doch Gargamel ist ungeheuerlich komisch geraten, die Gesamtästhetik ist hübsch, Schlumpfine ist (gemessen an sonstigem Schlümpfe-Material) facettenreich skizziert und gemeinhin war es einfach ein netter, liebenswerter Film. Der Abspannsong beißt sich zwar leicht mit dem Tonfall des Finalakts, aber ... dieser verflixte, vermaledeite, coole Beat! Ich kann nicht anders, ich muss den Song hier platzieren!


Platz 4: Evermore alias Ich warte hier auf dich (Die Schöne und das Biest)

Bill Condons Realfilmremake des Disney-Zeichentrickklassikers Die Schöne und das Biest ist quasi das Leinwandpendant zu Disneys Bühnenadaptionen seiner Kassenerfolge: Man nehme die Vorlage, mache sie etwas schwelgerischer und (pseudo-)realistischer, fertig. Das kann manchmal gehörig schiefgehen (das Arielle-Bühnenmusical ist ein einziger Albtraum), oder richtig schön werden. Condons Die Schöne und das Biest hat mir zum Beispiel sehr gefallen, nicht zuletzt, weil "das Biest-Lied" hier schöner, emotionaler und textlich aussagekräftiger ist als "der Biest-Song aus dem Bühnenstück", welches ja schon unter den neuen Liedern des Broadwaystücks den Höhepunkt dargestellt hat.


Platz 3: I Get Overwhelmed (A Ghost Story)

So, jetzt wird es kompliziert. Oder diskutabel. Wie auch immer: A Ghost Story-Komponist Daniel Hart hat den Song I Get Overwhelmed nicht für David Lowerys Trauerüberwältigungsdrama geschrieben. Damit ist es nach strenger Verfolgung der Academy-Regeln für Originalsongs zu disqualifizieren (selbst wenn sich die Academy nicht immer selber dran hält). Das Lied entstand für das zweite Album der Band Dark Rooms, wurde aber kurz nachdem es eingespielt wurde Lowery vorgelegt, der von der Nummer begeistert war und sie als zentrale Nummer für seinen Film haben wollte. Das Album erschien letztlich erst nach A Ghost Story-Kinostart und -Soundtrackverkaufsstart und vereinzelte Kritikerpreise haben diese so berührende, melancholische, dunkle, aber irgendwo auch leicht hoffnungsvolle, minimalistische Elektronummer bereits als Originalsong eingeordnet. Sein mediales Debüt erlebte das Lied also doch im Zuge des Films. Also erlaube ich mir das hier einfach ...


Platz 2: Tohuwabohu (Bibi & Tina - Tohuwabohu total!)

Leider konnte der vierte und finale Bibi & Tina-Realfilm unter Detlev Bucks Regie in meinen Augen nicht das Niveau des ungeheuerlich tollen dritten Parts halten, geschweige denn sogar noch steigern. Spaß hat das Ganze dennoch gemacht, und der vergnügliche, als großes Finale der Reihe dienende Abschlusssong ist so munter, eingängig, lebensbejahend, aber dank Lina Larissa Strahls Intonation auch leicht bedauernd (Sie singt quasi mit einer "Schade, dass es vorbei ist!"-Attitüde), dass er mir einfach nicht mehr aus dem Kopf wollte. Super!


Platz 1: Another Day of Sun (La La Land)

Mit La La Land hat Damien Chazelle einen modernen Klassiker geschaffen, einen Film kreiert, der aus mehreren Gründen ein eigenes Kapitel in der Oscar-Historie verdient hat und obendrein eine Palette an Ohrwürmen abgeliefert. Der für mich stärkste Song kommt sogleich zu Beginn. Was dem Film aber nicht nach dem Motto "Der Höhepunkt kommt direkt am Anfang, also geht's danach bergab" schadet. Der für mich eingängigste, stilistisch am schönsten zwischen altmodisch und modern tänzelnde, mitreißendste Song eröffnet den Film, der berührendste, ergreifendste, filmisch stärkste, aber komplett instrumentale Moment beendet ihn. Eine perfekte Klammer! Und, bei aller Liebe zu Emma Stones herzzerbrechender Solonummer und dem atmosphärisch dahingesäuselten City of Stars: Another Day of Sun drückt einfach (nahezu) all meine musikalischen Knöpfe. Ich liebe es einfach, einen guten Eröffnungssong geboten zu bekommen, und ein paar Takte erinnern mich mit ihrem jazzigen Latinoflair (ihr wisst schon, der Moment, kurz nachdem die LKW-Ladeluke geöffnet wird) weckt bei mir zudem Drei Caballeros-Assoziationen. Wie könnte dies nicht mein Lieblingsfilmlied 2017 sein?

Und somit bleibt mir nur noch, euch allen einen guten Rutsch zu wünschen!

Montag, 25. Dezember 2017

Die schlechtesten Filme 2017 (Teil II)

Weiter geht es mit dem fiesen Reigen der Filme, die 2017 mein Filmliebhaberherz dazu gebracht haben, sich mürrisch zusammenzuziehen. Schon die zehn Produktionen aus dem ersten Teil dieser Flopliste verursachten mir anstrengende, schmerzliche Filmminuten, doch die nachfolgenden Werke übertreffen dies noch einmal.

Bevor wir uns aber in die Höhle des Verderbens begeben, hier noch rasch ein paar ehrenlose Sondernennungen von Filmen, die es beinahe ebenfalls in die Flops geschafft hätten: Da wäre die dänische Kleinganovenkomödie Small Town Killers, die zwei Unsympathen haufenweise schwulen-, frauen- und behindertenfeindliche Gags reißen lässt. Der Film macht aber, anders als etwa der letztjährige Flopfilm Dirty Grandpa, recht deutlich klar, dass er sich von seinen Protagonisten distanziert. Den Feinschliff, wann wir über die Mistkerle lachen und wann mit ihnen, hat Regisseur Ole Bornedal leider dennoch nicht durchweg raus - aber einige herrlich-schwarze Witze zum Thema Auftragsmord bewahren die Komödie knapp vor meiner Flopliste. Dann hätten wir noch das unverschämt langweilige Ghost in the Shell-Realfilmremake, das der Vorlage ihren Anspruch nimmt und visuell, trotz einer durchaus nicht unambitionierten Setgestaltung, längst nicht an dessen Poesie heranreicht. Johanssons solides Spiel hilft dem Sci-Fi-Streifen jedoch, ebenso wie der schwer zu erklärende Umstand, dass ich mich in dem Film "nur belanglos gelangweilt" habe, und ich nicht etwa das Gefühl hatte, dass er mich "aggressiv angeödet" hat.

Ähnlich sah es mit dem französischen Jugenddrama Mit siebzehn aus, das zwei Schuljungen, die sich ihre homoerotische Anziehungskraft zueinander nicht eingestehen wollen, aufeinanderprallen lässt. Ins Nichts laufende Subplots, ein Übermaß an selbstgefällig-metaphorischer Bildsprache und letztlich die mangelnde romantische Chemie zwischen den Hauptdarstellern machten diese Romanze für mich zu einer sehr langweiligen Sache. Aber das war nichts im Vergleich zum Historienliebesthrillerdrama Meine Cousine Rachel: Die Bild- und Klangsprache ist so melodramatisch, dass es lächerlich wird, und der zentrale Konflikt wird so schwerfällig umgesetzt, dass selbst eine beachtlich aufspielende Rachel Weisz den Karren kaum aus dem Dreck ziehen kann. Die zehn schon in Teil eins genannten und die zehn folgenden Werke waren für mich schlicht und ergreifend nur noch mieser ...

Darüber hinaus will ich Valerian - Die Stadt der tausend Planeten nicht vergessen, dessen erstes Drittel mich förmlich zu begeistern wusste und der mit Dane DeHaan und Cara Delevigne zwei Hauptdarsteller hat, die in meinen Augen gut interagieren. Dann aber kommt ein erschreckend rassistisches, strunz dummes zweites Drittel (die Aliens aus diesen Passagen könnten aus 30er-Jahre-Minstrel-Shows stammen) und ein Finale, bei dem die Figuren nicht mehr aus nachgeschobenen Expositionsdialogen und sülzigen "Ich erkläre nun die Moral der Geschichte und anschließend labe ich noch was über den Wert der Liebe, denn Liebe ist so, so, so toll!"-Monologen herauskommen. Stöhn! Wenigstens sind die Farben schön bunt ...

Dass die kommenden zehn Filme mir so sehr missfallen, muss nicht bedeuten, dass ich ihnen jegliche Qualität absprechen möchte. Wir sprechen hier noch immer von den zehn Filmen, die mich 2017 am meisten nervten, nicht von den stümperhaftesten Filmen des Jahres, geschweige denn aller Zeiten. Wenn ihr einem Film oder gar mehreren Produktionen aus meinen Flops große Freude entnehmen konntet, so gönne ich es euch - bei einem der Filme weiß ich sogar, dass eine Mehrheit von euch Leuten da draußen ihn jubelnd feiert. Mein Frust und eure Filmlust müssen einander nicht widersprechen - ich will mit meiner Flopliste nicht eure Parade verregnen. Stattdessen mag ich euch einfach auf die Bandbreite, wie Filme wirken können, aufmerksam machen. Und vielleicht kann ich auch ein paar Erklärungen an die Hand geben, damit ihr künftig eventuell etwas besser versteht, wieso jemandem ein von euch gemochter Film missfällt. Denn es muss nicht immer bloßes Rumgetrolle oder dumm-politisches Kalkül sein.

Genug der Vorrede. Hier sind sie, meine Flop 10 des Filmjahres 2017!

Platz 10: Lion (Regie: Garth Davis)

Oscar-Bait, die Erste. Und hier ist die Rechnung unerklärlicherweise sogar aufgegangen!
Dabei möchte ich die reale Geschichte eines im Westen als Adoptivkind behütet aufgewachsenen Mannes, der nach Jahrzehnten seine indische Familie ausfindig macht, nicht in den Dreck ziehen. Ich bin mir sicher, dass die wahren Ereignisse berührend sind, und ich glaube, dass sie als Dokumentation nacherzählt sehr ergreifend sein könnte. Aber in der Umsetzung von Garth Davis finde ich das Ganze in seiner gewollt-rührselig-manipulativen Art glatt lachhaft! Da haben wir einen vom Skript nicht näher charakterisierten jungen Mann, den Dev Patel aufgrund des Drehbuchs zwangsweise als weinerlich-engstirnigen Typen anlegen muss. Und dieser Kerl knallt einer einseitigen, aber goldigen Rooney Mara (kann diese Frau eigentlich mies spielen?) ellenlange, vorwurfsvolle Monologe entgegen - obwohl sie sich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Und dann findet er in einer aus dem Nichts gekommenen Google-Earth-Nacht plötzlich seine Antworten auf Jahre des fragenden Gemeckers. Seufz und Ätz!

Platz 9: Der unsichtbare Gast (Regie: Oriol Paulo)

Ich wusste nichts über diesen spanischen Justizthriller, außer, dass er sehr gut und packend sein sollte. Nach rund der Hälfte der insgesamt 105 Minuten Laufzeit fing ich an, mich zu wundern, ob ich Der unsichtbare Gast mit einem anderen Film verwechselt habe. Das, was ich da gucke, mit diesen ausdruckslosen, charakterbefreiten, lahmen Figuren, kann nicht das sein, was mir ans Herz gelegt wurde. Daraufhin ging das seichte TV-Ausschussware-Spannungsgeplänkel noch ein bisschen weiter, ehe es hanebüchen und haarsträubend wurde.

Ein vorhersehbarer, allerdings inhaltlich schlecht begründeter Plottwist kam daher, woraufhin ein vollkommen unvorhersehbarer, da absolut unerklärlicher Twist folgte. An den schloss noch ein mieser, da unmöglich nachzuvollziehender Twist an - und da ich in dem Moment begriff, dass Der unsichtbare Gast ein "Ich will dich um jeden Preis überraschen, Logik sei verdammt!"-Film ist, konnte ich den nächsten und überübernächsten Twist schon erahnen, bevor sie in die Wege geleitet wurden. Die Handlungswende dazwischen kam dagegen wieder unmotiviert aus dem Nichts. Tja, und als endlich der Abspann kam, musste ich sofort nachschauen, wer dieser Oriol Paulo ist, der mich da gerade genervt und intellektuell beleidigt hat. Somit musste ich erkennen: Oha, das ist der Typ, der schon The Body verbrochen hat, einen gemeinhin sehr positiv besprochenen Thriller, den ich ebenfalls schon lahm und konstruiert fand. Scheint wohl so, dass ich mit Paulos Stil einfach nicht übereinkomme. Sorry, Leute!

Platz 8: Kong: Skull Island (Regie: Jordan Vogt-Roberts)

Ein Kritikerachtungserfolg, den ich nicht verstehe. Und bei dem es mich verwundert, weshalb seine passable Rezeption an den Kinokassen über den grünen Klee gelobt wird. Denn Kong: Skull Island ist für mich ein lahmes Stück Monsterabenteuer mit einem Überangebot an austauschbaren Figuren und gallig-zynischen, gleichwohl abgegriffenen visuellen Gags, die inszenatorisch als ach-so-spritzig-und-originell verkauft werden. Hinzu kommt ein Suicide Squad-hafter Soundtrack aus Retro-Hitsongs, die den Filminhalt, auf den sie mit dem Brecheisen hingebogen werden, überschatten sowie eine gewaltvolle Attacke an Digitaltricks, von denen abseits der Riesenmonstern nichts überzeugend aussieht (zu keinem Zeitpunkt glaube ich, dass wir uns auf einer seltsam-fantastischen Insel befinden). Und die Spannungskurve? Nicht weiter der Rede wert. Was für eine Verschwendung eines Spitzencasts!

Platz 7: Alien: Covenant (Regie: Ridley Scott)

Was hat Ridley Scott da nur geritten? Hauptfiguren, die sich so dumm benehmen, wie das panische Kanonenfutter aus dümmlichen, nur am Splatter interessierten Teenie-Slashern, werden in eine bleierne Sci-Fi-Drama-Atmosphäre gepackt. Versetzt wird dies mit schalen, ungelenken, möchtegernphilosophischen Monologen, die wirken, als hätte jemand das Skript einer Wayans-Brüder-Persiflage auf Prometheus geplündert. Unfertige CG-Effekte. Ein Michael Fassbender, der erstmals aktiv die Luft aus seiner Szene saugt, statt das Material zu verbessern. Wären da nicht ein paar geile Metzelszenen und ein paar nett gestaltete Sets, wüsste ich nicht, was diesem Franchiseausrutscher eine Daseinsberechtigung geben könnte. Verdammt deprimierend, finde ich doch Prometheus mehr als nur vorzeigbar! Und dennoch: Zwischen diesem und dem nächsten Film liegen qualitative Welten. Bitte nicht schlagen ...

Platz 6: Wonder Woman (Regie: Patty Jenkins)

Uff. Jetzt ist sie wohl gekommen - die Platzierung, bei der ich mich intensiver rechtfertigen muss, als bei sämtlichen Flop-Entscheidungen meiner bisherigen Blogkarriere. Obwohl ich liebend gern erwidern würde: "Wieso ich?!" Wieso bin ich es, der hier eine Rechtfertigung abliefern muss? Viel mehr sollten alle, die Patty Jenkins' US-Megahit abgefeiert haben, mir eine fundierte Erklärung für ihre Sicht dieser Superheldinnenkatastrophe liefern. Denn, bei aller Liebe: Es gibt Filme, bei denen ich den positiven Konsens sehe, nachvollziehen kann, wo er herrührt, und dessen ungeachtet sage: "Nein, tut mir leid, ich kann eure Meinung verstehen, aber selbst beim besten Willen teile ich sie nicht." Wonder Woman ist nicht solch ein Film. Bei Wonder Woman stehe ich ratlos vor den überschwänglichen Kritiken und schüttle den Kopf. Nicht eine einzige Lobeshymne auf den Film, die ich gelesen habe, konnte mir - aus werkimmanenten Gründen - verständlich machen, was an dieser 149-Millionen-Dollar-Misere gelungen sein soll.

Da wäre zunächst Gal Gadots in den Himmel gepriesene Darbietung, der manche sogar andichten wollen, sie hätte eine Oscar-Nominierung verdient. Wirklich? Ich muss dann eine andere Schnittfassung des Films gesehen habe, denn in der Wonder Woman-Version, die mir bekannt ist, agiert Gadot unfassbar hölzern und monoton. Roboterhaft stakst sie durch ihre Dialogpassagen, und selbst in Momenten, in denen mir der filmische Kontext entgegenbrüllt, ihre Figur sei glücklich, sieht sie in meinen Augen unbeschreiblich angepisst aus. Was, und das müsst ihr mir bitte glauben, nicht an einer etwaigen Antipathie gegenüber Gadot liegt: In Batman v Superman: Dawn of Justice zählte sie zu meinen wenigen Lichtblicken, gerade, weil sie ihre Rolle (gemessen an den Möglichkeiten in diesem Film) facettenreich angelegt hat und neben der taffen Kämpferbraut auch das Wesen einer Amazone vermittelt hat, die es liebt, eine schwere Herausforderung anzunehmen. Davon ist in Wonder Woman meiner Meinung nach nichts zu spüren, auch nicht in Szenen, die danach schreien.

Dann wäre da Jenkins' Inszenierung, mit der ich bei diesem Film einfach grundlegend auf dem Kriegsfuß stehe: Sie nimmt dieses Material bierernst, und je alberner es wird, desto ernster nimmt sie es. Und, es tut mir leid, aber eine auffällig gekleidete Comickreation, die sich stoisch durch eine historische Weltkriegsschlacht boxt, um den Kampf der normalen Sterblichen voranzutreiben und im Normalsoldaten dringend nötige Hoffnung zu erschaffen, ist entweder strunzdreiste Propaganda oder Material, das gebrochen werden muss. Ich verlange ja nicht sogleich den ironisch-amüsierten, pulpigen Ansatz eines Joe Johnston, aber die so laut gepriesene "No Man's Land"-Sequenz weckt so überdramatisch-heldenverehrerisch, wie Jenkins sie angelegt hat, in mir eher Fremdscham pur als reine Gänsehaut - und das wacklige Chromakey der Sequenz tut da für mich nur sein Übriges. Und das ist einer der Momente im Amazonenabenteuer, bei dem ich mir im Kinosessel noch das schockiert-beschämte Aufschnauben verkneifen konnte.

Denn mit dem teuflisch-misslungenen Finalkampf hat Jenkins das noch um ein Vielfaches unterboten: Schäbige CG-Effekte treffen auf eine Zack-Snyder-Kampfdramaturgie, die daraus besteht, dass der Fiesling Reden schwingt und Blitze schleudert, sie auf die Fresse bekommt, größer wird, noch lauter seine Reden schwingt und ein paar Blitze mehr schleudert, weswegen er nun mit mehr Lichtgewitter auf die Fresse bekommt. Man wiederhole dies minutenlang, bis der Gegner plötzlich verendet. Oh, und wo wir von den Schurken reden: Die sind doch aus einem Joel-Schumacher-Batman-Film ausgebrochen, oder? In Jenkins verklemmt-dramatische Vision passen sie zumindest nicht hinein ...

Darüber hinaus wäre da der politische Aspekt, der mich fragend zurücklässt. Denn Wonder Woman wurde praktisch einstimmig als feministisch-cineastischer Vorstoß zelebriert. Aber das ist er, meiner Meinung nach, leider nur hinter den Kulissen: Nie zuvor wurde ein so kostspieliger, von einer Frau inszenierter Realfilm weltweit mit so hohen Einnahmen belohnt. Ja, das ist ein wichtiger Vorstoß, der mich glücklich macht, unabhängig von meiner Meinung zum Film. Aber das erklärt mir nicht die Loblieder auf das eigentliche Werk. Denn die Figur der Wonder Woman ist hier, für mich, nur eine Ansammlung abgegrabschter Klischees. Sie ist ein naives Dummchen, das im dritten Akt von einem Mann die Welt erklärt bekommen muss, verdammt noch eins! Sie verbringt Tage, vielleicht Wochen in unserer Realität, und sie lernt nichts dazu - bis Chris Pine sie zur Seite nimmt und ihr den Kopf wäscht. Da hat selbst Sturkopf Thor in seinem ersten Soloabenteuer schneller Fortschritte gemacht - und er musste sich nicht komplett auf Fremdeinwirkung verlassen.

Und dann missfällt mir Jenkins' Ansatz, aus Wonder Woman eine "Kämpferbraut mit weibischen Klischeeinteressen" zu machen. "Oh, sie kämpft und ist streng, aber sie liebt es, ihr Haar im Wind wehen zu lassen, hält Männer abseits von der biologischen Fortpflanzungsnotwendigkeit für überflüssig, ist von Eiscreme begeistert, findet Babys süß und heult jahrzehntelang dem netten Kerl hinterher, der mit ihr am Lagerfeuer mal getanzt hat." Diese Charakterzeichnung einer "feministischen Ikone" hätte genauso gut von meinem chauvinistischen Arschloch-Sitznachbar in der Mittelstufe stammen können. Ja, Jenkins versucht mit Babys und Eiscreme ein bisschen "Fish out of Water"-Humor reinbringen wollen, aber mussten es die billigsten Frauenklischees der Welt sein? Das ist ungefähr so, als hätten die von mir lautstark gefeierten Ghostbusters eine Fahrt zu einem dringenden Einsatz unterbrochen, um hochhackige Schuhe zu kaufen, und sich im Epilog bei Eierlikör und Piccolo über die Möglichkeiten eines dritten Sex and the City-Films unterhalten. Und was soll das Gerede davon, dass Wonder Woman uns endlich die klischeefreie, unsexualisierte Frauenactionszene gegeben, auf die wir alle gewartet haben? Jenkins fetischisiert Gadots Modelkörper in der "No Man's Land"-Szene so sehr wie Lustmolch Michael Bay seine Darstellerinnen angeifert! Holtzmann hat das Ganze viel Cooler und Selbstverständlicher vorgelebt!

Ach, und dann verfällt unsere tolle feministische Vorkämpferin kurz vor Schluss in einen inhaltlich nicht gerechtfertigten, überkitschigen Off-Kommentar über die Bedeutung der Liebe. Nein, nein, nein, ich kapiere den Hype um Wonder Woman nicht, zumindest nicht, wenn ich einzig den Film als solches betrachte. Den Amis gebe ich als Entschuldigung den Zeitgeist-Faktor, denn Wonder Woman ist, gemessen an der Wirklichkeit, ein willkommenes Stück Weltflucht, doch das entschuldigt in meinen Augen nicht die oben genannten Sünden. Und dass ich Chris Pines Performance als nahezu einzigen Aspekt an diesem ach-so-feministisch-vorwärtsgerichteten Desaster feiere, weckt in mir ein mieses Gewissen. Ich wollte Wonder Woman lieben und als DCs Captain America - The First Avenger feiern, als den Film, der ein Franchise mit guten und miesen Filmen nimmt, und auf ein neues Level hebt. Aber während die (fast) restliche Welt wohl exakt diesen Film gesehen hat, raufe ich mir verständnislos die Haare!

Platz 5: Justice League (Regie: Zack Snyder, Joss Whedon und ein ganzes Komitee aus Befehlshabern aus dem Hause Warner Bros.)

Und noch einmal DC. Und das tut mir echt weh, liebe ich doch Batmans Rückkehr sowie Christopher Nolans The Dark Knight-Trilogie und fand (im Gegensatz zu vielen anderen) großen Gefallen an Man of Steel. Ich will mir hier also keinesfalls einen Anti-DC-Bias unterstellen lassen! Es ist doch nicht meine Entscheidung, dass die Marvel-Konkurrenz so eine Flopriege abliefert! Nach Wonder Woman war ich bereit für einen dringend nötigen Aufschwung. Aber was habe ich erhalten? Diese charakterlose Aneinanderreihung schäbiger CG-Effekte!

Wonder Woman hat mit dem charmanten Chris Pine, kleineren Actionszenen (abseits des Finales und der "No Man's Land"-Passage) und den gut aussehenden, da nicht im Digitalglanz verlorenen London-Sequenzen wenigstens ein paar Stärken. Justice League wirft das alles weg: Fast jede einzelne Sekunde dieser angeblich 300 Millionen Dollar teuren Produktion sieht so aus, als sei sie im letzten Augenblick durch einen überlasteten Computer gejagt worden, und nicht ein einziger der Darsteller ist so ambitioniert wie Pine in Wonder Woman. Ezra Miller hat wenigstens ein bisschen Lust, selbst wenn seine Gags arg forciert sind, während Jason Momoa und Ray Fisher am Skript kranken, das sich nicht für sie schert. Ben Affleck sieht so aus, als wolle er nichts lieber, als schreiend davonlaufen. Nur Amy Adams und Henry Cavill machen was aus dem missratenen Drehbuch, und die Beiden sind zwar das Rückgrat der emotionalen Spannungskurve, aber davon ist in der Umsetzung nichts zu spüren.

Es wird noch schlimmer: Justice League unterbietet nicht bloß Wonder Woman, sondern nochmal um ein Vielfaches den vorherigen DC-Filmuniversum-Totalausfall Batman v Superman: Dawn of Justice. Man nehme Hans Zimmers und Junkie XLs exzentrischen Score, ersetze ihn durch eine weichgespülte Danny-Elfman-Notkomposition. Man nehme Jesse Eisenbergs kontroversen, aber engagiert gespielten Schurken und tausche ihn gegen ein Playstation-2-Cutscene-Nichts aus. Und die Actionszenen sind einfach nur lasch. Ein Unfall von einem Superheldenfilm. Bitte, bitte, bitte, DC, fang dich wieder. Ich habe keinen Nerv, noch mehr Morddrohungen zu erhalten, nur, weil ich keine Lust habe, deine Patzer gut zu reden!

Platz 4: Fifty Shades of Black - Gefährliche Hiebe (Regie: Michael Tiddes)

So. Durchatmen. Nach meinen wutentbrannten Monologen über Platz sechs und fünf können wir es hier wieder entspannter angehen lassen. Michael Tiddes' Persiflage auf Fifty Shades of Grey beginnt vergnüglich, nimmt sie doch Sam Taylor-Johnsons schwerfällig-doppeldeutige Inszenierung der ersten Filmminuten gekonnt aufs Korn und zieht das lüstern-unwirkliche Storytelling von E.L. James albern-vulgär durch den Kakao. Dann jedoch verliert sich der Film in derbe Wayans-Brüder-Slapstick-Sketche ohne szenenübergreifende Logik, einen quengelnden Marlon Wayans und viel, viel, viel Leerlauf. Und irgendwann löst sich diese aggressive Parodie auch noch von der Vorlage, um ziellos ins Nichts zu mäandern. Menno! Aber wenigstens der Anfang hat mich zum Lachen gebracht ...

Platz 3: Girls Trip (Regie: Malcolm D. Lee)

Da sind wir schon wieder in der Kategorie: "Wo kommt nur die positive Kritikerresonanz her?" Selbst wenn sich die positiven Rezensionen bei Girls Trip noch stärker als bei Wonder Woman auf US-Kollegen beschränken. Diese Partykomödie sicherte sich extrem positive Kritiken, wo Girls' Night Out noch lustloses Schulternzucken generierte. Und. Ich. Verstehe. Nicht. Weshalb! Die vier ein Partywochenende begehenden Freundinnen haben eine für mich absolut unglaubwürdig-gallige Dynamik untereinander, Lees Versuche, Dramatik in den derben Reigen unterzubringen, sind schwerfällig, bemüht und dramaturgisch ungelenk, und Tiffany Haddishs Rolle ist eine menschgewordene Nervensäge. Jada Pinkett Smith und Queen Latifah haben das nicht verdient!

Platz 2: Emoji - Der Film (Regie: Tony Leondis )

Eine seelenlose, auf innere Logik pfeifende Ralph reicht's-Kopie, die etwas The LEGO Movie dazwischen mischt. Eine Aneinanderreihung an meilenweit im Voraus angedeuteten, abgelutschten Wortspielen und inaktuellem Product Placement. Ellenlange, lustlose Szenen, die sich so, so, so, so sehr bemühen, Mitleid über das Liebesleben zweier "Mäh"-Emojis zu erzeugen. Unmotivierte Monologe, die die nicht vorbereitete Lektion des Films ausverbalisieren. Und Animationen, die vor zehn Jahren in der zweiten Liga des CG-Wettrennens zwischen den großen Studios gespielt hätten. Es lohnt nicht, sich über diesen Film aufzuregen. Er ist einfach nur lahm, dumm und dreist.

Platz 1: Verborgene Schönheit (Regie: David Frankel)

Man nehme: Den Plot einer ultraschwarzen Komödie - oder eines superfiesen Psychothrillers. Setze ihn aber als extrem kitschiges, superzuckriges Oscar-Bait-Inspirationsdramas um. Man nehme einen so unausstehlich angestrengten, vollgeheulten, entgeisterten Will Smith, und packe ihn in einen Film mit einer Glückskekssprüche von sich gebenden, goldigen, aber deplatzierten Keira Knightley, einer Grußpostkarten ablesenden Helen Mirren und Jacob Latimore als menschgewordenem Motivationsposterkalender. Man raube Edward Norton seine Ecken und Kanten, lasse Kate Winslet blass durchs Bild laufen und gebe einem gehemmten Michael Peña einen übereilten Tränenzieherplot. Oh, und dann packe man eine seifig dahermonologisierende Naomie Harris in einen Subplot, dessen Plottwist seinem Publikum vom Himmel hoch entgegenbrüllt. Und dann ist das noch die subtilere, inhaltlich stimmigere Handlungswende in diesem Film, dem es noch nicht einmal gelingt, bei aller Holzhammermetaphorik und Haareraufmoral so mies zu werden, dass es lustig wird. Ein unbeschreiblicher, unglaublicher Totalausfall, bei dem nichts zusammenpasst und der so nervig ist, dass es langweilig wird. Oder ist er so langweilig, dass es nervt? Keine Ahnung, bei Verborgene Schönheit verlieren sämtliche Worte irgendwann ihre Bedeutung ...

Sonntag, 24. Dezember 2017

Meine (so ziemlich) vollständige "A Very Murray Christmas"-Hitliste


Obwohl es einige Weihnachtsfilme gibt, die ich mag, so haben sich nur drei als absolute "Must Sees" herauskristallisiert, die ich unbedingt zwischen Heiligabend und dem zweiten Weihnachtstag sehen muss, einfach, weil es ein inneres, brennendes Verlangen gibt, das nur so gestillt werden kann. Das sind seit Kindheitstagen Santa Clause mit Tim Allen und Die Muppets Weihnachtsgeschichte - und dann ist da meine jüngste Weihnachtstradition: Sofia Coppolas A Very Murray Christmas, ein faszinierendes, deutlich in drei Akte zu teilendes Weihnachtsspecial voller Musik, Selbstironie und festtäglicher Melancholie. Ich habe zwar bereits über meine Faszination für diese Netflix-Eigenproduktion geschrieben, doch manchmal gilt: Doppelt hält besser. Und so möchte ich zum dritten Jubiläum dieser Festtagsgewohnheit sämtliche Musikeinlagen aus A Very Murray Christmas in ein Ranking quetschen. Denn das Internet liebt Hitlisten und ich habe gerade eh nichts besseres zu tun! Und vielleicht brauchen manche von euch noch einen Antrieb, endlich mal diese Sofia-Coppola-Regiearbeit anzuschauen ..?

Platz 12 : Alone on Christmas Day

Dieses Lied markiert (fast, beinahe, ungefähr, wenn man so will) den Mittelpunkt des Specials, und es ist für mich der kleine Moment zum Durchatmen. Wir sind im zweiten Drittel angelangt, das (in meiner Vorstellung) aufzeigt, wie Bill Murray seine Heiligabende verbringt - und mit seiner piefigen retroluxuriösen, leicht verbitterten Hostelästhetik wohnt diesem Teil von A Very Murray Christmas etwas inne, das mich sehr anspricht. Ich würde liebend gern einmal einen Heiligabend so verbringen: In einer schmucken, aber altmodischen Bar, allein mit anderen einsamen Seelen, die dennoch stilvoll durch den Abend wollen. Aber der Phoenix-Song ist so belanglos und so neutral inszeniert, weder bitter, noch süß, noch bittersüß, dass diese Gesangsnummer für mich schlicht immer wieder den Moment bedeutet, an dem ich mir denke: "Joah, ich könnte ja mal auf Pause drücken und mir etwas Glühwein nachschenken. Und sind eigentlich noch Spekulatius im Haus?"

Platz 11: Do You Hear What I Hear?

Entweder ist Sofia Coppola nochmal eine Spur gewitzter, als ich ihr vor diesem Special zugetraut habe, oder sie hat einfach ein glückliches Händchen. So oder so, was ich ihr einfach bei A Very Murray Christmas zugute halten muss: Sie weiß, was Filme ausmacht, die übermäßig oft konsumiert werden - oder trifft es intuitiv. Kennt ihr das, dass manche Kultfilme Szenen beinhalten, die erst nach x-maligem Gucken aufgehen, dann aber umso besser wirken? Bei A Very Murray Christmas gibt es sogleich mehrere solcher Augenblicke - so, als wüsste Coppola, dass einige traurige Seelen das Special ungesund oft und jährlich konsumieren werden, und daher Momente verdient haben, die nach mehrfacher Sichtung in neuem Licht dastehen. Beim ersten und zweiten Mal war das Duett zwischen einem unmusikalischen Chris Rock und einem (vermeintlich) unmotivierten Bill Murray der absolute Tiefpunkt des Specials für mich, ein Beinahe-Abschaltmoment. Mittlerweile komme ich kaum aus dem Grinsen heraus. Bei den Musikmomenten reicht es trotzdem (aktuell) nur für den vorletzten Rang, aber es gibt ja auch Szenen dazwischen - und ich ahne, dass dieser Part noch wachsen wird ...

Platz 10: The Christmas Blues

Simpel, aber ein bezeichnender Vorbote für dieses Special: Bill Murray singt, wie wenig Lust er auf Weihnachten hat, und doch schleicht sich eine dezente Festlichkeit in die Melodie. Der perfekte Auftakt für A Very Murray Christmas, mit einem blues-ig dahinräuchelndem Murray in comichafter Montur, bestehend aus lässig gelockertem Anzug und Rentierhaarreif.

Platz 9: Silent Night

Laut Sofia Coppola war dieses Lied ursprünglich gar nicht eingeplant, doch Miley Cyrus und Pianist Paul Schaffer improvisierten das Stück, als Coppola am Drehtag die Beiden fragte, ob sie neben den geprobten Nummern noch ein Lied beherrschten. Angeblich haben die Beiden sehr zügig diesen besinnlichen Klassiker einstudiert - und Cyrus mit ihrem dunklen, leicht angequarzten Timbre Stille Nacht singen zu lassen hat etwas, zumal diese Einlage noch einmal unterstreicht, welch gute Sängerin an ihr verloren gegangen ist. Für eine höhere Platzierung reicht es nur deshalb nicht, weil das Lied (unter dem Gesichtspunkt, wie die Stimmung des Specials verläuft) vielleicht eine Strophe (oder eine halbe) zu lang dargeboten wird.

Platz 8: A Fairy Tale of New York

Die einsame, verbitterte Gruppe an Hotelbesuchern und -angestellten ist im weihnachtlichen Geiste vereint, kippt von Bill Murray ausgeschüttete Shots und singt ein semi-feierliches Lied, das von einem Großstadtmärchen erzählt - das sich nach einer versoffenen Nacht abspielt. Eigentlich ein magischer Moment, und das Engagement des Ensembles stärkt ihn noch mehr, doch das schlichte, zurückhaltende Arrangement verblasst einfach im Vergleich zu der Version, die The Porgues von diesem Lied abgeliefert haben.

Platz 7: Let It Snow, Let It Snow, Let It Snow

Murray, Cyrus und George Clooney geben eine vergnügliche, Energie versprühende Version dieses Evergreens (Everwhites?) zum Besten. Mehr gibt's dazu eigentlich nicht zu sagen.

Platz 6: We Wish You A Merry Christmas

Das Lied ist unverschämt simpel - und so fies-eingängig! Es ist, so unfestlich es auch sein mag, eines meiner liebsten Weihnachtslieder, und selbst eine kurze Darbietung des Songs wie hier in A Very Murray Christmas lässt mich ein ums andere Mal strahlen.

Platz 5: I Saw The Light (Only You)

Das einzige Nicht-Weihnachtslied in diesem rund einstündigen Netflix-Film rundet den Mini-Subplot ab, der fast-beinahe-eventuell das zweite Drittel des Films trägt: Jason Schwartzman und Rashida Jones finden als zerstrittenes Fastehepaar mit Hilfe von Bill Murray Schlichtung. Das Lied passt so gut ins Special, gerade, weil es thematisch überhaupt nicht reinpasst. Klingt paradox, ist aber einfach nur schön - und ein herzlicher Moment in diesem zynisch-ironisch-bitter-einsam-übertriebenfestlichen Special.


Platz 4: Christmas (Baby Please Come Home)

Ich weiß nicht, ob ich mich dafür schämen muss, oder ob es vielen so geht, doch ich wusste vor diesem Special nicht, welch fantastische Singstimme Maya Rudolph hat. Die Brautalarm-Darstellerin kommt in die Handlung spaziert, in bestem "Betrübte, aber keinerlei Anstand machende Diva"-Look und schmettert einfach so eine herzzerreißende, weihnachtliche Nummer dahin, nur um sich daraufhin, als wäre nichts geschehen, vergnügt in die folgenden Ensemblenummern einzureihen. Wie schön, dass ihr als Verneigung vor dieser Leistung die Abspannsequenz gewidmet ist. Hut ab!

Platz 3: Baby, It's Cold Outside

Ein stimmiger Auftakt für das zweite Drittel dieses Weihnachtsspecials: Bill Murray, sich nach seinem gescheiterten Weihnachtsspecials lustlos in einer Bar niederlassend, trifft auf eine sympathische Kellnerin und flirtet unschuldig-spielerisch mit ihr, nach und nach die ablehnende Rolle einnehmend, während sie mit Augenzwinkern die aktive Rolle übernimmt. Jenny Lewis' Spiel und Stimme sind toll und Murrays trockene Einwürfe werden mit jeder Sichtung des Specials lustiger. Da bekommt man glatt Lust, Weihnachten desorientiert und ohne weiterführende Pläne im Anzug in einer Hotelbar zu verbringen und darauf zu warten, dass die Zeit umgeht, während man mit Gleichgesinnten halb-verbittert, halb-amüsiert den Abend totschlägt.

Rang 2: Sleigh Reid

Das erste Drittel von A Very Murray Christmas ist genau das, was ich von einem Bill-Murray-Weihnachtsspecial erwarten würde: Ein mürrischer Meta-Kommentar auf klassische Weihnachtsspecials. Das zweite Drittel ist, wie weiter unten bereits ausgeführt, ein Weihnachtsfest, an dem ich ungeheuerlich gern teilhaben würde, und das dritte Drittel ist ein TV-Weihnachtsspecial, wie ich es unfassbar gern in abendfüllender Länge sehen würde: Übertrieben-showy, selbstironisch-künstlich-edel und in seinen Emotionen aufgedreht. Die Eröffnungsnummer dieses Drittels, ein flottes Lied zwischen Murray und einer rauchig gestimmten, munteren Miley Cyrus, ist genau der Energieschuss, den es nach dem bittersüßen Hotelpart braucht. Toll!

Rang 1: Santa Claus Wants Some Lovin'

Ich kann mir einfach nicht helfen, aber diese Musiknummer trifft einfach mein Komikzentrum mit einer schockierenden Genauigkeit. In diesem zu rund zwei Dritteln doch recht gemäßigten, melancholischen Weihnachtsspecial drehen Bill Murray und Band plötzlich den Swing auf und setzen auf eine groovige Nummer, in der Bill Murray von einem Familienvater singt, der am Heiligabend nach Sex mit seiner Frau lüstert - und dann lehnt sich George Clooney aus dem Gebüsch und quäkt "Santa Claus Wants Some Lovin'" daher. Es ist so erfrischend, so albern und so unromantisch, dass es aus dem restlichen Special heraussticht - und es ist für mich das wundervoll-depperte Leuchtfeuer dieser fast einstündigen Netflix-Produktion, das mich immer wieder an sie zurückdenken lässt. Was auch immer das über mich aussagt.

Und damit wünsche ich euch allen ein frohes Fest. Feiert es auf eure Weise, fühlt euch von mir gedrückt und lasst es euch bitte gut gehen!


Samstag, 23. Dezember 2017

Die schlechtesten Filme 2017 (Teil I)

Es ist wieder so weit: Ich lasse das Jahr Revue passieren, und bevor wir uns den Zuckerstücken nähern, wird hier erst einmal die bittere Pille geschluckt. Wer, so wie ich, im Jahr über 230 Mal ins Kino geht und zudem zahlreiche Filme im Heimkino nachholt, kommt zwangsweise nicht an einigen Rohrkrepierern vorbei. Eben diesen qualitativen Ausrutschern sei an dieser Stelle ein Denkmal gesetzt. Und wie jedes Jahr heißt es auch nun: Die Überschrift "Die schlechtesten Filme" ist zugegebenermaßen etwas irreführend. Denn ich will mich hier nicht einfach auf die handwerklich misslungensten Produktionen stürzen, die ich dieses Jahr gesehen habe.

Etwas treffender, aber leider sowohl zu reißerisch als auch nicht griffig genug, wäre die Überschrift "Meine Hassfilme des Jahres". Denn hier möchte ich meiner Wut, Frustration und Genervtheit Raum machen. Welche Filme haben mich mit ihren unerklärlichen kunsthandwerklichen Patzern geärgert, welche haben mich so aggressiv gelangweilt, dass sie sich in mein Gedächtnis gebrannt haben und welche waren einfach so unfassbar dämlich oder lästig, dass es mich zur Weißglut gebracht hat?

Während in der kommenden Liste meiner Lieblingsfilme also die Filme auftauchen werden, die mein Filmliebhaberherz haben höher schlagen lassen, stelle ich nun die vor, bei denen es sich vor Antipathie zusammengezogen hat.

Platz 20: The LEGO Ninjago Movie (Regie: Charlie Bean, Paul Fisher und Bob Logan)

Nach der gelungenen Meta-Komödie The LEGO Movie und der sehr unterhaltsamen Parodie The LEGO Batman Movie leistet sich Warner Bros. Animation mit seinem LEGO-Kinofranchise den ersten Ausrutscher: The LEGO Ninjago Movie fühlt sich an, als hätte jemand einen 30-minütigen Stoff mit der Kraft der Verzweiflung auf abendfüllende Länge gestreckt. Gags werden endlos wiederholt, Dialoge mit übermäßigen dramatischen Pausen akzentuiert und selbstredend bekommen wir die Moral der Geschichte noch in allen minutiösen Details ausverbalisiert. Letzteres ist übrigens eine Dauerplage im Filmjahr 2017. The LEGO Ninjago Movie sieht zwar als erster der LEGO-Kinofilme nahezu durchweg, statt nur an prägnanten Stellen, wie ein mit Klötzchen erstellter Stop-Motion-Film aus, jedoch leidet darunter die Übersichtlichkeit in den chaotischen und hibbeligen Actionszenen. Ich habe zwar ein paar Mal gelacht, doch hauptsächlich saß ich in der Vorstellung dieses Films in meinem Sessel herum wie ein halber, gelangweilter Schluck Wasser. Doch es wird auf den folgenden Plätzen schlimmer ...

Platz 19: Pitch Perfect 3 (Regie: Trish Sie)

Die College-Musikkomödie Pitch Perfect habe ich 2012 zu spät gesehen, um sie damals in meine Flopliste des Jahres aufzunehmen. Doch dort wäre sie gelandet: Eine mutlose, glattgebügelte Version von Glee mit gelegentlichen Humorausbrechern ins Vulgäre und lahmen Figurenkonflikten. Teil zwei ist 2015 denkbar knapp an meiner Jahresbestenliste gescheitert: Regisseurin Elizabeth Banks riss die Barden Bellas aus ihrem "Glee in langweilig"-Universum und verfrachtete sie in eine aufgekratzte, extrem unterhaltsame, temporeiche Filmwelt mit Muppet-Logik. Das Ergebnis hat mich begeistert, aber die Konkurrenz war 2015 so groß, dass zwei, drei kleinere Längen schon genügten, um Pitch Perfect 2 aus den Tops zu kegeln. Pitch Perfect 3 ist nach diesem Hoch ein Sprung ins eiskalte Wasser: Von Step Up: All In-Regisseurin Trish Sie schwung- und charakterlos runterinszeniert ist das potentielle, große Pitch-Finale viel eher ein kläglicher Schwanengesang: Die Figurenentwicklungen aus Teil eins und zwei werden verworfen. Eingangs wird ein Grundkonflikt erstellt ("Alle Bellas hassen ihr Post-College-Leben"), der in den letzten Minuten halbarschig aufgelöst wird. Es wird ein Wetteifern zwischen den Bellas und anderen Musikgruppen aufgebaut, und direkt wieder vergessen. Fat Amy (Rebel Wilson) verliert ihren letzten Funken Benimm, es gibt einen saudummen, witzlos umgesetzten Großkriminellen-Subplot und die Songcover sind weitestgehend banal und blass. Schade, schade, schade: Teil zwei hat diese Fortführung nicht verdient!

Platz 18: Cars 3 - Evolution (Regie: Brian Fee)

Es bleibt also dabei: Die Cars-Reihe ist Pixars qualitative Achillesferse. Der erste Teil wird, aufgrund des Elends, das er nach sich zog, rückwirkend leicht unterschätzt, doch über die Fortsetzungen kann man nicht genug herziehen. Cars 2 ist eine extrem nervige, dümmliche Agentenkomödie voller mieser Gags und mit einer fehlgeleiteten Moral. Cars 3 ist nach dem filmgewordenen Nervensägewerk zwar fast schon Seelenbalsam - aber noch immer dumm: Inkonsequente Figurenführung, dramatisch-thematische Motive, die fallen gelassen werden, viel, viel Leerlauf und ein hanebüchen konstruiertes Finale. Hoffentlich sagt künftig in Emeryville jemand, wenn noch mehr Cars vorgeschlagen wird, einfach: Nein, danke.

Platz 17: Tigermilch (Regie: Ute Wieland)

Ute Wielands Romanadaption hat einen Ansatz, den ich sehr stark finde: Sie erzählt von einem aufgeregten Sommer zweier schwer pubertierender Freundinnen, die einfach nur mal ihr Leben genießen wollen. Zwischen Party, Pubertätsgezanke und Stress rund um einen Mordfall in der Nachbarschaft verlieren sie allerdings das Wichtige aus den Augen. Eben diese konzeptuelle Idee geht im rotzigen Teeniefilms allerdings unter - zu sehr klebt nicht nur Wielands Inszenierung, sondern auch die narrative Treue an den Hauptfiguren, zu sehr geht die dramatische Pointe in Geheul, Gekeife und Geprolle unter. Emily Kusche verspricht mit ihrem Schauspieltalent, in anderen Projekten noch aufzublühen, und eine Partymontage trifft den Nagel auf den Kopf. Aber sonst: Kopfschüttelkino pur.

Platz 16: Passengers (Regie: Morten Tyldum)

Es fängt so gut an und geht so frustrierend, dämlich und fehlgeleitet weiter: Chris Pratt wacht an Bord eines Raumschiffs aufgrund eines Unfalls aus dem Stasisschlaf auf. Er ist ganz allein, genießt erst den ihm bereitgestellten Luxus an Bord, wird dann langsam wahnsinnig und beschließt daher, Jennifer Lawrence ebenfalls 90 Jahre zu früh zu wecken. Der ethische Konflikt weicht einer RomCom-Dramaturgie, inklusive Zank und Versöhnung, und so humorvoll der gut ausgestattete Film auch beginnen mag - er schafft einfach nicht die inhaltlich dringend nötige Kurve. Pratts Rolle wird für sein Handeln gefeiert, Lawrences Figur für ihre Bockigkeit abgestraft. Das nimmt mir mit seinen moralischen Implikationen nachhaltig enorm die Freude am Einstieg in diesen Film. Frauen sind zum Vergnügen der Männer da, Männer haben keine Konsequenzen zu fürchten und wenn sich ein Mann eine Frau gegen ihren Willen aussucht, sollte sie sich geschmeichelt fühlen, verdammt! Na sicher ...

Platz 15: Resident Evil: The Final Chapter (Regie: Paul W. S. Anderson)

Ich hatte an Resident Evil: Retribution trotz manch ungelenker Plotmechaniken unverschämt viel Spaß: Großartiges 3D, toll inszenierte Actionszenen und eine sehr sympathische, da ehrliche "Ihr wollt einfach nur Action, also biete ich die euch - in variierenden Settings!"-Grundeinstellung. Da hatte The Final Chapter einfaches Spiel. Und dennoch hat der Sci-Fi-Horroractioner es gehörig verhauen: Ein brutales Schnittgewitter raubt sämtlichen, oft in absurder Wackelkameraführung eingefangenen, Actionszenen jeglichen Spaßfaktor. Man erkennt in dieser inszenatorischen Katastrophe oftmals nahezu gar nichts! Das ärgert umso mehr, da die paar unverwackelten, unzerschnibbelten Actionsequenzen beweisen, dass Paul W. S. Anderson es noch immer beherrscht, schneidige Scharmützel auf die Leinwand zu bringen.

Platz 14: The Circle (Regie: James Ponsoldt)

Ein Film, der mich mit der Frage zurückließ: Was wollte der bitteschön? Ist es eine Satire über den Social-Media-Selbstdarstellungswahn? Eine dramatische Dystopie darüber, was passiert, wenn ein Webkonzern zu viel Macht erhält? Eine Dramödie über ein Naivchen vom Land, das nach Silicon Valley geht? Eine sarkastische Auseinandersetzung damit, dass wir angeblich viel zu misstrauisch gegenüber Google, Facebook und Co. sind? Ein Film, der alles unter einen Hut bringen will? So oder so: Er ist extrem banal. Die Figurenzeichnung ist (mit Ausnahme von Karen Gillans überarbeiteter bester Freundin von Emma Watsons Hauptfigur) schal und unkonzentriert, die Hintergrundmusik könnte aus einem Werbespot stammen und die Spannungskurve gleicht einer Horizontalen.

Platz 13: Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner (Regie: Pepe Danquart)

Pepe Danquart ist ein fähiger Regisseur, den kaum jemand mit Komödien in Verbindung bringen würde. Und Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner ist Beweisstück A, weshalb Danquart wohl besser in anderen Genres aufgehoben ist: Die "Was, wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte?"-Romantikkomödie sieht, überbelichtet wie sie ist, aus, wie eine 90er-Jahre-Fernsehkomödie, und musikalisch sowie erzählerisch wirkt sie auch so. Eher sogar wie eine, die aufgrund mangelnder Qualität erstmal in den Giftschrank wanderte. Nervige Klischee-Nebenfiguren, eine meilenweit im Voraus herbeitelegrafierte Lösung und humoristische Allgemeinplätze im Überfluss.

Platz 12: Schatz, nimm du sie! (Regie: Sven Unterwaldt)

Die herrlich fiese französische Komödie Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt ist für mich ein sehr sündiges Filmvergnügen: Ein stark aufspielender Cast, ein wunderbar unverblümt-gemeines Skript, knalliger Slapstick und wundervoll-frech-boshafte Situationskomik - sowie kaum Längen. Schatz, nimm du sie! ist streckenweise eine 1:1-Neuverfilmung, nur visuell ein klein wenig unbemühter und (abseits von einer in Sachen Schauspiel vielversprechenden Carolin Kebekus) mit schwächerem mimisch-komödiantischem Timing. Durch einige Änderungen wird die böse Komödie zudem ungesund eingedeutscht: Die gemeinsten Sequenzen fliegen aus dem Film, dafür kommen mehrere explizit die Eltern, die darum kämpfen, nicht das Sorgerecht übernehmen zu müssen, verurteilende Szenen. Und eben dieser Moralhammer macht dieses ganze zynische Kartenhaus kaputt!

Platz 11: Mädelstrip (Regie: Jonathan Levine)

Aus Jonathan Levine werde ich einfach nicht schlau: Ich hasse All the Boys Love Mandy Lane, ich feiere 50/50, Warm Bodies ist wiederum eher lahm, Die Highligen Drei Könige dagegen gefällt mir ungemein und Mädelstrip ist ein weiterer Flop von ihm. Die Vulgärabenteuerkomödie hat zwar einige nette Momente, wie etwa ein pointiertes Fremdscham-"Bitte verlass mich nicht!"-Trennungsgespräch und einen Subplot über ein denkbar unhilfreiches Mitglied der US-Geheimbehörden. Doch über weite, weite, weeeeeiiite Strecken nervt diese Komödie einfach nur. Mit einer rüpelnd-ätzenden, unreflektierten Amy Schumer, einer griesgrämigen Goldie Hawn, deren vernünftige Figur auch noch mehrere Seitenhiebe gesteckt bekommt, sie sei viel zu streng, und miesem Timing, das Slapstickeinlagen vorhersehbar absteckt und bei dem sich die Ekeleinlagen mit monotoner Verlässlichkeit melden. Hier ist ganz klar die Taffe Mädels-Ader von Katie Dippold am Werk, und nicht etwa die, die uns mit Spy - Susan Cooper Undercover sowie Ghostbusters beschert hat. Verflixt schade und ärgerlich.

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Brennendes Interesse (In the Shadows)

Filme, auf die ich nicht länger warten möchte: Die folgenden 20 Filme sind die Produktionen, bei denen ich am ungeduldigsten bin und mich am meisten ärgern würde, wenn sie plötzlich nach hinten geschoben würden. Es sind nicht zwingend die 20 Filme, von denen ich am meisten erwarte - sondern die, die ich am dringenden entdecken möchte. Was sind eure "Most Wanted"-Filme der kommenden Monate (und Jahre)?


Platz 20: Sicario 2: Soldado

Ich habe ein wenig Angst, dass uns ohne Villeneuve auf dem Regieposten und Emily Blunt im Fokus ein Stück der Sensibilität und Genialität des Originals verloren geht, aber der Vorläufer war so gut, dass ich gewillt bin, einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Platz 19: The Happytime Murders

Puppen der Jim Henson Company, Elizabeth Banks und ein Film-Noir-mäßiger Mordfall an den filzigen Darstellern einer 80er-Kinderserie? Ja, ja, ja!

Platz 18: Der dritte Clovervield-Film

Was hat die Mystery Box von Bad Robot dieses Mal zu bieten?!


Platz 17: The Disaster Artist

You're tearing me apart, Lisa!

Platz 16: Mission: Impossible 6

Seit Teil drei ist Mission: Impossible eine Must-See-Actionreihe geworden und gefühlt hat Tom Cruise von Mal zu Mal mehr Spaß dran. Henry Cavill ist ein gern gesehener Nebendarsteller (hier berüchtigterweise mit Schnauzbart) und auch wenn ich es bedauere, dass die Tradition "Neuer Film, neuer Regisseur, neuer Stil" aufgegeben wird, so haben Christopher McQuarrie und Cruise ein Ding am Laufen, das gerne weitergehen kann!


Platz 15: A Wrinkle in Time

Der zweite Trailer hat mir zu viel der so oft genutzten "Du bist die/der Auserwählte!"-Fantasystoryline, aber der erste Trailer ist umwerfend. Dieses Bild mit Pine im orangenen Raum! Ava DuVernay ist eine sehr fähige Regisseurin und wenn das CG nicht zu sehr in Alice im Wunderland/Maleficent-Bereiche abdriftet, traue ich ihr schon was zu bei ihrem Big-Budget-Debüt!


Platz 14: Die Verlegerin

Meryl Streep und Tom Hanks gegen einen verbrecherischen Präsidenten. Oder: Seelenfutter für das Jahr 2017/18.

Platz 13: Mary Poppins Returns

Rob Marshall ist ein oft geschundener Regisseur, doch mir ist das unerklärlich: Er verantwortete die beste Annie-Filmversion, Chicago ist für mich ein absoluter Musicalklassiker, Nine ist leicht bemüht, aber gut, Fremde Gezeiten hat einige überaus atmosphärische Momente und an Into the Woods habe ich einen Narren gefressen. Wenn überhaupt jemand Julie Andrews als Poppins beerben kann, dann Emily Blunt, und die ersten Standbilder aus dem Film haben schön-klassischen Charme. Wird schon gut gehen!

Platz 12: Webcrasher - Chaos im Netz

Ralph reicht's ist unterschätzt - und gehört zu den wenigen Disney-Meisterwerken, deren Welt nach einer Fortsetzung schreit. Der neue, dämliche deutsche Titel kann nicht vertuschen, dass die Reaktionen von der D23 Expo stark waren und alles danach klingt, dass Regisseur Rich Moore eine heftige Disney-Selbstparodie plant. Bleibt nur zu hoffen, dass der Film neben den Gags auch eine spannende Story und schöne Figurenmomente zu bieten hat.


Platz 11: Lady Bird

Greta Gerwig halte ich für sehr talentiert, und mit ihrem Frühe-00er-Jahre-Zeitgeist-Film Lady Bird lieferte sie vorübergehend den meistbesprochenen 100%-Film bei Rotten Tomatoes ab - dann änderte ein Kritiker sein Urteil. Diese Kontroverse hin oder her, Gerwigs Brief an Justin Timberlake ist wonnig und überhaupt überzeugt mich alles, was ich bisher zum Film gelesen und gesehen habe.


Platz 10: Call Me By Your Name

Luca Guadagninos Romanadaption über die Affäre zwischen einem 17-jährigen Jungen (Timothée Chalamet) und einem 24-Jährigen (der Lone Ranger höchstpersönlich: Armie Hammer) erntete weltweit Jubelkritiken. Und wenn Hammer endlich mal wieder auch das breite Kritikerpublikum abholt, dann muss an dem Film ja was dran sein!

Platz 9: The Man Who Killed Don Quixote

Ich glaub ja erst, dass Terry Gilliam sein von Pleiten, Pech und Pannen geplagtes Projekt vollendet hat, sobald ich The Man Who Killed Don Quixote gesehen habe.


Platz 8: Shape of Water - Das Flüstern des Wassers

Guillermo del Toro erzählt eine Romanze, die sich mit einer 50er-Jahre Monstermär gekreuzt hat. Die US-Kritiken versprechen starke Bilder, einen schön-eigenwilligen Tonfall, eingängige Musik und berührende Performances. Ich bin enorm gespannt!


Platz 7: The Florida Project

Tangerine, L.A.-Regisseur Sean Baker präsentiert mit The Florida Project ein Low-Budget-Drama über kaputtes Familienleben und Hoffnung, die so nah, und doch so fern ist. All dies erzählt aus der Weltsicht junger Kinder, die das Elend um sie herum nicht so wirklich begreifen können, und mit Willem Dafoe in einer mehrfach nominierten Performance. Und Walt Disney World wirft seine optimistischen Schatten voraus.


Platz 6: Three Billboards Out of Ebbing Missouri

Frances McDormand, Woody Harrelson und Sam Rockwell agieren in einer fiesen Dramödie über eine Mutter, die durch den ungelösten Vergewaltigungsmord an ihrer Tochter an den Rand des Wutwahns getrieben wird. Die US-Kritiken schossen durch die Decke, die Trailer sehen smart, gewitzt und dramatisch aus und das Ensemble kann sich mehr als nur sehen lassen. Vorfreude: Sehr, sehr groß!


Platz 5: I, Tonya

Margot Robbie, die ich schauspielerisch für eine bislang nicht genügend gewürdigte Entdeckung der vergangenen Jahre halte, weil sie viel zu sehr auf ihr Aussehen beschränkt wird, kann sich hier austoben: Dieses bitterbössatirische Sportlerbiopic nimmt eine der irrsten, boshaftesten Anekdoten im Eiskunstlauf als Sprungbrett und generierte bereits sehr positives US-Kritikerfeedback. Ich freu mich drauf!


Platz 4: Score - Eine Geschichte der Filmmusik

Eine Dokumentation über Filmmusik - genau mein Thema. Her damit!

Platz 3: Gambit

"Regie: Gore Verbinski". Mehr muss man nicht sagen, um mich heiß auf einen Film zu machen. Dass Channing Tatum die Hauptrolle übernimmt und den Mutanten Gambit spielt, Lizzy Caplan die weibliche Hauptrolle erhält, in New Orleans gedreht wird und Gore hinter der Kamera einige Weggefährten wie Ring-Kameraman Bojan Bazelli versammelt hat, ist da nur Bonus!


Platz 2: Avengers: Infinity War

Das (nächste und vorerst größte) Crescendo im Marvel Cinematic Universe: Die Russo-Brüder versuchen, nach The Return of the First Avenger und The First Avenger: Civil War einen noch größeren Cast unter einen Hut zu bringen und in einen noch größeren Konflikt zu verwickeln. Der Tonfall des Trailers gefällt mir, die Russos leisteten meine zwei liebsten Marvel-Filme und die Faustregel lautet eh: "Mehr Cap, besserer Marvel-Film". Ich befürchte zwar noch immer einen absoluten CG-Overkill, aber ich zähle darauf, dass mir das erspart wird. Komm schon, Marvel!


Platz 1: Der Nussknacker und die vier Reiche

Wenn du einen Trailer veröffentlichst, der diesen Shot beinhaltet ...


... sowie diesen Shot ...


... dann bringt dir das ziemlich souverän den ersten Platz in meiner Most-Wanted-Liste ein. Aber: Mit dieser so leicht entzündeten, enormen Vorfreude kommt für den Film auch enorme Verantwortung. Denn als Disney-Fantasyspektakel kann dies ungeheuerlich schön oder unfassbar dumm ausgehen. Dank einer engagiert wirkenden Keira Knightley, die schlicht meine Lieblingsschauspielerin ist, und einer Fantasia-Referenz ist meine Aufmerksamkeit gegeben, und meine Erwartungen sowie Anforderungen an den Film sind enorm gewachsen. Wenn wir jetzt wieder so ein Maleficent-Debakel erhalten, oh, da werde ich mich aber verlieren!

Mittwoch, 20. Dezember 2017

Oscars 2018: 141 Scores kämpfen um eine Nominierung in der Sparte "Beste Originalmusik"


Dass wir das mal erleben dürfen: Eine Oscar-Saison ohne kontroverse Disqualifizierungen in der Sparte "Beste Filmmusik". Alle Scores, die auf der Rechnung waren, haben ihre Prüfung überstanden und wurden nicht etwa aufgrund zu viel altbekannter Melodien oder zu prominenter Verwendung von Archivsongs disqualifiziert. Selbst Wonder Woman wurde trotz intensivem Gebrauch des Hans-Zimmer-Amazonenthemas durchgewunken. Überraschend!
Alien: Covenant von Jed Kurzel
All I See Is You von Marc Streitenfeld
All the Money in the World von Daniel Pemberton
Annabelle: Creation von Benjamin Wallfisch
Band Aid von Lucius
Battle of the Sexes von Nicholas Britell
Baywatch von Christopher Lennertz
Beauty and the Beast von Alan Menken
The Big Sick von Michael Andrews
Blade Runner 2049 von Benjamin Wallfisch und Hans Zimmer
The Book of Henry von Michael Giacchino
Born in China von Barnaby Taylor
The Boss Baby von Hans Zimmer und Steve Mazzaro
Boston von Jeff Beal
Brad’s Status von Mark Mothersbaugh
Brawl in Cell Block 99 von Jeff Herriottuand S. Craig Zahler
The Breadwinner von Mychael Danna und Jeff Danna
Breathe von Nitin Sawhney
Brigsby Bear von David Wingo
Brimstone & Glory von Dan Romer und Benh Zeitlin
Captain Underpants The First Epic Movie von Theodore Shapiro
Cars 3 von Randy Newman
The Circle von Danny Elfman
Coco – Leendiger als das Leben von Michael Giacchino
Cries from Syria von Martin Tillman
A Cure for Wellness von Benjamin Wallfisch
Die dunkelste Stunde von Dario Marianelli
Despicable Me 3 von Heitor Pereira
The Disaster Artist von Dave Porter
Bailey von Rachel Portman
Downsizing von Rolfe Kent
Drawing Home von Ben Holiday
Dunkirk von Hans Zimmer
Earth: One Amazing Day von Alex Heffes
Eine Fantastische Frau von Matthew Herbert
Fast & Furious 8 von Brian Tyler
Father Figures von Rob Simonsen
Ferdinand von John Powell
Fifty Shades of Grey: Gefährliche Liebe von Danny Elfman
Film Stars Don’t Die in Liverpool von J. Ralph
Der weite Weg der Hoffnung von Marco Beltrami und Buck Sanders
Get Out von Michael Abels
A Ghost Story von Daniel Hart
Gifted von Rob Simonsen
Schloss aus Glass, von Joel P. West
Abgang mit Stil von Rob Simonsen
Good Time von Daniel Lopatin
Goodbye Christopher Robin von Carter Burwell
Gook von Roger Suen
Guardians of the Galaxy Vol. 2 von Tyler Bates
Killer´s Bodyguard von Atli
Ӧrvarsson
Hostiles von Max Richter
Human Flow von Karsten Fundal
Immer noch eine unbequeme Wahrheit von Jeff Beal
ES von Benjamin Wallfisch
Jane von Philip Glass
Jumanji: Welcome to the Jungle von Henry Jackman
Justice League von Danny Elfman
Kepler’s Dream von Patrick Neil Doyle
King Arthur: Legend of the Sword von Daniel Pemberton
Kingsman: The Golden Circle von Henry Jackman und Matthew Margeson
Kong: Skull Island von Henry Jackman
LA 92 von Danny Bensi und Saunder Jurriaans
LBJ von Marc Shaiman
Lady Bird von Jon Brion
Lake of Fire von Qutub-E-Kripa
Last Flag Flying von Graham Reynolds
The Lego Batman Movie von Lorne Balfe
The Lego Ninjago Movie von Mark Mothersbaugh
The Leisure Seeker von Carlo Virzì
Let It Fall von Mark Isham
Life von Jon Ekstrand
Logan von Marco Beltrami
The Lost City of Z von Christopher Spelman
Loveless von Evgueni Galperine und Sacha Galperine
Loving Vincent von Clint Mansell
The Man Who Invented Christmas von Mychael Danna
Mark Felt – The Man Who Brought Down the White House von Daniel Pemberton
Marshall von Marcus Miller
Mary and the Witch’s Flower von Takatsugu Muramatsu
Maudie von Michael Timmins
Molly’s Game von Daniel Pemberton
Moomins and the Winter Wonderland von Łukasz Targosz
Zwischen zwei Leben – The Mountain between Us von Ramin Djawadi
Mudbound von Tamar-kali
Die Mumie von Brian Tyler
Mord im Orient-Express von Patrick Doyle
Meine Cousine Rachel von Rael Jones
Norman: The Moderate Rise and Tragic Fall of a New York Fixer von Jun Miyake
Okja von Jaeil Jung
Oklahoma City von David Cieri
The Only Living Boy in New York von Rob Simonsen
Only the Brave von Joseph Trapanese
Our Souls at Night von Elliot Goldenthal
Paris Can Wait von Laura Karpman
Patti Cake$ von Geremy Jasper und Jason Binnick
Der seidene Faden von Jonny Greenwood
The Pirates of Somalia von Andrew Feltenstein und John Nau
Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales von Geoff Zanelli
Die Verlegerin von John Williams
Professor Marston and the Wonder Women von Tom Howe
The Promise von Gabriel Yared
Pulimurugan von Gopi Sundar
Raw von Jim Williams
Roman J. Israel, Esq. von James Newton Howard
Saban’s Power Rangers von Brian Tyler
Same Kind of Different as Me von John Paesano
The Second Coming of Christ von Navid Hejazi, Ramin Kousha und Silvia Leonetti
Served Like a Girl von Michael A. Levine
Die Hütte von Aaron Zigman
The Shape of Water von Alexandre Desplat
Slipaway von Tao Liu
Smurfs: The Lost Village von Christopher Lennertz
Spider-Man: Homecoming von Michael Giacchino
Split von West Dylan Thordson
Bo und der Weihnachtsstern von John Paesano
Star Wars: The Last Jedi von John Williams
Step von Laura Karpman und Raphael Saadiq
Stronger von Michael Brook
Suburbicon von Alexandre Desplat
Swing Away von Tao Zervas
Thank You for Your Service von Thomas Newman
Their Finest von Rachel Portman
Thelma von Ola Fløttum
Thor 3: Ragnarok von Mark Mothersbaugh
Three Billboards outside Ebbing, Missouri von Carter Burwell
Tickling Giants von Paul Tyan
Tommy’s Honour von Christian Henson
Trafficked von David Das
Transformers: The Last Knight von Steve Jablonsky
XXX: Return of Xander Cage von Brian Tyler und Robert Lydecker
Victoria & Abdul von Thomas Newman
Voice from the Stone von Michael Wandmacher
Wakefield von Aaron Zigman
Planet der Affen: Survival von Michael Giacchino
Wilson von Jon Brion
Wind River von Nick Cave and Warren Ellis
Wunder von Marcelo Zarvos
Wonder Woman von Rupert Gregson-Williams
Wonderstruck von Carter Burwell
Year by the Sea von Alexander Janko
Meine vorläufige Prognose für die Nominierungen:
Dunkirk von Hans Zimmer
Der seidene Faden von Jonny Greenwood
Die Verlegerin von John WilliamsThe Shape of Water von Alexandre Desplat
Planet der Affen: Survival von Michael Giacchino