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Montag, 4. September 2017
Affenkönig
Was passiert, wenn in den öffentlich-rechtlichen Gremien die Diskussion aufkommt, dass man ja mal wieder was für sein Image als unberechenbarer Unterhaltungslieferant tun könnte, und daher dringend eine provokante Kinokomödie finanzieren sollte? Womöglich ist genau so Affenkönig zustande gekommen: Eine ebenso angestrengt wirkende wie anstrengende Produktion, in der sich ein eigentlich sehr fähiges Darstellerensemble lustlos harsche Dialoge an den Kopf knallt und in mühselig-derber Situationskomik zum Affen macht.
Zu seinem 45. Geburtstag sorgt Lebemann Wolfi (Hans-Jochen Wagner) auf seinem prächtigen Anwesen in der Provence für ein Wiedersehen: Er trommelt seine dicksten Freunde und deren Familien herbei, so dass sie sich endlich mal wieder zusammensetzen. Denn die gemeinsamen Zeiten sind längst vorbei. Martin (Marc Hosemann) war in den 90ern ein erfolgreicher Rapper, mittlerweile ist er eine gescheiterte Existenz und kann sich nicht einmal die Herz-OP für seinen Sohn leisten. Der frühere Haudegen Viktor (Samuel Finzi) ist nun trocken, arbeitswütig und spießiges Mitglied des Politbetriebs. Und Ralph (Oliver Korittke) steht völlig unter dem Pantoffel seiner frigiden Fregatte von Frau namens Ruth (motzig: Jule Böwe). Unter der knalligen Sonne Südfrankreichs werden dank Wolfi allerdings rasch alte Sympathien wiederbelebt, neue Animositäten geschaffen und Persönlichkeitsprofile durcheinandergewirbelt …
Als Film über zerrüttete Freundschaften, die erstmal noch stärker in die Brüche gehen müssen, um dann ansatzweise wieder gekittet zu werden, braucht es aller Derbheit und gewollter Disharmonie zum Trotz ein Gefühl der Zusammengehörigkeit: Damit solch ein Plot wie der von Affenkönig aufgeht, ist es nötig, dass die Darsteller so auftreten, dass man als Zuschauer diesen Figuren wünscht, wieder zueinanderzufinden. Bedauerlicherweise scheitert der neuste Film des Schwarze Schafe-Regisseurs Oliver Rihs bereits an diesem grundlegenden Aspekt. Ein Gros der Mimen wirkt lustlos und desinteressiert, das Zusammen- respektive Gegeneinanderspiel ist schematisch und gänzlich ohne den fiesen Verve, den so eine pechschwarze (Anti-)Freundschaftskomödie verlangt.
Während zumindest Samuel Finzi (der schon in den Kokowääh-Filmen jede Szene an sich riss) Pepp mitbringt, sobald sein Workaholic zum hibbeligen Junkie mutiert und süffisant Schwachsinn labert, stehen Oliver Korritke und Marc Hosemann oft nur eisern in der Kulisse herum. Angesichts dessen, dass das Skript Korritkes und Hosemanns Rollen zudem nahezu die gesamte Laufzeit über starr als ein Extrem skizziert, nur um sie dann kurz vor Schluss aus fadenscheinigen Gründen ins Gegenteil zu verkehren, bekommen die zwei Darsteller auch gar keine Chance, ihren Pappkameraden Kontur zu verleihen. Hans-Jochen Wagner indes genießt sich zwar sichtbar als nachtragender Prolet, allerdings ist seine gallige Figur so monoton geschrieben, dass sich ihre Wortspiele und Eskapaden zu laut ankündigen, um als Gags zu zünden.
Als eine der wenigen zumindest zweidimensionalen Figuren weiß dagegen Jytte-Merle Böhrnsen (Großstadtklein) alias Sima gelegentliche Pointen in Treffer zu verwandeln: Die nach Sex hungernde Schwangere, deren Intellekt unentwegt unterschätzt wird, kommentiert das aus elendig langgezogenen, zotigen Kalauern bestehende Geschehen mit einer freundlichen Unbedarftheit und lockert vor allem den besonders drögen Mittelpart auf. Durchweg amüsant, wenngleich auch tonal überhaupt nicht zum aggressiven Angekeife des restlichen Films passend, ist zudem Tijan Marei: Ihre Figur Greta ist eine Gothic-Karikatur, wie sie die Addams Family jederzeit bei sich aufnehmen würde und suhlt sich in spritzig überzeichneten Sketcheinlagen.
Die erwachsenen Figuren dagegen meckern sich mit angesäuerter Miene von einer Eskalation zur nächsten. Die mit jeglichen erzählerischen Drall zerstörenden Kunstpausen dargebotenen Beschimpfungsorgien, Fremdgehwitzlein und Perversionsdebatten sind aber niemals so provokant, wie sie wohl gemeint waren. Ja, Menschen gehen halt fremd, Frauen haben halt manchmal Lust auf härteren Sex als ihre Partner und manche Freunde gehören nach ihrer wüsten Jugend halt nicht mehr zusammen. Das alles sind weder schockierende Erkenntnisse, noch durchgeknallte Lachsalven: Es ist schlichtweg langweiliger Lärm.
Fazit: Überhaupt nicht zum Brüllen: Affenkönig ist laut, garstig, mäandernd, langweilig.
Diese Kritik erschien zuerst bei Quotenmeter.de
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