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Sonntag, 1. November 2015

Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse


Im weiten Feld des humorvollen Horrorfilms können sich Filmemacher auf sehr kreative, derbe Weise austoben. Immerhin sind ihren Scherzen keine Brutalitätsgrenzen gesetzt, ebenso wie ihre Gewaltspitzen nie zu überzogen sein können. Wenn Späße erschrecken und Splattereffekte bespaßen, so ist beides noch immer souverän innerhalb der Genregrenzen beheimatet. Umso ärgerlicher ist es, wenn ein Vertreter dieser filmischen Untergattung weder in der einen, noch in der anderen Richtung überzeugt. Geschweige denn seine beiden Hauptelemente gekonnt einzusetzen versteht. Der Untoten-Tumult Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse ist eines dieser Ärgernisse: Disturbia-Autor Christopher B. Landon eiert mit seiner blutigen Regiearbeit im Niemandsland zwischen nüchterner Zombiekomödie und Trashfilmhommage herum, ohne dabei auch nur im Ansatz so prägnant wie etwa Shaun of the Dead (als Vertreter der Zombiekomödien-Sparte) oder solch süffisante Akzente wie der selbstbewusste Trashspaß Zombiber zu setzen.

Angesichts der akzeptablen Grundidee ist die niedrige Qualität dieser Produktion von Andy Fickman und Todd Garner geradezu deprimierend: Mit einer kleinen Pfadfindergruppe Amerikas Vorzeige-Survivalbubis gegen die Zombieplage antreten zu lassen, trifft der 15 Millionen Dollar teure Streifen den Nerv dieser "X trifft Y"-Konzepten verfallenen B-Movie-Ära. Dass die drei zentralen Helden Pfadfinder sind, wird aber nicht zum Anlass genommen, um eine originelle Zombie-Abschlachtsequenzen auf die nächste folgen zu lassen. Stattdessen dient es weitestgehend als wackeliges Sprungbrett für eine Story, wie sie auch in einem trägen Cartoon-Sitcom-Halloweenspecial vorkommen könnte:

Der pummelige Teenager Augie (Joey Morgan) sieht in seinen Pfadfinderfreunden Carter (Logan Miller) und Ben (Tye Sheridan) so etwas wie eine Ersatzfamilie. Was Augie jedoch nicht weiß: Seine besten Freune haben die Schnauze gestrichen voll von Lagerfeuern, Würstchen und Zelte aufschlagen. Viel lieber würden sie beim anderen Geschlecht nichts mehr anbrennen lassen, auf Partys herumschwänzeln und Matratzensport betreiben. Da sie es aber nicht übers Herz bringen, Augie reinen Wein einzuschenken, schleichen sie sich während eines gemeinsamen Pfadfinderwochenendes davon, um auf einer trendigen, doch geheimen Party ihren Mitschülern zu beweisen, welch heiße Typen sie sind. Auf dem Weg zum Teenagerevent des Jahres machen Carter und Ben aber Begegnung mit der wandelnden Fleischeslust: In einem verlassenen Stripclub und in dessen näherer Umgebung wüten blutrünstige Zombies! Gemeinsam mit der knallharten Bardame Denise (Sarah Dumont) machen sich die Pfadfinder drauf und dran, metzelnd die Kleinstadt zu durchqueren. Um ihre Mitschüler zu warnen. Um Zombie-Apokalypse zum Trotz ordentlich zu feiern. Und um Frieden mit Augie zu schließen ...

Nimmt man den für Teeniekomödien symptomatischen Hormonstau raus, haben wir eine Plotgrundlage, wie aus dem Einmaleins der Komödienserien: Zwei semi-coole Freunde hintergehen ihren fernab jeglichen Gruppenzwangs lebenden, treuen Wegbegleiter, um endlich angesagt zu sein. Das Drehbuch von Carrie Evans, Emi Mochizuki und Christopher B. Landon schafft es, diese schale Grundlage noch zu unterbieten, indem es aus diesen Stereotypen schwer ausstehliche Pappkameraden formt. Vor allem Disney-Seriendarsteller Logan Miller hat mit anstrengendem Material zu kämpfen: Sein Carter ist der wandelnde Albtraum aller Rentner, die ununterbrochen vom Verderb der Jugend brabbeln. Er ist unmöglich von seinem Smartphone wegzubekommen. Es sei denn, er kann gerade Brüste angaffen. Doch selbst dann ist nicht garantiert, dass er mit ihnen nicht einfach ein Selfie macht. Im Umgang mit Augie fehlen ihm jegliche wiedergutmachenden Qualitäten, er ist ein derbes Kameradenschwein - auf dessen Schultern der Film einen Großteil seiner Gags ruhen lässt, wobei diese in die Kategorie "Mitlachen!" fallen sollen. Was aufgrund der genannten Aspekte nahezu ununterbrochen schief geht.

Ben alias Tye Sheridan ist neben dieser jeden Hauch von Sympathie aus Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse saugenden Göre vollkommen verloren und bleibt blasser als blass. Erst recht, da das Drehbuch viel Energie darin steckt, Augie zu einem tapsigen, sozial ungelenken Fleischklops zu machen. Sympathie hat der Film kaum für ihn übrig, nur dann, wenn er halt allein gegen Zombies antritt und alibimäßig Spannung erzeugt wird, indem man sich mit ihm verbrüdert. Bis er nun einmal wieder der Opfer einer flachen Pointe wird.

Solide ausgearbeitete Figuren sind im Horrorkomödienfach zwar viel wichtiger, als man oberflächlich glauben mag (die Figuren sind es ja, die unter anderem Shaun of the Dead oder auch Zombieland tragen), bei guten Scherzen wären Schwächen in der Figurenzeichnung dennoch dezent zu verzeihen. Aber weit gefehlt: Auch abgesehen davon, dass jeglicher charaktergesteuerter Witz in Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse krepiert, enttäuscht der Comedyanteil dieser Katastrophe. Absurde Ideen wie Zombie-Kätzchen werden eingeführt, doch nicht weiter verfolgt, genauso wie potentielle, skurrile Hintergrundereignisse ihre Pointe missen lassen. Da rollt mal eine Oma auf einem Rentner-Scooter durchs Bild - ohne, dass daraus ein Gag gesponnen wird. Zombies springen Trampolin. Und das war's.

Nur, wenn Christopher B. Landon mit Archivmusik arbeiten darf, springt der Funken über. Ob nun der von aktuellem Elektropop getragene Prolog, ein ins Zombie-Chaos gestreuter Britney-Spears-Sketch oder eine musikalisch keck untermalte "Aufrüstsequenz" im Baumarkt haben Esprit. Sobald die Chartmusik entschwindet, geht jedoch auch wieder jeglicher Spaß ein. Daran ändert auch nichts, dass Kameramann Brandon Trost (Bad Neighbors, Crank: High Voltage) dem inhaltlich schäbigstes TV-Niveau erreichende Low-Budget-Werk eine leinwandtaugliche Optik mit scharfen Konturen, starken Schatten und breiter Bildkraft verleiht. Und auch die guten, praktischen Schminkeffekte haben kaum einen Wert, da sie mit miesen Digitaleffekten gemischt werden und in den unrhythmisch geschnittenen Zombie-Kampfsequenzen eh kaum zur Geltung kommen. Da dürfen sich selbst treue David-Koechner-Komplettisten den Kinobesuch sparen. Koechners gefühlt zehn Filmminuten kann man sich auch irgendwann im Free-TV geben.

Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse ist ab dem 13. November in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.

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