Mittwoch, 3. September 2014

Der Weg des Filmliebhabers


  1. Du beginnst als Kind, das oft Filme guckt. Manche von ihnen am laufenden Band. Einfach alles, was du guckst, findest du "supi!"
  2. Du wirst älter und schaust mehr Filme, die dafür nicht mehr ganz so oft. Du lernst zu unterscheiden zwischen Filmen, die du "supi" und "nicht so doll" findest.
  3. Mit wachsenden Filmerfahrungen lernst du, aus der dualen Bewertungsskala eine dreistufige Benotungsform zu entwickeln: "Kacke", "geht so" und "gut".
  4. Mehr und mehr lernst du, dass auch diese drei Schubladen nicht ausreichen.
  5. Je breiter du die Auswahl deiner Filme fächerst und je mehr Werke du dir anschaust, stößt du nach und nach auf unkonventionelle Produktionen. Die findest du erstmal "komisch" und lehnst sie ab, weil sie "irgendwie bescheuert sind".
  6. Aufgrund dessen, dass du immer mehr gute Filme entdeckst, ärgerst du dich mittlerweile über mittelmäßige Filme, da sie nichtssagend und reine Zeitverschwendung sind.
  7. Du lernst außergewöhnliche Filme zu schätzen, da viele von ihnen bahnbrechend oder zumindest ambitioniert sind. Und selbst die weniger gelungenen Regiearbeiten achtest du, wenn sie wenigstens unkonventionell sind. "Immerhin traut sich der Streifen was!"
  8. Nach und nach tauchst du auch in die qualitativen Untiefen der Filmkunst ab, so dass du dich plötzlich über mittelmäßige Filme freust, ihnen ein gewisses Maß an Respekt zugestehst: "Wenigstens war der Film nicht bescheuert, langweilig, dilettantisch und mies!"
  9. Je mehr mittelmäßigen Filmen du einen Freipass gibst, desto mehr erkennst du, dass du mittelmäßige Filme eben doch unbedeutend findest. Kurzum: Punkt 6 wiederholt sich.
  10. Punkt 8 und 9 wiederholen sich ebenfalls. Im ständigen Wechsel. Alternativ: Du suchst dir deine Nische. Oder du wirst so jemand wie Quentin Tarantino, der in einfach jeder Filmgattung irgendwas gut findet und anderes mies findet.

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