Unter der Regie von Chris Columbus (Harry Potter
und der Stein der Weisen) hält Pixels
streckenweise wenigstens eines seiner Versprechen ein: Wenn ein Angriff der
Aliens erfolgt und in Überlebensgröße solche Kultspiele wie
Galaga oder Centipede nachgestellt
werden, zündet diese Gaming-Actionkomödie. Sobald etwa die gigantischen
Pixel-Tausendfüßler über und in London für Chaos sorgen, gelingt es dem
Regisseur, die übliche Blockbuster-Zerstörungswut der Prämisse entsprechend
bunt und knuddelig-witzig auf die Leinwand (respektive den Bildschirm) zu
bringen. Der verfrühte Höhepunkt von Pixels ist aber eine
Autoverfolgungsjagd quer durch New York City (respektive Toronto, wo die
Sequenz gedreht wurde), die dazu dient, einem riesigen, liebenswert aussehenden
Pac-Man Einhalt zu gebieten. Diese schmissige Szene trifft den Kern des
Videospiels (wenngleich mit umgekehrten Vorzeichen, schließlich steuert man im
Game das gelbe Kreiswesen, statt es zu jagen) und ist handwerklich mehr als nur
kompetent realisiert.
Dass sich Pixels trotzdem ins Rennen um
die fragwürdige Ehre 'lahmste Big-Budget-Produktion 2015' begibt, hat
zahlreiche Gründe. Zunächst einmal flaut das Projekt aus den Häusern Happy
Madison Productions und 1492 Pictures nach dem Aufeinandertreffen mit Pac-Man
schlagartig ab. Das große Finale setzt auf einen wüsten Mischmasch aus
'unendlich viele Pixelwesen fliegen durch die Gegend' und 'unsere Helden müssen
das erste Level aus Donkey Kong bestehen'.
Bedauerlicherweise wird der Grundstein des Nintendo-Spieleimperiums nicht
einmal halb so fähig auf die Leinwand gebracht wie zuvor
Pac-Man. Darüber hinaus werden die Regeln und Begrenzungen
des Spiels sehr frei ausgelegt, obwohl sogar handlungsintern darauf hingewiesen
wird, dass seitens der Aliens keine Freiheiten mehr geduldet werden. Und so
sehr auch ein aus den Kinolautsprechern dröhnender 'We Will Rock You'-Remix
Begeisterung erzeugen will – die behäbige Kamera- und undynamische
Schnittarbeit lassen Pixels mit angezogener Handbremse
enden. Dass zudem das Videospiel-Flair durch hanebüchene Dialoge zerstört wird,
in denen der von Adam Sandler verkörperte Protagonist die Moral des Abenteuers
vorgekaut bekommt, nimmt der Donkey Kong-Sequenz dann
vollends den Zunder.
Somit nähern wir uns einem weiteren schwerwiegenden Problem
der 105 Minuten langen Videospiel-Hommage, die bei genauerer Betrachtung jedoch
erschreckend wenig für die Faszination Retro-Gaming übrig hat: Die abgesehen
vom Finale so spaßigen Pixel-Invasionen machen nur einen gemäßigten Anteil des
Films aus. Weite Stecken des von Tim Herlihy und Timothy Dowling geschriebenen
Werks erinnern an die üblichen, nur spärlich zündenden Eskapaden, die Sandlers
Komödien der jüngeren Vergangenheit ausmachen. Dazu zählen eine völlig
unmotivierte, gefühlsarme Lovestory, inkonsistente Figurenzeichnung und vor
allem: Ein verwirrendes Bild sozialer Außenseiter.
Oberflächlich betrachtet ist Pixels ein
Pro-Nerd-Film: Nur eine von Adam Sandlers Figur des Elektroinstallateurs Sam
angeführte Nerd-Gruppe hat das Zeug dazu, die Erde vor den videospielartigen
Angreifern zu retten. Ein Pummelchen mit Leseschwäche (gespielt von Kevin
James) kann Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Und der
modisch in den 80ern stehen gebliebene Maulheld Eddie (Peter Dinklage) sowie
der Verschwörungstheoretiker Ludlow (Josh Gad) bekommen genauso wie Sam ihre
kurzen Momente des Ruhms und der Verehrung. Wie diese Figuren dargestellt
werden, ist indes enorm rückschrittlich: Sie alle sind unfähig, normale
Gespräche mit Frauen zu führen und sie haben abseits ihrer Gaming-Erfahrung
keinerlei nützliche Kenntnisse oder Fähigkeiten.
Josh Gads sich charakterlich stets nach den Bedürfnissen der
Szene richtender Ludlow ist ein widersprüchliches, mit voranschreitender
Laufzeit immer nervigeres Bündel an Klischees und Abfälligkeiten. Dass
ausgerechnet Gad anfangs mit seinen einfallsreichen Verschwörungstheorien und
einem vor filmischen Seitenhieben platzenden Militär-Drill zwei der besten Gags
abbekommt, macht bloß deutlich, welches Talent hier vergeudet wird. Auch
Dinklage, dessen Auftreten an mehrere Arcadegamer-Legenden angelehnt ist, wird
vom ironische Spitzen missen lassenden Material gehörig unterfordert. James und
Sandler punkten derweil wie eh und je mit einem ansprechenden Zusammenspiel,
selbst wenn mindestens ein Drittel ihrer Gags eine Bauchlandung macht.
Die von Hollywood gemeinhin nicht genug geachtete Michelle
Monaghan schlussendlich darf als Lieutenant Colonel Violet van Patten einmal
mehr vor allem nur gut aussehen. Ihr mimisches Talent kommt nur in vereinzelten
Dialogwechseln zum Vorschein, in denen ihre Hassliebe zu Sandlers Hauptfigur
kurz, knapp und pointiert abgehandelt wird. Große Lacher sind zwar nicht
aufzufinden, dank Monaghans Timing lockern jedoch ein paar Schmunzler die
schleppenden Strecken zwischen den pixeligen Höhepunkten auf. Wer eine vor
Energie strotzende Komödie sehen will, die mit nerdigem Humor, endlosen
Arcade-Referenzen und findiger Action eine Liebesgeschichte erzählt, sollte
daher einfach Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt schauen.
Sei es zum ersten oder zum wiederholten Mal – spaßiger als Pixels
ist die Comicadaption zweifelsohne. Und auch nicht dermaßen schnell aus dem
Gedächtnis gelöscht!
Fazit: Pixels ist weder der schlechteste
Actionfilm, der sich bei Videospielen bedient, noch die schlechteste
Adam-Sandler-Komödie der vergangenen fünf Jahre. Einen denkwürdigen Filmabend
macht das aber längst nicht aus: Die tolle Grundidee geht angesichts der
laschen Fließbandstory und teils anstrengenden Figuren trotz vereinzelt
kurzweiliger Momente völlig unter!
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