Mittwoch, 4. Januar 2017

Independence Day: Wiederkehr


Wie ihr wisst, kam 1996 der Katastrophenfilm Independence Day in die Kinos. Und der war, bekanntermaßen, ein gigantischer Erfolg: Über 815 Millionen Dollar wurden weltweit eingespielt – und das bei einem Budget von 75 Millionen Dollar. Ihr erinnert euch vielleicht. Seither sind, wie ihr sicher bemerkt habt, 20 Jahre vergangen. Nun bringt Regisseur Roland Emmerich, der, wie man weiß, aus dem Schwabenländle stammt, Independence Day: Wiederkehr in die Kinos. Dabei handelt es sich, wie ihr euch sicher denken könnt, um die Fortsetzung zu Emmerichs Kassenkracher Independence Day. Der, wie gesagt, 1996 anlief und ein Einspielergebnis von mehr als 815 Millionen Dollar generierte.

Wem sich bereits bei diesem einleitenden Absatz die Nackenhaare sträuben, sollte sich bei Independence Day: Wiederkehr darauf gefasst machen, dieses schaurige Gefühl zwei Stunden lang zu haben. Denn das Autoren-Team hinter dem 165 Millionen Dollar schwerem Sequel greift wiederholt auf derartige, bemühte Expositionsfloskeln zurück. Nicht nur, dass sich Figuren gegenseitig erklären, wie lange sie sich bereits kennen und welche Ausbildung sie gemeinsam genossen haben. Sie kündigen es auch noch mit „wie du weißt“ und ähnlichen Formulierungen an.

Vor allem das erste Drittel dieser Science-Fiction-Produktion holpert und poltert aufgrund solch dämlicher Versuche, dem Publikum zu erklären, was sich in der Independence Day-Filmwelt in den vergangenen zwanzig Jahren so getan hat. Egal, ob Dinge selbsterklärend sind, sich aus dem Kontext erschließen lassen oder dazu einladen, durch eine peppige Erläuterung unterhaltsames Geplänkel loszutreten: Immer und immer wieder gehen die Drehbuchautoren den einfallslosesten, drögesten Weg, um die Hintergründe einer Figur, einer Begebenheit oder einer im Film gezeigten technologischen Entwicklung begreiflich zu machen.

Selbst all jene Zuschauer, die von einem Blockbuster keinerlei Anspruch, sondern schiere Unterhaltung erwarten, werden von Emmerich und seinen Ko-Autoren somit für dumm verkauft. Schließlich bedeutet pompöses Entertainment nicht, dass lange Strecken des Dialogbuches in Ermangelung gewitzter Wortwechsel langweilig sein müssen. Vor allem, wenn es wie im Falle von Independence Day: Wiederkehr ein durchaus spannendes Filmuniversum kreiert: Nach der gescheiterten Alien-Invasion aus Independence Day (wir erinnern uns: dies ist der Vorläufer von Independence Day: Wiederkehr, also von dem Film, von dem diese Kritik handelt) haben die Völker dieser Welt Frieden geschlossen. Gemeinschaftlich hat die Menschheit die Alien-Technologie erforscht.

Dank der so gewonnenen Erkenntnisse wurde eine große Mond-Basis erbaut, die als Schutzbastion dienen soll, käme es eines Tages zu einer erneuten Attacke. Und tatsächlich: Die Außerirdischen haben sich auf einen zweiten Angriff vorbereitet – und haben dieses Mal mit einem noch viel größeren Raumschiff Kurs auf die Erde genommen …

Nachdem alles Nötige holprig erklärt und diverse unnötigen Informationen ausformuliert wurden, und ein Wissenschaftler seinem im Koma liegenden Lebenspartner gesagt hat, dass er seit über 7.000 Tagen im Koma liegt, nimmt Independence Day: Wiederkehr endlich Fahrt auf. Die Dialoge sind im zweiten und finalen Drittel zwar weiterhin alles andere als denkwürdig, doch sobald die misslungenen Erläuterungen wegfallen, ist zumindest mehr Raum für kurzweilige Scherzchen. Unter den Neuzugängen ulken sich insbesondere Travis Tope (#Zeitgeist) sowie ein ungewohnt locker und unbeschwert wirkender Liam Hemsworth (Die Tribute von Panem-Reihe) mit Timing und Engagement durch das Geschehen.

Während das von Hemsworth und Tope verkörperte Piloten-Duo dank der Chemie zwischen den Darstellern positiv ins Auge sticht, geht Jessie Usher (When the Game Stands Tall) als Spitzenpilot vollkommen unter. Ärgerlich, immerhin spielt Usher den Stiefsohn der markigen Rolle Steven Hiller, die Will Smith im Erstling verkörperte. It Follows-Entdeckung Maika Monroe wiederum weist als Patricia Whitmore, Tochter des von Bill Pullmann im ersten Teil gespielten US-Präsidenten, Charme und (im Bereich der hier gebotenen Möglichkeiten) Wandlungsfähigkeit auf. Das Drehbuch gibt der Jungschauspielerin wenig Material, um diese Figur zu einem glaubwürdigen Leben zu erwecken, dennoch gelingt es Whitmore, ihre Rolle als Stichwortgeberin, sarkastische Sprücheklopferin, mutige Heldin und fürsorgende Tochter durch ihre Szenen zu bringen.

Der Großteil der restlichen Independence Day-Novizen ist dagegen nicht weiter der Rede wert, sind sie doch allesamt minimale Variationen des Standardfigurenrepertoires solcher globaler Katastrophengeschichten. Und wenn selbst eine Charlotte Gainsbourg (Nymphomaniac) in der gewaltigen Masse an Figuren verschwindet und cartoonige Ansätze wie die eines Aliens zermetzelnden Warlords zurückstecken müssen, dann spricht das zweifelsfrei von vergeudetem Potential. Wenigstens die alte Riege weiß Emmerich noch (zumeist) gekonnt einzusetzen: Jeff Goldblum stammelt und grübelt und mosert als Wissenschaftler David Levinson erneut formidabel vor sich hin. Bill Pullman hat als US-Präsident außer Dienst dank seiner Ausstrahlung und einer dem Tonfall des Films angepassten, zwar ernsthaften, aber nie überdramatischen Performance durchaus Gravitas. Und Brent Spiner, einer der heimlichen Zuschauerlieblinge des Originals, ist als ungepflegter Wissenschaftler Dr. Brakish Okun auch trotz sich wiederholender Dialogpassagen ein weiteres Mal für mehrere Lacher gut.

Bloß Vivica A. Fox‘ Auftritt wird von Emmerich arg unzeremoniell abgehakt, während Judd Hirsch als Levinsons Vater wieder jede Menge Chaos verursacht – vielleicht mehr, als es der Dramaturgie gut tut. Denn angesichts der bestenfalls durchwachsenen Mini-Subplots rund um die neuen Figuren sowie der in der ersten Filmhälfte wenig packenden Actionsequenzen (die Zerstörung Londons ist trotz ruhiger Kameraarbeit ein einziges, chaotisches Effektgewitter) kommt eh nur wenig Spannung auf. In der zweiten Filmhälfte drosselt Emmerich seinen „Wie voll kann ich das Bild stopfen?“-Eifer etwas, was prompt in schmissigere Actionszenen mündet.

Mit einer für Kino-Zerstörungsorgien knackigen Laufzeit von 120 Minuten, einer guten Prise Humor und genügend Schauplatzwechseln, um Abwechslung in die Angelegenheit zu bringen, hat der musikalisch austauschbar untermalte zweite Independence Day-Film also durchaus ein paar Pluspunkte zu bieten. Neben den lahmenden Expositionsgesprächen, einer Schar an uninteressanten Figuren und der schalen Action in der ersten Hälfte reicht das dennoch nicht, um Independence Day: Wiederkehr auch nur in die Umlaufbahn des beliebten Vorgängers zu schießen.

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