Willkommen zur Kategorie, in der Filme die größten Chancen haben, wenn sie nicht in der Gegenwart spielen und in der "Mehr" und "Ausgefallener" zumeist positive Einschätzungen darstellen: Beste Kostüme!
Diese Sparte liebt nicht nur aufwändige, leicht schrille Arbeit sowie akkurate Nachbildungen vergangener Zeiten, sondern auch ihre bereits bekannten Gesichter. Wenn eine Kostümdesignerin / ein Kostümdesigner es einmal in den erlesenen Kreis geschafft hat, so dürfen Oscar-Liebhaber sicher sein, dass viele Wiedersehen folgen werden. Die große Leistung ist erstmal der Sprung in diesen Kreis. Daher werden wird sicherlich keine Nominierung für Penny Rose (Lone Ranger), Julian Day (Rush), Trish Summerville (Die Tribute von Panem - Catching Fire) oder Bart Mueller & Kurt Swanson (Stoker) sehen. Sie leisteten allesamt tolle Arbeit, doch ich glaube nicht, dass diese Leistungen in einem solch visuell beeindruckenden Jahr genügend Zugkraft haben, um Oscar-Neulinge ins Rennen zu zerren.
Nicht, dass ich vermute, nur Oscar-Veteranen in der Kostüm-Kategorie anzutreffen. American Hustle ist wohl nahezu gesetzt: Gutaussehende Stars in prachtvoller (oder im Falle von Christian Bale und zuweilen Bradley Cooper wunderbar grauenvoller) Garderobe, traumhaft geschnittene Kleider (es ist eine Leistung, dass die Klamotten an Amy Adams und Jennifer Lawrence sitzen, ohne dass dauernd was zu sehen ist, was nicht gesehen werden soll) und Zusammenstellungen, die viel über die Figuren aussagen ... Michael Wilkinson dürfte sich vielleicht sogar bereits auf den Oscar-Sieg freuen!
Ebenfalls neu dabei ist Daniel Orlandi. Die Fähigkeit, gleich zwei Ären einzufangen und zudem P. L. Travers verbiestert-britische Trockenheit gegen die sonnig-frohgemute Disney-Studio-Mentalität auflaufen zu lassen sollte ihm eine Oscar-Nominierung einbringen. Bei den BAFTAs und den Preisen der Costume Designers Guild mischt er immerhin auch schon mit.
Bei den Designerinnen und Designern mit Ocar-Erfahrung mischt derweil Patricia Norris ganz vorne mit: 12 Years a Slave ist nicht nur eine detailreiche Leistung im Segment des Historiendramas, sondern zudem eine faszinierende Gegenüberstellung der sozioökonomischen Klassen und zeigt darüber hinaus Einfallsreichtum beim Design der Kleider, die als Mätressen arbeitenden Sklavinnen tragen müssen.
Des Weiteren führt kaum ein Weg an einer Nominierung für Catherine Martin vorbei: Baz Luhrmanns Kostümzauberin gehört zu den heimlichen Stars von Der große Gatsby und durfte sich in dieser Romanverfilmung völlig austoben. Ein wenig schrill, ein wenig historisch akkurat, stets atemberaubend!
Diese vier halte ich für garantiert, aber wer erkämpft sich als fünfter Film in dieser Riege eine Nominierung? Ruth E. Carter könnte aufgrund Masse an unterschiedlichen Kostümen eine Nennung für The Butler rausholen, Mary Zophres leistet in Inside Llewyn Davis stilles Storytelling, The Invisible Woman passt als von Michael O'Conner ausgestattetes Geschichtsdrama voll ins Schema dieser Kategorie und Die fantastische Welt von Oz markiert die furiose Rückkehr von Oscar-Preisträger Gary Jones, der zuletzt einige Gänge zurückschaltete und optisch eher unauffälligere Filme bestückte, nun aber in historischen Gefilden wandern darf (die Schwarz-Weiß-Passage des Films) sowie in Fantasy-Prunk und zudem den drei zentralen Damen der Erzählung bezaubernde Kleider verpasste.
Auch wenn Die fantastische Welt von Oz sonst kaum Oscar-Buzz aufweist, halte ich ihn unter den eben genannten Titeln für den in Sachen Kostümdesign stärksten und die Nominierung für den Gewerkschaftspreis zeigt, dass Hollywoods Kostümbranche Sam Raimis Disneyfilm nicht vergessen hat. Wenn Alice im Wunderland diesen Preis gewinnen kann, dann wird Oz ja wohl wenigstens eine Nominierung erhalten!
Meine Prognose:
- Catherine Martin, Der große Gatsby
- Patricia Norris, 12 Years a Slave
- Michael Wilkinson, American Hustle
- Daniel Orlandi, Saving Mr. Banks
- Gary Jones, Die fantastische Welt von Oz
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