Dies soll keinesfalls ein definitives Ranking darstellen. Stattdessen präsentiere ich hier in chronologischer Reihenfolge einen Querschnitt fünf nicht genügend gewürdigter Disney-Produktionen, die Musik im Blut haben. Vielleicht mache ich euch so ja Lust, diesen Filmen erstmals eine Chance zu geben oder sie erneut einzulegen?
Aufruhr im Spielzeugland
Rückblickend lässt sich diese lose Adaption der 1903 uraufgeführten Operette Babes in Toyland als Walt Disneys Vorübung für Mary Poppins bezeichnen: Einst mit aufwändigen Abenteuerfilmen gestartet, wandte sich die Realfilmproduktion seines Studios nach und nach der Komödie zu. Mit dem kostspieligen, farbenfrohen Musical Aufruhr im Spielzeugland sollten neue Akzente gesetzt werden. Mit Disney-Fernsehstar Annette Funicello und Comedylegende Ed Wynn ist die Besetzungsliste sehr interessant gehalten, Komponist George Bruns adaptiert die Musik aus der Vorlage sehr gut und das Produktionsdesign ist ebenso originell wie quietschbunt. Leider ist der Film recht emotionslos, aber das ganze Razzle Dazzle sollte sich kein Disneyfan entgehen lassen.
Summer Magic
Als der Film, der mit On the Front Porch Robert Shermans persönlichen Lieblingssong aus seinem eigenen Schaffen beinhaltet und der Disney-Legende Hayley Mills ihre zweite Nominierung für einen regulären Golden Globe eingebracht hat, sollte Summer Magic auf der Prioritätenliste von Disney-Fans viel höher stehen, als er es wohl offensichtlich tut. Zumal er sehr viel Charme aufweist: Ein Witwer zieht mit seinen drei Kindern aufs Land und versucht, die Familie zusammenzuhalten und sie an den Verlust an gewohnter Bequemlichkeit zu gewöhnen. Weder übt sich Summer Magic in "Fisch aus dem Wasser"-Humor, noch in Sentimentalitäten - stattdessen ist es ein entspannter "Slice of Life"-Film - mit jeder Menge Musik. Einfach schön.
Der glücklichste Millionär
Wer jemals über eine Version der Main Street U.S.A. spaziert ist, assoziiert diese Zeit höchst wahrscheinlich unter anderem mit Instrumentalversionen zweier Lieder aus diesem Film: Der glücklichste Millionär, der letzte Disney-Realfilm, an dem Walt Disney aktiv involviert war, mag weitestgehend vergessen sein, die Lieder Fortuosity und Let's Have a Drink On It dagegen sorgen Tag für Tag für gute Laune in mehreren Disney-Parks. Der in mehreren Schnittversionen existierende, auf einer kuriosen wahren Geschichte basierende Film, mag zwar in all seinen Fassungen leichte Pacingprobleme haben, ganz einfach, weil es dem Musical an einem Grundkonflikt mangelt. Doch mit Tommy Steele als kecken, die vierte Wand durchbrechenden, Protagonisten, der als irischer Immigrant das sonderbare Verhalten der Titelfigur kommentiert, eingängigen Melodien der Sherman-Brüder und atemberaubenden Kostümen hat Der glücklichste Millionär genug für einen altmodischen Filmsonntagnachmittag zu bieten.
Popeye - Der Seemann mit dem harten Schlag
Ein wahres Kuriosum nicht nur in Disneys Filmografie, sondern auch in der des legendären Regisseurs Robert Altman. Schließlich würde man vom MASH-Regisseur alles erwarten, nur kein Disney-Musical mit Robin Williams in der Hauptrolle. Und von Disney wird man 1980 (und auch in der Jetztzeit) nicht unbedingt ein Realfilmmusical auf Basis einer Cartoonfigur der Konkurrenz erwarten. Und dennoch existiert Popeye, der ein sonderbar-faszinierendes Produkt seiner Zeit ist. Die Disney-Studios befanden sich in einer Zeit der künstlerischen und identitären Orientierungslosigkeit und stieg daher für zwei Filme in die Aktivitäten des nach einer Finanzspritze suchenden Mitbewerbers Paramount Pictures ein: Popeye und Der Drachentöter - zwei Filme, die so wohl sonst nie zustande gekommen wären. Die Sets in Popeye sind ein Augenschmaus, Shelley Duvall als Olive Oyl und Paul L. Smith als Bluto machen Spaß und ansonsten ist Popeye ein Film vom Schlag: "Man muss das gesehen haben, um mitreden zu können." Popeye hasst Spinat, was?!
Newsies
Was für ein Auf und Ab dieser Kinofilm mit Christian Bale durchgemacht hat: Der 90er-Film von High School Musical-Regisseur Kenny Ortega ging an den Kinokassen unter, wurde im englischsprachigen Raum dank TV-Wiederholungen und VHS-Verkäufen zum Kult und dann als Broadwayshow wiederbelebt - und nun überschattet die Bühnenversion den Originalfilm. Das Thema, ein real verbuchter Streik von Zeitungsjungs, ist zweifelsohne ungewöhnlich für einen Kinofilm, aber Ortega setzt es mit Passion um. Ein bisschen kitschig, aber sehr mitreißend!
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