Mittwoch, 2. März 2016

Oscars 2016: Meine Reaktion auf die Gewinner der 88. Oscars


Und schon liegt sie wieder hinter uns: Die Oscar-Saison 2015/2016. Und was für eine Saison das war! Drei Filme waren glaubwürdige "Bester Film"-Anwärter, ein vierter heimste die meisten Trophäen ein und es war tatsächlich ein kleiner Schock, dass Sylvester Stallone ohne Goldjungen nach Hause gehen musste! Nachfolgend meine Reaktion auf die Gewinner, inklusive Auswertung meiner Prognose. Um es kurz zu machen: Ich bin nicht völlig zufrieden mit meinen Tipps. Aber lasst uns nun ins Detail gehen!
Bester Film
- The Big Short
- Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten
- Mad Max: Fury Road
- Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- The Revenant
- Raum
- Spotlight
Prognose: The Big Short
Es wurde also weder der meistgenannte Favorit The Revenant mit seinen zahlreichen Preisen, noch The Big Short, der mit dem Producers Guild Award bereits eine mit vergleichbaren Regeln gewählte Auszeichnung erhalten hat. Sondern Spotlight, der Gewinner des Ensemblepreises beim Screen Actors Guild. Ich kann mich, selbst wenn Spotlight so mein Prognosenergebnis attackiert hat, sehr gut mit dem Sieg des Journalistendramas abfinden. Denn das handwerklich sehr gelungene, ruhig erzählte Drama besticht mit guten Performances und dient als Zeitkapsel über die Phase, als der Printjournalismus zwar Konkurrenz durch das Internet erhielt, aber dadurch noch angetrieben wurde, in die Tiefe zu gehen.

Beste Regie
- Adam McKay für The Big Short
- George Miller für Mad Max: Fury Road
- Alejandro G. Inarritu für The Revenant
- Lenny Abrahamson für Raum
- Tom McCarthy für Spotlight
Prognose: Korrekt 

Ich hätte mich sehr für George Miller gefreut, aber The Revenant ist ebenfalls großartig inszeniert.
Bester Hauptdarsteller
- Bryan Cranston für Trumbo
- Matt Damon für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Leonardo DiCaprio für The Revenant
- Michael Fassbender für Steve Jobs
- Eddie Redmayne für The Danish Girl
Prognose: Korrekt 

Es war ein vergleichsweise schwaches Feld: Redmayne ist in meinen Augen in The Danish Girl teils sehr nah am Kitsch, Matt Damon ist gut in Der Marsianer, wurde aber schonmal mehr gefordert und Bryan Cranston ist extrem unterhaltsam in Trumbo, aber kein "Must-Have-Nominee". Fassbender und DiCaprio durften es in meinen Augen unter sich ausmachen dürfen, und selbst wenn mir DiCaprio in The Wolf of Wall Street noch besser gefiel, ist diese intensive Leidensperformance eine ehrwürdige erste Oscar-Darbietung des Superstars.
Bester Nebendarsteller
- Christian Bale für The Big Short
- Tom Hardy für The Revenant
- Mark Ruffalo für Spotlight
- Mark Rylance für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Sylvester Stallone für Creed - Rocky's Legacy
Prognose: Sylvester Stallone 

Ich habe es ja geahnt, aber nicht auf meinen grummelnden Bauch gehört: Stallone ging letzten Endes leer aus. Das Internet erbebte in der Oscar-Nacht deswegen, aber selbst wenn ich es "Rocky" gegönnt hätte, ist die besonnene, stoisch-sympathische Leistung von Mark Rylance ebenfalls eine gute Wahl.
Beste Hauptdarstellerin
- Cate Blanchett für Carol
- Brie Larson für Raum
- Jennifer Lawrence für Joy: Alles außer gewöhnlich
- Charlotte Rampling für 45 Years
- Saoirse Ronan für Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten
Prognose: Korrekt 

Hier hat die Academy alles richtig gemacht.

Beste Nebendarstellerin
- Jennifer Jason Leigh für The Hateful Eight
- Rooney Mara für Carol
- Rachel McAdams für Spotlight
- Alicia Vikander für The Danish Girl
- Kate Winslet für Steve Jobs
Prognose: Korrekt 

Eigentlich ist Vikander ja die weibliche Hauptrolle (und potentielle Titelfigur) ihres Films und hätte daher den Oscar gegen Brie Larson verlieren müssen. Da sie aber in diese Sparte gesteckt wurde, kann ich sagen: Ja, sie hat den Preis verdient. Mara und Leigh wären ebenfalls verdiente Gewinnerinnen gewesen.
Bester Animationsfilm
- Anomalisa
- Der Junge und die Welt
- Alles steht Kopf 
- Shaun das Schaf - Der Film
- Erinnerungen an Marnie
Prognose: Korrekt 

Alles richtig gemacht, Academy!
Beste Kamera
- Ed Lachman für Carol
- Robert Richardson für The Hateful Eight
- John Seale für Mad Max: Fury Road
- Emmanuel Lubezki für The Revenant
- Roger Deakins für Sicario
Prognose: Korrekt 

Wieder einmal kann ich über die Kamera-Sparte sagen: Egal, welcher der Nominierten gewonnen hätte, ich wäre zufrieden gewesen. Lubezki ist ein genialer Kameramann und seine Kameraführung in The Revenant ist hypnotisch, insofern ist alles korrekt. Aber die lebende Legende Deakins hätte auch mal langsam einen Oscar verdient. Naja, es gibt für Deakins ja sicher 2017 die nächste Chance ...
Beste Kostüme
- Sandy Powell für Carol
- Sandy Powell für Cinderella
- Paco Delgado für The Danish Girl
- Jenny Beavan für Max Max: Fury Road
- Jacqueline West für The Revenant
Prognose: Cinderella 

Da war ich mir wohl zu sicher. Mad Max: Fury Road ist mit seinen durchgeknallten Designs aber ein verdienter, atypischer Gewinner. Gut!

Bester Dokumentarfilm
- Amy
- Cartel Land
- The Look of Silence
- What Happened, Miss Simone?
- Winter on Fire: Ukraine's Fight for Freedom
Prognose: Korrekt 

Ob Joshua Oppenheimer noch Popmusik hören kann? Zum zweiten Mal verliert eine seiner intensiven, gesellschaftlich relevanten Dokumentationen gegen ein Musikerporträt. Das muss einen doch wurmen?!
Bester Kurz-Dokumentarfilm
- Body Team 12
- War Withhin the Lines
- Claude Lanzmann: Spectres of the Shoah
- A Girl in the River: The Price of Forgiveness
- Last Day of Freedom
Prognose: Body Team 12 

Bester fremdsprachiger Film
- Embrace of the Serpent (Kolumbien)
- Mustang (Frankreich)
- Son of Saul (Ungarn)
- Theeb (Jordanien)
- A War (Dänemark)
Prognose: Korrekt 

Bestes Make-Up und Hairstyling
- Lesley Vanderwalt, Elka Wardega und Damian Martin für Mad Max: Fury Road
- Love Larson und Eva von Bahr für Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
- Sian Grigg, Duncan Jarman und Robert Pandini für The Revenant
Prognose: Korrekt 

Hauptsache nicht die durchwachsene Leistung von Der Hundertjährige! Aber wenn meine Prognose stimmt, ist das natürlich ein Bonus!

Beste Originalmusik
- Thomas Newman für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Carter Burwell für Carol
- Ennio Morricone für The Hateful Eight
- Johann Johannsson für Sicario
- John Williams für Star Wars: Das Erwachen der Macht
Prognose: Korrekt  

Morricone gewinnt seinen ersten regulären Oscar! Wurde aber auch Zeit.
Bester Original-Song
- Earned It aus Fifty Shades of Grey
- Manta Ray aus Racing Extinction
- Simple Song #3 aus Ewige Jugend
- Til It Happens to You aus The Hunting Ground
- Writing's On the Wall aus Spectre
Prognose: Til it Happens to You aus The Hunting Ground 

Der schlechteste der Nominierten gibt dem Bond-Franchise seinen zweiten musikalischen Oscar ein. Vollkommen unverdient!
Beste Ausstattung
- Adam Stockhausen, Rena DeAngelo und Bernhard Henrich für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Eve Stewart, Michael Standish für The Danish Girl
- Colin Gibson und Lisa Thompson für Max Max: Fury Road
- Arthur Max, Celia Bobak für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Jack Fisk und Hamish Purdy für The Revenant
Prognose: Korrekt  

Jau. Passt!
Bester Kurz-Animationsfilm
- Bear Story
- Prologue
- Sanjay's Super Team
- We Can't Live without Cosmos
- World of Tomorrow
Prognose: Sanjay's Super Team 

Bester Kurzfilm
- Ave Maria
- Day One
- Alles wird gut
- Shok
- Stutterer
Prognose: Korrekt  

Bester Tonschnitt
- Mark Mangini und David White für Mad Mad: Fury Road
- Oliver Tarney für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Martin Hernandez und Lon Bender für The Revenant
- Alan Robert Murray für Sicario
- Matthew Wood und David Acord für Star Wars: Das Erwachen der Macht
 Prognose: Korrekt 

Bester Ton
- Andy Nelson, Gary Rydstrom und Drew Kunin für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Chris Jenkins, Gregg Rudloff und Ben Osmo für Mad Max: Fury Road
- Paul Massey, Mark Taylor und Marc Ruth für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Jon Taylor, Frank A. Montano, Randy Thom und Chris Duesterdiek für The Revenant
- Andy Nelson, Christopher Scarabosio und Stuart Wilson für Star Wars: Das Erwachen der Macht
Prognose: The Revenant 

Ich hätte die Ton-Kategorien nicht splitten sollen ...
Beste Effekte
- Andrew Whitehurst, Paul Norris, Mark Ardington und Sara Bennett für Ex_Machina
- Andrew Jackson, Tom Wood, Dan Oliver und Andy Williams für Max Max: Fury Road
- Richard Stammers, Anders Langlands, Chris Lawrence und Steve Warner für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Rich McBride, Matthew Shumway, Jason Smith und Cameron Waldbauer für The Revenant
- Roger Guyett, Patrick Tubach, Neal Scanlan und Chris Corbould für Star Wars: Das Erwachen der Macht
Prognose: Star Wars: Das Erwachen der Macht 

Der günstigste Effekt-Nominierte seit langer Zeit schlägt vier Blockbuster, von denen drei "Bester Film"-nominiert sind. Eigentlich gewinnen "Bester Film"-Anwärter diese Sparte, und normalerweise wird auch die schiere Quantität an Effekten berücksichtigt. Doch Ex_Machina ist ein angemessener Sieger, denn die Illusion, dass Alicia Vikander ein Droide ist, ist diesem Kammerspielthriller hervorragend gelungen!
Bestes adaptiertes Drehbuch
- Charles Randolph und Adam McKay für The Big Short
- Nick Hornby für Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten
- Phyllis Nagy für Carol
- Drew Goddard für Der Marsianer - Rettet Mark Watney
- Emma Donoghue für Raum
Prognose: Korrekt 
Ich stehe hinter dieser Entscheidung: Aus einem trockenen Sachbuch wurde eine brillante Satire!

Bestes Original-Drehbuch
- Matt Charman, Ethan Coen und Joel Coen für Bridge of Spies: Der Unterhändler
- Alex Garland für Ex_Machina
- Peter Docter, Meg LeFaure, Josh Cooley, Ronnie del Carmen für Alles steht Kopf
- Josh Singer und Tom McCarthy für Spotlight
- Alan Wenkus für Straight Outta Compton
Prognose: Korrekt 

Meine Nummer eins ist Alles steht Kopf, meine Nummer zwei Ex_Machina, aber wenn es nichts zu originelles sein soll, dann ist Spotlight eine sehr gute, dramaturgisch ausgereifte Wahl.

Bester Schnitt
- Hank Corwin für The Big Short
- Margaret Sixel für Max Mad: Fury Road
- Stephen Mirrione für The Revenant
- Tom McArdle für Spotlight
- Maryann Brandon und Mary Jo Markey für Star Wars: Das Erwachen der Macht
Prognose: The Big Short

Ja, verdienter Sieg. Selbst wenn es meine Prognose kaputt gemacht hat.

Alles in allem lag ich in 15 von 24 Kategorien richtig. Das ist schlechter als in den Vorjahren, angesichts dieses kniffligen Jahres aber ein akzeptables Ergebnis. Jedoch ärgere ich mich, dass ich meine Zweifel in der Nebendarstellerkategorie an Stallone und meine Tendenz zur Bear Story bei den animierten Kurzfilmen nicht in zwei weitere Punkte verwandelt habe. Und in den Kategorie "Bester Ton" hätte ich auch fast auf Mad Max: Fury Road gesetzt. Naja, es gibt ja immer ein nächstes Jahr ...

4 Kommentare:

Zeitzeugin hat gesagt…

Gz zu 15 richtigen Tipps! :D
Nächstes Mal tippe ich mit, aber ich hätte vermutlich dieses mal noch schlechter abgeschnitten als du. Ich hätte bspw. nicht erwartet, dass Mad Max derart gewürdigt wird!

Sir Donnerbold hat gesagt…

Ich hätte es vor der Bekanntgabe der Nominierungen auch nicht gedacht, aber mit seinen 10 Nominierungen erschien es mir plötzlich realistisch.

Anonym hat gesagt…

Ein sehr schöner Artikel! Eine Jahresbestenliste veröffentlichst du wohl nicht mehr, oder?

Sir Donnerbold hat gesagt…

Doch, werde ich. Nachdem, wie auch in einem anderen Kommentar gesagt, eine hohe Auftragslage, dann mein Urlaub, dann eine kurze Erkrankung und nun dann die Oscar-Woche dazwischenkam, lege ich nun endlich los. Aber ich lasse meine Gedanken über meine Jahresfavoriten ja immer etwas reifen, dieses Jahr dann halt erzwungenermaßen etwas länger. Kommt nun aber bald :)

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