Nach dem riesigen Erfolg von Violetta hätte sich Disney Channel Latin America dazu entschließen könnten, was in der hiesigen Fernsehlandschaft gerne Mal passiert: Aus einer Telenovela (einem Genre, das konzeptgemäß ein festes Ende hat) wird flugs eine Soap (die theoretisch unendlich läuft) gemacht. Doch bei Disney tickt man nicht so. Stattdessen wurde nach einer neuen Formatidee gesucht, die dieselbe Zielgruppe anspricht und somit auch ein ähnliches Feeling versprüht.
Der inoffizielle Violetta-Nachfolger wurde letztlich in Soy Luna gefunden, einer weiteren Tween- und Teenie-Telenovela mit einer weiblichen Hauptfigur und zumeist strahlend positiver Attitüde. Unterschiede gibt es allerdings auch: Obwohl Musik hier ebenfalls ein nicht unerheblicher Bestandteil der Serie ist, steht der Gesang nun nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Titelheldin Luna (Karol Sevilla) ist vernarrt ins Rollschuhfahren, das in Argentinien wieder en vogue ist (oder zumindest im Argentinien, wie der Disney Channel es sieht), inklusive Rollschuhbahnen, die zum Treffpunkt der hippen sowie auch weniger hippen Jugendlichen avancieren.
Als Luna mit ihren Zieheltern nach Buenos Aires zieht, weil diese ein attraktives Jobangebot annehmen müssen, verbringt sie daher nahezu ihre gesamte Freizeit im Jam & Roller, wo sie sich aber zunächst ungeschickt anstellt, weil sie es nicht gewohnt ist, auf dem glatt gebohnerten Boden einer Rollschuhbahn zu fahren. In ihrer neuen Eliteschule wiederum muss Luna noch lernen, sich in der sozialen Hackordnung einzufügen ...
Wie schon Violetta ist auch Soy Luna in einer farbfrohen, etwas überbelichteten Optik gehalten, und erneut wird mit Archetypen gearbeitet: Der verknallte beste Freund, das Mauerblümchen, die sich unterschätzende Hauptfigur, die Oberzicke ... In den ersten beiden Folgen, die mir zur Sichtung zur Verfügung stehen, werden diese kaum unterwandert, dafür wird die sehr stringente, frohgemute Erzählung rund um Lunas Einfinden in ihr neues Leben durch einen waschechten Telenovela-Subplot gewürzt: Ein älterer Herr in einem Pflegeheim kämpft mit dem Leben und mit dem bislang geheim gehaltenen Wissen rund um Lunas wahre Herkunft. All das ist in seiner Dramaturgie betont kindertauglich gehalten, hat aber etwas mehr Biss, als man nach Violetta unbedingt erwartet hätte,
Die Darsteller, ob jung oder alt, arbeiten solide mit dem Material, das ihnen geboten wird, und vor allem die Teenie-Truppe ist sehr sympathisch und wird der Zielgruppe genügend Identifikationsmaterial bieten. In Sachen Charme und unaffektiertem Spiel können viele deutsche Dailys von den argentinischen Disney-Stars tatsächlich noch Einiges lernen.
Da Soy Luna, wie schon Violetta, die selbstironische und mit Referenzen an Genrekollegen gespickte Camp-Attitüde eines High School Musical fehlt, hat die Serie nur begrenzte Anknüpfungspunkte für Zuschauer außerhalb der Kernzielgruppe. Dank Charisma und guter Laune ist Soy Luna aber auch keineswegs eine dieser Tween-Produktionen, die es dem älteren Publikum schwer machen.
Soy Luna ist ab dem 2. Mai 2016 immer montags bis freitags um 19.20 Uhr im Disney Channel zu sehen.
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