Der sein Potential konsequent unterbietende Tunichtgut Alex
Hopper (Taylor Kitsch) wird von seinem Bruder Stone (Alexander Skarsgård) dazu
verdonnert, bei der US-Navy anzuheuern. Dort kann sich der temperamentvolle
Alex zwar zum Leutnant mausern und eine Beziehung mit Admiralstochter Samantha
(Brooklyn Decker) aufbauen, Verantwortungsbewusstsein lernt er trotzdem nicht.
Deswegen steht ihm der Rausschmiss aus dem Militär kurz bevor. Aber während des
großen Rimpack-Flottenmanövers entdeckt die Flotte des Admirals Shane (Liam
Neeson) ein gigantisches, unbekanntes Objekt im Meer. Wie sich herausstellt,
ist es außerirdischen Ursprungs und baut ein Schutzschild um sich auf. Nur noch
eine Handvoll Zerstörer der Navy befindet sich in Reichweite des Objekts, der
Kontakt zur Außenwelt ist nicht möglich. An Bord eines dieser Schiffe befindet
sich Alex, der alsbald sein Führungstalent beweisen muss, denn die Aliens verfügen
über zerstörerische, übermächtige Waffen ...
Schiffe versenken: Der Film
Anfang des Jahrzehnts: Comicverfilmungen haben sich von
einer Rarität in Hollywood zu einer festen, kommerziell außerordentlich
rentablen Institution entwickelt. Comicriese Marvel baute sogar ein eigenes
Studio auf, welches mit Iron Man, Captain America
und Co. die Blockbuster-Landschaft ordentlich aufmischt. Kein Wunder, dass auch
weitere filmfremde Unternehmen in dieses Geschäft einsteigen und ihre
Lizenzprodukte auf die Leinwand bringen wollen.
Die Firma Hasbro ist in dieser Beziehung der aggressivste
Akteur. Auch wenn einige Hasbro-Projekte partout nicht fruchten wollen, sondern
hartnäckig in der Vorbereitungsphase stecken bleiben. Dazu zählen eine neue Cluedo-Leinwandadaption
sowie ein Monopoly-Spiel. Losgetreten wurde Hasbros Gier
nach Kinoeinnahmen durch Transformers, die, von der Umsetzung
ihrer frühen Filme abgesehen, durchaus das Zeug dazu haben, im Kino zelebriert
zu werden. Immerhin haben diese als langlebige Reihe von Actionfiguren eine
eigene Mythologie und etablierte Figuren zu bieten. Das bietet sich nicht
weniger für einen Kinofilm an, als eine populäre Reihe von Comicheften.
Trotzdem ändert dies nichts an der filmischen Dreistigkeit,
die Brettspiel-Variante des simplen Strategiespiels „Schiffe versenken“ um
Aliens bereichert auf das männliche, jugendliche Kinopublikum loszulassen. Dass
die Trailer eine inoffizielle Transformers-Fortsetzung
erwarten lassen, machte Battleship schlussendlich zum
Spitzenanwärter auf den Titel „kommerziell am kältesten durchkalkuliertes Filmprodukt
2012“. Angesichts dessen, dass schon die wesentlich filmtauglicheren Transformers
bis dahin in reinen Effektlärm mündeten, sind das alles andere als viel
versprechende Voraussetzungen für einen vergnüglichen Action-Blockbuster.
Vor diesem Hintergrund betrachtet ist Battleship
eine gehörige qualitative Überraschung – und da der Film bis heute für viele
Filmfreunde eine Lachnummer darstellt, ist er wohl auch ein unterschätztes Werk.
Denn Hancock-Regisseur Peter Berg fabrizierte mit seiner
Effektschlacht das flüssiger erzählte, kurzweiligere und somit aufregendere
Gegenmodell zu Michael Bays Alien-Invasionen (die Zerstörungsoper
Transformers: Ära des Untergangs mal ausgenommen). Und das,
obwohl sich weder das Drehbuch, noch das Produktionsdesign mit Originalität
bekleckern. Doch die Umsetzung stimmt, und das ist gerade bei dieser Art von
auf Hochglanz polierter, anspruchsarmer Action-Unterhaltung ein entscheidender
Punkt.
Einfallslos, aber vergnüglich umgesetzt
Das Autoren-Duo Jon & Erich Hoeber (R.E.D.)
orientierte sich bei der Handlung und den Figurenentwürfen dieses Spektakels
sehr eng an den einschlägigen Blockbuster-Vorbildern. Die Filmografie von
Michael Bay wurde genauso wie ausgewählte Produktionen Jerry Bruckheimers (u.a.
The Rock, Top Gun) nach bewährten
Klischees abgeklopft und in das Konzept eines nautischen Militäractionfilms
gepresst. Das einzige ansatzweise originelle an Battleship
ist der Schauplatz, schließlich spielt unwirkliche Hollywood-Action auf hoher
See derzeit nur im Piratenzeitalter. Ein Sci-Fi-Actionthriller, in dem die
US-Navy gegen Aliens kämpft, hat dagegen schon einen unverbrauchten Klang.
Regisseur Peter Berg und Hauptdarsteller Taylor Kitsch (John
Carter) gelingt zudem schon in den ersten Minuten, woran Michael Bay
mit seinen jüngeren Regiearbeiten katastrophal scheiterte. Trotz aller
Vorhersehbarkeit ist die Charakterisierung der Hauptfigur Alex Hopper nämlich
sehr amüsant geraten. Anfangs zeichnet sich sogar ein Hauch emotionalen
Dilemmas ab, doch dieser Ansatz geht nach einiger Zeit zwischen den
Seegefechten unter. Trotzdem bleibt der spitzbübische Hopper eine sympathische
Rolle, die zu keinem Zeitpunkt in das anstrengende Territorium von Shia
LaBeoufs Transformers-Figur abgleitet.
Die restlichen Navy-Mitglieder unter den Figuren sind kaum
mehr als Stichwortgeber, sowohl ernster als auch komödiantischer Natur. Liam
Neeson wird sträflich unterbeschäftigt und Rihannas schmerzlich hölzernes Spiel
wird durch die Coolness der ihr zugeteilten Sprüche überdeckt, ansonsten gibt
es über diesen Aspekt von Battleship nicht viel zu urteilen.
Überraschend spritzig sind dagegen die Szenen über die „Helden der zweiten
Reihe“ rund um Brooklyn Decker. Diese mögen zwar am Reißbrett entworfen sein,
dennoch enthalten sie viele augenzwinkernd-humorige Momente und dürfen auch Relevantes
zur Hauptgeschichte beitragen. Auch hier gilt: Das bekommt nicht mehr jede
überlange Popcorn-Produktion hin, und selbst wenn, dann selten so
anspruchslos-engagiert wie bei Battleship.
Action, als wäre Transformers
übersichtlich inszeniert
Das Hauptaugenmerk liegt selbstverständlich auf der
bombastische Ausmaße annehmenden Action, die neben dem explosiven Meeresgeschehen
vor Hawaii auch Abstecher aufs Festland macht, wo die Alienwaffen (deren Design
sehr an die Transformers-Filme erinnert) eine Schneise der
Zerstörung durch Großstädte ziehen. Was die schiere Masse an Explosionen,
Schusswechseln und Krawall angeht, muss sich Peter Berg vor Sprengstoff-Maestro
Michael Bay nicht verstecken. Berg unterscheidet sich vom Megalomanen Bay
jedoch darin, dass er sein Publikum nicht inmitten des Getümmels von fliegendem
Metall, Flammen und computergeneriertem Schutt und Asche packt. Stattdessen
zieht Berg die Kamera ein Stück weit zurück, um aus einer mehr Überblick
gewährenden Betrachterposition aus das volle Ausmaß der Zerstörung zu zeigen.
Dadurch lassen sich die enormen Schauwerte von Battleship
besser bestaunen als die verwackelten und in Super-Nahaufnahmen verlorenen
CGI-Monstrositäten aus den ersten drei Transformers-Filmen.
Obwohl die 200-Millionen-Dollar-Produktion nach der Figureneinführung praktisch
eine einzige, gewaltige Actionszene darstellt, wird die Seeschlacht zwischen
Marine und Aliens nie langweilig. Dem Drehbuch mag es an Originalität und
Anspruch mangeln, dennoch gelang es den Filmemachern, durch abwechslungsreiche
Actionsequenzen den Unterhaltungsfaktor oben zu halten und dem Effektwahnsinn
eine klare Richtung zu verleihen. Anders gesagt: Die Story mag hauchdünn sein,
aber sie erfüllt ihren Dienst, indem sie den (zu großem Teil digitalen)
Bleihagel immer wieder unerwartet durchrüttelt und so vor Monotonie bewahrt.
Sogar die Vorlage konnte man überraschend schlüssig in das Geschehen einbinden.
Die Filmmusik von Steve Jablonsky prescht währenddessen
energisch voran und weiß, die Action kraftvoll sowie stimmig zu untermalen. Der
Transformers 1 – 3-Komponist bedient sich allerdings
freimütig an den typischen Stilmitteln jüngerer Hans-Zimmer-Filmmusiken; lange,
bassreiche Noten erinnern zum Beispiel frappierend an Inception
oder The Dark Knight. Aufgrund eines Verzichts auf
einschneidende Leitthemen ist die während der Action noch sehr stark wirkende
Musik nach dem Abschalten also rasch wieder vergessen. So steht der Filmscore als Paradebeispiel für das
Gesamtwerk: Battleship bringt das Adrenalin für rund zwei
Stunden zum Kochen und unterhält dabei recht mühelos. Sobald der Abspann
beginnt, bleiben bloß ein paar coole Sprüche und die beeindruckenden Effekte in
Erinnerung zurück. Als filmisches Fast Food funktioniert Battleship
aber um Längen besser als die ein überdeutliches Vorbild darstellende erste Transformers-Trilogie.
Fazit: Peter Berg vermengt in einem
nautischen Blockbuster-Flickenwerk „Schiffe versenken“ mit Transformers
und einem Hauch Top Gun. Anspruch und Originalität gehen
dabei früh von Bord, doch eine durchweg unterhaltsame Erzählweise und
stattliche, mit sicherer Hand inszenierte Action machen aus einem dreisten
Kommerzwerk die gelungenere Transformers-Alternative.
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