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Montag, 7. November 2016

90 Minuten – Bei Abpfiff Frieden


Der Nahostkonflikt lässt sich so einfach niederlegen: Man nehme zwei Fußballmannschaften. Eine israelische, eine palästinensische. Man nehme einen neutralen Grund, um die Partie auszutragen. Und 90 Minuten später herrscht endlich Frieden. Oder halt nach der Verlängerung. Oder nach dem Elfmeterschießen. Aber spätestens dann ist klar, welche Partei in diesem jahrzehntelangen Konflikt die Oberhand behält. Und das gelobte Land besiedeln darf. Der Verlierer? Tja, der muss umsiedeln.

Eine utopische Vorstellung, ein klein wenig albern ist sie auch. Und genau aus diesem Grundkonzept zieht die israelisch-deutsche Gemeinschaftsproduktion 90 Minuten – Bei Abpfiff Frieden ihren Witz. Regisseur und Ko-Autor Eyal Halfon gestaltet diese vom ZDF mitgetragene Komödie als Mockumentary, also als Fake-Dokumentation, die die Vorbereitung des wohl wichtigsten Fußballspiels der Geschichte begleitet. Und auf dem Weg hin zum großen Kick zeigt sich: So simpel, wie zunächst gedacht, ist selbst dieser Ansatz der Konfliktbewältigung nicht. Denn beide Parteien wittern überall eine mögliche Bevorteilung der Gegenseite.

Die Zankereien, die sich vornehmlich zwischen den jeweiligen Teamchefs abspielen, sind köstlich. Wenn Moshe Ivgy und Norman Issa, beides in Israel gefeierte Schauspielgrößen mit ausgeglichenem privaten Hintergrund bezüglich des Nahostkonflikts, über die Wahl des Stadions zetern, wirken sie wie ein verkrachtes Ehepaar. Egal, ob sie nach einem politisch unbedarften Schiedsrichter ohne historisch vererbtes Stigma verlangen und sich gegenseitig des Schummelns bezichtigen. Dabei werden sie nicht als Karikaturen gezeichnet, sondern als sympathische Männer, die mit dem Rücken zur Wand stehen: Auch wenn sie sich aus politischen Gründen das Leben schwer machen, so ist es allein die Verantwortung, die sie zermürbt – menschlich kommen sie eigentlich miteinander klar.

Das von Eyal Halfon gewählte Mockumentary-Format erweist sich als vorzüglicher Kunstgriff: Für eine klassische Komödie wäre das Konzept arg herbeigezogen, zudem liefe die Erzählung Gefahr, entweder Partei zu ergreifen oder in Ermangelung eines Protagonisten in sich zusammenzufallen. Als Fake-Doku hält sich die Erzählung auf neutralem Boden auf, gibt beiden Seiten Zeit, Sympathiepunkte einzusammeln und fängt auch kühl einige Mogeleien ein. Die Mischung aus Blödeleien und satirischen Seitenhieben wird wiederum durch den nüchternen Dokumentationsstil geerdet – die Grenzen zwischen plausiblem Wahnsinn und fiktionaler Verzeichnung verschwimmen somit zu einem komischen Gesamtbild. Dazu tragen auch solche Randfiguren wie ein arabisch-stämmiger, israelischer Nationalspieler mit Identitätskrise bei oder Detlev Buck als simpler, aus Deutschland stammender Trainer der israelischen Mannschaft, der wegen seiner historischen Rolle Gewissensbisse bekommt – sowie gewaltigen Bammel, einen Fehler zu begehen.

Wie bei diesem Thema zu befürchten steht, druckst 90 Minuten – Bei Abpfiff Frieden gen Ende ein wenig herum und plätschert somit mit einer seichten Schlusspointe aus. Dennoch bietet diese auch vor Seitenhieben auf die FIFA nicht zurückschreckende Produktion rund 85 Minuten geballter Gags – und so kindisch ihre Grundidee sein mag, regt sie auch zum Denken an. Wieso kann die Lösung nicht so einfach sein?

Fazit: Ein gut aufgelegter Cast und eine spritzige Grundidee: 90 Minuten – Bei Abpfiff Frieden ist eine erfrischende Mockumentary, die ihr schweres Thema ernst nimmt und dennoch leichtfüßig bleibt.

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