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Montag, 16. November 2015
Das komplette Dutzend: Mein Ranking der 'Marvel Cinematic Universe'-Filme
Bis Ant-Man endlich in die deutschen Heimkinos krabbelt, dauert es leider noch ein wenig. Immerhin räumt der schrumpfende Superheld aktuell die chinesischen Kinos, wodurch aus dem kleinen ein respektabler Erfolg wird. Was wiederum beweist: Die Marvel Studios haben den Dreh raus. Hier in Deutschland dürfen die Besucherzahlen zwar gern noch ein Stückchen wachsen, dennoch kann sich das Superhelden-Label ganz uneitel als Erfolgsmaschiene bezeichnen. Und missgönnen kann man es dem Studio wohl kaum. Schließlich liefert Marvel - nahezu - durchgehend gute Qualität ab!
Um das Warten auf den DVD- und Blu-ray-Start von Ant-Man zu versüßen, habe ich mich in meine Denkerstube gesetzt und alle Teile des Kino-Franchises namens Marvel Cinematic Universe gegeneinander aufgewogen. Herausgekommen ist nicht ein Ranking der wichtigsten, einflussreichsten oder gemeinhin populärsten Einträge in diese Reihe. Sondern eine Übersicht, welche Filme wie sehr mein Herzen höher schlagen lassen ...
Darüber, wer die rote Laterne in diesem Ranking bekommt, musste ich nicht einen einzigen Augenblick lang nachdenken: Iron Man 2 ist von allen Marvel-Eigenproduktionen die, in welcher der Aufbau des Filmuniversums am ungelenkesten geraten ist und den eigentlichen Plot wiederholt ausbremst. In Sachen Action erreicht Jon Favreaus Regiearbeit mit der Monaco-Sequenz viel zu früh ihren Höhepunkt, während das Finale eine leblose CG-Schlacht zwischen fliegenden Rüstungen ist. Und generell verlieren selbst amüsante Szenen wie die Anhörung ganz zu Beginn, in der Tony Stark sein Anrecht auf den Iron-Man-Anzug verteidigen muss, durch eine zähe Narrative ihren Schwung. Ein leider zu Beginn der Story bereits ausbrennender Whiplash, gespielt von Mickey Rourke, und ein nicht ausreichend genutzter, doch spaßiger Sam Rockwell als Justin Hammer retten Iron Man 2 davor, eine Totalkatastrophe darzustellen.
Ich weiß, mit dieser Platzierung mache ich mir keine Freunde. Aber selbst wenn ich Iron Man deutlich besser finde als sein Sequel, so schaue ich mir Jon Favreaus Riesenerfolg nur noch im Rahmen von Marvel-Retrospektiven an. Was daran liegt, dass ich in Iron Man kaum mehr sehe als einen Standard-Actionfilm. Weder bringt Favreau eine nennenswerte inszenatorische Raffinesse mit, noch ergibt die Motivation des von einem wenig Eindruck hinterlassenen Jeff Bridges gespielten Schurken wirklich Sinn. Aufgrund dessen geht dem letzten Akt zügig die Puste aus. Was enorm unterhält, ist dafür der erste Akt, auch "die Robert-Downey-junior-One-Man-Show" genannt, sowie die Trainingsmontagen, in denen Tony Stark das Iron-Man-Sein probt.
Kontrovers, kontrovers ... Ich weiß! Aber Der unglaubliche Hulk hat einige Punkte, die ihn in meinen Augen über Iron Man heben. So verleiht Regisseur Louis Leterrier dem in Brasilien spielenden ersten Akt eine gute "Mann auf der Flucht"-Atmosphäre, indem er den Look der Slums gekonnt in Szene setzt und Edward Norton freies Geleit darin gibt, einen getriebenen Menschen zu spielen, welcher sich vor seinem inneren Dämonen sowie dem US-Militär versteckt. Die ersten Actionszenen setzen daher auch mehr auf Katz-und-Maus-Spielchen, als auf CG-Gewitter. Der mittlere Teil ist etwas zäher erzählt als nötig, doch ein sich gehörig selbst genießender Tim Roth als Antagonist und die thematisch komplexe Filmmusik halten auch dieses Segment aufrecht, ehe das zerstörerische Finale dank der sich in Hulks und Abominations solider Charakteranimation abzeichnenden Mimik mehr Persönlichkeit mitbringt als der letzte Iron Man-Kampf. Gewiss, Liv Tyler und Norton könnten eine bessere Chemie haben und kaum verlässt der Film Brasilien, fehlt ihm das ästhetische, gewisse Etwas. Trotzdem ein unterschätzter Teil der Marvel-Reihe!
Während Iron Man 2 mit jeder Sichtung in meiner Gunst noch weiter fällt, legt Thor mit jeder Sichtung an Sympathiepunkten zu: Die Charakterisierung Lokis und der sein Handeln antreibende Konflikt sind zwar längst nicht so shakespearesch geraten, wie die Autoren und Regisseur Kenneth Branagh es wohl gern hätten. Und Thors Attacke auf die Welt der Eisriesen ist träge erzählt sowie unästhetisch umgesetzt. Allerdings überzeugt mich dank Chris Hemsworth und Natalie Portman die Romanze zwischen Thor und Jane, die Dialogwitze haben ordentlich Zunder und das "World Building" ist hier zum ersten Mal im Marvel Cinematic Universe richtig schön ausgereift.
Aufgrund erzählerischer Schwächen (so wird die Motivation der schurkischen Dunkelelfen zwei Mal genannt, aber nie wirklich begreiflich) ist das Thor-Sequel möglicherweise der schlechter gemachte Part unter den bisherigen Thor-Filmen. Allerdings habe ich ihn ein Stückchen lieber als das Original: Hemsworth balanciert den Pathos und die spaßige Seite seiner Paraderolle noch besser. Die Actionszenen (vor allem die Attacke auf Asgard sowie das immens spaßige, einfallsreiche Finale) sind schmissiger. Und Tom Hiddleston alias Loki wird besser eingesetzt als noch in Thor. Über die lahmen Antagonisten und einige Längen kann ich nicht hinwegsehen, aber wenn Thor - The Dark Kingdom zündet, dann sprühen deutlich mehr Funken als beim ersten Anlauf.
Das Problem mit solchen Countdowns ist ja, dass sie zwar eine Rangfolge abbilden. Und in Fällen wie diesen sogar eine Rangliste, bei der ich mir recht sicher bin, sie nicht schon morgen komplett umkippen zu wollen. Aber die Abstände zwischen den einzelnen Produktionen lassen sich in einem bloßen Ranking nur schwer abbilden. Naja, dafür gibt es ja die Begleittexte: Gurardians of the Galaxy schlägt Thor - The Dark Kingdom um die doppelte Länge einer Beinprothese! Regisseur James Gunn kreiert hier eine wunderbar verschrobene, dennoch glaubwürdige, farbenfrohe Sci-Fi-Welt, die von immens sympathischen Figuren bevölkert wird. Verquickt mit einer extrem starken Ansammlung an musikalischen Evergreens ist Guardians of the Galaxy ein sehr, sehr vergnüglicher Filmritt. Dass die anarchisch-eigenwilligen Figuren mit ihrer ironischen Art zuweilen in ihnen nicht gerecht werdende, konventionelle Plotschienen geschubst werden, ist bedauerlich. Aber es kommt ja ein Sequel ...
Und noch eine sicherlich aneckende Entscheidung meinerseits: Regisseur Peyton Reed, der zum Projekt hinzugestoßen ist wie die Jungfrau zum Kind, hat mit Ant-Man eine richtig, richtig launige Superheldenkomödie erschaffen! Dieser bunte Mix aus Heist-Movie, Marvel-Bombast, verschrobenem Witz und Schrumpfeskapaden legt ein zügiges Tempo vor, schröpft ein Maximum aus den Kräften seines Titelhelden und schafft es, anders als Guardians of the Galaxy, aus seinem untermotivierten Schurken einen spaßig-fiesen Antagonisten zu formen. Das Spiel mit Konventionen und ironischen Brechungen ist hier zwar weniger riskiofreudiger als in Gunns Weltallspaß, dafür aber auch trittsicherer. Ein richtig erfrischender, kleiner Film in einer überwältigenden, großen Filmreihe!
Iron Man habe ich gern im Kino gesehen. Thor hat Spaß gemacht. Captain America - The First Avenger war die erste Marvel-Eigenproduktion, die ich geliebt habe: Joe Johnston, der Mann hinter dem böse unterschätzten Disney-Superheldenabenteuer Rocketeer, zündet mit diesem pulpigen, stylischen Supersoldatenstoff ein bestens aufgelegtes Retro-Feuerwerk ab. Die Stimmung des Films befindet sich in einer ansteckenden "Indiana Jones ... mit Soldaten!"-Laune, Chris Evans und Hayley Atwell haben mehr Chemie als alle anderen Marvel-Filmpaare, und man muss einfach seinen Hut davor ziehen, wie gut die Autoren Christopher Markus und Stephen McFeely ihren Protagonisten für das Publikum von Heute aufbereiten. Captain America ist ganz klar ein Mensch seiner Zeit, und obwohl der Film sein historisches Setting atmet und lebt, ist es auch klar ein Film der Gegenwart. Und somit frei von der Propaganda der frühen Comics über Steve Rogers.
Der liebste Avenger der großen Kinogemeinschaft hat mich mit seiner dritten Solomission dann auch endlich vollauf gepackt: Shane Black, der Drehbuchautor hinter solchen Action-Kultfilmen wie Lethal Weapon, schwingt sich nach Kiss Kiss Bang Bang nochmal auf den Regiestuhl und verpasst der Iron Man-Reihe eine tüchtige Dosis Lässigkeit, die sich sehr gut mit der Coolness von Robert Downey junior verträgt. Der zentrale Konflikt handelt dieses Mal nicht von einem Fiesling, der Tony Stark unbedingt seine Erfindung stehlen will, sondern von einer ganz anderen externen Bedrohung. Sowie von den inneren Kämpfen, die unser Titelheld austragen muss. Spritzige Actionszenen, die sich auf eine eigene Dramaturgie und pfiffige Ideen verlassen, statt auf reines Effektgewitter, extrem coole Nebendarsteller und ein herrlich-kesser Twist machen Iron Man 3 zu einem extrem guten 80er-Actionfilm, der sich sehr überzeugend als Marvel-Bombastspaß der Jetztzeit verkleidet. Saucool!
Einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten und womöglich der bislang ikonischste Marvel-Superheldenkracher. Und das alles vollkommen zurecht! Joss Whedon gelang mit seinem Big-Budget-Debüt ein unverschämt agiles Kunststück: Der Buffy-Schöpfer bringt mehrere exzentrische Superhelden unter einen Hut, um mit ihnen ein Actionspektakel zu veranstalten, das für Fans und Neuzugänge gleichermaßen geeignet ist. Schnippische Dialoge, große Actionszenen, in denen jeder Held seine Stärken beweisen kann, aufregende Kamerafahrten, und eine flüssige Dramaturgie: Dieser Film ist waschechte, köstliche Popcorn-Unterhaltung ...
... jedoch ist Marvel's The Avengers auch, wenn wir mal die zu stemmende Mammutaufgabe und Pioniersarbeit total dreist ignorieren, relativ "normal". Dafür, dass ein Gott, ein Mulitmillionär, ein Supersoldat aus den 40ern, ein Wissenschaftler mit Wutbewältigungsproblemen sowie zwei Spitzenagenten zusammenkämpfen, lässt es Avengers noch sehr bodenständig angehen. Das kann man dem Film auch auf gar keinen Fall ankreiden! Beim Schritt von einer Blockbustermarke zu einer Überblockbustermarke direkt mit nerdigem Comicwahnwitz um sich zu schlagen, wäre vermessen gewesen. Als aber im Sommer 2015 Avengers: Age of Ultron anstand, war ich sowas von bereit für exzentrischen, megalomanischen Comic-Irrsinn. Für einen Film, der die komplexe, knallige Mythologie der Vorlagen voller Genuss auf die Leinwand bringt. Und genau das hat dieses Epos geleistet: Mehr von allem, ohne unter dieser Last zusammenzubrechen. Das Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt der Marvel-Filmsaga! Daran wird gewiss nicht jeder Freude haben, doch ich stehe auf diese ganz besondere Geschmacksrichtung!
Was. Für. Ein. Hammerfilm! Wenn so ziemlich das Einzige, was ich zu beklagen habe, der deutsche Filmtitel ist, dann haben wir es zweifelsohne mit einem stolzen Meisterwerk zu tun. Was Anthony und Joe Russo mit Captain America: Winter Soldier fabriziert haben, ist durchdachtes, adrenalinhaltiges, hochspannendes und unterhaltsames Bombastkino, wie es im Buche steht! Die Actionsequenzen überschlagen sich vor starken Stunts und packenden Charaktermomenten, die völlig verkannte Hochdruckmusik von Henry Jackman fetzt mehr, als alles andere in Marvels bisherigem Musikkanon und die Darstellerriege, bestehend aus Chris Evans, Anthony Mackie, Scarlett Johansson, Robert Redford, Sebastian Stan, Samuel L. Jackson und Frank Grillo balanciert perfekt auf dem schmalen Grat zwischen Entertainment-Feuerwerk und Politthriller ... Dieses Mordsstück von einem Superheldenknaller fesselt mich jedes Mal aufs Neue und legt die Messlatte für die dritte Phase des Marvel Cinematic Universe ungeheuerlich hoch! Civil War? Zeig, was du kannst!
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