Sonntag, 4. Dezember 2016

Teen Beach 2


Zwei Jahre nach Teen Beach Movie brachte der Disney Channel mit Teen Beach 2 seine erste Fortsetzung seit einem halben Jahrzehnt heraus. Erneut führt Flashdance-Choreograf Jeffrey Hornaday Regie, Ross Lynch und Maia Mitchell schlüpfen wieder in die Rollen der surfvernarrten Teenager Brady und McKenzie. Auf der Autorenfront wird dagegen ein Personalwechsel abgehalten: Dieses Mal führen Matt & Billy Eddy (Überraschend unsichtbar) die sprichwörtliche Schreibfeder, und sie ignorieren prompt den Schlussgag des Vorgängers, laut dem praktisch direkt nach den Ereignissen der Musicalkomödie die Filmfiguren eines fiktiven 60er-Kultstreifens in der realen Welt auftauchen.

Stattdessen lassen die Drehbuchautoren Brady und McKenzie in der Dolphin's Cove erstmal in Ruhe den letzten Abend vor Beginn des neuen Schuljahres genießen und davon schwärmen, wie sie sich einst bei einer Retroaufführung von Wet Side Story kennengelernt haben. Am ersten Schultag erzählt das noch unverdorben-naive Pärchen dem jeweils eigenen Freundeskreis von den großen romantischen Erfahrungen des Sommers, was mit schockierten Reaktionen begrüßt wird - Bradys bester Freund glaubt nicht, dass der simple, handwerklich begabte und sportliche Bube eine Spitzenschülerin dauerhaft glücklich machen kann. Und MacKenzies beste Freundin gibt ebenso schwache Zukunftsaussichten von sich. So kommt es, dass es sich die zwei gegenseitig übel nehmen, als sie für einander keine Zeit mehr finden - Mack aufgrund außerschulischer Aktivitäten, Brady, weil er heimlich neuartige Surfboards entwirft.

Unterdessen machen sich im Wet Side Story-Universum die Folgen von Bradys und McKenzies durch übernatürliche Geschehnisse ermöglichten Besuch bemerkbar: Die weibliche Hauptfigur Lela (Grace Phipps) ist zunehmend von ihrer passiven Rolle frustriert, was die Nebenfiguren verwirrt. Nur Protagonist Tanner (Garrett Clayton) stärkt ihr den Rücken - und reist mit ihr mittels einer magischen Halskette in die heutige Wirklichkeit. Somit stiften sie nicht nur bei Brady und MacKenzie für Chaos, die ihre nun-nicht-mehr-fiktiven Freunde in die Realität eingliedern müssen, sondern auch in der Welt von Wet Side Story, die ohne die Hauptfiguren zu zerfallen droht ...

Teen Beach 2 ist auf der einen Hand ambitionierter und auf der anderen Hand wesentlich alltäglicher und ambitionsloser als sein Vorgänger. Hatte dieser aufgrund seines Tonfalls, seiner Surfer-Musical-Musik und seines augenzwinkernden Konzepts durchweg ein Alleinstellungsmerkmal in der Disney-Channel-Filmriege, so backt das Sequel zunächst deutlich kleinere Brötchen: Der erste Akt ist nicht mehr als ein ideenloser, laffer High School Musical-Abklatsch mit einer "verbotenen Liebe" zwischen einem wenig hellen, sportaffinen Jungen und einer klugen Topschülerin. Anders als beim Disney-Megahit von 2006 sprühen hier jedoch keine spürbaren Funken und die Mitschüler der Protagonisten sind völlig blasse Pappkameraden, und nicht etwa so schrill wie die Mädels und Jungs, die zur East High gehen.

Irgendwann gegen Ende des zweiten Akts wiederum, wenn "Realität" und "Fiktion" bereits länger aufeinandergeprallt sind, entwickelt Teen Beach 2 urplötzlich achtsame Ambitionen: Basierend auf einer Storyidee von Dan Berendsen & Robert Horn erzählt das Eddy-Autorenduo von der Macht und dem Einfluss des Geschichtenerzählens. Vermengt mit der nicht nur uninspirierten, sondern obendrein espritlos verfolgten Teen-Lovestory reißen sie (in grellen, wenngleich amüsierten narrativen Pinselstrichen) an, welche Verantwortung popkulturelle Phänomene in der Erschaffung von Weltbildern haben - und machen sich dabei nicht belehrend, sondern ermunternd dafür stark, dass sich Frauen endgültig aus dem Schatten herauskämpfen, in den sie so gerne als hübsche Love Interest geparkt werden.

Dies beißt sich zuweilen mit dem Overacting der Nebendarsteller, während Mitchell und Phipps eine kecke Chemie als sich gegenseitig inspirierende Frauen entwickeln und wenigstens die launigeren Gags über Filmlogik dem von den Fließbandelementen ausgebremsten Film etwas Pepp verleihen. Die Songs indes sind austauschbarer als im Original - nur die höchstironische Hymne auf die Magie des Kinos namens Silver Screen und der erquickliche Teenager-Party-Surfrock-Musical-Ohrwurm Gotta Be Me stechen aus dem Mischmasch hervor.

Ähnlich, wie Camp Rock 2 mit einem untypischen Ende daherkam, wagt sich auch Teen Beach 2 nicht nur weit von der Disney-Channel-Formel, sondern auch vom generellen Disney-Schema hinfort, weshalb Jeffrey Hornaday und Co. einige Respektpunkte gut haben. Dennoch ist Teen Beach 2 als ungeordnetes Sammelsurium an Ideen, die durch routiniert rausgeleiertes Standardmaterial auf 104 Minuten Laufzeit gestreckt werden, leider nur ein schwacher Schatten dessen, was der Vorläufer leistete.

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