Weiter geht es mit dem fiesen Reigen der Filme, die 2017 mein Filmliebhaberherz dazu gebracht haben, sich mürrisch zusammenzuziehen. Schon
die zehn Produktionen aus dem ersten Teil dieser Flopliste verursachten mir anstrengende, schmerzliche Filmminuten, doch die nachfolgenden Werke übertreffen dies noch einmal.
Bevor wir uns aber in die Höhle des Verderbens begeben, hier noch rasch ein paar
ehrenlose Sondernennungen von Filmen, die es beinahe ebenfalls in die Flops geschafft hätten: Da wäre die dänische Kleinganovenkomödie
Small Town Killers, die zwei Unsympathen haufenweise schwulen-, frauen- und behindertenfeindliche Gags reißen lässt. Der Film macht aber,
anders als etwa der letztjährige Flopfilm Dirty Grandpa, recht deutlich klar, dass er sich von seinen Protagonisten distanziert. Den Feinschliff, wann wir über die Mistkerle lachen und wann mit ihnen, hat Regisseur Ole Bornedal leider dennoch nicht durchweg raus - aber einige herrlich-schwarze Witze zum Thema Auftragsmord bewahren die Komödie knapp vor meiner Flopliste. Dann hätten wir noch das unverschämt langweilige
Ghost in the Shell-Realfilmremake, das der Vorlage ihren Anspruch nimmt und visuell, trotz einer durchaus nicht unambitionierten Setgestaltung, längst nicht an dessen Poesie heranreicht. Johanssons solides Spiel hilft dem Sci-Fi-Streifen jedoch, ebenso wie der schwer zu erklärende Umstand, dass ich mich in dem Film "nur belanglos gelangweilt" habe, und ich nicht etwa das Gefühl hatte, dass er mich "aggressiv angeödet" hat.
Ähnlich sah es mit dem französischen Jugenddrama
Mit siebzehn aus, das zwei Schuljungen, die sich ihre homoerotische Anziehungskraft zueinander nicht eingestehen wollen, aufeinanderprallen lässt. Ins Nichts laufende Subplots, ein Übermaß an selbstgefällig-metaphorischer Bildsprache und letztlich die mangelnde romantische Chemie zwischen den Hauptdarstellern machten diese Romanze für mich zu einer sehr langweiligen Sache. Aber das war nichts im Vergleich zum Historienliebesthrillerdrama
Meine Cousine Rachel: Die Bild- und Klangsprache ist so melodramatisch, dass es lächerlich wird, und der zentrale Konflikt wird so schwerfällig umgesetzt, dass selbst eine beachtlich aufspielende Rachel Weisz den Karren kaum aus dem Dreck ziehen kann. Die zehn schon in Teil eins genannten und die zehn folgenden Werke waren für mich schlicht und ergreifend nur noch mieser ...
Darüber hinaus will ich
Valerian - Die Stadt der tausend Planeten nicht vergessen, dessen erstes Drittel mich förmlich zu begeistern wusste und der mit Dane DeHaan und Cara Delevigne zwei Hauptdarsteller hat, die in meinen Augen gut interagieren. Dann aber kommt ein erschreckend rassistisches, strunz dummes zweites Drittel (die Aliens aus diesen Passagen könnten aus 30er-Jahre-Minstrel-Shows stammen) und ein Finale, bei dem die Figuren nicht mehr aus nachgeschobenen Expositionsdialogen und sülzigen "Ich erkläre nun die Moral der Geschichte und anschließend labe ich noch was über den Wert der Liebe, denn Liebe ist so, so, so toll!"-Monologen herauskommen. Stöhn! Wenigstens sind die Farben schön bunt ...
Dass die kommenden zehn Filme mir so sehr missfallen, muss nicht bedeuten, dass ich ihnen jegliche Qualität absprechen möchte. Wir sprechen hier noch immer von den zehn Filmen, die mich 2017 am meisten nervten, nicht von den stümperhaftesten Filmen des Jahres, geschweige denn aller Zeiten. Wenn ihr einem Film oder gar mehreren Produktionen aus meinen Flops große Freude entnehmen konntet, so gönne ich es euch - bei einem der Filme weiß ich sogar, dass eine Mehrheit von euch Leuten da draußen ihn jubelnd feiert. Mein Frust und eure Filmlust müssen einander nicht widersprechen - ich will mit meiner Flopliste nicht eure Parade verregnen. Stattdessen mag ich euch einfach auf die Bandbreite, wie Filme wirken können, aufmerksam machen. Und vielleicht kann ich auch ein paar Erklärungen an die Hand geben, damit ihr künftig eventuell etwas besser versteht, wieso jemandem ein von euch gemochter Film missfällt. Denn es muss nicht immer bloßes Rumgetrolle oder dumm-politisches Kalkül sein.
Genug der Vorrede. Hier sind sie, meine Flop 10 des Filmjahres 2017!
Platz 10: Lion (Regie: Garth Davis)
Oscar-Bait, die Erste. Und hier ist die Rechnung unerklärlicherweise sogar aufgegangen!
Dabei möchte ich die reale Geschichte eines im Westen als Adoptivkind behütet aufgewachsenen Mannes, der nach Jahrzehnten seine indische Familie ausfindig macht, nicht in den Dreck ziehen. Ich bin mir sicher, dass die wahren Ereignisse berührend sind, und ich glaube, dass sie als Dokumentation nacherzählt sehr ergreifend sein könnte. Aber in der Umsetzung von Garth Davis finde ich das Ganze in seiner gewollt-rührselig-manipulativen Art glatt lachhaft! Da haben wir einen vom Skript nicht näher charakterisierten jungen Mann, den Dev Patel aufgrund des Drehbuchs zwangsweise als weinerlich-engstirnigen Typen anlegen muss. Und dieser Kerl knallt einer einseitigen, aber goldigen Rooney Mara (kann diese Frau eigentlich mies spielen?) ellenlange, vorwurfsvolle Monologe entgegen - obwohl sie sich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Und dann findet er in einer aus dem Nichts gekommenen Google-Earth-Nacht plötzlich seine Antworten auf Jahre des fragenden Gemeckers. Seufz und Ätz!
Platz 9: Der unsichtbare Gast (Regie: Oriol Paulo)
Ich wusste nichts über diesen spanischen Justizthriller, außer, dass er sehr gut und packend sein sollte. Nach rund der Hälfte der insgesamt 105 Minuten Laufzeit fing ich an, mich zu wundern, ob ich
Der unsichtbare Gast mit einem anderen Film verwechselt habe. Das, was ich da gucke, mit diesen ausdruckslosen, charakterbefreiten, lahmen Figuren, kann nicht das sein, was mir ans Herz gelegt wurde. Daraufhin ging das seichte TV-Ausschussware-Spannungsgeplänkel noch ein bisschen weiter, ehe es hanebüchen und haarsträubend wurde.
Ein vorhersehbarer, allerdings inhaltlich schlecht begründeter Plottwist kam daher, woraufhin ein vollkommen unvorhersehbarer, da absolut unerklärlicher Twist folgte. An den schloss noch ein mieser, da unmöglich nachzuvollziehender Twist an - und da ich in dem Moment begriff, dass
Der unsichtbare Gast ein "Ich will dich um jeden Preis überraschen, Logik sei verdammt!"-Film ist, konnte ich den nächsten und überübernächsten Twist schon erahnen, bevor sie in die Wege geleitet wurden. Die Handlungswende dazwischen kam dagegen wieder unmotiviert aus dem Nichts. Tja, und als endlich der Abspann kam, musste ich sofort nachschauen, wer dieser Oriol Paulo ist, der mich da gerade genervt und intellektuell beleidigt hat. Somit musste ich erkennen: Oha, das ist der Typ, der schon
The Body verbrochen hat, einen gemeinhin sehr positiv besprochenen Thriller, den ich ebenfalls schon lahm und konstruiert fand. Scheint wohl so, dass ich mit Paulos Stil einfach nicht übereinkomme. Sorry, Leute!
Platz 8: Kong: Skull Island (Regie: Jordan Vogt-Roberts)
Ein Kritikerachtungserfolg, den ich nicht verstehe. Und bei dem es mich verwundert, weshalb seine passable Rezeption an den Kinokassen über den grünen Klee gelobt wird. Denn
Kong: Skull Island ist für mich ein lahmes Stück Monsterabenteuer mit einem Überangebot an austauschbaren Figuren und gallig-zynischen, gleichwohl abgegriffenen visuellen Gags, die inszenatorisch als ach-so-spritzig-und-originell verkauft werden. Hinzu kommt ein
Suicide Squad-hafter Soundtrack aus Retro-Hitsongs, die den Filminhalt, auf den sie mit dem Brecheisen hingebogen werden, überschatten sowie eine gewaltvolle Attacke an Digitaltricks, von denen abseits der Riesenmonstern nichts überzeugend aussieht (zu keinem Zeitpunkt glaube ich, dass wir uns auf einer seltsam-fantastischen Insel befinden). Und die Spannungskurve? Nicht weiter der Rede wert. Was für eine Verschwendung eines Spitzencasts!
Was hat Ridley Scott da nur geritten? Hauptfiguren, die sich so dumm benehmen, wie das panische Kanonenfutter aus dümmlichen, nur am Splatter interessierten Teenie-Slashern, werden in eine bleierne Sci-Fi-Drama-Atmosphäre gepackt. Versetzt wird dies mit schalen, ungelenken, möchtegernphilosophischen Monologen, die wirken, als hätte jemand das Skript einer Wayans-Brüder-Persiflage auf
Prometheus geplündert. Unfertige CG-Effekte. Ein Michael Fassbender, der erstmals aktiv die Luft aus seiner Szene saugt, statt das Material zu verbessern. Wären da nicht ein paar geile Metzelszenen und ein paar nett gestaltete Sets, wüsste ich nicht, was diesem Franchiseausrutscher eine Daseinsberechtigung geben könnte. Verdammt deprimierend, finde ich doch
Prometheus mehr als nur vorzeigbar! Und dennoch: Zwischen diesem und dem nächsten Film liegen qualitative Welten. Bitte nicht schlagen ...
Uff. Jetzt ist sie wohl gekommen - die Platzierung, bei der ich mich intensiver rechtfertigen muss, als bei sämtlichen Flop-Entscheidungen meiner bisherigen Blogkarriere. Obwohl ich liebend gern erwidern würde: "Wieso ich?!" Wieso bin ich es, der hier eine Rechtfertigung abliefern muss? Viel mehr sollten alle, die Patty Jenkins' US-Megahit abgefeiert haben, mir eine fundierte Erklärung für ihre Sicht dieser Superheldinnenkatastrophe liefern. Denn, bei aller Liebe: Es gibt Filme, bei denen ich den positiven Konsens sehe, nachvollziehen kann, wo er herrührt, und dessen ungeachtet sage: "Nein, tut mir leid, ich kann eure Meinung verstehen, aber selbst beim besten Willen teile ich sie nicht."
Wonder Woman ist nicht solch ein Film. Bei
Wonder Woman stehe ich ratlos vor den überschwänglichen Kritiken und schüttle den Kopf. Nicht eine einzige Lobeshymne auf den Film, die ich gelesen habe, konnte mir - aus werkimmanenten Gründen - verständlich machen, was an dieser 149-Millionen-Dollar-Misere gelungen sein soll.
Da wäre zunächst Gal Gadots in den Himmel gepriesene Darbietung, der manche sogar andichten wollen, sie hätte eine Oscar-Nominierung verdient. Wirklich? Ich muss dann eine andere Schnittfassung des Films gesehen habe, denn in der
Wonder Woman-Version, die mir bekannt ist, agiert Gadot unfassbar hölzern und monoton. Roboterhaft stakst sie durch ihre Dialogpassagen, und selbst in Momenten, in denen mir der filmische Kontext entgegenbrüllt, ihre Figur sei glücklich, sieht sie in meinen Augen unbeschreiblich angepisst aus. Was, und das müsst ihr mir bitte glauben, nicht an einer etwaigen Antipathie gegenüber Gadot liegt: In
Batman v Superman: Dawn of Justice zählte sie zu meinen wenigen Lichtblicken, gerade, weil sie ihre Rolle (gemessen an den Möglichkeiten in diesem Film) facettenreich angelegt hat und neben der taffen Kämpferbraut auch das Wesen einer Amazone vermittelt hat, die es liebt, eine schwere Herausforderung anzunehmen. Davon ist in
Wonder Woman meiner Meinung nach nichts zu spüren, auch nicht in Szenen, die danach schreien.
Dann wäre da Jenkins' Inszenierung, mit der ich bei diesem Film einfach grundlegend auf dem Kriegsfuß stehe: Sie nimmt dieses Material bierernst, und je alberner es wird, desto ernster nimmt sie es. Und, es tut mir leid, aber eine auffällig gekleidete Comickreation, die sich stoisch durch eine historische Weltkriegsschlacht boxt, um den Kampf der normalen Sterblichen voranzutreiben und im Normalsoldaten dringend nötige Hoffnung zu erschaffen, ist entweder strunzdreiste Propaganda oder Material, das gebrochen werden muss.
Ich verlange ja nicht sogleich den ironisch-amüsierten, pulpigen Ansatz eines Joe Johnston, aber die so laut gepriesene "No Man's Land"-Sequenz weckt so überdramatisch-heldenverehrerisch, wie Jenkins sie angelegt hat, in mir eher Fremdscham pur als reine Gänsehaut - und das wacklige Chromakey der Sequenz tut da für mich nur sein Übriges. Und das ist einer der Momente im Amazonenabenteuer, bei dem ich mir im Kinosessel noch das schockiert-beschämte Aufschnauben verkneifen konnte.
Denn mit dem teuflisch-misslungenen Finalkampf hat Jenkins das noch um ein Vielfaches unterboten: Schäbige CG-Effekte treffen auf eine Zack-Snyder-Kampfdramaturgie, die daraus besteht, dass der Fiesling Reden schwingt und Blitze schleudert, sie auf die Fresse bekommt, größer wird, noch lauter seine Reden schwingt und ein paar Blitze mehr schleudert, weswegen er nun mit mehr Lichtgewitter auf die Fresse bekommt. Man wiederhole dies minutenlang, bis der Gegner plötzlich verendet. Oh, und wo wir von den Schurken reden: Die sind doch aus einem Joel-Schumacher-
Batman-Film ausgebrochen, oder? In Jenkins verklemmt-dramatische Vision passen sie zumindest nicht hinein ...
Darüber hinaus wäre da der politische Aspekt, der mich fragend zurücklässt. Denn
Wonder Woman wurde praktisch einstimmig als feministisch-cineastischer Vorstoß zelebriert. Aber das ist er, meiner Meinung nach, leider nur hinter den Kulissen: Nie zuvor wurde ein so kostspieliger, von einer Frau inszenierter Realfilm weltweit mit so hohen Einnahmen belohnt. Ja, das ist ein wichtiger Vorstoß, der mich glücklich macht, unabhängig von meiner Meinung zum Film. Aber das erklärt mir nicht die Loblieder auf das eigentliche Werk. Denn die Figur der Wonder Woman ist hier, für mich, nur eine Ansammlung abgegrabschter Klischees. Sie ist ein naives Dummchen, das im dritten Akt von einem Mann die Welt erklärt bekommen muss, verdammt noch eins! Sie verbringt Tage, vielleicht Wochen in unserer Realität, und sie lernt nichts dazu - bis Chris Pine sie zur Seite nimmt und ihr den Kopf wäscht. Da hat selbst Sturkopf Thor in seinem ersten Soloabenteuer schneller Fortschritte gemacht - und er musste sich nicht komplett auf Fremdeinwirkung verlassen.
Und dann missfällt mir Jenkins' Ansatz, aus Wonder Woman eine "Kämpferbraut mit weibischen Klischeeinteressen" zu machen. "Oh, sie kämpft und ist streng, aber sie liebt es, ihr Haar im Wind wehen zu lassen, hält Männer abseits von der biologischen Fortpflanzungsnotwendigkeit für überflüssig, ist von Eiscreme begeistert, findet Babys süß und heult jahrzehntelang dem netten Kerl hinterher, der mit ihr am Lagerfeuer mal getanzt hat." Diese Charakterzeichnung einer "feministischen Ikone" hätte genauso gut von meinem chauvinistischen Arschloch-Sitznachbar in der Mittelstufe stammen können. Ja, Jenkins versucht mit Babys und Eiscreme ein bisschen "Fish out of Water"-Humor reinbringen wollen, aber mussten es die billigsten Frauenklischees der Welt sein? Das ist ungefähr so,
als hätten die von mir lautstark gefeierten Ghostbusters eine Fahrt zu einem dringenden Einsatz unterbrochen, um hochhackige Schuhe zu kaufen, und sich im Epilog bei Eierlikör und Piccolo über die Möglichkeiten eines dritten
Sex and the City-Films unterhalten. Und was soll das Gerede davon, dass
Wonder Woman uns endlich die klischeefreie, unsexualisierte Frauenactionszene gegeben, auf die wir alle gewartet haben? Jenkins fetischisiert Gadots Modelkörper in der "No Man's Land"-Szene so sehr wie Lustmolch Michael Bay seine Darstellerinnen angeifert!
Holtzmann hat das Ganze viel Cooler und Selbstverständlicher vorgelebt!
Ach, und dann verfällt unsere tolle feministische Vorkämpferin kurz vor Schluss in einen inhaltlich nicht gerechtfertigten, überkitschigen Off-Kommentar über die Bedeutung der Liebe. Nein, nein, nein, ich kapiere den Hype um
Wonder Woman nicht, zumindest nicht, wenn ich einzig den Film als solches betrachte.
Den Amis gebe ich als Entschuldigung den Zeitgeist-Faktor, denn Wonder Woman ist, gemessen an der Wirklichkeit, ein willkommenes Stück Weltflucht, doch das entschuldigt in meinen Augen nicht die oben genannten Sünden. Und dass ich Chris Pines Performance als nahezu einzigen Aspekt an diesem ach-so-feministisch-vorwärtsgerichteten Desaster feiere, weckt in mir ein mieses Gewissen. Ich wollte
Wonder Woman lieben und als DCs
Captain America - The First Avenger feiern, als den Film, der ein Franchise mit guten und miesen Filmen nimmt, und auf ein neues Level hebt. Aber während die (fast) restliche Welt wohl exakt diesen Film gesehen hat, raufe ich mir verständnislos die Haare!
Platz 5: Justice League (Regie: Zack Snyder, Joss Whedon und ein ganzes Komitee aus Befehlshabern aus dem Hause Warner Bros.)
Und noch einmal DC. Und das tut mir echt weh, liebe ich doch
Batmans Rückkehr sowie Christopher Nolans
The Dark Knight-Trilogie und fand (im Gegensatz zu vielen anderen)
großen Gefallen an Man of Steel. Ich will mir hier also keinesfalls einen Anti-DC-Bias unterstellen lassen! Es ist doch nicht meine Entscheidung, dass die Marvel-Konkurrenz so eine Flopriege abliefert! Nach
Wonder Woman war ich bereit für einen dringend nötigen Aufschwung. Aber was habe ich erhalten? Diese charakterlose Aneinanderreihung schäbiger CG-Effekte!
Wonder Woman hat mit dem charmanten Chris Pine, kleineren Actionszenen (abseits des Finales und der "No Man's Land"-Passage) und den gut aussehenden, da nicht im Digitalglanz verlorenen London-Sequenzen wenigstens ein paar Stärken.
Justice League wirft das alles weg: Fast jede einzelne Sekunde dieser angeblich 300 Millionen Dollar teuren Produktion sieht so aus, als sei sie im letzten Augenblick durch einen überlasteten Computer gejagt worden, und nicht ein einziger der Darsteller ist so ambitioniert wie Pine in
Wonder Woman. Ezra Miller hat wenigstens ein bisschen Lust, selbst wenn seine Gags arg forciert sind, während Jason Momoa und Ray Fisher am Skript kranken, das sich nicht für sie schert. Ben Affleck sieht so aus, als wolle er nichts lieber, als schreiend davonlaufen. Nur Amy Adams und Henry Cavill machen was aus dem missratenen Drehbuch, und die Beiden sind zwar das Rückgrat der emotionalen Spannungskurve, aber davon ist in der Umsetzung nichts zu spüren.
Es wird noch schlimmer:
Justice League unterbietet nicht bloß
Wonder Woman, sondern nochmal um ein Vielfaches den vorherigen DC-Filmuniversum-Totalausfall
Batman v Superman: Dawn of Justice. Man nehme Hans Zimmers und Junkie XLs exzentrischen Score, ersetze ihn durch eine weichgespülte Danny-Elfman-Notkomposition. Man nehme Jesse Eisenbergs kontroversen, aber engagiert gespielten Schurken und tausche ihn gegen ein Playstation-2-Cutscene-Nichts aus. Und die Actionszenen sind einfach nur lasch. Ein Unfall von einem Superheldenfilm. Bitte, bitte, bitte, DC, fang dich wieder. Ich habe keinen Nerv, noch mehr Morddrohungen zu erhalten, nur, weil ich keine Lust habe, deine Patzer gut zu reden!
Platz 4: Fifty Shades of Black - Gefährliche Hiebe (Regie: Michael Tiddes)
So. Durchatmen. Nach meinen wutentbrannten Monologen über Platz sechs und fünf können wir es hier wieder entspannter angehen lassen. Michael Tiddes' Persiflage auf
Fifty Shades of Grey beginnt vergnüglich, nimmt sie doch Sam Taylor-Johnsons schwerfällig-doppeldeutige Inszenierung der ersten Filmminuten gekonnt aufs Korn und zieht das lüstern-unwirkliche Storytelling von E.L. James albern-vulgär durch den Kakao. Dann jedoch verliert sich der Film in derbe Wayans-Brüder-Slapstick-Sketche ohne szenenübergreifende Logik, einen quengelnden Marlon Wayans und viel, viel, viel Leerlauf. Und irgendwann löst sich diese aggressive Parodie auch noch von der Vorlage, um ziellos ins Nichts zu mäandern. Menno! Aber wenigstens der Anfang hat mich zum Lachen gebracht ...
Da sind wir schon wieder in der Kategorie: "Wo kommt nur die positive Kritikerresonanz her?" Selbst wenn sich die positiven Rezensionen bei
Girls Trip noch stärker als bei
Wonder Woman auf US-Kollegen beschränken. Diese Partykomödie sicherte sich extrem positive Kritiken, wo
Girls' Night Out noch lustloses Schulternzucken generierte. Und. Ich. Verstehe. Nicht. Weshalb! Die vier ein Partywochenende begehenden Freundinnen haben eine für mich absolut unglaubwürdig-gallige Dynamik untereinander, Lees Versuche, Dramatik in den derben Reigen unterzubringen, sind schwerfällig, bemüht und dramaturgisch ungelenk, und Tiffany Haddishs Rolle ist eine menschgewordene Nervensäge. Jada Pinkett Smith und Queen Latifah haben das nicht verdient!
Eine seelenlose, auf innere Logik pfeifende Ralph reicht's-Kopie, die etwas The LEGO Movie dazwischen mischt. Eine Aneinanderreihung an meilenweit im Voraus angedeuteten, abgelutschten Wortspielen und inaktuellem Product Placement. Ellenlange, lustlose Szenen, die sich so, so, so, so sehr bemühen, Mitleid über das Liebesleben zweier "Mäh"-Emojis zu erzeugen. Unmotivierte Monologe, die die nicht vorbereitete Lektion des Films ausverbalisieren. Und Animationen, die vor zehn Jahren in der zweiten Liga des CG-Wettrennens zwischen den großen Studios gespielt hätten. Es lohnt nicht, sich über diesen Film aufzuregen. Er ist einfach nur lahm, dumm und dreist.
Man nehme: Den Plot einer ultraschwarzen Komödie - oder eines superfiesen Psychothrillers. Setze ihn aber als extrem kitschiges, superzuckriges Oscar-Bait-Inspirationsdramas um. Man nehme einen so unausstehlich angestrengten, vollgeheulten, entgeisterten Will Smith, und packe ihn in einen Film mit einer Glückskekssprüche von sich gebenden, goldigen, aber deplatzierten Keira Knightley, einer Grußpostkarten ablesenden Helen Mirren und Jacob Latimore als menschgewordenem Motivationsposterkalender. Man raube Edward Norton seine Ecken und Kanten, lasse Kate Winslet blass durchs Bild laufen und gebe einem gehemmten Michael Peña einen übereilten Tränenzieherplot. Oh, und dann packe man eine seifig dahermonologisierende Naomie Harris in einen Subplot, dessen Plottwist seinem Publikum vom Himmel hoch entgegenbrüllt. Und dann ist das noch die subtilere, inhaltlich stimmigere Handlungswende in diesem Film, dem es noch nicht einmal gelingt, bei aller Holzhammermetaphorik und Haareraufmoral so mies zu werden, dass es lustig wird. Ein unbeschreiblicher, unglaublicher Totalausfall, bei dem nichts zusammenpasst und der so nervig ist, dass es langweilig wird. Oder ist er so langweilig, dass es nervt? Keine Ahnung, bei Verborgene Schönheit verlieren sämtliche Worte irgendwann ihre Bedeutung ...