Im
Zentrum steht Eric Lomax. Oder wie ihn der englische Original- sowie der
hiesige Untertitel bezeichnen: The Railway Man. Sein ganzes
Leben widmete der Schotte den schnaufenden Dampfrössern, weshalb er letztlich
die gesammelten Fahrpläne Großbritanniens in seinem Gedächtnis abgespeichert
hat. Eines Morgens im Jahr 1983 begegnet er bei einer seiner schier endlosen
Zugfahrten quer durchs Land der äußerst freundlichen ehemaligen
Krankenschwester Patricia (Nicole Kidman). Die beiden kommen schnell ins
Gespräch, die Funken sprühen, und der wandelnde Fahrplan wird vorübergehend aus
seinem Trott gerissen. Nicht lange, nachdem sie Eric zu ihrem Mann genommen
hat, fallen Patricia jedoch beunruhigende Seiten an dem einstigen Soldaten auf.
Er wird von Albträumen geplagt, ist zunehmend unkonzentriert und fühlt sich
häufig verfolgt – der Alltag hat Eric wieder, und somit sein Trauma aus Tagen
in japanischer Kriegsgefangenschaft …
Jonathan
Teplitzkys Regiearbeit lässt sich ihre Zeit, ehe sie sich ihrem eigentlichen
Thema nähert. Eingangs wirkt alles so, als handle es sich bei Die
Liebe seines Lebens zwar nicht um einen Pilcher-Film, sehr wohl aber
um eine gemächliche, leicht verschrobene, ur-britische Liebesgeschichte. Die in
ruhigen, statischen Bildern erzählte Romanze zwischen einem Exzentriker und
einer verständnisvollen Frau, die mit beneidenswerter innerer Stärke
überrascht, bricht aber nach und nach auf. Von aufwändigeren Kamerafahrten und
intensiveren Farben begleitet, prasselt das kurzzeitig verdrängte Kriegstrauma
des von Colin Firth so eindringlich und berührend gespielten Ex-Militärfunkers
auf das Liebesidyll ein. Die Zwangsneurosen werden stärker, Firths Performance
wird kühler und gleichzeitig ungezügelter – der eigentliche Film beginnt. Und
dieser umfasst diverse längere Rückblenden auf das Gefangenenlager, in dem
Lomax und seine Freunde zum Bau der (auch in Die Brücke am Kwai
thematisierten) berüchtigten 'Todeseisenbahn' durch Thailands Dschungel
getrieben werden.
In
den Rückblenden gelingt Sam Reid eine hervorragende Leistung: Er macht als
junger Eric Lomax zwar klar erkennbar, dass es sich bei ihm um dieselbe Person
handelt, wie sie in der Rahmenhandlung von Colin Firth gespielt wird. Und
dennoch agiert er nahezu gegensätzlich zum erwachsenen Lomax, der mit seinem
Trauma verwachsen ist – er ist agil, voller Energie und nicht etwa in sich
gekehrt, sondern offen sensibel. So zeichnet sich ein komplexes Bild des
Protagonisten; eines, das mit voranschreitender Laufzeit immer stärkere Gefühle
weckt.
Dabei verzichtet der Film glücklicherweise auf so manches Klischee: Statt wie in vielen vergleichbaren Filmen üblich, sind die Rückblenden in Die Liebe seines Lebens nicht in Sepiatönen gehalten und weichgezeichnet. Stattdessen brennen Regisseur Teplitzky und Kameramann Garry Phillips in lebendigen Bildern und mit einer kräftig-verschwitzten Farbästhetik die Exotik Thailands auf die Leinwand. Ein forscher Kontrast zum Understatement der Großbritannien-Sequenzen, der dem sonnendurchfluteten Urwald durchaus seine attraktiven Seiten anerkennt – wären da nicht die grausamen Methoden, mit denen die Kriegsgefangenen behandelt werden. Angstschweiß, Staub und Blut machen aus dem Thailand, wie es Lomax erlebt, einen Schreckensort. Aber dank der versierten Performances sowie dank der auf unangebrachte Symbolik verzichtenden Inszenierung versprüht er nie den geißelnden Pathos, wie er Angelina Jolies ähnlich gelagertes Drama Unbroken durchzieht.
Dabei verzichtet der Film glücklicherweise auf so manches Klischee: Statt wie in vielen vergleichbaren Filmen üblich, sind die Rückblenden in Die Liebe seines Lebens nicht in Sepiatönen gehalten und weichgezeichnet. Stattdessen brennen Regisseur Teplitzky und Kameramann Garry Phillips in lebendigen Bildern und mit einer kräftig-verschwitzten Farbästhetik die Exotik Thailands auf die Leinwand. Ein forscher Kontrast zum Understatement der Großbritannien-Sequenzen, der dem sonnendurchfluteten Urwald durchaus seine attraktiven Seiten anerkennt – wären da nicht die grausamen Methoden, mit denen die Kriegsgefangenen behandelt werden. Angstschweiß, Staub und Blut machen aus dem Thailand, wie es Lomax erlebt, einen Schreckensort. Aber dank der versierten Performances sowie dank der auf unangebrachte Symbolik verzichtenden Inszenierung versprüht er nie den geißelnden Pathos, wie er Angelina Jolies ähnlich gelagertes Drama Unbroken durchzieht.
Diese
nah am Protagonisten und seiner Gefühlswelt orientierte Herangehensweise
durchdringt auch das Skript. Ist Unbroken primär eine
Jesus-Parabel und erst sekundär ein Einzelschicksal, verhält es sich beim
Drehbuch von Frank Cottrell Boyce und Andy Paterson ganz anders. Die Erzählung
lässt den Betrachter auf zwei Zeitebenen miterleben, wie Lomax gebrochen wird,
zu wem sich dieser geschundene Soldat entwickelte und wie ihn Rachegedanken
noch tiefer in die emotionale Zerrüttung ziehen. Dadurch, dass sich diese
Geschichte ausführlich und mitreißend entfaltet – und letztlich in einen
elektrisierend-rührenden Schlussakt mündet – bewegt das Drama intensiver als
seine namhaftere Genrekonkurrenz. Was wiederum dazu führt, dass die
handlungsimmanente Versöhnungsdebatte glaubwürdiger und effektvoller vermittelt
wird. Wer bei der Filmsichtung vorsorglich an die Taschentücher gedacht hat, darf
sich da glücklich schätzen.
Fazit:
Stark gespielt, hochemotional und dennoch unaufdringlich: Die Liebe
seines Lebens ist ein Schuld-und-Sühne-Drama, das bewegt, statt zu
belehren.
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