Die Academy muss ja irgendwas verbocken, wie sonst sollen Filmvernarrte über sie meckern, was ja zu ihren liebsten Beschäftigungen gehört ... Und ich meine nicht die Webseite Die Academy, sondern die Academy of Motion Picture Arts & Sciences. Streitpunkt des Moments: Das Drehbuch zum Drummer-Drama Whiplash. Da das fertige Drehbuch zwar als sehr gut angesehen wurde, sich jedoch kein Studio bereit erklärte, es ohne einschneidende Veränderungen zu verwirklichen, drehte Regisseur Damien Chazelle einen Kurzfilm, für den eine kondensierte Version des Skripts erstellt wurde. Als dieser Kurzfilm beim Sundance Film Festival einschlug, fanden sich dann doch noch Produzenten, die das ursprüngliche, abendfüllende Drehbuch als bereit für die große Leinwand befanden.
Das Skript zu Whiplash ist also ganz klar ein Original, es basiert auf keinem anderen Werk. Aber da der Langfilm Whiplash gewissermaßen ein Remake des Kurzfilms Whiplash ist, parkte die Academy das Drehbuch in der Sparte für adaptierte Drehbücher. Als einige Academy-Mitglieder, die für Whiplash stimmen wollten, und dieser nicht als qualifiziert für die Original-Kategorie bezeichnet wurde, herrschte verständlich große Verwirrung. Vereinzelte Experten munkeln, dass daher eine Neuabstimmung in den Drehbuchkategorien nötig sein wird, ehe die Nominierungen als ausgezählt und gesetzt gelten, beziehungsweise der Öffentlichkeit preisgegeben werden. Ein offizielles Oscar-Statement bleibt dagegen bislang aus.
Die Gewerkschaft der Drehbuchautoren dagegen hat alles richtig gemacht. So sehen die Nominierungen für den Gildenpreis in der Kategorie für Originale aus:
- Boyhood (Richard Linklater)
- Foxcatcher (E. Max Frye & Dan Futterman)
- Grand Budapest Hotel (Wes Anderson & Hugo Guiness)
- Nightcrawler (Dan Gilroy)
- Whiplash (Damien Chazelle)
Zu den großen Favoriten, die aber nicht WGA-berechtigt sind, zählen Ida, Mr. Turner, Selma und Birdman. Qualifiziert war dagegen Interstellar, doch da die WGA das Weltraumepos ignorierte, stehen die Chancen auf eine Oscar-Nominierung wohl nahezu bei Null.
WGA-nominiert als beste adaptierte Drehbücher sind derweil:
- American Sniper (Jason Hall)
- Gone Girl (Gillian Flynn)
- Guardians of the Galaxy (James Gunn & Nicole Perlman)
- The Imitation Game (Graham Moore)
- Der große Trip - Wild (Nick Hornby)
Hier disqualifiziert, aber dessen ungeachtet im Gespräch für eine Oscar-Nominierung, sind unter Die Entdeckung der Unendlichkeit und A Most Wanted Man. Zudem fehlt Inherent Vice, den auch viele als gesichert gesehen haben. Ebenso wie das Alzheimerdrama Still Alice. Wichtiger aber ist: Wow, die WGA hat Guardians of the Galaxy nominiert, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Nun gut, ich fand den neuen Captain America-Film besser geschrieben, trotzdem freut es mich ungemein für James Gunn, Nicole Perlman, Marvel und generell für lustige, verrückte Blockbuster.
So. Kommen wir nun aber zur Oscar-Prognose. Und da unklar ist, ob die Academy auf den Protest bezüglich Nightcrawler reagieren wird, erlaube ich es mir, pro Drehbuch-Kategorie zwei Prognosen zu erstellen.
Wenn die Academy bei ihrer Regulierung bleibt, tippe ich auf:
Bestes Original-Drehbuch (Fall: Whiplash gilt als Adaption)
- Boyhood (Richard Linklater)
- Birdman (Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris, Armando Bo)
- Grand Budapest Hotel (Wes Anderson & Hugo Guiness)
- Nightcrawler (Dan Gilroy)
- Mr. Turner (Mike Leigh)
Bestes adaptiertes Drehbuch (Fall: Whiplash gilt als Adaption)
- Die Entdeckung der Unendlichkeit (Anthony McCarten)
- Gone Girl (Gillian Flynn)
- The Imitation Game (Graham Moore)
- Der große Trip - Wild (Nick Hornby)
- Whiplash (Damian Chazelle)
Und alternativ:
Bestes Original-Drehbuch (Fall: Whiplash gilt nicht als Adaption)
- Boyhood (Richard Linklater)
- Birdman (Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris, Armando Bo)
- Grand Budapest Hotel (Wes Anderson & Hugo Guiness)
- Nightcrawler (Dan Gilroy)
- Whiplash (Damian Chazelle)
Bestes adaptiertes Drehbuch (Fall: Whiplash gilt nicht als Adaption)
- Die Entdeckung der Unendlichkeit (Anthony McCarten)
- Gone Girl (Gillian Flynn)
- The Imitation Game (Graham Moore)
- Inherent Vice (Paul Thomas Anderson)
- Der große Trip - Wild (Nick Hornby)
Mal schauen, was passieren wird ...
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