Donnerstag, 30. Januar 2014
Nominated Yet Not Nominated
Es war eine der größten Überraschungen, die es bei den Academy-Award-Nominierungen in den vergangenen Jahren zu bestaunen gab: Der unbekannte Song Alone Yet Not Alone aus dem gleichnamigen, obskuren christlichen Filmdrama erhielt eine der fünf Oscar-Nominierungen in der seit Jahren regelmäßig heiß diskutierten "Bester Song"-Kategorie. Viele klagten laut, noch mehr Filmfreunde staunten einfach nur verwundert, andere (darunter meine Wenigkeit) lobten, dass nicht allein große Namen nominiert werden, sondern Qualität offenbar aus allen Gefilden anerkannt wird.
Einige Mitglieder der Filmbranche waren dagegen misstrauisch. Und so wurde am 23. Januar öffentlich, dass die Köpfe hinter der Oscar-Werbekampagne eines Filmliedes, das es letztlich nicht zu einer Nominierung brachte, nach ihrer Niederlage eine Privatdetektei anheuerten, um im Dreck zu wühlen. Die Theorie war, dass Alone Yet Not Alone nicht den Ansprüchen für eine Qualifikation genügte und daher nicht hätte nominiert werden dürfen. Eine Woche später schreitet die Academy of Motion Picture Arts & Sciences ein ... und entzieht dem Titelsong des historischen Glaubensdramas seine Nominierung. Nicht aber, weil sich das Lied nicht qualifizierte, sondern weil schmutzige Tricks aufgedeckt wurden, die den Nominierungsprozess beeinflussten.
Die wenig bekannte Filmproduktion setzte in ihren musikalischen Aspekten auf alte bekannte der Academy: Der Score stammte von William Ross, der vergangenes Jahr die Musikleitung bei der Oscar-Verleihung übernahm, während der Titelsong aus der Feder von Bruce Broughton und Dennis Spiegel stammt. Und hier findet Alone Yet Not Alone den Grund für seinen Fall: Broughton war bis vor kurzem Vorstandsmitglied und Ausschussvorsitzender der Musikbranche der Academy und gängelte während der Nominierungsphase befreundete Ex-Kollegen via E-Mail, sie sollten sich für seine Nummer stark machen. Dies fällt laut den Regeln der Academy in den Bereich unlauterer Werbung, weshalb die Nominierung des Titels zurückgerufen wurde.
Zurück bleiben die vier anderen nominierten Filmlieder Happy aus Ich – Einfach Unverbesserlich 2, Let It Go aus Die Eiskönigin, The Moon Song aus Her und Ordinary Love aus Mandela – Der lange Weg zur Freiheit. Ein "neuer" fünfter Nominierter wird nicht nachgereicht, obwohl die Academy in der vergangenen Award-Saison noch ankündigte, in der Songkategorie würde es von nun an immer fünf Anwärter geben.
Eine Entnominierung ist rar in der Oscar-Historie, allerdings kennt THR einige Beispiele. So zog Uruguay 1992 den als bester fremdsprachiger Film nominierten Streifen A Place in the World zurück, mit der Begründung, er sei kaum aus Geldern dieses Landes finanziert und sei eher ein Film aus Argentinien. 1972 wiederum wurde der Score von Der Pate disqualifiziert, nachdem sich herausstellte, dass Nino Rota große Teile der Musik aus seinem früheren Werk Fortunella kopierte. Damals fand eine Neuabstimmung statt, damit dennoch fünf Filmmusiken nominiert werden konnten.
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3 Kommentare:
Bei Hollywood wundert mich ehrlich gesagt gar nichts mehr, daher ist das hier auch nicht wirklich überaschend. Genauso wie DiCaprio vermutlich dieses Jahr den Oscar aus Mitleid bekommen wird, auch wenn deutlich herausragendere Leistungen nominiert sind. Die Academy besteht nun mal aus 80% weißen, alten Männern, und das merkt man jedes Jahr wieder.
Ich höre mir derweil "Let it go" in Dauerschleife an und freue mich über den "25 Sprache in einem Video"-Clip, bei dem man so schön hört, wie ähnlich die Sängerinnen weltweit klingen.
Wenn man weiß, dass nur grauenhafte Songs wie Happy nominiert werden, wunder ich mich nicht, warum man mal Werbung für ein weitaus besseres Lied macht.
Werbung ist auch erlaubt, etwa in Form von "For Your Consideration"-Anzeigen. Aber kein Telefon- oder Mailterror, erst recht nicht, wenn man die persönlichen Daten der Stimmungsberechtigten kennt und ausnutzt.
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