Montag, 22. September 2014

James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug


Während Pierce Brosnans zweiter Bond-Einsatz zu Unrecht gerne vergessen wird, ist sein vorletzter 007-Film vor allem dafür berüchtigt, dass Model Denise Richards darin als Nuklearexpertin Dr. Christmas Jones auftritt. Und machen wir uns nichts vor: Mit ihrem unentwegt glückseligen Blick, einem Lara-Croft-Outfit und einem Namen, der allein auf einen schalen Witz am Ende des Films abzielt, ist Christmas Jones eines der albernen Bondgirls. Schlecht im Sinne von unmöglich auszuhalten ist Denise Richards indes nicht – sie ist zwar alles andere als dramatisch, jedoch ist ihre Performance charismatisch und unterhaltsam. Was soll also der Hate?

Abseits der, zumindest in der Popkultur, den restlichen Film überschattenden Denise Richards hat Die Welt ist nicht genug jedoch auch einige weitere, bewusst kurzweilige Aspekte zu bieten. Etwa einen formidabel aufgelegten John Cleese in der Rolle von Qs Zögling R, der in einer vor Slapstick und Wortwitz überbordenden Sequenz, in der Desmond Llewelyns Q zudem einen würdigen letzten Auftritt erhält. Auch eine aufgedonnerte Sophie Marceau als Elektra King, die taffe Erbin eines Ölmagnaten, fällt mit amüsiertem Spiel positiv auf. Erfreulich ist zudem, dass Judi Dench als M mehr zu tun bekommt und sowohl ihre einfühlsame, wie auch ihre aggressive Seite zeigen darf.

Robert Carlyle in der Rolle des ehemaligen KGB-Agenten Renard, der seit einem Unfall keine Schmerzen mehr verspürt und nun die Welt mit seinen High-Tech-Waffen in Atem hält, ist dagegen ganz in Ordnung. Er versprüht eine schaurige Aura und hinterlässt vor allem im Zusammenspiel mit Marceau durchaus bleibenden Eindruck, allerdings machen Carlyle und das Skript recht wenig aus seinem "Schmerzlos-Gimmick". Und der Schurkenplan in Die Welt ist nicht genug ist sowieso kaum der Rede wert. Nach dem denkwürdigen Plot von Der Morgen stirbt nie bietet dieser von Robert Wade, Neal Purvis und Bruce Feirstein geschriebene Agenten-Actionthriller ein Kauderwelsch an Figurenmotivationen und Bedrohungen. Atomwaffen, Stockholm-Syndrom, persönliche Rache, Erdöl-Gier ... Das Skript schmeißt alles denkbare in einen Topf, rührt es ordentlich um und hofft, dass dies genügt.

Mit einer launigen, sich immer weiter steigernden Openingsequenz zu Lande, zu Wasser und in der Luft sowie einer Vielzahl genüsslich-bescheuerter Oneliner kann dieser 007-Film immerhin trotz lustlos zusammengeklöppelter Story über weite Strecken unterhalten. Die Inszenierung durch Michael Apted (Gorillas im Nebel) ist adäquat, vor allem die unzähligen verschiedenen Schauplätze fängt der Regisseur mit viel Flair ein. Zwar ist die im Laufe dieses MI6-Allerleis auftauchende Skisequenz die in meinen Augen vielleicht uninteressanteste des gesamten 007-Mythos, dafür verwächst Brosnan in diesem Film mehr denn je mit seiner Figur, so dass ich Die Welt ist nicht genug trotz mancher Mängel über den allseits beliebteren Goldeneye stellen würde. Musikalisch ist dieser Bond mit einem mehrere figurenzentrische Themen aufbauenden Score von David Arnold und einem symphonischen Rock-Titelsong gut aufgestellt, was den qualitativen Absturz bei Brosnans viertem Film umso schmerzlicher macht.

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