Die Director's Guild of America hat gesprochen und ihre fünf Favoriten nominiert, die fünf Regisseure, die ihrer Ansicht nach die besten Leistungen des US-Kinojahres 2014 vollbrachten. Am Donnerstag wird die Academy of Motion Picture Arts & Sciences folgen und sämtliche Oscar-Nominierungen kundtun, darunter natürlich auch in der wichtigen Regie-Kategorie. Nun stellt sich allen Filmverrückten die Frage: Wie ähnlich werden sich das DGA- und das Oscar-Feld sein?
Dass Clint Eastwood von der Regiegewerkschaft für American Sniper nominiert wurde, stieß bei Kritikern und einigen Oscar-Experten auf großes Gelächter. Nicht zuletzt, weil sie dem Biopic über einen ungewöhnlichen Scharfschützen des US-Militärs zwar thematisch Anklang fand, jedoch häufig als uninspiriert inszeniert abgetan wird. Wenn jedoch die DGA Eastwood berücksichtigt, muss man wohl oder übel auch mit einer Oscar-Nennung rechnen, nominierte die Academy den alten Haudegen bereits einmal häufiger für seine Regiearbeit als die Regiegilde. Oder ist es nun doch Zeit für den Ausgleich?
Mit den restlichen vier Nominierten für den DGA-Award haben dagegen viele gerechnet: Richard Linklater für Boyhood, Wes Anderson für Grand Budapest Hotel, Alejandro Gonzalez Inarritu für Birdman und Morten Tyldum für The Imitation Game. Diese vier Regisseure habe ich auch fest auf dem Zettel für den Oscar, nicht zuletzt, weil ihre Filme auch in einigen weiteren Kategorien mitmischen werden. Wer aber kämpft mit Eastwood um den fünften Rang?
Spitzenkandidatin dürfte Ava DuVernay für das von Kritikern gefeierte Rassenpolitik-Drama Selma sein, der nicht nur als wichtiger, sondern auch als emotional effektreicher Film umjubelt wird. Jedoch scheint diese Produktion unter einem schlechten Stern zu stehen: Paramount Pictures versäumte es, die Sichtungs-DVDs früh genug zu verschicken, um dem Film bei zahlreichen Kritiker- und Gewerkschaftspreisen eine Chance zu geben. Daher glänzte Selma bei vielen Awards mit Abwesenheit. Was kaum gesehen wurde, wird halt auch wenig nominiert. Erst kürzlich gerieten die Discs in Umlauf, leider erst, nachdem eine heftige Schmuddelkampagne gegen den Film gestartet wurde.
Damien Chazelle wiederum erhielt für den mitreißenden Drummerfilm Whiplash viel Lob, ist aber bislang ein recht unbekannter, junger Wilder. In einem unberechenbaren Jahr wie diesem kann das ein Vor- oder ein Nachteil sein, das weiß bislang wohl keiner. Ebenso zu beachten ist David Finchers "Ich kümmere mich nicht um Preisverleihungen"-Attitüde, die er derzeit an den Tag legt. Unentschlossene Stimmungsberechtigte könnten daher versucht sein, ihre Stimme lieber jemandem zu geben, der sich über eine Nominierung freuen könnte. Andererseits ist Gone Girl ein Kritikererfolg, der auch an den Kinokassen gut abschnitt. Ohne zu erfolgreich zu sein. Also ist er eigentlich perfekt für eine Oscar-Nominierung ...
Als Überraschungen könnten auch James Marsh (Die Entdeckung der Unendlichkeit) oder Dan Gilroy (Nightcrawler) auftauchen, wobei erstgenannter Film zwar typische Oscarware ist, jedoch schnell in Vergessenheit gerät. Während letztgenanntes, ebenfalls passioniert besprochenes Werk von manchen seiner Fans als "Jake-Gyllenhaal-One-Man-Show" verstanden wird - so, als habe die Regie keinen Vorrang. Das beides lässt die Karten der Regisseure trotz der Achtung, die ihre Filme erhalten, nicht zu rosig aussehen. Raus aus dem Rennen scheinen schlussendlich Christopher Nolan (Interstellar), Angeline Jolie (Unbroken) und Bennett Miller (Foxcatcher), deren Regiearbeiten erstaunlich rasch aus dem Diskurs verschwanden.
Bei solch einem engen Rennen glaube ich, dass ein Film mit (verhältnismäßig) kleiner, dafür aber lauter Fanbase unter den Regisseuren den fünften Slot sichern könnte. Dafür halte ich American Sniper für zu schwach, womit es Whiplash, Selma (wenig gesehen, durch die Schmutzkampagne klein gehalten, aber jene, die ihn gesehen haben, lieben ihn!) oder Nightcrawler werden könnte. Basierend auf der Thematik tippe ich, wenn auch mit Bedenken angesichts der genannten Fakten, auf Selma ...
Meine Prognose lautet also:
- Richard Linklater für Boyhood
- Alejandro Gonzalez Inarritu für Birdman
- Wes Anderson für Grand Budapest Hotel
- Morten Tyldum für The Imitation Game
- Ava DuVernay für Selma
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