Mittwoch, 14. September 2016
The Beatles: Eight Days a Week - The Touring Years
Der Kernkatalog der Beatles umfasst zwölf Studioalben - einige von ihnen gehören zu den unter Musikhistorikern am meisten gefeierten Platten der Pop- und Rockwelt. Doch ein nicht unerheblicher Teil des Pilzkopf-Phänomens fußt nicht auf den Studiokompositionen der vier Briten, sondern darauf, wie sie von 1963 bis 1966 mit ihren Liveauftritten die ganze (Teenager-)Welt in Ekstase versetzt haben. Apollo 13-Regisseur und Beatles-Fan Ron Howard widmet sich eben dieser Periode der aktiven Schaffenszeit des Liverpooler Quartetts - jenen Jahren, in denen die Beatlesmania zum Schneiden dick war, die prägendsten Kompositionen der einflussreichen Band allerdings noch auf sich warten ließen.
Vor allem ist The Beatles: Eight Days a Week - The Touring Years ein Film von einem Fan mit Fans für Fans: Howard rafft die Tourjahre der Beatles in etwas mehr als 100 Minuten zusammen (eine spezielle Kinofassung lässt darauf einen 30-minütigen Konzertmitschnitt folgen) und setzt diesen impressionsartigen Überblick aus diversen Quellen zusammen. Er nutzt mehrere Konzert- und TV-Liveauftritte der Beatles, um ihren damaligen Sound zu repräsentieren. Teils erstmals veröffentlichtes Archivmaterial zeigt, was sich hinter den Kulissen der Beatles-Tourneen abspielte, außerdem werden neue Interviews mit Paul McCartney und Ringo Starr sowie prominenten Fans und Wegbegleitern gezeigt.
All dies erfolgt in einem verneigenden Tonfall, jedoch vermag es Ron Howard, dieses Material so zusammenzustellen, dass sich auch Interessenten mit überschaubarer Beatles-Begeisterung der Hype der Tourjahre neu erschließt. Der Regisseur zeigt auf, dass die Beatles mit der richtigen Attitüde und dem richtigen Sound zur richtigen Zeit fürs richtige Zielpublikum rauskamen: Die Babyboomer kamen in die Pubertät und brauchten eine neue Musikrichtung, die von einer eingespielten, scherzenden Truppe rübergebracht wurde, die zu ihrer Altersklasse zählt. Wer zur Beatlesmania-Zeit noch nicht gelebt hat, bekommt von Howard in dieser Kreuzung aus Konzertfilm und Dokumentation obendrein durch zahlreiche zeitgenössische Aufnahmen vorgeführt, wie intensiv der Trubel um die Britrocker war. Die Bewegtbilder durchdrehender Teenies uns kilometerlanger Warteschlangen machen wenigstens ansatzweise erlebbar, was sich 1963 bis 1966 abgespielt haben muss.
Während Howard den Aufstieg der Beatles etappenweise nachzeichnet, geht er etwas scheuer damit um, zu erklären, weshalb die Band beschlossen hat, das Touren aufzugeben: Im letzten Drittel der Doku häufen sich die mit einem Lachen nacherzählten Anekdoten, wie anstrengend der proppevoller Tourneeplan war, wie sehr das Musikmachen in den Hintergrund geriet und dass damalige Konzertsäle und Stadien eigentlich gar nicht soundtechnisch für den Andrang eines Beatles-Konzerts ausgelegt waren. Und dann, zack: Okay, das war ein Nervfaktor zu viel, die Beatles werden zur Studioband.
Natürlich ist angesichts der Stimmung von The Beatles: Eight Days a Week - The Touring Years keine kritische Auseinandersetzung zu erwarten - oder eine Informationsbombe von einem Film. Doch selbst der amüsierte, begeisterte Weg, den Howard einschlägt, würde weitere Vertreter dieser rückblickend launigen Negativanekdoten vertragen, zumal im Mittelteil diese Doku doch was eintönig wird: Die Beatles werden vom Massenphänomen zu einem noch größeren Massenphänomen zu einem noch etwas größeren Massenphänomen. An dieser Stelle etwas weniger kleinteilig vorzugehen, um am Ende etwas stärker auf die Risse in der Tourneehypefassade einzugehen, hätte also keinesfalls geschadet, sondern die Doku nur etwas abwechslungsreicher, somit pfiffiger dastehen lassen.
Trotzdem: 815 Konzerte in 15 Ländern, kondensiert auf wenige, sehr interessante Filmstunden inklusive diverser Ohrwürmer: The Beatles: Eight Days a Week - The Touring Years ist ein liebevolles Fangeschenk, das auch Musikfreunde abseits der Kernzielgruppe zu unterhalten weiß.
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