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Sonntag, 28. August 2016

Battleship



Der sein Potential konsequent unterbietende Tunichtgut Alex Hopper (Taylor Kitsch) wird von seinem Bruder Stone (Alexander Skarsgård) dazu verdonnert, bei der US-Navy anzuheuern. Dort kann sich der temperamentvolle Alex zwar zum Leutnant mausern und eine Beziehung mit Admiralstochter Samantha (Brooklyn Decker) aufbauen, Verantwortungsbewusstsein lernt er trotzdem nicht. Deswegen steht ihm der Rausschmiss aus dem Militär kurz bevor. Aber während des großen Rimpack-Flottenmanövers entdeckt die Flotte des Admirals Shane (Liam Neeson) ein gigantisches, unbekanntes Objekt im Meer. Wie sich herausstellt, ist es außerirdischen Ursprungs und baut ein Schutzschild um sich auf. Nur noch eine Handvoll Zerstörer der Navy befindet sich in Reichweite des Objekts, der Kontakt zur Außenwelt ist nicht möglich. An Bord eines dieser Schiffe befindet sich Alex, der alsbald sein Führungstalent beweisen muss, denn die Aliens verfügen über zerstörerische, übermächtige Waffen ...

Schiffe versenken: Der Film

Anfang des Jahrzehnts: Comicverfilmungen haben sich von einer Rarität in Hollywood zu einer festen, kommerziell außerordentlich rentablen Institution entwickelt. Comicriese Marvel baute sogar ein eigenes Studio auf, welches mit Iron Man, Captain America und Co. die Blockbuster-Landschaft ordentlich aufmischt. Kein Wunder, dass auch weitere filmfremde Unternehmen in dieses Geschäft einsteigen und ihre Lizenzprodukte auf die Leinwand bringen wollen.

Die Firma Hasbro ist in dieser Beziehung der aggressivste Akteur. Auch wenn einige Hasbro-Projekte partout nicht fruchten wollen, sondern hartnäckig in der Vorbereitungsphase stecken bleiben. Dazu zählen eine neue Cluedo-Leinwandadaption sowie ein Monopoly-Spiel. Losgetreten wurde Hasbros Gier nach Kinoeinnahmen durch Transformers, die, von der Umsetzung ihrer frühen Filme abgesehen, durchaus das Zeug dazu haben, im Kino zelebriert zu werden. Immerhin haben diese als langlebige Reihe von Actionfiguren eine eigene Mythologie und etablierte Figuren zu bieten. Das bietet sich nicht weniger für einen Kinofilm an, als eine populäre Reihe von Comicheften.

Trotzdem ändert dies nichts an der filmischen Dreistigkeit, die Brettspiel-Variante des simplen Strategiespiels „Schiffe versenken“ um Aliens bereichert auf das männliche, jugendliche Kinopublikum loszulassen. Dass die Trailer eine inoffizielle Transformers-Fortsetzung erwarten lassen, machte Battleship schlussendlich zum Spitzenanwärter auf den Titel „kommerziell am kältesten durchkalkuliertes Filmprodukt 2012“. Angesichts dessen, dass schon die wesentlich filmtauglicheren Transformers bis dahin in reinen Effektlärm mündeten, sind das alles andere als viel versprechende Voraussetzungen für einen vergnüglichen Action-Blockbuster.

Vor diesem Hintergrund betrachtet ist Battleship eine gehörige qualitative Überraschung – und da der Film bis heute für viele Filmfreunde eine Lachnummer darstellt, ist er wohl auch ein unterschätztes Werk. Denn Hancock-Regisseur Peter Berg fabrizierte mit seiner Effektschlacht das flüssiger erzählte, kurzweiligere und somit aufregendere Gegenmodell zu Michael Bays Alien-Invasionen (die Zerstörungsoper Transformers: Ära des Untergangs mal ausgenommen). Und das, obwohl sich weder das Drehbuch, noch das Produktionsdesign mit Originalität bekleckern. Doch die Umsetzung stimmt, und das ist gerade bei dieser Art von auf Hochglanz polierter, anspruchsarmer Action-Unterhaltung ein entscheidender Punkt.

Einfallslos, aber vergnüglich umgesetzt

Das Autoren-Duo Jon & Erich Hoeber (R.E.D.) orientierte sich bei der Handlung und den Figurenentwürfen dieses Spektakels sehr eng an den einschlägigen Blockbuster-Vorbildern. Die Filmografie von Michael Bay wurde genauso wie ausgewählte Produktionen Jerry Bruckheimers (u.a. The Rock, Top Gun) nach bewährten Klischees abgeklopft und in das Konzept eines nautischen Militäractionfilms gepresst. Das einzige ansatzweise originelle an Battleship ist der Schauplatz, schließlich spielt unwirkliche Hollywood-Action auf hoher See derzeit nur im Piratenzeitalter. Ein Sci-Fi-Actionthriller, in dem die US-Navy gegen Aliens kämpft, hat dagegen schon einen unverbrauchten Klang.

Regisseur Peter Berg und Hauptdarsteller Taylor Kitsch (John Carter) gelingt zudem schon in den ersten Minuten, woran Michael Bay mit seinen jüngeren Regiearbeiten katastrophal scheiterte. Trotz aller Vorhersehbarkeit ist die Charakterisierung der Hauptfigur Alex Hopper nämlich sehr amüsant geraten. Anfangs zeichnet sich sogar ein Hauch emotionalen Dilemmas ab, doch dieser Ansatz geht nach einiger Zeit zwischen den Seegefechten unter. Trotzdem bleibt der spitzbübische Hopper eine sympathische Rolle, die zu keinem Zeitpunkt in das anstrengende Territorium von Shia LaBeoufs Transformers-Figur abgleitet.

Die restlichen Navy-Mitglieder unter den Figuren sind kaum mehr als Stichwortgeber, sowohl ernster als auch komödiantischer Natur. Liam Neeson wird sträflich unterbeschäftigt und Rihannas schmerzlich hölzernes Spiel wird durch die Coolness der ihr zugeteilten Sprüche überdeckt, ansonsten gibt es über diesen Aspekt von Battleship nicht viel zu urteilen. Überraschend spritzig sind dagegen die Szenen über die „Helden der zweiten Reihe“ rund um Brooklyn Decker. Diese mögen zwar am Reißbrett entworfen sein, dennoch enthalten sie viele augenzwinkernd-humorige Momente und dürfen auch Relevantes zur Hauptgeschichte beitragen. Auch hier gilt: Das bekommt nicht mehr jede überlange Popcorn-Produktion hin, und selbst wenn, dann selten so anspruchslos-engagiert wie bei Battleship.

Action, als wäre Transformers übersichtlich inszeniert

Das Hauptaugenmerk liegt selbstverständlich auf der bombastische Ausmaße annehmenden Action, die neben dem explosiven Meeresgeschehen vor Hawaii auch Abstecher aufs Festland macht, wo die Alienwaffen (deren Design sehr an die Transformers-Filme erinnert) eine Schneise der Zerstörung durch Großstädte ziehen. Was die schiere Masse an Explosionen, Schusswechseln und Krawall angeht, muss sich Peter Berg vor Sprengstoff-Maestro Michael Bay nicht verstecken. Berg unterscheidet sich vom Megalomanen Bay jedoch darin, dass er sein Publikum nicht inmitten des Getümmels von fliegendem Metall, Flammen und computergeneriertem Schutt und Asche packt. Stattdessen zieht Berg die Kamera ein Stück weit zurück, um aus einer mehr Überblick gewährenden Betrachterposition aus das volle Ausmaß der Zerstörung zu zeigen.

Dadurch lassen sich die enormen Schauwerte von Battleship besser bestaunen als die verwackelten und in Super-Nahaufnahmen verlorenen CGI-Monstrositäten aus den ersten drei Transformers-Filmen. Obwohl die 200-Millionen-Dollar-Produktion nach der Figureneinführung praktisch eine einzige, gewaltige Actionszene darstellt, wird die Seeschlacht zwischen Marine und Aliens nie langweilig. Dem Drehbuch mag es an Originalität und Anspruch mangeln, dennoch gelang es den Filmemachern, durch abwechslungsreiche Actionsequenzen den Unterhaltungsfaktor oben zu halten und dem Effektwahnsinn eine klare Richtung zu verleihen. Anders gesagt: Die Story mag hauchdünn sein, aber sie erfüllt ihren Dienst, indem sie den (zu großem Teil digitalen) Bleihagel immer wieder unerwartet durchrüttelt und so vor Monotonie bewahrt. Sogar die Vorlage konnte man überraschend schlüssig in das Geschehen einbinden.

Die Filmmusik von Steve Jablonsky prescht währenddessen energisch voran und weiß, die Action kraftvoll sowie stimmig zu untermalen. Der Transformers 1 – 3-Komponist bedient sich allerdings freimütig an den typischen Stilmitteln jüngerer Hans-Zimmer-Filmmusiken; lange, bassreiche Noten erinnern zum Beispiel frappierend an Inception oder The Dark Knight. Aufgrund eines Verzichts auf einschneidende Leitthemen ist die während der Action noch sehr stark wirkende Musik nach dem Abschalten also rasch wieder vergessen. So steht der Filmscore als Paradebeispiel für das Gesamtwerk: Battleship bringt das Adrenalin für rund zwei Stunden zum Kochen und unterhält dabei recht mühelos. Sobald der Abspann beginnt, bleiben bloß ein paar coole Sprüche und die beeindruckenden Effekte in Erinnerung zurück. Als filmisches Fast Food funktioniert Battleship aber um Längen besser als die ein überdeutliches Vorbild darstellende erste Transformers-Trilogie.

Fazit: Peter Berg vermengt in einem nautischen Blockbuster-Flickenwerk „Schiffe versenken“ mit Transformers und einem Hauch Top Gun. Anspruch und Originalität gehen dabei früh von Bord, doch eine durchweg unterhaltsame Erzählweise und stattliche, mit sicherer Hand inszenierte Action machen aus einem dreisten Kommerzwerk die gelungenere Transformers-Alternative.

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