Freitag, 28. Juli 2017

Freitag der Karibik #53

Ich stimme folgendem Videoessay zwar nicht in seiner Position gegenüber den Sequels zu, doch seine detaillierte Analyse der erzählerischen Glanzpunkte in Fluch der Karibik unterschreibe ich gerne.


Freitag, 21. Juli 2017

Freitag der Karibik #52

Auf der D23 Expo gab es ein nahezu einstündiges Panel zur Geschichte der Marke Pirates of the Caribbean innerhalb des Disney-Konzerns, das ich euch nicht vorenthalten möchte!


Donnerstag, 20. Juli 2017

Der Vollposten


Eine durch und durch alberne Komödie mit immenser Gagdichte, die vor kaum einem Klischee oder Kalauer Halt macht – und sich durch gepfefferte Seitenhiebe auf nationale Eigenheiten bei aller grellen Überzeichnung ein respektables Grundniveau erarbeitet: Solche Schenkelklopferkomödien sind in Deutschland nahezu ausgestorben – bei unseren italienischen Freunden hingegen ist Anfang 2016 eine derartige Kinoproduktion durch die Decke geschossen. Der Vollposten (im Original: Quo Vado?) ist mit rund zehn Millionen Besuchern zwar nicht der meistbesuchte italienische Film aller Zeiten, selbst wenn die Marketingkampagne diesen Irrtum befeuert. Die meistbesuchte Eigenproduktion seit über 16 Jahren zu sein, ist allerdings ebenfalls eine stattliche Leistung. Und rein an den Einnahmen bemessen ist Der Vollposten (ohne Berücksichtigung der Inflation) derzeit dann doch der größte Filmhit Italiens ...

Ähnlich wie vor einigen Jahren der französische Überraschungserfolg Willkommen bei den Sch'tis, kommt Der Vollposten auf der Welle einer euphorischen Publikumsreaktion im eigenen Lande auch nach Deutschland – und wie schon die französische Beamtenkomödie erhält der italienische Kassenschlager eine Promisynchro: Hauptdarsteller Luca Pasquale Medici, der in diesem Film in die Rolle seiner Kunstfigur Checco Zalone schlüpft, wird in der deutschen Fassung von Bastian Pastewka eingesprochen – eine Besetzung, die wie die Faust aufs Auge passt. Nicht nur, dass der mittlerweile sehr synchronerfahrene Pastewka eine hervorragende Sprecherleistung vollbringt, er könnte auch problemlos Checco Zalones Rolle in einem deutschen Remake übernehmen. Denn der um seinen Vollposten kämpfende Protagonist dieser südländischen Komödie ist ein arbeitsscheuer Maulheld mit Hang zum Chaos – also genau der Schlag Mensch, als den sich Pastewka in seiner nach ihm benannten Sat.1-Comedyserie darstellt.

Ein egoistischer Faulenzer mit Herz
Checco Zalone führt das, was er als Traumleben bezeichnen würde: Er hat eine unbefristete Festanstellung in der Landesverwaltung für Jagd und Fischerei. Er lebt noch bei seiner heißgeliebten, ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesenden Mama. Und er hat es bislang problemlos geschafft, sich vor der Verlobung mit seiner langjährigen Freundin zu drücken – und so auch vor der Verantwortung einer Ehe und etwaiger Kinder. Dann aber macht ihm die Reform der italienischen Beamtenstruktur einen Strich durch die Rechnung: Ausgerechnet seine Stelle soll zwecks Einsparungen gestrichen werden. Checco wird vor die Wahl gestellt: Entweder er kündigt und nimmt eine Abfindung entgegen – oder er lässt sich versetzen.

Da Checco weiß, wie entspannt und wohlbezahlt das Beamtentum ist, lässt er sich von der eiskalten Beamtin Sironi (Sonia Bergamasci) von einem ungeliebten Posten zum nächsten durchreichen. Aber ganz gleich, wie zermürbend Sironi sich Checcos neuen Posten auch vorstellt – er ist glücklich. Als Sironi ihn beim Versuch, endlich in eine Kündigung zu drängen, weit über Italiens Grenzen hinaus versetzt, lernt er zudem mit der weltoffenen Forscherin Valeria Nobili (charismatisch: Eleonora Giovanardi) eine Frau kennen, die sein Herz wirklich in die Höhe springen lässt. Doch mit einer innigen Zuneigung kommen größere Probleme einher als mit einer Zweckbeziehung …

Luca Pasquale Medici respektive Checco Zalone ist zu Beginn der Handlung ein Taugenichts und Drückeberger, wie er im Buche steht. Dass der trotz seiner Selbstgefälligkeit als Sympathieträger taugt, liegt zu großen Teilen an der genüsslichen Spielweise des italienischen Entertainers (sowie an der kongenialen Synchronisation): Checco weiß, was für ein schmieriger Typ er ist. Mit breitem Grinsen erklärt er über seinen Schreibtisch hinweg seinen Mitbürgern, dass es ja keine Bestechung sei, wenn sie ihn aus Dank für die ausgestellten Lizenzen mit Lebensmitteln überhäufen. Er erklärt in einem fröhlichen Singsang, dass er Miete spart, weil er noch bei Mama lebt. Und wenn er von seinem ach-so-anstrengenden Fahrweg zur Arbeit spricht, dann blitzt in seiner Stimmlage Ironie auf sowie ein Hauch von Unglauben, als würde er denken: „Habe ich gerade tatsächlich über den Steinwurf von Pendelstrecke gejammert?“

Hinzu kommt, dass Checco zwar ein Egoist ist, dabei aber eine gewisse Gutmütigkeit bewahrt hat: Er ist zwar ein Verantwortungsallergiker und zuweilen unbequem, jedoch schadet er niemandem willentlich. Er ist nur auf lachhafte Weise davon besessen, es sich selbst besonders gemütlich zu machen – und verdient sich in seiner Impertinenz sogar etwas Respekt. Wenn sich die keifende Gesundschrumpfungsbeauftragte Sironi daran ergötzt, wie unmöglich und demütigend die nächste Stelle doch sei, die sie Checco aufbrummt, reagiert dieser stets entspannt und findet in jedem Posten etwas Gutes. So wandelt sich aus der grotesken Karikatur des unausstehlich faulen Beamten schnell ein Vorbild dafür, wie sich Arbeitnehmer das Beste aus ihrem Job ziehen können, während herrische Vorgesetzte einem immer neuen Steine in den Weg legen. Checcos Charakterwandel hin zum fürsorglichen und umsichtigen Zeitgenossen skizziert das Drehbuch im weiteren Handlungsverlauf derweil sprunghaft – zieht daraus aber auch wieder einen Gag: Nimm den Italiener raus aus dem heißen Süden, steck ihn in den kühlen Norden, schon wird er ein besserer Mensch.

Ein komödiantischer Rundumschlag
Die von Regisseur Gennaro Nunziante routiniert abgefilmte, teils nach 90er-Fernsehfilm aussehende Komödie feuert ihre Lachsalven im Laufe ihrer knackigen Spielzeit einmal quer in alle Richtungen. Vor allem nehmen die Filmemacher sich und ihre Landsleute auf dem Arm: Übertriebenes Temperament. Italiener sind verrückt nach ihrer Mutter. Sie sind unromantische Machos. Und Fußball kommt nicht ohne dramatische Schwalben aus. In diesen Gags steckt neben einem Hauch Selbstkritik stets auch ein freundliches Grinsen: Diese Macken haben Italiener nun einmal – und teils sind sie doch auch liebenswürdig, etwa, wenn Zalone durchdreht, nachdem er in Norwegen miese Nudeln gegessen hat.

Insofern ist der Humor von Der Vollposten auch universell, da die Komödie zeigt, wie man im fremden Land zu schätzen weiß, was man in der Heimat für selbstverständlich genommen oder gar gehasst hat. Nebenher werden so auch Eigenheiten anderer Nationen durch den Kakao gezogen. Subtil sind diese Pointen nie, doch sie schwanken zwischen cleverer Überzeichnung (etwa bezüglich der Obstpreise in Norwegen) oder dreist ausgelebtem Klischee (natürlich gibt es in Afrika Kannibalen, und selbstredend fasst der Held ihnen seine Lebensgeschichte zusammen). Die Logik des Ganzen sollte man als Zuschauer nicht zu sehr hinterfragen, und der eine oder andere Rohrkrepierer sorgt für kleine Durststrecken in diesem Feuerwerk aus Kalauern, Wortspielen und comichafter Situationskomik. Begleitet von einem humorvollen Soundtrack (inklusive hochironischer Lobeshymne auf Italien) und gestützt durch die erfrischend unkitschige Romanze zwischen Zalone und Eleonora Giovanardis Valeria ulkt sich Der Vollposten jedoch gekonnt durch seine humorigen Dürreperioden. Der Schluss ist zwar arg aufgesetzt, für höchstvergnügliche Filmmomente ist die mit manch peinlichen CG-Effekten bestückte Komödie trotzdem allemal zu haben.

Fazit: Auch wenn Der Vollposten nach einem verstaubten Fernsehfilm aussieht, ist der italienische Kassenschlager alles andere als dröge: Mit viel Selbstironie feuert diese Komödie ein Feuerwerk der Kalauer und Situationskomik ab – herrlich albern und mit einem Hauch von Hintersinn.

Diese Kritik erschien zuerst bei Quotenmeter.de

Mittwoch, 19. Juli 2017

Nerve


Die Vielzahl an digitalen Diensten hat die Welt ein Stück kleiner werden lassen. Es ist ein Leichtes, am Laufenden zu bleiben, wie es Freunden ergeht, die ans andere Ende der Welt gezogen sind. Ebenso ist es möglich, überhaupt erst Freunde am anderen Ende der Welt zu finden. Doch mit der ständigen Vernetzung kommen obendrein zahlreiche Möglichkeiten, sich einander zu messen. Wer hat die meisten Follower bei Twitter? Wer ist bei Snapchat am populärsten? Wer versammelt mit seinen Pics die meisten Fans bei Instagram? Wer ergattert die meisten Likes bei Facebook und wessen Videos generieren die meisten Views bei YouTube? Es reicht kaum mehr, sich von Angesicht zu Angesicht zu verstehen. Freunde sollten auch online was zu bieten haben – und einen im Idealfall dabei nicht überschatten.

Im stylischen Jugendthriller Nerve gibt es eine weitere Form des digitalen Popularitätswettbewerbs: Das titelgebende, juristisch fragwürdige Onlinegame Nerve, das gerade New York im Sturm erobert. An Vees (Emma Roberts) High School gibt es kaum ein anderes Gesprächsthema. Unter anderem kommt ihre beste Freundin Sydney (Emily Meade) dort super an. Kein Wunder, ist es doch perfekt auf solche sich ständig in den Mittelpunkt drängende Personen wie Sydney zugeschnitten: User können sich dort als Watcher oder Player anmelden. Watcher können über Social-Media-Anwendungen verfolgen, wie die Player diverse von den Watchern gestellte Aufgaben erfüllen. Player wiederum bekommen für das Erfüllen ihrer Aufgaben nicht nur Onlineruhm und -ehre, sondern auch Preisgelder. Heiklere Aufgaben bedeuten mehr Watcher und mehr Geld.

Als sich Sydney und ihre ruhigere Freundin darüber streiten, ob Vee zu zurückhaltend oder Sydney eine zu oberflächliche Rampensau ist, meldet sich Vee kurzentschlossen als Player an, um es ihrer Weggefährtin mal so richtig zu zeigen. Mit ihrem Kumpel Tommy (Miles Heizer) als höchsteigenen Kameramann im Schlepptau macht sich Vee auf, bei Nerve ordentlich zu punkten. Bei ihrer ersten Mutprobe lernt Vee den gutaussehenden Ian (Dave Franco) kennen, der ebenfalls an Nerve teilnimmt. Die Beiden bilden ein Team, das den Watchern gefällt – doch Vees steigende Popularität bei den Nerve-Watchern stellt ein zweischneidiges Schwert dar …

American Horror Story-Autorin Jessica Sharzer, die sich hier an einem Jugendroman entlanghangelt, sichert sich doppelt ab: Sie verleiht Vee sogleich zwei Gründe, bei Nerve aktiv zu sein. Die sensible und talentierte Fotografin braucht dringend Geld, um sich ihre Collegeträume zu erfüllen – und hat die Nase gestrichen voll davon, als feiges Huhn zu gelten. Obwohl es per se keineswegs kritisch zu hinterfragen ist, wenn die Motivation einer Filmheldin auf mehreren Argumenten ruht, tut sich Sharzer bei Nerve keinen Gefallen damit: Würde Vee allein von der Sehnsucht nach digitaler Anerkennung und der Freude am Nervenkitzel angetrieben werden, wäre dieser Thriller ein spitzer, hochkonzentrierter Kommentar auf die eitle Social-Media-Geltungssucht. Dadurch, dass Vee mit den Mutproben auch Geld verdient, wird dieser Aspekt von Nerve etwas verwässert – obendrein wirft dieses Storydetail die Frage auf, wo das Geld herkommt, das die Player gewinnen können. Es gäbe zahlreiche potentielle Erklärungen, doch Nerve gibt keine einzige.

Trotz der somit etwas störenden Preisgeld-Komponente atmet Nerve inhaltlich sowie stilistisch den Zeitgeist der späteren Generation Y und der Generation Z. Zwar vermitteln die Dialoge den emotionalen Subtext der charaktergetragenen Szenen recht explizit, allerdings gelingt dem Dialogbuch problemlos die Darstellung dessen, wie sich junge Digital Natives heute unterhalten. Während ähnlich gelagerte Filme wie #Zeitgeist fatal scheitern und zwischen einem anbiedernd-konstruierten Übermaß an Jugendsprache und einem verstaubten Vokabular schwanken, wirkt die Sprache in Nerve aktuell und natürlich. Die Regisseure Henry Joost & Ariel Schulman (Catfish) wiederum hüllen den jüngsten Eintrag ins Mutprobenfilm-Subgenre in eine hippe, moderne Bildästhetik ohne dabei übers Ziel hinauszuschießen und manisch den Look viraler Hits zu imitieren.

Während Komponist Michael Simmonds einen pulsierenden Electroscore beisteuert, der sich nahtlos in die facettenreiche Auswahl an Songs aus diversen Electro-Subgenres fügt, verwandelt Kameramann Michael Simmonds (Lunchbox) New York City zur Welthauptstadt der Neonfarben: Nerve erstrahlt in einem kontrastreichen, fiebrigen Farbenrausch, wie er aus einem Retro-Musikvideo oder einer Nachtszene eines Nicolas-Winding-Refn-Film entflohen sein könnte. Kombiniert mit einem temporeichen Schnitt und einer für moderne Thrillerverhältnisse recht ruhigen, übersichtlichen Kameraführung hat Nerve nicht nur Style, sondern vermag es auch, aus den sich steigernden Mutproben fesselnde Setpieces zu formen. Egal, ob hohe Abgründe überwunden werden müssen oder die Watcher halsbrecherische Motorradstunts fordern: Nerve macht durch die optisch ansprechende Inszenierung sehr viel aus seinen kleinen Actioneinlagen.

Trotzdem ist Nerve keine bloße Aneinanderreihung kleiner Thrills: Auch wenn Emma Roberts und Dave Franco in ihren Rollen wenig gefordert werden und streng genommen einen Hauch zu alt für sie sind, formen sie aus ihren Figuren ein sympathisches, charismatisches Doppel. Sie wirken zwar keineswegs wie ein Traumpaar, wohl aber wie ein kecker Flirt – was genau richtig für dieses Material ist, das dank pointierter Verbalschlagabtausche und gelegentlicher ironischer Seitenhiebe in einer launigen Stimmung verankert wird. Daher kommt Nerve auch nie belehrend rüber – es ist einfach eine coole Geschichte über aufstrebende Webstars, die von Usern dazu gedrängelt werden, über die Stränge zu schlagen.

Diese Kritik erschien zuerst bei Quotenmeter.de

Montag, 17. Juli 2017

Ralph reicht's mit den deutschen Filmtiteln


Disney Deutschland und seine Filmtitel. Eine lange Geschichte voller Frustrationen. Und mitunter trifft es dieselbe Filmreihe mehrmals. Disneys karibische Piraten können ein Lied davon singen (oder auch zwei), nun auch Wreck-it Ralph. Ich fand ja schon den Titel des Erstlings wenig geglückt, doch Ralph reicht's ist ein Spitzentitel im Vergleich zu dem, was aus Ralph Breaks the Internet: Wreck-It Ralph 2 gemacht wird: Webcrasher - Chaos im Netz!

Ja, allen Ernstes. Disney plant derzeit, den mit einer Millionen Besucher zugegebenermaßen an Disney-Maßstäben gemessen wenig erfolgreichen Erstling zu ignorieren, keinerlei Verbindung zu ihm zuzulassen und einen Filmtitel zu wählen, der nach einer ZDFtivi-, ARD-Kinderprogramm- oder KiKA-Serie klingt.

Dabei wäre es nicht so schwer, einen besseren Filmtitel zu wählen.

Fangen wir beim Untertitel an: Wenn unser Held schon Randale-Ralph heißt, wieso nennen wir seine Fortsetzung dann Chaos im Netz, und nicht etwa Randale im Netz? Wer das Original nicht gesehen hat, fühlt sich nicht ausgeschlossen, dennoch besteht nun eine Verbindung.

Der Übertitel wiederum ... Nun, der tut einfach nur weh. Im Idealfall würde ich den einfach wegstreichen. Randale im Netz kann doch sehr gut alleine stehen, oder?

Sonntag, 16. Juli 2017

Filme, Attraktionen, Panels: Die wichtigsten Momente und Erkenntnisse der D23 Expo 2017


Film:
Webcrasher - Chaos im Netz


Hinter dem obigen, saudämlichen deutschen Titel verbirgt sich Ralph reicht's 2. Die Fortsetzung handelt davon, dass Sugar Rush kaputt geht - weshalb sich Vanellope und Ralph zusammentun, um mit der Power des in ihrer Arcade endlich installierten Wi-Fi das Spiel wieder instand zusetzen. Auf ihrer Irrfahrt durchs Netz landen sie unter anderem auf der Webseite OhMyDisney, wo alle Disney-Prinzessinnen von Sturmtrupplern besetzt irrwitzige Gespräche miteinander führen und Stan Lee um seinen obligatorischen Cameo bettelt.

Lachkrämpfe dürften bei diesem Animationsfilm also garantiert sein.

Star Wars - Die letzten Jedi




Avengers: Infinity War


Darüber hinaus wurde ein Trailer zum Film gezeigt - und obwohl zuvor schon das Star Wars-Material den Saal in Begeisterung versetzt hat und während des Trickfilm-Panels die Ralph reichts-Fortsetzung mit dem Aufeinandertreffen der Disney-Prinzessinnen für Furore sorgte, waren sich mehrere US-Publikationen einig: Diese Vorschau ist das Highlight der D23. Halleluja, da kann man es nicht mehr abwarten, diesen Trailer selber in Augenschein zu nehmen, oder?!

The Lion King


Jon Favreaus Der König der Löwen-Remake eröffnet offenbar mit einem Shot-for-Shot-Remake der Der ewige Kreis-Sequenz, was diverse D23-Besucher (darunter auch die Collider-Crew) vollkommen umgehauen hat. Ohne das noch nicht abseits der Expo veröffentlichte Material gesehen zu haben, bin ich etwas skeptischer, ob wir sowas überhaupt brauchen, aber ... Abwarten ...

Die Unglaublichen - Teil 2

Auf der D23 wurden endlich erste konkrete Informationen über Brad Birds heiß ersehnte Superheldenfortsetzung bekannt gemacht. Das Sequel zu Die Unglaublichen holt im englischsprachigen Original Craig T. Nelson und Holly Hunter), Samuel L Jackson sowie Sarah Vowell in ihren Rollen aus dem Original zurück, während Flash/Dash nun von Huck Milner gesprochen wird. Obwohl der Film "kurz nach dem Ende des ersten Teils beginnt", wird es einen neuen Schurken geben, zudem muss sich Familie Parr in ein "erweitertes Universum" eingliedern. Dennoch werde die Familiendynamik den Kern der Story bilden: Es geht um typischen Familienstress - nur dass diese Familie zufälligerweise über Superfähigkeiten verfügt.


Darüber hinaus wurde Modeschöpferin Edna Mode (im Original erneut gesprochen von Regisseur Brad Bird) mit einem sehr witzigen Video gewürdigt.

Untitled DisneyToon Studios


Überraschung! Schon seit einiger Zeit steht im Raum, dass die DisneyToon Studios im Frühjahr 2019 mit einem bislang unbetitelten Film in die Kinos zurückkehren werden. Bislang gingen Branchen-Kenner und Disney-Vernarrte jedoch stillschweigend davon aus, dass es sich um die verspätete Fortsetzung des Tinkerbell-Franchises handeln wird. Denn noch bevor Die Legende vom Nimmerbiest als (vorläufiges?) Ende bestimmt wurde, kamen Gerüchte auf, dass der zum damaligen Zeitpunkt in der Vorproduktion befindliche nächste Part der Reihe nicht völlig abgesägt, sondern schlicht in eine inhaltliche Neustrukturierung geschickt wurde. Frei nach dem Motto: Das Franchise wirft weniger Geld ab als zuletzt, also prüfen wir die Qualität nun doppelt und dreifach.

Tja, da haben wir uns alle geirrt. Der noch titellose DisneyToon-Studios-Film handelt stattdessen von der Zukunft der Fliegerei. Laut John Lasseter wird es aber keine Planes-Fortsetzung sein, sondern "ein Originalfilm, angesiedelt in der Welt von Cars und Planes" - leicht widersprüchliche Ansage ...

Regie führen Klay Hall (Regisseur des ersten Planes-Films) und Bobs Gannaway (Planes 2), Ferrell Barron (Ferkels großes Abenteuer) produziert.

The Untitled Pixar Film That Takes You To A Suburban Fantasy World

Dan Scanlon, Regisseur von Die Monster Uni, inszeniert einen noch titellosen Original-Pixar-Film, der in einer sehr interessanten, alternativen Fantasiewelt spielt: Es entführt uns in einen alternatives Universum, in dem Magie real ist, jedoch zu anstrengend und zeitintensiv ist, um weiter verfolgt zu werden. Daher wurde sie nach und nach im Alltag vieler Lebewesen durch Technologie verdrängt. Die Überbleibsel der Magie sind zumeist eher unangenehmer Natur - so leidet diese Welt unter einer Einhornplage.

Im Mittelpunkt des Films stehen zwei jugendliche Elfenbrüder, deren Vater verstorben ist, als sie noch vollkommen grün hinter ihren Ohren waren. Mit einem Funken der verbliebenen Magie wollen sie jedoch ihre Bande zu ihrem Vater stärken - mit abenteuerlichen Folgen.

Inspiriert ist dieser emotionale Kern des Films durch Dan Scanlons eigener Biografie.
Scanlon verlor seinen Vater in sehr jungen Kindsjahren - so früh, dass er sich nicht mehr an ihn oder seine Stimme erinnern konnte. Eines Tages schickte ein Verwandter ihm und seinem Bruder jedoch eine Audiokassette mit einer Aufnahme. Auf dieser war sein Vater zu hören - leider sagt er auf dem Band aber nur ein einziges Wort, was Scanlon lange verfolgt hat: "Ich habe mich immer gefragt, wer mein Vater ist und wie ich ihm ähnle. Diese Frage ist die Blaupause für meinen Film."

A Wrinkle in Time-Trailer:


Die Bestselleradaption startet in Deutschland am 5. April 2018 und gehört zu den wenigen Disney-Filmen, die nicht in 3D veröffentlicht werden.

Sonstiges

Aus der Kategorie "Bestätigung, anstelle von Neuigkeiten": Tim Burtons Dumbo-Remake wird derzeit gedreht und der Cast besteht aus Colin Farrell, Michael Keaton, Danny DeVito, Eva Green und den Newcomern Nico Parker und Finley Hobbins in tragenden Rollen. Als Nebendarsteller sind Roshan Seth, DeObia Oparei, Sharon Rooney und Douglas Reith an Bord.

Der US-Kinostart ist für den 29. März 2019 angesetzt.

Außerdem wurde auf der D23 bestätigt, dass das Mulan-Realfilmremake ab sofort gedreht wird. Auch The Nutcracker and the Four Realms wurde offiziell gemacht - wobei der Film von Lasse Hallström schon längst in Produktion ist. Darüber hinaus wurden erste Bewegtbilder aus Rob Marshalls Mary Poppins-Fortsetzung mit Emily Blunt in der Hauptrolle gezeigt - und die Reaktionen der Anwesenden sind universell begeistert.

Zu guter Letzt wurde der Aladdin-Cast kundgetan: Mena Massoud spielt Aladdin, Naomi Scott verkörpert Jasmin, Will Smith den Dschinni.


Themenparks


Eine regelrechte Ankündigungsflut hat uns erreicht!
So bekommt Walt Disney World ein immersives Star Wars-Hotel, das seine Besucher in die Welt des Erfolgsfranchises versetzt. Disneyland Paris hingegen wird sich vom Hotel New York in seiner bisherigen Form verabschieden müssen: Es wird zu "Hotel New York - The Art of Marvel", einer Ausstellung, die sich mit den Comics und Filmen des New Yorker Hauses beschäftigt, in dem viele ikonische Superhelden und -schurken geboren wurden.

Das "Star Wars-Land" im kalifornischen Disneyland und Floridas Walt Disney World hat nun einen offiziellen Namen: Star Wars: Galaxy's Edge. Erneut wurde auf der D23 betont, dass es eine Art Rollenspielwelt wird, die Besucher tief in den Star Wars-Kosmos zieht und in Attraktionen wie dem Millenium-Falcon-Flug freie Entscheidungsgewalt gibt. Überall werden einem Figuren aus den Filmen begegnen - und das angeblich in einer Live-Action-Role-Playing-Stimmung, statt in der "Meet & Greet"-Stimmung sonst in den Disney-Parks. Daher werden Gäste auch mit Lichtschwertern ausgestattet, um für etwaige Kämpfe gewappnet zu sein. Als Eröffnungsdatum sind Spätsommer 2019 (Kalifornien) und das spätere 2019 (Florida) anvisiert.

Das Disneyland Resort bekommt in unmittelbarer Nachbarschaft des Guardians-Towers im Disney California Adventure einen Marvel-Bruder für dieses Star Wars-Land: Eine immersive, interaktive Avengers-Welt. Die Avengers und Spider-Man werden in diesem Land eigene Attraktionen erhalten, und aus dem Paradise-Pier-Gebiet wird Pixar Pier mit neuer Optik und neuem Feuerwerk.

Das Magic Kingdom in Walt Disney World bekommt einen Klon der immens populären Tron-Achterbahn in Shanghai (was wiederum den Status des Tron-Franchises verbessert und so die Chancen auf einen dritten Teil erhöht), sowie in der Main Street ein neues Theater. Epcot wird mit einer Kopie des Pariser Ratatouille-Fahrgeschäfts, einer modernisierten Future World, einem neuen China-Pavillon und einem Guardians of the Galaxy-Ride nahezu generalüberholt - zudem wird eine im Disney-Style gehaltene Seilbahn als neue Transportmöglichkeit gen Epcot angeboten.

In Disney's Hollywood Studios heißt es Abschiednehmen vom Great Movie Ride. Stattdessen bekommt Micky sein erstes eigenes Fahrgeschäft: Mickey's & Minnie's Runaway Railway erlaubt es Besuchern, mit einer neuen 3D-Technologie in die (halb-flache, halb mit Tiefe ausgestattete) Welt eines Cartoons einzutauchen. Der visuelle Stil ist an die Micky Maus-Cartoons angelehnt, die seit einigen Jahren neu für den Disney Channel produziert werden.

Mehr zu Mickey's & Minnie's Runaway Railway


Mehr zu Star Wars: Galaxy's Edge



Showmomente und Panels:
50 Jahre Pirates of the Caribbean:


DuckTales-Panel


Disney-Parks-Tribute:


Das rundumerneuerte Fantasmic!


Nicht wirklich eine D23-Sache, aber Disney wird die neue Version der Show ja wohl kaum zufällig auf dieses Wochenende terminiert haben ...

Freitag, 14. Juli 2017

Freitag der Karibik #51

Hier mal etwas ganz besonderes: Der sehr informative und einsichtsreiche YouTube-Kanal Cinematography Database nahm so richtig viel Anlauf, um die technischen, handwerklichen und kreativen Details zu erklären und zu analysieren, die Pirates of the Caribbean - Salazars Rache seinen komplexen, glasklaren Look verliehen haben.

Lehnt euch eine Stunde zurück, spitzt die Ohren und lernt!


Freitag, 7. Juli 2017

Freitag der Karibik #50


Mageres US-Einspielergebnis hin, mageres US-Einspielergebnis her: Pirates of the Caribbean - Salazars Rache ist für den Disney-Konzern sehr wohl eine Erfolgsgeschichte. Und dabei startet das Abenteuer erst jetzt in einem seiner wichtigsten Märkte durch - Japan.

Zwar können wir, so lange wir das japanische Gesamteinspielergebnis realistisch einschätzen, nur mit etwas weniger als 800 Millionen Dollar insgesamt rechnen, doch das ist noch immer mehr als der aktuelle Durchschnitt im Marvel Cinematic Universe, bei den Transformers und bei Fast & Furious. Alles Franchises, die munter weiterlaufen. Daher gestatte ich mir durchaus einen vorsichtigen Optimismus, dass es mit der Reihe weitergehen könnte, zumal Jerry Bruckheimer in Interviews keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigt - klar, gehört es doch zu den letzten Goldeseln des Hitproduzenten.

Doch sollte es in der verfluchten Karibik weitergehen, so muss Disney, meiner Ansicht nach, inhaltlich, veröffentlichungspolitisch und produktionstechnisch einiges beachten. Die Pirates of the Caribbean-Saga hat noch enormes Potential, das ungenutzt bleiben würde, sollte Teil sechs im "Business as usual"-Modus operieren. Und gegen die gallige US-Rezeption muss auch dringend etwas unternommen werden. Hier daher meine Wunschliste für die Zukunft meiner allerliebsten Filmreihe.

Die Veröffentlichungspolitik
  • Pirates of the Caribbean hat ein riesiges Problem: Das US-Publikum und die US-Kritikerschaft haben keine Lust mehr auf diese Reihe. Ganz gleich, wie gut ein etwaiger sechster Teil sein wird: Er hat einen schweren Kampf zu schlagen. Um es ihm zu vereinfachen, muss gegen die Piraten-Unlust angegangen werden. Mein Vorschlag: Die Piraten müssen aus dem US-Rampenlicht genommen werden, wo alles, was im heimischen Hafen floppt, automatisch aufgegeben wird. Startet den sechsten Teil zuerst in seinen Spitzenmärkten, und dann, wenn die üblichen Verdächtigen unter den US-Portalen nicht umherkommen, seinen finanziellen Erfolg zu erkennen, läuft er auch in den USA an. Einige Marvel-Filme (etwa Guardians of the Galaxy Vol.2) verfahren ja auch nach der "America doesn't have to be first"-Methode. Das werden die Amis also schon überleben. Und für die Piraten hat sich direkt ein gutes Stück Negativpresse erledigt.
  • Nehmt die Piraten aus dem heiß umkämpften Sommer. Der gehört zunehmend Marvel, DC, bald auch Star Wars. In diesem Hauen und Stechen der Filme mit großen Explosionen tut es sich diese Abenteuersaga doch recht schwer, wie man sieht - Milliarden scheffelt sie nicht mehr. Wie wäre es mit einem März-Start oder dem frühen April?
  • Ich habe Fans auch schon den Dezember vorschlagen hören, der ja bald frei wird und in den vergangenen 16 Jahren zum Starttermin für Fantasy-Ware trainiert wurde, die eine etwas andere Demografie ansprechen als der jung-männliche Sommer-Blockbuster. Die Pirates-Reihe ist jüngsten Zahlen zufolge zwar leicht männerlastig, dafür sind die Frauen, die reingehen, überwiegend "älter" (in US-analytischen Blockbuster-Termini gesprochen, also über 25 Jahren ... Hey, greift mich nicht an, ich gebe das alles nur weiter!) Vielleicht haben die Disney/Bruckheimer-Piraten also tatsächlich im Dezember eine Chance, selbst wenn ich die etwas wärmeren Frühlingstemperaturen mit den Filmen assoziiere ...
Tonale/stilistische Erwägungen, die beachtet werden sollten
  • Okay, wir haben bisher einen relativ leichtgängigen und simplen Teil (Fluch der Karibik), zwei eher düster-komplexe (Die Truhe des Todes und Am Ende der Welt), einen weiteren eher leichtgängig-simplen (Fremde Gezeiten) und nun einen tendenziell eher schroff-dunklen Part, der sehr schlicht erzählt ist. Rein aus der Sehnsucht nach einem Ausgleich würde ich mir für Teil sechs einen anspruchsvollen, aber leichtfüßigen Teil wünschen. Und vielleicht ist das auch genau das, was die Pirates of the Caribbean-Reihe als nächstes braucht: Den Beweis, dass sie smarte, durchdachte Seefahrtsabenteuer erzählen kann, doch zudem eine schmissige, zugängliche Machart, um etwaig abtrünnig gewordene Kinogängerinnen und -gänger zurückzuholen.
  • Generell muss man wohl, so schwierig das auch sein wird, versuchen, einen Film zu erschaffen, der genug für sich steht, um neue Fans zu generieren und von Bord gegangene Fans wieder herbei zu angeln. Gleichzeitig muss Teil sechs mit den bisherigen Filmen verbunden sein, so dass Disney a) uns Fans zeigt, dass man willens ist, das Potential aus dieser Reihe zu schöpfen, statt einfach wegen schwankender US-Zahlen den Semi-Reboot-Knopf zu drücken und b) generell auszustrahlen, dass dies eben keine Fast & Furious- oder Transformers-Reihe ist, wo jeder Teil irgendein neuer Krachbumm-Big-Budget-Film ist.
  • Paradebeispiel in Sachen "Es führt alles hierher, und gleichzeitig werden bereits etablierte Figuren so klar und verständlich geschrieben, dass Novizen mitkommen" ist für mich The First Avenger: Civil War. Es ist klar, dass alle Figuren eine Geschichte miteinander haben und man auf vergangene Filme zurückgreifen kann, um mehr zu erfahren. Gleichwohl wird auf "Weißt du noch ..?"-Dialoge verzichtet und jede Figur mit einer eigenen, ihr Wesen einfangenden Szene bedacht, so dass der Film für sich stehen kann. Können wir irgendwie sowas bekommen?
  • Zudem, sehen wir es ein: Die Pirates-Filme schreiben zwar ungefähr Marvel-Zahlen an den Kinokassen, kosten aber mehr als ein handelsüblicher (aktueller) Marvel-Film und schlagen weniger Merchandising los. Also  müssen wir das Budget drosseln. Gleichwohl gehört die Epik einfach zu dieser Reihe hinzu. Ein Dilemma. Wichtig: Keine Szenen schreiben, die nach Gore-Verbinski-Bildern schreien, und sie dann im Studio vor einer grünen Wand drehen und den Ozean danach im Computer hinzufügen! Lieber die Schauplatz-Bandbreite kürzen und vieles konzentriert an ausgewählten Schauplätzen drehen. Praktische Elemente sind Pflicht! Niemand würde Mad Max: Fury Road als kleinen Film bezeichnen, doch er holt aus seinen 150 Millionen Dollar viel mehr als X-Men: Apocalypse aus seinen 178 Millionen.
Inhaltliche Wünsche
  • Drosselt den Sparrow! Wenn ich schon als riesiger Fan über Salazars Rache denke "Genau die richtige Dosis Jack, noch mehr, und es wäre zu viel!", dann ist das ein riesiges Warnzeichen, dass diese Figur ihren Reiz zu verlieren droht. Gleichwohl würde weder ich persönlich auf ihn verzichten wollen, noch wäre es angesichts der Popularität des Films in Japan, China, Russland und einigen anderen Märkten klug, den Star zu kicken. Zudem: Jack ist das Aushängeschild der Reihe, dass allen klar macht, dass wir es hier mit keinem normalen Abenteuer zu tun haben. Und wenn Herr Depp seinen Kram auf die Reihe bekommt, so gibt es noch immer viel erzählerisches aus Jack rauszuholen. Daher: Nein, keiner wäre mit einem "Luke in Star Wars: Das Erwachen der Macht"-Level an Jack glücklich. Aber vielleicht "Rocky in Creed"?
  • Lasst die Toten ruhen, denn wenn noch einmal eine Figur aus dem Jenseits zurückkehrt, hat diese Saga ein riesiges Problem hinsichtlich ihrer dramaturgischen Glaubwürdigkeit!
  • Holt Angelica zurück. Penelope Cruz war stark in der Rolle, ihre Geschichte ist eh noch nicht zu Ende erzählt und selbst wenn Fremde Gezeiten so seine Probleme hat, wäre es eine Schande, den Film so sehr in der Luft hängen zu lassen.
  • Bringt Shansa zurück! Golshifteh Farahani macht etwas sehr denkwürdiges aus dieser wenig genutzten Rolle und als mächtige Hexe könnte sie noch für ordentlich Trubel sorgen. Vielleicht hat sie irgendwas mit der Nach-Abspann-Szene von Salazars Rache zu tun (womit wir die offensichtliche Antwort auf diese Szene vermeiden) und, hey, keine Ahnung, irgendwie könnte Angelica mit ihr unter einer Decke stecken?
  • Schreibt gescheite Szenen für Elizabeth Swann, überhäuft Keira Knightley mit Robert-Downey-Junior-Mengen von Geld und bietet uns den ultimativen Lizzie-Film, wie sie ihre Familie beschützt!
  • Die Figuren von Orlando Bloom, Brenton Thwaites und Kaya Scodelario können ebenfalls weiter ausgebaut werden - weniger Jack-Chaos bedeutet mehr Zeit für diese Figuren
  • Als Comic Relief können stattdessen Pintel & Ragetti zurückkehren. Zudem haben sie ja die Neigung, den Plot zu erklären, was offenbar viele Zuschauer dieser Reihe nötig haben.
  • Vielleicht erfahren sie, in welchen Nöten die Familie Turner steckt und kommen zufällig dazu, Jack davon zu erzählen, woraufhin er (unter der Behauptung, emotional gar nicht involviert zu sein und einfach nur Schätze aus der Lage abgreifen zu wollen) sich als Joker-Karte in den Zwist der Turners mit den Schurken mischt?
Das wäre meine vage Ideensammlung. Disney, nun seid ihr am Zug!

Mittwoch, 5. Juli 2017

Snowden


Oliver Stone ist zurück. Vier Jahre nach seinem konfusen Ganovenfilm Savages widmet sich der gebürtige New Yorker einem Metier, das ihm stärker liegt und erzählt eine hoch politisierte Geschichte: Er zeichnet den Werdegang Edward Snowdens nach, vom kurzzeitigen Soldaten über seine Stelle als IT-Genie innerhalb der US-Geheimdienste hin zum weltweit berühmten Whistleblower. Dabei bemüht sich Stone gar nicht erst um eine neutrale, beide Seiten der Snowden-Leak-Debatte beleuchtende Erzählweise. Stattdessen skizziert der Regisseur und Drehbuchautor ohne nennenswerte, einlenkende Einschübe die Position seines Titelhelden nach.

Dies dürfte Kenner des mehrfachen Oscar-Preisträgers keinesfalls überraschen, nutzt dieser das Filmmedium doch seit jeher offen dazu, seine politischen Sichtweisen zu erläutern. Wenn er nicht gerade explizit seine Zeit an der Front im Vietnamkrieg verarbeitet, dann kreiert Stone meist Szenarien, die von den Folgen dieses Nationaltraumas handeln. Oder er setzt seine Vietnamerfahrungen in einen modernen Kontext – so in diesem Politdrama: Die von Joseph Gordon-Levitt ((500) Days of Summer) mit Bravour gespielte Leinwandinterpretation Snowdens ist nämlich ein Protagonist, der sich bis zu gewissem Grade als politischer Zwilling Stones bezeichnen lässt.

Vom kampfbereiten Fahnenschwenkerpatrioten zum kämpferischen Patriotismus-Idealisten
3. Juni 2013: Insgeheim trifft sich NSA-Mitarbeiter Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt) mit Dokumentarfilmerin Laura Poitras (Melissa Leo) sowie den britischen Journalisten Glenn Greenwald (Zachary Quinto) und Ewen MacAskill (Tom Wilkinson). Er gibt ihnen sensationelles Material darüber, wie die verschiedenen US-Geheimdienste den Kampf gegen den Terror als Ausrede nutzen, während sie die Privatsphäre von Menschen innerhalb sowie außerhalb der Vereinigten Staaten mit Füßen treten. Er weiht seine Gesprächspartner auch ein, wie er in die Verwendung fragwürdiger Überwachungsprogramme hineingeriet: Einst wollte er als Soldat seinem Land dienen, doch ein gehöriges Missgeschick macht ihn unfähig. Angesichts seiner hohen Informatikkenntnisse meldet er sich bei der CIA, wo er rasch zum Liebling des Ausbilders Corbin O'Brian (Rhys Ifans) aufsteigt.

Parallel dazu lernt Snowden die George W. Bush kritisierende Fotografin Lindsay Mills (Shailene Woodley) kennen, durch die der sein Land nie hinterfragende Patriot Einblick in ein anderes Verständnis von Vaterlandsliebe erhält: Mills glaubt, dass Amerika für Ideale steht, die im Kampf gegen den Terror ins Hintertreffen gerieten. Schritt für Schritt eignet sich Snowden diese Sichtweise an, während die US-Geheimdienste immer unsensibler mit Daten umgehen …

In wenige Zeilen zusammengefasst wirkt der Charakterwandel des durch Stones Brille betrachteten Edward Snowden womöglich klischeehaft und schlicht. Doch der Platoon-Regisseur nutzt die ausführliche Laufzeit sehr wohl für eine detaillierte Darstellung einer facettenreichen Persönlichkeit: Von einem in seiner Rolle versinkenden Joseph Gordon-Levitt mit Einfühlsamkeit sowie einer kleinen Prise trockenen Witz gespielt, ist die Filmvariante Snowdens ein in Gesprächen verschüchterter, zurückhaltender Computernerd, aus dem unregelmäßig arrogante Spitzen darüber rausrutschen, wie überragend er sei.

Anfangs tritt er als sturer, konservativer Patriot auf und riskiert daher Zoff mit seiner von Shailene Woodley mit einer an Teenagerromanzen erinnernden Flippigkeit gespielten Herzensdame. Der Gesinnungswandel erfolgt schrittweise – Gordon-Levitts Blick verdunkelt sich, wenn durch Vorgesetzte im Namen der Sicherheit die Freiheit riskiert wird, andere Male hält er sich in Gesprächen ängstlich zurück, um bloß nicht aufzufallen und nach seiner Meinung gefragt zu werden. Nach und nach wächst Snowden ein Rückgrat, das zwar seinen Charakter nicht einschneidend ändert, aber sein Handeln bestimmt.

Dadurch ergibt sich im stressigen Zusammenspiel mit seiner Freundin Mills sowie den mal zurückhaltenden, mal herrischen Verhandlungen mit den Journalisten in der Rahmengeschichte ein umfangreiches, Ecken und Kanten aufweisendes Psychogramm. Wegen dieser charakterbezogenen Erzählweise ist Snowden auch für Kenner der deutlich informativeren Dokumentation Citizenfour sehenswert, zieht Stone die Geschichte doch von einer persönlicheren und somit emotionaleren, wenngleich auch befangenen Seite auf.

Anfeuernde Inszenierung, doch nicht vollkommen manisch
Nach dem übermäßig verspielt inszenierten Savages drosselt sich Stone in Snowden wieder etwas. Gelegentlich kostet der Regisseur durch lange Überblenden oder exzentrische Kameraeinstellungen zwar sehr wohl das Symbolhafte der Ereignisse teils penetrant aus – etwa wenn Snowdens Abkehr von der NSA als langer Gang ins Licht gezeigt wird. Insgesamt findet Stone allerdings eine der Stimmung dieser Story entgegenwirkende Balance aus dynamischen Kamerafahrten sowie starken Farbkontrasten einerseits und übersichtlichem Erzähltempo andererseits. Solche Schnellfeuermontagen wie aus Natural Born Killers bleiben aus, dafür versinnbildlicht Stone die Funktionsweise des CIA-Programms XKeyscore in einer optisch reizvollen Digitalgrafik.

Abgesehen davon, wenn Snowdens Epilepsie den Erzählfluss ausbremst oder sein früherer Vorgesetzter via übergroßer Chatübertragung völlig unsubtil den Großen Bruder gibt, konzentriert sich Stone darauf, seine Mimen ins richtige Licht zu rücken. Neben Gordon-Levitt besticht etwa Nicolas Cage als technikvernarrter, aber kritisch seinen Arbeitgeber hinterfragender Mentor Snowdens – bedauerlicherweise verschwindet Cages Rolle schon kurz nach ihrer Einführung, dennoch hinterlassen seine feurigen, trocken-humorigen Dialogzeilen bleibenden Eindruck. Auch Melissa Leo macht viel aus ihren übersichtlichen Szenen als von Snowden faszinierte Dokumentarfilmerin, genauso wie die zahlreichen Arbeitskollegen Snowdens im Laufe seines Werdeganges auf effektive Weise eine große Bandbreite von geltungssüchtig über betriebsblind bis hin zu nerdig-albern abdecken und stets eine gute Leinwandchemie mit Gordon-Levitt aufweisen.

Trotz der Begleitung durch einen elektrisierenden Soundtrack zieht sich Snowden gegen Ende jedoch: Nach dem (stark fiktionalisierten, sehr spannenden) NSA-Datenklau des Whistleblowers und seiner auf ihre Eckpunkte reduzierten Flucht quer um den Erdball fasst Stone die Aussagen seines Dramas nicht griffig genug zusammen, um es auf seinem gefühlten Höhepunkt zu beenden. Ein ungelenker Cameo des realen Snowdens nimmt zudem dem Abschluss etwas von seiner Emotionalität – dennoch stellt Snowden eine Rückkehr des alten, polemisierenden, meinungsstarken Oliver Stone dar, der seine Position in einen charaktergestützten, aufreibenden Film zu formen versteht.

Fazit: Dramatisch, gut gespielt und sehr subjektiv: Snowden ist ein waschechter Oliver-Stone-Film.

Diese Kritik erschien zuerst bei Quotenmeter.de