Das Schöne an den Drehbuch-Kategorien ist: Mit den Nominierungen für die Writers Guild Awards gibt es einen sehr guten Leitfaden für die Oscar-Kandidaten. Aufgrund der leicht anderen Zusammensetzungen beider nominierungsberechtigter Gruppen und des weiter gefassten Reglements bei den Oscars kann es zu Änderungen kommen, trotzdem dürfen wir einen Blick auf die WGA-Hoffnungträger wagen ...
WGA-Nominierungen "Bestes Original-Drehbuch"
- David O. Russell & Eric Singer (American Hustle)
- Woody Allen (Blue Jasmine)
- Craig Borten & Melisa Wallack (Dallas Buyers Club)
- Spike Jonze (Her)
- Bob Nelson (Nebraska)
Das einzig beachtenswerte Drehbuch, dass bei den WGAs aufgrund der Gewerkschaftsreglementierung nicht nominiert werden konnte ist: Ryan Cooglers Skript zu Fruitvale Station, darüber hinaus fällt das Fehlen der Coen-Brüder und Inside Llewyn Davis auf. In schwächeren Jahren hätten sicher auch Alfonso & Jonas Cuaron für Gravity eine gute Chance (rein funktionale Dialoge, aber perfekt getimte Szenenreihenfolge und clever reduzierter Plot) wie auch Kelly Marcel & Sue Smith für Saving Mr. Banks (berührend-inspirierende Verschränkung einer Vater-Tochter-Story mit kurzweiligem Blick hinter Hollywoods Kulissen). Geheimtipps wären in anderen Jahren Nicole Holofcener für Genug gesagt oder Aaron Guzikowski für den packenden Prisoners. Oder Peter Morgan für die tolle Figurenzeichnung und spaßig-geschliffenen Dialoge in Rush.
In diesem heiß umkämpften Jahr aber entscheidet es sich wohl zwischen den fünf WGA-Kandidaten und den Coens. Während wir uns alle darüber freuen, dass die "Original-Drehbuch"-Sparte so wundervoll blüht und gedeiht, gehe ich tief in mich und tippe (mit Magenschmerzen) gegen Inside Llewyn Davis. Es ist ein starker, famos geschriebener Streifen. Doch so verführerisch es sein mag, auf eine Coen-Nominierung zu setzen, so darf man nicht vergessen, dass sie kein Abo auf Oscar-Nennungen haben. A Serious Man erhielt lediglich eine einzelne Oscar-Nominierung, und die galt nicht dem Drehbuch, sondern der Produktion als solche. Und tonal sind sich diese beiden Werke sehr ähnlich. Tragikomisch, mit einem Protagonisten, der durch Enttäuschungen stapft. Schwarzer Humor wechselt sich mit tristen Momenten und Dialogen ab, die lustig wären, wäre der Kontext nicht so deprimierend.
Ich wünsche mir eine Nominierung für Inside Llewyn Davis, doch ich halte sie nicht für so sicher, wie sie sein sollte!
WGA-Nominierungen "Bestes adaptiertes Drehbuch"
- Tracy Letts (Im August in Osage County)
- Richard Linklater, Julie Delpy, Ethan Hawke (Before Midnight)
- Billy Ray (Captain Phillips)
- Peter Berg (Lone Survivor)
- Terence Winter (The Wolf of Wall Street)
In dieser Sparte sind gleich zwei Oscar-Anwärter nicht für die WGAs zugelassen: Steve McQueen und John Ridley für 12 Years a Slave und Steve Coogan & Bill Pope für Philomena. Außerdem ist da noch der Indie-Favorit Short Term 12 von Destin Cretton. Überraschend viele Oscar-Blogger schwören zudem auf Ghalia Lacroix und Abdellatif Kechiche, die Blau ist eine warme Farbe geschrieben haben und so dieses Jahr den Rang des unregelmäßigen, fremdsprachigen Drehbuch-Nominierten nehmen würden.
Die sicheren Kandidaten sollten Oscar-Frontrunner 12 Years a Slave sein sowie Before Midnight (auch als Verneigung vor der gesamten Filmreihe) und Captain Phillips (ökonomisch erzählte, hochpackende Geschichte). Trotz mancher Flennnerei über die vulgäre Sprache in Wolf of Wall Street, die bei den konservativeren Academy-Mitgliedern sicher nicht ankommt, glaube ich auch an eine Nominierung des jüngsten Scorsese-Films. Er ist trotz seiner Länge überaus kinetisch, die Hauptfigur ist geschliffen, der Humor ist ansteckend und die Satire bitterböse beißend. Zudem erhielten Filme wie Borat und diverse Tarantino-Werke Drehbuch-Nominierungen. Als würden über 500 F-Wörter einer Nominierung im Weg stehen ...
Bleibt ein Platz über. Auch wenn das Internet Short Term 12 und Blau hochkocht, misstraue ich dem Frieden und denke, dass die Academy etwas "bekannterer" Kost huldigen wird. Da sehe ich Im August in Osage County und Philomena vor dem geradlinigeren Lone Survivor. Und zwischen diesen beiden kann ich nur raten. Philomena gewann in Venedig, August wurde bei den Indikator-Preisen häufiger nominiert. Ich schwanke leicht zum letzteren Skript!
Damit sehen meine Drehbuch-Vorhersagen wie folgt aus ...
Original-Drehbuch:
- David O. Russell & Eric Singer (American Hustle)
- Woody Allen (Blue Jasmine)
- Craig Borten & Melisa Wallack (Dallas Buyers Club)
- Spike Jonze (Her)
- Bob Nelson (Nebraska)
Adaptiertes Drehbuch:
- Tracy Letts (Im August in Osage County)
- Richard Linklater, Julie Delpy, Ethan Hawke (Before Midnight)
- Billy Ray (Captain Phillips)
- Steve McQueen, John Ridley (12 Years a Slave)
- Terence Winter (The Wolf of Wall Street)
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