Mittwoch, 20. Februar 2013
Oscars 2013: Welches Effektspektakel ist preiswürdig?
Viele Computereffekte, wenig praktisch umgesetzte Arbeit: Das sind die diesjährigen Nominierungen für den Oscar in der Kategorie "Beste Spezialeffekte". Obwohl Skyfall mit fünf Nennungen einen neuen James-Bond-Rekord aufstellte und die Kritikerherzen im Sturm eroberte, gelang dem Blockbuster nicht der Einzug in das hart umkämpfte Oscar-Nominiertenfeld. Ebenso verfehlte The Dark Knight Rises trotz prominenter Effektcrew und pompösen Actionszenen das Oscar-Rennen.
Umso erstaunlicher, dass sich Snow White and the Huntsman unter den fünf Nominierten befindet. Zwar überzeugten einige der Morphingeffekte rund um Charlize Therons Figur der Bösen Königin, gleichwohl rissen zahlreiche mäßige Chroma-Key-Aufnahmen und unwohl zwischen Karikatur und Realismus stehende CG-Tiere aus dem Film heraus. Kudos geht an den am Film beteiligten Effektkünstler Neil Corbould, der somit seit 18 Jahren jede sechste Oscar-Saison nominiert wird (zuvor erhielt er eine Nennung für Gladiator und Superman Returns), doch mit einem Sieg rechne ich kein Stück. Selbst, nachdem die Academy 2008 Der goldene Kompass den deutlich elaborierteren Effekten von Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt und Transformers vorzog.
Während gegen Snow White and the Huntsman der gesunde Filmgeschmack spricht, spricht gegen zwei weitere Anwärter auf den Effekt-Oscar das Gesetz der Statistik: Sage und schreibe 20 Jahre ist es her, dass ein Film diesen Preis erhielt, der keine weitere Nominierung aufzuweisen hatte. Ob Marvel's The Avengers
oder Prometheus in die Fußstapfen von Der Tod steht ihr gut treten können?
Das für die Effekte des Milliarden-Dollar-Hits aus dem Hause Marvel verantwortliche Effektstudio Industrail Light & Magic veröffentlichte in den vergangenen Wochen zahlreiche Blicke hinter die Kulissen des Joss-Whedon-Actioners, zweifelsfrei auch, um interessierte Academy-Mitglieder zu beeindrucken. Und, ja, die Liebe zum Detail und die Enthüllung, was in diesem Film alles rein digital ist, sind verblüffend!
Sollte tatsächlich einer der beiden Filme Geschichte schreiben, so tippe ich auch eher auf die Marvel-Superhelden. Mit dem Hulk wurde eine großartige digitale Figur geschaffen, die unterstützenden Effekte sind täuschend real und generell klotzt dieser Film mehr als der schaurige Prometheus. Außerdem gewannen die Marvel-Helden wenigstens ein paar Preise bei den VES Awards, dem Pendant zum Oscar in der Effektbranche.
Der Hobbit sah bei diesen Preisen dagegen alt aus, und da der beste Effekt das detailliertere Gollum-Model ist, während die restlichen Effekte nicht über den letzten Herr der Ringe hinaus reichen, dürfte für Peter Jacksons neuen Mittelerde-Ausflug die Nominierung schon die große Ehre darstellen.
Life of Pi
dagegen bahnt sich an, diese Kategorie für sich zu entscheiden. Da wäre zunächst eine beeindruckende Statistik: Zuletzt machte 1970 mit Tora! Tora! Tora! (der gegen den "Best Picture"-Gewinner Patton antrat) ein Film in dieser Kategorie das Rennen, der nicht als bester Film nominiert wurde, obwohl ein "Bester Film"-Nominee ebenfalls für die Effekte nominiert wurde. Aber auch abseits solcher Zahlenspielereien steht Life of Pi großartig dar. Während der Tiger in den Trailern noch etwas künstlich wirkte, ist er im Film beeindruckend lebensecht, die 3D-Effekte sind famos und die künstlichen Sets formidabel. Bei den VES Awards war Ang Lees poetisches Abenteuer deswegen der große Abräumer.
Deshalb fällt mir diese Prognose leicht: Life of Pi gewinnt für die besten Spezialeffekte. So sehr es die Superhelden auch grämen mag.
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