Doch welche menschlichen Gastdarsteller (abseits der reinen Cameos!) sind meine Lieblinge aus dieser langen Riege? Um euch auf Muppets Most Wanted vorzubereiten, stelle ich hier mit Freuden die meiner Ansicht nach zehn besten Langauftritte vor, die Nicht-Muppets in Muppet-Kinoproduktionen bislang ablieferten!
Die Figur des freizeitsüchtigen, wenig kompetenten Interpol-Agenten sollte ursprünglich an Christoph Waltz gehen, der jedoch aufgrund terminlicher Überschneidungen mit Terry Gilliams Zero Theorem absagen musste. Die Vorstellung, den zweifachen Oscar-Gewinner in dieser Rolle zu sehen ist unfassbar köstlich, aber Modern Family-Darsteller Ty Burrell macht seinen Job als Inspektor-Clouseau-Verschnitt ebenfalls sehr gut. Das Drehbuch ist zwar kurz davor, seine Running Gags zu überreizen, dafür hat Burrell eine wunderbare Leinwandchemie mit Adler Sam und Miss Piggy.
Platz 9: Tina Fey als Nadya in Muppets Most Wanted (2014)
Muppets Most Wanted setzt zwar mit seinen TV-Stars auf etwas kleinere Namen in den menschlichen Hauptrollen als zuvor Die Muppets, aber keine große Kino-Schauspielerin hätte besser in diese absurde Rolle gepasst als Tina Fey: Eine hochgeschlossene, strenge, dunkelhumorige, russische Gefängnisaufseherin mit ungeheurem Faible für Kermit. Fey trifft genau die richtigen Töne, vereint gestrenges, würdevolles Auftreten mit spritzigem Humor. Und sie kann überraschend gut singen.
Platz 8: Amy Adams als Mary in Die Muppets (2011)
In den wenigen Jahren seit Kinostart der spaßigen Rückkehr der Muppets zu alter Leinwandform kam es zu einem leichten Backlash, was Amy Adams' Rolle in dieser Produktion anbelangt. Ich zumindest sehe sie aber nicht als Ballast an, der unnötig von den Muppets ablenkt. Stattdessen verankert Mary ihren von Jason Segel gespielten Freund Gary in einer Lebensweise, die den Muppets ihren Tribut zollt, aber nicht völlig von ihnen abhängig ist. Sie erfüllt also eine Funktion, hebt Gary von seinem Bruder Walter ab. Und dies mit großem Engagement: Adams singt fantastisch und all ihre Gags sitzen. Die "dramatische" Seite ihrer Figur ist etwas unterentwickelt, doch die Oscar-nominierte Actrice macht das Beste draus.
Platz 7: Ricky Gervais als Dominic Fieslinger in Muppets Most Wanted (2014)
Anders als Jason Segel lässt Muppet-Fan Ricky Gervais zwar seine Spielfreude durchschimmern, hält sich aber genügend zurück, so dass er stets charaktergetreu bleibt, statt zwischendurch wie ein Star zu wirken, der vor Freude über sein jüngstes Projekt zu platzen droht. Mit staubtrockenem Humor, einer leichten Prise Selbstironie und einem grandiosen Zusammenspiel mit dem Muppet-Schurken Constantine, Kermits bösem Doppelgänger, spielt sich Gervais wunderbar schleimig unter die amüsantesten aller menschlichen Co-Stars in der bisherigen Muppet-Filmgeschichte.
Platz 6: Juliana Donald als Jenny in Die Muppets erobern Manhattan (1984)
Als aufgeweckte, herzliche Kellnerin in einem New Yorker Diner ist Juliana Donalds Figur die wohl normalste, harmloseste aller nennenswerten menschlichen Rollen im Muppet-Kinokosmus. Doch die sympathische, bodenständige Darbietung der goldig mit den Muppets zusammenspielenden Donald geht nicht etwa unter, sondern sticht durch diese Rolle sogar positiv aus der "Konkurrenz" heraus und ist so etwas wie die ruhige, liebenswerte Seele von Frank Oz' Muppet-Regiearbeit.
Platz 5: Charles Durning als Doc Hopper in Muppet Movie (1979)
Der Vater aller Muppet-Schurken und ein Paradebeispiel für einen spaßigen, mit Klischees spielenden Bösewicht, der dennoch ernstzunehmend ist. Strikter, boshafter als Gervais in Muppets Most Wanted, weniger schrill als Chris Cooper in Die Muppets und rundum gut gespielt, aber leider nicht mit ganz so einprägsamen Momenten wie die in dieser Liste noch folgenden Ganoven: Durning war ganz klar ein Nebendarsteller im ersten Muppet-Film, jemand, der den Plot talentiert stützte, den Muppets aber ihren Raum für eigene Einlagen ließ!
Platz 4: Chris Cooper als Tex Richman in Die Muppets (2011)
In jedem anderen Franchise wäre ein mit fettem Akzent redender Geschäftsmann namens Tex Richman, der nicht lachen kann, eine filmhistorisch wertvolle Stätte zwecks Ölbohrungen abreißen will und dann noch aus Jux den Namen einer Darstellertruppe stehlen und in den Schmutz ziehen möchte ... naja ... fehl am Platz. Bei den Muppets ist so etwas normal. Und wird in diesem Film zudem sehr, sehr spaßig umgesetzt. Die Figur des Tex Richman wird von Chris Cooper gekonnt als Persiflage flacher Schurken angelegt und spart auch nicht mit Seitenhieben auf Disneys frühe Gehversuche, die Filztruppe aktuell zu machen. Hm, die Muppets aufkaufen und zynisch machen, kennen wir das nicht?
Platz 3: Jason Segel als Gary in Die Muppets (2011)
Hinter den Kulissen leistete der Nie wieder Sex mit der Ex-Frontmann einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Comeback der Muppets. Immerhin war er es, der Disney einen Kinofilm mit der Filzbande vorschlug und das Studio mit seinem Drehbuch überzeugte. Doch auch vor der Kamera überzeugt Segel. Sein Gary ist vielleicht nicht gerade eine handwerklich saubere Performance (dafür schimmert zu oft zu sehr durch, dass er sein Glück nicht fassen kann, an einem Muppet-Set zu sein), aber er ist ein sympathischer Hauptdarsteller, der das weniger muppetaffine Publikum an die Hand nimmt und mit einem ansteckenden Lächeln in eine Welt des Muppet-Fandaseins führt. Große Pluspunkte gibt es zudem dafür, wie natürlich er es spielt, einen Muppet als Bruder zu haben und dann natürlich für die furiose Gesangseinlage Man or Muppet.
Platz 2: Tim Curry als Long John Silver in Muppets – Die Schatzinsel (1996)
Der kultige Brite bezeichnet seinen Auftritt mit den Muppets als eine seiner liebsten Filmrollen. Und wer könnte es ihm verdenken? Wenn es zwischen dem raubeinigen Piraten Long John und dem jungen Jim Hawkins zu ruhigen Momenten kommt, spielt Curry einen glaubwürdigen Ersatz-Mentor. Wenn es aber darum geht, die machttrunkene, selbstverliebte und laute Seite des Seeräubers zu spielen, dreht Curry richtig auf. Nie war die Grenze zwischen Muppet-Schauspiel und menschlichen Co-Stars dünner als hier: Der Rocky Horror Picture Show-Star steht seinen Stoffkollegen in Sachen genüsslichem Overacting und Dynamik in Nichts nach und gibt einen der besten Disney-Realfilmschurken überhaupt ab!
Platz 1: Michael Caine als Ebenezer Scrooge in Die Muppets Weihnachtsgeschichte (1992)
Wer sonst hätte auf dem ersten Rang landen sollen? Michael Caine passt sich mit lebhafter Mimik dem Muppet-Stil an, ohne aber seine Würde abzulegen oder auf die Dramatik dieser Rolle ausmachende, leisere Akzente zu verzichten. Der Christopher-Nolan-Dauerkollaborateuer spielt emotionaler und herzlicher als jeder andere Schauspieler, der bis dato auf der großen Leinwand neben Kermit und Co. agierte und dürfte zugleich für eine ganze Generation das Bild von Charles Dickens' Geizkragen geprägt haben. Schlicht meisterhaft!
1 Kommentare:
Meine Nummer 1 wäre fraglos auch Michael Caine geworden, der in die "Weihnachtsgeschichte" einfach zu gut passt.
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