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Donnerstag, 18. Februar 2016

Pixels



Es ist eine Grundidee mit Charme, Nostalgie-Faktor und ungeheurem Potential, aus den üblichen Katastrophen, Zerstörungen und Alien-Invasionen im Blockbuster-Metier herauszustechen: Pixels erzählt davon, dass die Menschheit im Jahre 1982 Videoaufnahmen verschiedener Ereignisse ins All schickt. Teile dieses Materials beinhalten Aufzeichnungen eines Videospielturniers, um fernen Zivilisationen ein Bild unserer Kultur zu verschaffen. Eben diese Botschaft wird allerdings schrecklich missverstanden. Nun, 33 Jahre später, bittet eine außerirdische Macht die Erde zu einer kuriosen Form der Kriegsführung: Überdimensionale Nachbildungen pixeliger Arcade-Klassiker suchen den Planeten heim und verwüsten alles, was ihnen im Weg steht. Nach altbekanntem 'Best of 3'-Modus soll der Planet Erde diese ungewöhnlichen Invasoren unter Einhaltung von Videospiellogik bezwingen. Ansonsten droht die Pixelapokalypse …

Unter der Regie von Chris Columbus (Harry Potter und der Stein der Weisen) hält Pixels streckenweise wenigstens eines seiner Versprechen ein: Wenn ein Angriff der Aliens erfolgt und in Überlebensgröße solche Kultspiele wie Galaga oder Centipede nachgestellt werden, zündet diese Gaming-Actionkomödie. Sobald etwa die gigantischen Pixel-Tausendfüßler über und in London für Chaos sorgen, gelingt es dem Regisseur, die übliche Blockbuster-Zerstörungswut der Prämisse entsprechend bunt und knuddelig-witzig auf die Leinwand (respektive den Bildschirm) zu bringen. Der verfrühte Höhepunkt von Pixels ist aber eine Autoverfolgungsjagd quer durch New York City (respektive Toronto, wo die Sequenz gedreht wurde), die dazu dient, einem riesigen, liebenswert aussehenden Pac-Man Einhalt zu gebieten. Diese schmissige Szene trifft den Kern des Videospiels (wenngleich mit umgekehrten Vorzeichen, schließlich steuert man im Game das gelbe Kreiswesen, statt es zu jagen) und ist handwerklich mehr als nur kompetent realisiert.

Dass sich Pixels trotzdem ins Rennen um die fragwürdige Ehre 'lahmste Big-Budget-Produktion 2015' begibt, hat zahlreiche Gründe. Zunächst einmal flaut das Projekt aus den Häusern Happy Madison Productions und 1492 Pictures nach dem Aufeinandertreffen mit Pac-Man schlagartig ab. Das große Finale setzt auf einen wüsten Mischmasch aus 'unendlich viele Pixelwesen fliegen durch die Gegend' und 'unsere Helden müssen das erste Level aus Donkey Kong bestehen'. Bedauerlicherweise wird der Grundstein des Nintendo-Spieleimperiums nicht einmal halb so fähig auf die Leinwand gebracht wie zuvor Pac-Man. Darüber hinaus werden die Regeln und Begrenzungen des Spiels sehr frei ausgelegt, obwohl sogar handlungsintern darauf hingewiesen wird, dass seitens der Aliens keine Freiheiten mehr geduldet werden. Und so sehr auch ein aus den Kinolautsprechern dröhnender 'We Will Rock You'-Remix Begeisterung erzeugen will – die behäbige Kamera- und undynamische Schnittarbeit lassen Pixels mit angezogener Handbremse enden. Dass zudem das Videospiel-Flair durch hanebüchene Dialoge zerstört wird, in denen der von Adam Sandler verkörperte Protagonist die Moral des Abenteuers vorgekaut bekommt, nimmt der Donkey Kong-Sequenz dann vollends den Zunder.

Somit nähern wir uns einem weiteren schwerwiegenden Problem der 105 Minuten langen Videospiel-Hommage, die bei genauerer Betrachtung jedoch erschreckend wenig für die Faszination Retro-Gaming übrig hat: Die abgesehen vom Finale so spaßigen Pixel-Invasionen machen nur einen gemäßigten Anteil des Films aus. Weite Stecken des von Tim Herlihy und Timothy Dowling geschriebenen Werks erinnern an die üblichen, nur spärlich zündenden Eskapaden, die Sandlers Komödien der jüngeren Vergangenheit ausmachen. Dazu zählen eine völlig unmotivierte, gefühlsarme Lovestory, inkonsistente Figurenzeichnung und vor allem: Ein verwirrendes Bild sozialer Außenseiter.

Oberflächlich betrachtet ist Pixels ein Pro-Nerd-Film: Nur eine von Adam Sandlers Figur des Elektroinstallateurs Sam angeführte Nerd-Gruppe hat das Zeug dazu, die Erde vor den videospielartigen Angreifern zu retten. Ein Pummelchen mit Leseschwäche (gespielt von Kevin James) kann Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Und der modisch in den 80ern stehen gebliebene Maulheld Eddie (Peter Dinklage) sowie der Verschwörungstheoretiker Ludlow (Josh Gad) bekommen genauso wie Sam ihre kurzen Momente des Ruhms und der Verehrung. Wie diese Figuren dargestellt werden, ist indes enorm rückschrittlich: Sie alle sind unfähig, normale Gespräche mit Frauen zu führen und sie haben abseits ihrer Gaming-Erfahrung keinerlei nützliche Kenntnisse oder Fähigkeiten.

Josh Gads sich charakterlich stets nach den Bedürfnissen der Szene richtender Ludlow ist ein widersprüchliches, mit voranschreitender Laufzeit immer nervigeres Bündel an Klischees und Abfälligkeiten. Dass ausgerechnet Gad anfangs mit seinen einfallsreichen Verschwörungstheorien und einem vor filmischen Seitenhieben platzenden Militär-Drill zwei der besten Gags abbekommt, macht bloß deutlich, welches Talent hier vergeudet wird. Auch Dinklage, dessen Auftreten an mehrere Arcadegamer-Legenden angelehnt ist, wird vom ironische Spitzen missen lassenden Material gehörig unterfordert. James und Sandler punkten derweil wie eh und je mit einem ansprechenden Zusammenspiel, selbst wenn mindestens ein Drittel ihrer Gags eine Bauchlandung macht.

Die von Hollywood gemeinhin nicht genug geachtete Michelle Monaghan schlussendlich darf als Lieutenant Colonel Violet van Patten einmal mehr vor allem nur gut aussehen. Ihr mimisches Talent kommt nur in vereinzelten Dialogwechseln zum Vorschein, in denen ihre Hassliebe zu Sandlers Hauptfigur kurz, knapp und pointiert abgehandelt wird. Große Lacher sind zwar nicht aufzufinden, dank Monaghans Timing lockern jedoch ein paar Schmunzler die schleppenden Strecken zwischen den pixeligen Höhepunkten auf. Wer eine vor Energie strotzende Komödie sehen will, die mit nerdigem Humor, endlosen Arcade-Referenzen und findiger Action eine Liebesgeschichte erzählt, sollte daher einfach Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt schauen. Sei es zum ersten oder zum wiederholten Mal – spaßiger als Pixels ist die Comicadaption zweifelsohne. Und auch nicht dermaßen schnell aus dem Gedächtnis gelöscht!

Fazit: Pixels ist weder der schlechteste Actionfilm, der sich bei Videospielen bedient, noch die schlechteste Adam-Sandler-Komödie der vergangenen fünf Jahre. Einen denkwürdigen Filmabend macht das aber längst nicht aus: Die tolle Grundidee geht angesichts der laschen Fließbandstory und teils anstrengenden Figuren trotz vereinzelt kurzweiliger Momente völlig unter!

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