Seiten

Freitag, 23. Dezember 2016

Die schlechtesten Filme 2016 (Teil I)

Schon bald klingelt 2017 an unser aller Haustür, ganz gleich, ob wir wollen oder nicht. Ehe ich hier im Blog auf die Höhepunkte des Kinojahres 2016 zurückblicke, ergreife ich gerne die Gelegenheit, die Schattenseiten des Filmjahres anzusprechen. Denn es jubelt sich umso lauter über Höhepunkte, wenn man sich die Tiefpunkte vor Augen hält. Dabei gilt hier, wie jedes Jahr: Dies sind nicht zwingend die Filme des Jahres, die für mich am unfähigsten über die Bühne gebracht wurden. Hier geht es mehr darum, welche Produktionen mein generell eher sonniges Cineastengemüt am deutlichsten verdunkelt haben. Durch ärgerliche Inhalte, gähnende Langeweile oder eine nervig-lästige Umsetzung. Dabei möchte ich Fans der nachfolgenden Filme keinesfalls gegen das Bein pinkeln - sondern euch eher einladen, in die frustriertesten Winkel meines Filmliebhaberherzens zu wandern. Hoffend, dass ihr meine Sichtweise wenigstens im Ansatz nachvollziehen könnt! Alles klar? Na dann: Los geht's!

Platz 20: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (Regie: James Bobin)
Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück: Im Gegensatz zum Tim-Burton-Film hat die Fortsetzung keine 08/15-Fantasygeschichte über die auserwählte Normalsterbliche, die ein Fantasiereich zu beschützen hat, sondern eine der Vorlage wenigstens ansatzweise gerecht werdende Chaoshandlung. Doch Linda Woolverton, die seit ihren Beiträgen zur Disney-Renaissance nur noch wirtschaftlich, nicht aber qualitativ ablieferte, scheitert auch mit diesem Zeitreise-Tohuwabohu, verirrt sich das Skript doch in Allgemeinplätzen und haarsträubenden Expositionsdialogen. Bobin tauscht die aggressive Flut an CG-Tricks gegen einen unsteten Mix aus günstig aussehenden Kulissen und ansehnlicher Effektarbeit, feiert gelegentlich den Irrsinn der Alice-Geschichten, bleibt aber viel zu lang bei hysterischen Randfiguren kleben, die nur noch tönen und chargieren. Eine Handvoll wunderschöner Kostüme sowie sämtliche Szenen mit dem genüsslich aufspielenden Sacha Baron Cohen sorgen wenigstens für einen Hauch Qualität: Irgendwo in diesem Wust aus Ödnis und Nervereien steckt ein gelungener, kurzer, knackiger Fantasyfilm – aber die Störfaktoren sind einfach zu lang und intensiv, um dieses Sequel vor einem Rang in meiner Flopliste zu bewahren!

Platz 19: Trolls (Regie: Mike Mitchell, Walt Dohrn)
Das rund 125 Millionen Dollar teure DreamWorks-Animation-Projekt hat einige Pluspunkte, die für es sprechen. So bricht der letzte unter Jeffrey Katzenbergs Führung fertiggestellte Streifen des ewigen Disney-Konkurrenten mit dem üblichen CG-Look, und lässt seine Figuren sowie deren Welt in einer flauschig-filzig-glitzernden Bastelmaterial-Optik über die Leinwand tanzen. Darüber hinaus platzt der Soundtrack vor lauter Feel-Good-Songs und der US-Cast ist bestechend (in der deutschen Fassung punktet wiederum Lena Meyer-Landrut, während sich Mark Forster durchwachsen durch seine Takes kämpft). Und dennoch gehört Trolls zu den Filmen des Jahres, bei denen ich mich am meisten gegen einen Rewatch sträuben würde: Die Story ist ein konsequenzloses, weichgespültes Märchen, dessen „Wir alle sollten öfter glücklich sein!“-Moral mir rasch auf den Keks geht – aber nicht so sehr wie die Catchphrases reinbrüllende Ansammlung an Randfiguren, die jeden noch so kleinen Anflug von Dramatik zerstört. Kunterbunt, debil-glückselig und überdeutlich auf Merchandisingmöglichkeiten gebürstet: Mit seinem letzten Film liefert Katzenberg die Antithese zu seinem (vermeintlichen?) Arbeitsethos ab. Traurig.

Platz 18: Ma Ma – Der Ursprung der Liebe (Regie: Julio Medem)
Eine behäbige, bedeutungsschwanger inszenierte Arthouse-Seifenoper mit Metaphern, die selbst Postkartenschreibern zu abgegriffen wären: Penélope Cruz rackert sich redlich ab, um der zentralen Figur dieses Melodramas Charakter zu verleihen – und dies gelingt ihr durchaus. Bedauerlich, dass der in einem stählernen Blau gehaltene, sich im Elend der Protagonistin suhlende, mit weltfernen, schalen Dialogen ausgestattete Film Cruz‘ Darbietung nicht gerecht wird.

Platz 17: Assassin’s Creed (Regie: Justin Kurzel)
Videospielverfilmungen können funktionieren! Man blicke nur auf Jerry Bruckheimers Abenteuerspaß Prince of Persia – Sand der Zeit oder auf das bessere Fast & Furious namens Need for Speed. Und selbst wenn Paul W. S. Anderson in der Resident Evil-Reihe die Vorlage achtkantig aus dem Fenster pfeffert, sind einige der Actionhorrorspektakel echt unterhaltsam geraten. Die Köpfe hinter Assassin’s Creed können sich also nicht am Umstand festklammern, halt mit einer Gamingvorlage arbeiten zu müssen und sich so für ihren spannungsbefreiten, hanebüschenen Abenteuerfilm rechtfertigen. Dass ihre Big-Budget-Produktion so lasch ist, haben sie sich selbst zuzuschreiben: Sie nehmen eine abgefahrene, Sci-Fi- und mythologisch an den Haaren herbeigezogene Historienabenteuer-Story, packen sie dann aber nicht in eine „Edge of Tomorrow trifft Indiana Jones“-Stimmung. Stattdessen ertränken sie den Film in einer staubtrockenen, bleiernen Atmosphäre, in der Humor nicht existiert und nahezu alle Darsteller so wirken, als hätte man ihnen die Lebensfreude ausgesaugt, damit das alles auch ja ernst wirkt. Hinzu kommen Bilder, die wahlweise so aussehen, als hätte man die Kamera in Halbfettmargarine getunkt (in den Historienszenen) oder in das berüchtigt-grüne Badewasser der Olympischen Spiele von Rio (in den Gegenwartsszenen).

Platz 16: Verrückt nach Fixi (Regie: Mike Marzuk)
Die letzte männliche Jungfrau eines Abiturjahrgangs wird auf dem Abschlussball vor versammelter Mannschaft gedemütigt: Von einem früheren Freund, der eine Geschenkeverwechslung in Kindstagen noch immer nicht verdaut hat, bekommt er als „Ehrenpreis“ eine Gummipuppe namens Fick sie, äh, Fixi verliehen. Frustriert zieht es unseren Protagonisten in ein verruchtes Etablissement, wo ihm ein weiser asiatischstämmiger Mitmensch mystische Ratschläge erteilt. Am nächsten Morgen wacht der unberührte, unglücklich verliebte Schulabsolvent auf, während er einen Blowjob bekommt – von einer drallen Brünetten, die sich als seine menschgewordene Gummipuppe, öhm, entpuppt. Verrückt nach Fixi ist eine High-Concept-Sexkomödienidee, die Regisseur Mike Marzuk durch eine unerwartet züchtige Inszenierung, überdeutlich vorabtelegrafierten Plotelementen und keinerlei Pepp aufwartenden Gags zur unattraktiven Luftnummer verwandelt. Besonders lästig: Der von Jascha Rust gespielte Star der Story handelt im Umgang mit seinem besten Freund (liebenswert: Roland Schreglmann) nicht nur wider jegliche reale Vernunft. Selbst die Logik dieser anspruchslosen „Sex kommt und geht, also achte deine Freunde und halte die Augen offen nach Menschen, deren Herz du berührst!“-Morallektion befolgend benimmt er sich noch dumpfbackiger als die Titelfigur. Und die ist schon ziemlich blöd (von einer Montagesequenz, in der sie Bücher verschlingt, abgesehen – da der Film nie wieder darauf eingeht, ist sie eh nicht von Belang). Was für eine Verschwendung der talentierten Hauptdarstellerin Lisa Tomaschewsky!

Platz 15: Batman v Superman: Dawn of Justice (Regie: Zack Snyder)
Ich mag Man of Steel. Und wurde daher im Fahrwasser des Kinostarts beschimpft, weil ich einen Film unterstützen würde, der Superman zerstöre. Nach meiner negativen Batman v Superman: Dawn of Justice-Kritik wurde ich monatelang in den Quotenmeter.de-Kommentaren verrissen, weil ich Sturkopf eh nur Marvel mögen würde und als übellauniger Kerl nicht aufgeschlossen genug für Zack Snyders Stil sei. Oder sowas in der Art. Joah, wie man’s macht … Um es erneut zu betonen: Ich habe nicht das geringste Problem damit, wie Zack Snyder Superman uminterpretiert – kann aber jene Puristen verstehen, die sich aufregen. Ich als jemand, der Superman als einseitig skizziertes Saubermann-Maskottchen von DC Comics betrachte, freue mich, dass Snyder etwas Zunder in die Darstellung des übermächtigen Aliens packt. Und auch Snyders Bildsprache sagt mir meistens zu. In Batman v Superman: Dawn of Justice hat er sich schlichtweg ordentlich verzockt: Der Superheldenblockbuster besteht zum Großteil aus ikonografischen Einzelbildern, die eine unheilvolle Stimmung haben – ohne dass diese Bildsprache inhaltlich ausreichend gestützt wird und die Einzelsequenzen flüssig zusammengeführt werden.

Dort, wo Konflikte sein sollten, werden ungelenke Vorboten kommender Filme platziert (abseits des miesen Iron Man 2 reserviert Marvel dies wenigstens für die Abspannszenen) oder lachhafte Konfliktproblembehebungen in den Raum gebrüllt („Martha!“). So fantastisch Hans Zimmers finster-kaputter Score sein mag, so cool Gal Gadot auch als Wonder Woman ist und egal, wie viel Spaß ich an Jesse Eisenberg als Lex Luthor und Ben Affleck als Batman habe: Der behäbig erzählte, mit steifen Dialogen (es ist so, als nehme man dem druckreifen Nolan-Sprech den phonetischen Schwung) daherpolternde Plot und der von Minute zu Minute lästigere abschließende Akt (widersprüchliche Darstellung von Superfähigkeiten! ein hässliches CG-Ungetüm! Tränenzieherei! Jesus-Allegorien!) lassen Batman v Superman: Dawn of Justice in meine Flops donnern!

Platz 14: Underworld: Blood Wars (Regie: Anna Foerster)
Attraktive Menschen stolzieren in schmucken Gothic-Kostümen ziellos durch monotone Kulissen und besprechen in bleischweren Dialogen langweilige Möchtegern-Game of Thrones-Intrigen. Zwischendurch wird dann in schwach choreografierten Sequenzen gekämpft – unfertig animierte, aber genüsslich überzogene Gewaltspitzen hauchen dem Ganzen dann ganz kurz Leben ein. Gäbe es einen Preis für die beste Garderobe in einem miesen Film, der fünfte Underworld hätte Spitzenchancen, wenigstens diesen Award zu gewinnen.

Platz 13: Point Break (Regie: Ericson Core)
Das an den Kinokassen gewaltig gegen die Wand gefahrene Gefährliche Brandung-Remake hat einen klares Proargument in seiner Ecke stehen: Die 3D-Aufnahmen der wunderschönen Landschaften und spektakulären Extremsport-Stunteinlagen, die Ericson Core hier aufs Publikum loslässt, sind äußerst imposant. Gelungene 3D-Bilder allein machen aber noch lange keine sehenswerte Popcornunterhaltung: Figuren, die inkonsequent handeln, wenn sie nicht gerade langweilen. Ein Storytelling, das vor sich hinplätschert, und verboten steif-spröde Dialoge. So dröge kann Extremsport sein.

Platz 12: Bad Santa 2 (Regie: Mark Waters)
Das nette, wenngleich in meinen Augen bereits ziemlich überbewertete, Original erzählt eine weihnachtliche Gangsterposse, deren räudiges Dialogbuch kreative Beschimpfungen beinhaltet und all diese Bitternis benötigt, um zu einem dunklen, aber pochenden Herzen vorzudringen. Der viele Jahre später garantiert nicht, niemals nie aus geldgierigem Kalkül verwirklichte zweite Teil besteht aus einer haltlosen, witzlosen, kakophonischen Beschimpfungsparade, die Billy Bob Thornton sichtbar jegliches Engagement raubt. Der mäandernde Plot ist mit der heißen Nadel gestrickt und die Figuren sind flacher als Geschenkpapier. Aber eine kleine Handvoll rabenschwarzer Situationskomik-Momente und alle Szenen über Brett Kellys liebenswert naiven Thurman Merman helfen (um Rentierhaaresbreite) Bad Santa 2 besser abzuschneiden, als die nun sofort folgende Vulgärkomödie …

Platz 11: Dirty Cops – War on Everyone (Regie: John Michael McDonagh)
Seit ich Jahr für Jahr meine Negativliste für diesen Blog erstelle, findet sich mindestens ein Film auf ihr wieder, der mich so sträflich langweilte, wie diese pseudoprovokante Kriminalkomödie. Üblicherweise landen diese keinerlei Esprit und inszenatorischen Pepp aufweisenden Schlaftabletten irgendwo im Feld von Rang neun bis zwei. Dass John Michael McDonagh verschlafener Versuch, den Quentin Tarantino der 90er-Jahre zu imitieren, nicht einmal meine Flop Ten knackt, zeigt, wie schlecht meine Anti-Favoriten 2016 ausgefallen sind. Irgendwo muss dieses Jahr halt seinen negativen cineastischen Ruf herkriegen, selbst wenn es tatsächlich sehr viele gute Filme zu sehen gab. Dieser stümperhaft geschnittene, ohne jeglichen narrative Rhythmus hingeschluderte „Korrupte Cops machen ausnahmsweise ihren Job“-Streifen hätte mit geschliffeneren Dialogen, einer lebhafteren Inszenierung, weniger flachen Bildern und angeregteren Performances dazugehören können. Angesichts der erschreckend starren, amateurhaften Umsetzung krepieren hingegen selbst einige absurde Gags, die auf dem Papier wie garantierte Lacher für mich klingen. Gähn!

Fortsetzung droht ...

4 Kommentare:

  1. Wow, was soll dann jetzt noch groß kommen.... Andererseits frag ich mich jetzt nach Brads Review, ob du "Collateral beauty" schon gesehen hast und mit ihm konform gehst. XD

    Aber gut zu wissen, dass ich mir AC sparen kann - hab noch genug andere Filme, die ich eigentlich gern dieses Jahr noch sehen möchte (Vaiana nochmal, Nocturnal Animals, evtl Florence Foster Jenkins, dann ist ja auch noch Sneak...).
    Und wi üblich hab ich einen Großteil von dieser Liste nicht gesehen. *g* Alice war aber wirklich auch sehr bescheiden, den hatte ich schon wieder vergessen...

    AntwortenLöschen
  2. "Verborgene Schönheit", wie er in Deutschland heißt, habe ich schon gesehen, aber er startet erst 2017 in Deutschland. Könnte daher eh nicht in dieser Liste vorkommen. Außerdem gibt es ein Embargo - aber ...

    "Florence Foster Jenkins" war sehr charmant, mochte ich mehr als "Philomena".

    Und "Vaiana" muss nochmal, auch bei mir. Zum Glück gibt's in einer gewissen Kaiserstadt am 2. Weihnachtstag eine OV!

    AntwortenLöschen
  3. Ein Embargo, das natürlich total sinnvoll ist, weil die US-Kritiken schon da sind. *g* Siehe auch "Passengers", den ich mir aufgrund des Inhalts wohl tatsächlich schenken werde, Chris Pratt zum Trotz.

    Gut, dann nehm ich den vll. noch in der Sonderaufführung mit, falls es zeitlich passt. :)

    Ich werds wohl in der Synchro belassen, will schließlich noch ein paar Freunde mitschleppen. *g* Dir morgen viel Spaß!

    AntwortenLöschen
  4. Ja, die Embargopolitik ... Per se respektiere ich, dass es sie gibt, aber die Umsetzung ist zuweilen ... *stöhn*

    "Passengers" ist auch unter Embargo, glaube ich, aber bei beiden Filmen sage ich: Wenn du über fehlgeleitete Moral mitdiskutieren willst, solltest du ihn dir lieber angucken, denn ... Äh ... Es gibt viel, viel Kanonenfutter. Und so.

    Ein drittes Mal kann und will ich mir die "Vaiana"-Synchro nicht geben (da der Soundtrack raus ist, kann ich mir die einzig gute Szene, "Glänzend", ja nun beliebig oft anhören). Euch aber viel Spaß!

    AntwortenLöschen