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Dienstag, 21. Oktober 2014

Lustiges Taschenbuch Collection 5: Kampf der Zauberer – Rache & Rückkehr


Die ersten vier Bände der Disney-Fantasysaga Kampf der Zauberer habe ich einst hier besprochen. Seither ist viel Wasser den Bach runter geflossen. Nicht nur in der unsrigen Welt, sondern auch im Mittelaltertum, Magie und vereinzelte moderne Technologien vereinenden Universum von Mickymagos Mannen. Die großen Heldentaten des besagten Zauberer-Trios wurden zu Legenden und Gesängen verarbeitet, und die Bedrohungen, die Mickymagos Mannen bezwingen konnten, gerieten in Vergessenheit. Es herrscht, kurzum, Frieden in der Welt. Ein gefährlicher, da trügerischer, das Volk jede Vorsicht aufgeben lassender Frieden. Als zu Beginn der Saga V: Lemuria der reiche König Dagoberthur eines Nachts von einer Gruppe maulwurfsartiger Erdlings-Räuber bestohlen wird, trommelt dessen Neffe Don Uck seine zwei langjährigen Gefährten zusammen, um das Geld des Despoten wieder zurückzuholen. Während des Kampfes gegen die Maulwurfsbande bekommen es Mickymagos Mannen mit einem eisernen Riesen zu tun, der wiederum ein längst vergessenes, dunkles Kapitel in der Geschichte der weisen, mächtigen Drachen wieder aufreißt ...

Mit nur 92 Seiten ist die von Stefano Ambrosio geschriebene fünfte Saga der Kampf der Zauber-Reihe vergleichsweise kurz und unterbietet mit ihrem Umfang locker einige der Storyklassiker, die im normalen Lustigen Taschenbuch veröffentlicht wurden. Dank Lorenzo Pastrovicchios charmanten Zeichnungen, die den typisch italienischen, rundlich-grafischen Disney-Stil bedienen, gleichwohl etwas detailliertere Hintergründe umfassen und so eine ganz eigene Welt aufbauen, findet man als Kenner der ersten Bände sofort in dieses Comicuniversum zurück. Im ersten Kapitel der in drei Teile gestückelten Saga stören leider vereinzelte, zu moderne Elemente die Atmosphäre, insgesamt bemüht sich Ambrosio jedoch, die Stolpersteine der vierten Saga zu umgehen. Die idiotischen, aus Pokémon entliehenen Monster, die in den magischen Diamanten leben, und welche den Zauberern dieser Comicwelt ihre Kräfte verleihen, werden kaum mehr angerissen und sind somit leichter zu verkraften. Auch die als Cliffhanger der vierten Saga geschaffene, neue Zusammenstellung von Mickymagos Mannen wird ratzfatz aufgelöst, dafür arbeiten die Fantasy-Pendants von Micky, Donald und Goofy wieder stärker mit Köpfchen, sie suchen nach cleveren Ansätzen, ihre Gegner zu bezwingen. Vorbei mit der drögen "Ich hab ja noch diese Kräfte!"-Mechanik des vierten Bandes.

Zudem stehen in dieser Saga die Kämpfe nicht im Mittelpunkt. So befasst sich Kapitel zwei ausführlich mit der Vergangenheit der Drachenrasse, was in einige sehr atmosphärische, spannende Leseminuten mündet. Bedauerlich ist bloß, dass in Kapitel zwei und drei vereinzelte Twists zu schnell heruntergebrochen werden. Verräter, geheime Pakte und ähnliches haben hier fast schon etwas von einem "Deus Ex Machina", es wäre daher zu begrüßen gewesen, wenn bei einigen zusätzlichen Seiten diese besser unterfüttert worden wären. Dennoch ist Lemuria eine sehr gelungene, kurzweilige Rückkehr in eine faszinierende Disney-Welt.

Vier nette Einseiter-Spaßcomics später beginnt in diesem Lustiges Taschenbuch-Sonderband bereits Saga VI: Das Vermächtnis, die sich von den narrativ stringenteren Sagen dieser Comicreihe abhebt. Es ist so, als hätte man die serielle Form mit überdeutlichem roten Faden eingetauscht gegen ein Fantasy-Procedural mit dem "Monster of the Week", das Mickymagos Mannen bezwingen müssen. Bloß einige, wenige, vereinzelte Elemente halten diese Geschichten grob zusammen, so dass sie nicht völlig alleine stehen, sondern "nur" eine lose erzählte Saga ergeben. Zu Beginn des Vierteilers verdingen sich Mickymagos Mannen als wanderndes Magiervolk, das in Notsituationen eingreift, und findet alsbald auch eine dringliche Aufgabe: Karlox und andere Kleinganoven finden schwarze Mäntel, die sie stärker machen - aber auch willenlos. Im nächsten Kapitel attackiert Gundella ein friedliches Dorf, der dritte Part dieser Saga handelt von einer giftigen Auseinandersetzung zwischen den "normalen" Drachenclans und dem einst verstoßenen Clan schlangenartiger Feuerechsen. Und im Finale der Saga kommt es zur in dieser Erzählung wiederholt angekündigten Rückkehr eines Superschurken aus der Kampf der Magier-Welt.

Was die sechste Saga anbelangt bin ich zwiegespalten. So finde ich die episodenhaftere Erzählweise nicht all zu berauschend, da sich durch diese Vorgehensweise das Universum dieser Comics nicht mehr so groß und facettenreich anfühlt. Mit jeder Geschichte kommen völlig neue Aspekte, und die vorhergegangenen verschwinden aus dem Blick - dabei bewiesen die ersten drei Sagen ja, dass es möglich ist, mit Vorausdeutungen und Rückgriffen eine in sich geschlossene, packende Disney-Fantasy-Comicwelt aufzubauen. Zudem holt Autor Matteo Venerus die von mir so verhassten Magiamant-Insekten zurück ins Rampenlicht, was meinen Enthusiasmus ziemlich ausbremst. Andererseits finde ich den Zeichnerwechsel hin zu Alessandro Perina sehr sinnig: Es passiert viel mehr in den vier Kapiteln der sechsten (und finalen?) Zauberer-Saga, und daher ist Perinas knautschig-detailreicher Stil perfekt für diese Geschichten.

Außerdem sind die ersten drei einzelnen Storys sehr unterhaltsam und zudem voller origineller Ideen. Mein Highlight ist Kapitel zwei, das mit Gundellas Hintergrundgeschichte und ihrer Attacke auf das Dorf Claxan Setting und Erzählmuster etwas auflockert. Auch Kapitel drei ist weitestgehend spitze, nur werden auch hier erneut Verräter aus dem Hut gezaubert, um das Ende der Story einzuleiten. Das Finale wiederum ist zwar visuell stark und der vorgeführte Zusammenhalt zwischen unseren Protagonisten entlockte mir ein munteres Seufzen ("Awwwww!"), aber was hier mit deren Widersacher angestellt wird, ist ganz schön mau. Hier stand die Aussage mal wieder vor charakterlicher Kontinuität.

Dennoch ist das Lustiges Taschenbuch Collection 5 für jeden Disney-Comicfan ein Muss, erst recht für jeden Liebhaber der Kampf der Zauberer-Reihe. Denn nach der miesen vierten Saga sind die fünfte und sechste Runde wieder außerordentlich kurzweilig und einfallsreich geraten und zudem trotz mancher Schwächen sehr gut erzählt.

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