Hohe filmische Qualität geht damit jedoch nicht sogleich einher: Das von Chuck Hogan (The Strain) verfasste Action-Drama druckst auf politischer Ebene herum und markiert sich dem thematischen Überbau zum Trotz über weite Strecken schlicht als harte Thrillerkost. Diese bleibt aufgrund von dramaturgischen Mängeln und einer im ausgedehnten Finale sehr monotonen Inszenierung allerdings hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Geschichte spielt 2012 in Bengasi: Die libysche Stadt ist längst zum politischen Brennpunkt verkommen, weshalb viele Nationen ihre diplomatischen und militärischen Vertreter zurückgezogen haben. Die CIA unterhält allerdings weiterhin einen Stützpunkt, der auf die Hilfe privater Sicherheitskräfte zählt.
Als in der Nacht des 11. Septembers 2012 das US-General-Konsulat in Bengasi mit schwerem Geschütz angegriffen wird, wollen der ehemalige Soldat Jack (John Krasinski) und seine Kollegen sofort eingreifen. Doch Jack, Rone (James Badge Dale), Tanto (Pablo Schreiber), Boon (David Denman), Oz (Max Martini) sowie Glen (Toby Stephens) wird es von ihrem Vorgesetzten strengstens untersagt, zu handeln. Als sich die Lage in der Botschaft zunehmend verschlechtert und es auch so aussieht, als wäre der CIA-Stützpunkt in Gefahr, beginnt für die knallharten Männer ein 13 Stunden andauernder Einsatz gegen die undurchschaubaren Milizen und die eigenen Schwächen …
Die rund 145-minütige Hollywood-Produktion eröffnet mit einem hochspannenden Einstieg: Jacks Eintreffen in Bengasi und der erste Einsatz seines Teams als Bewacher der Undercover-Agentin Sona Jillani (Alexia Barlier, Fast Track: No Limits) wecken Erinnerungen an den frühen Michael Bay. Rau, mit treibendem Erzähltempo und rasanten, doch nie frenetischen Schnitten hat der erste Akt von 13 Hours das Feeling eines „Bad Boys in Libyen“. Inhaltlich bringt dieser Prolog die Geschichte wohlgemerkt kaum voran, da Hogans Skript mit Informationen über die Motivation der jeweiligen Milizen spart und auch bei der Charakterzeichnung von Jack und Konsorten nur auf die üblichen Abkürzungen zurückgreift: Sie sind taffe Kerle mit großem Herzen für ihre Familie und verspieltem Humor. Allerdings ist der Anfang des Films zügig erzählt und abwechslungsreich in Szene gesetzt. Sobald die eigentliche Handlung beginnt, ändert sich dies jedoch.
Hogan tritt bei der Skizzierung der Ereignisse vom 11. September 2012 zunächst auf der Stelle, wendet viel Zeit dafür auf, die flache, kitschige Charakterzeichnung seiner Helden auszubreiten – inklusive pathetischer Erinnerungssequenzen an schöne Familienstunden. Sobald die Nacht hereinbricht und in Bengasi alles drunter und drüber geht, fasst 13 Hours zwischenzeitlich wieder Fuß: Bay fängt mit trockenem Witz und solider Dramatik ein, welch eigenartiger Mikrokosmos ein solcher Brennpunkt wie die lybische Hafenstadt sein kann. Während die US-Einsatzkräfte um ihr Leben bangen und unentwegt rätseln, wer auf ihrer Seite ist und wer ihnen nach dem Leben trachtet, schauen Anwohner unter dem Sternenhimmel Fußball. Die Actioneinlagen fängt Bay derweil mit angemessener Härte ein: Er zeigt, dass jeder Schuss tödlich enden kann und begeht einen diffizilen Balanceakt zwischen kinotauglichem Style und strikter Verweigerung einer voyeuristischen Haltung. Wenn dann aber der Ami-Stützpunkt vor Angreifern verteidigt werden muss, wird 13 Hours zu einem monotonen Bleihagel: Bay inszeniert die Schusswechsel zwischen den auf Dächern stationierten Amerikanern und den vom Boden aus angreifenden Terrormilizen genauso ausführlich wie einseitig.
Von Minute zu Minute sinkt die Spanungskurve ins Bodenlose, weil die bedrohlich geschilderte Action wie ein Presslufthammer auf den Betrachter einhämmert: Laut, hart, ohne jegliche Abwechslung. Lorne Balfes Musikuntermalung ist ähnlich einseitig: Effiziente, atmosphärisch-kühle Sounds wummern vor sich hin, ohne je neue Akzente zu setzen. Die größte Stärke von 13 Hours ist derweil die imposante Kameraarbeit des Oscar-Preisträgers Dion Beebe (Die Geisha). Unter der Verwendung hochmoderner, technisch herausragender Digitalkameras präsentiert sich der actionreiche Thriller in gestochen scharfen, kontrastreichen Bildern, die jeden einzelnen Tropfen Schweiß der Hauptfiguren sichtbar machen. Dass Beebe und Bay in zahlreichen Szenen auf den im modernen Actionkino überreizten Blau/Orange-Kontrast setzen, zeugt zwar nicht von großem Einfallsreichtum. Handwerklich ist die Kameraführung und Lichtsetzung in 13 Hours dennoch makellos. Ganz gleich, ob die „Secret Soldiers“ am helllichten Tag heimlich ihre Waffen zücken, oder es bei Nacht gilt, die Schatten lebloser Gegenstände von denen sich versteckender Feinde zu unterscheiden: Durch den präzise gesetzten Fokus und die dynamische Farbästhetik stellt Bays zwölfte Regiearbeit ein optisch eindrucksvolles Werk dar – selbst wenn Bay den ausgedehnten Höhepunkt erschreckend monoton abfilmt.
In der Schilderung des politischen Konflikts versucht sich 13 Hours derweil darin, nicht stur patriotische Lobeshymnen anzustimmen. Feinfühligkeit geht dem Drehbuch trotzdem abhanden: Auch wenn beiläufig der Sinn des US-Einsatzes hinterfragt wird und die Figuren auf libyscher Seite vergleichsweise abwechslungsreich gezeichnet werden, erlaubt sich das Dialogbuch lächerliche Plattitüden. Darüber hinaus feiert es Hogan völlig ohne kritische Nachfragen, wenn Amerikaner ihr Leben für ihr Heimatland aufs Spiel setzen, und vertritt eine widerliche anti-intellektuelle Haltung: Studierte Vorgesetzte, die erstmal abwarten, die Lage einschätzen und Strategien schmieden wollen, sind in der Weltsicht dieses Action-Dramas nutzlose Waschlappen. Der handelnde Soldat mit dem Finger am Abzug ist mehr wert als der grübelnde Stratege. Traurig, dass Bay ausgerechnet bei solch einem ernsten Film zu einer ungewollten Selbstparodie verkommt. Mit Pain & Gain bewies er doch noch, dass er anders kann …
Fazit: Durchwachsen angefangen, im Finale geht es steil bergab: Mit 13 Hours: The Secret Soldiers Of Benghazi erschafft Michael Bay ein hohles, gut aussehendes Action-Drama, dessen spannender Einstieg durch einen monotonen Abschluss niedergeprügelt wird.
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