Freitag, 18. Juli 2014

Gelungene deutsche Filmtitel: Es gibt sie noch!


Wer nicht gerade über annehmbare Englischkenntnisse verfügt ist an den deutschen Kinokassen aufgeschmissen. Filmfreunde eines gewissen Alters (oder jene, die in der Schule halt einfach in anderen Bereichen ihre Stärken hatten), müssen einem schon leid tun, wenn sie sich durch einen Dschungel von Betitelungen wie Edge of Tomorrow, Brick Mansions, Her und The Place Beyond the Pines zurechtfinden wollen. Und selbst der beste Englischunterricht kann keine deutsche Zunge darauf vorbereiten, Eintrittskarten für Oblivion oder Maleficent zu erwerben. Andererseits dürften sich nur wenige Filmliebhaber in jene Zeiten zurückwünschen, in denen aus Wise Guys sowas wie Zwei Superpflaumen in der Unterwelt wurde. Kurzum: Das Finden eines ansehnlichen deutschen Filmtitels ist eine Kunst für sich, die alle paar Jahre andere Methoden zu ihren Favoriten erhebt.

Inspiriert von meiner Kollegin Ananke Ro, die sich kürzlich über unnötige englische Titel ausließ, möchte ich an dieser Stelle den gegenteiligen Weg beschreiten und einfach Mal Komplimente verteilen. Denn in den vergangenen Jahren fanden noch immer Filme den Weg ins Kino, deren Titel einfallsreich, rund und zutreffend sind. Und obendrein deutschsprachig.

Beispiele aus dem Jahr 2014:
  • X-Men: Zukunft ist Vergangenheit ("X-Men: Days of Future Past")
  • Das Schicksal ist ein mieser Verräter ("The Fault in Our Stars")
  • Für immer Single? ("That Awkward Moment")
  • Im August in Osage County ("August, Osage County")
  • Die Pute von Panem ("The Starving Games")
  • Zwei vom alten Schlag ("Grudge Match")
Days of Future Past dürfte bereits für Muttersprachler ein dezent verwirrender Titel sein, da ist es nur löblich, dass Fox sich an der Comicübersetzung orientierte und den für deutsche Ohren ähnlich wirkenden Titel Zukunft ist Vergangenheit wählte, statt den US-Titel beizubehalten. Beim Romantikdrama Das Schicksal ist ein mieser Verräter haben wir den schönen, eigenständig denkenden Titel zwar der Romanübersetzung zu verdanken, aber heutzutage muss man sich ja schon freuen, wenn aktuelle Romane in ihrer Kinoversion nicht auf einmal wieder englische Titel haben. Für immer Single? ist zwar generisch, trifft den Plot aber besser als der US-Titel, der sich an einem halbgaren Subplot aufhängt. Bei Im August in Osage County helfen zwei kleine Partikel hiesigen Filmfreunden, den Titel so zu verstehen, wie englische Muttersprachler den US-Titel verstehen (Zeitangabe, Ortsangabe), weshalb ich um diese vom Verleih in letzter Sekunde getätigte Entscheidung sehr froh bin. Und so dämlich Die Pute von Panem ist, so ist der Gag noch immer über dem Niveau der Filme der für diese Parodie verantwortlichen Regisseure. Sowie eine Übersetzung, bei der kreativ gedacht wurde. Genauso gut hätte es auch The Hungry Games werden können oder Die Tribute von Penam. Tja, und Zwei vom alten Schlag hat einfach Charme, wie ich finde. Guter Titel für eine Boxkomödie.

Beispiele aus dem Jahr 2013:
  • Der Hobbit: Smaugs Einöde ("The Hobbit: The Desolation of Smaug")
  • Die fantastische Welt von Oz ("The Great and Powerful Oz")
  • Das hält kein Jahr ..! ("I Give it a Year!")
  • Die Bestimmer - Kinder haften für ihre Eltern ("Parental Guidance")
  • Prakti.com ("The Internship")
  • Alles eine Frage der Zeit ("About Time")
Smaugs Einöde wird zwar kaum in den Titelolymp aufsteigen, doch wenn man bedenkt, dass wir beinahe Die Einöde von Smaug bekommen hätten, muss ich diesen Titel einfach lobend erwähnen. Schön, dass Warner auf die Kritik reagiert hat. Und wenn Disney schon angesichts der mäßigen Bekanntheit der Oz-Romane Zuschauer nicht mit Der große und mächtige Oz locken will, dann wenigstens mit dem ebenso treffenden und schöne Bildwelten versprechenden Die fantastische Welt von Oz. Das hält kein Jahr ..! ist sprachlich angenehmer als die gewiss ebenfalls intern besprochene Idiotenübersetzung Ich gebe denen ein Jahr. Bei Die Bestimmer - Kinder haften für ihre Eltern könnte ich auf den Übertitel verzichten, der Untertitel jedoch trifft den nicht sofort ersichtlichen Gag des US-Titels. The Internship ist ein sterbenslangweiliger Titel für eine Komödie, da ist mir das zwar alberne, aber knuffige Wortspiel des deutschen Titels viel lieber. Alles eine Frage der Zeit schlussendlich nimmt einen englischen Titel, den viele Verleiher sicher beibehalten hätten und übersetzt ihn kongenial.

Beispiele aus dem Jahr 2012:
  • Ziemlich beste Freunde ("Intouchables")
  • Merida: Legende der Highlands ("Brave")
  • Wie beim ersten Mal ("Hope Springs")
  • Was passiert, wenn's passiert ist ("What to Expect When You're Expecting")
Die Unantastbaren wäre zu nah an Die Unbestechlichen und Die Unglaublichen, also war Kreativität gefragt. Ziemlich beste Freunde passt zum Filminhalt und weckt Neugier. Passt! Merida: Legende der Highlands ist viel schöner als eine Direktübersetzung oder das Beibehalten von Brave, außerdem ist der Titel ehrlicher. Denn "mutig" ist an diesem Pixar-Machwerk nichts. Hope Springs als Ortsangabe und Aussage über wiedererwachende Hoffnung lässt sich nicht retten, also bleibt die Wahl zwischen einer freien Übersetzung oder dem englischen Titel. Oder einem dummen Untertitel. Wie beim ersten Mal beschreibt genau, was passiert (alte Menschen entdecken ihre Liebe mit naiven Augen wieder) und ist daher lobenswert. Was passiert, wenn's passiert ist ist im Grunde die einzig logische Übersetzung, doch wen hätte es überrascht, wäre aus dem US-Titel Was erwarten, beim Erwarten? oder In voller Erwartung geworden wäre? 

Dies wären erstmal ein paar Beispiele, die ich gerne anbringen wollte. Doch es gibt noch viele weitere deutsche Filmtitel, die besser sind als ihr Ruf. Manchmal fallen sie bei all den behämmerten Filmtiteln schlicht nicht mehr auf ... 

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