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Sonntag, 10. Februar 2013

Meine 25 Lieblingsfilme 2012 (Teil I)

2012 war in meinen Augen ein herausragendes Kinojahr. Das war zwar zu weiten Teilen auch einigen Filmen zu verdanken, die 2011 ihre Weltpremiere hatten und erst nach dem Jahreswechsel den Weg in die hiesigen Lichtspielhäuser fanden, dennoch hatte ich im Jahr des Superhelden-Blockbuster-Duells sehr oft enorme Freude an meinen Kinobesuchen. Nie zuvor schmerzte mich das Erstellen der Top Ten so sehr wie dieses Mal, denn es war nicht nur schwer, eine Rangfolge zu finden, sondern auch, überhaupt zu beschließen, welche Filme ich widerwillig der Top Ten verweise. Eine Top Ten mit 15 Filmen wirkt halt etwas unglaubwürdig ...

Gewohntermaßen dauert es allerdings noch, bis wir so weit sind. Los geht es erstmal mit einigen Produktionen, die mich entweder sehr gut unterhielten oder auf inszenatorischer oder intellektueller Ebene überzeugten, und trotzdem nicht das ganz hohe Feuer der Filmleidenenschaft bei mir entfachten.

Und wie immer gilt: Diese Hitliste repräsentiert nicht die 25 Produktionen, die ich in einen filmhistorischen Kanon packen würde oder für die größten cineastischen Errungenschaften des Kinojahres halte. Stattdessen sind es meine 25 Lieblinge, die Filme, die ich nahe an meinem Kinofanherzen trage.

Platz 25: Verblendung (Regie: David Fincher)

Skandinavische Eislandschaften und sterile Großstädte, so eiskalt wie die Seelen der Menschen, die darin leben. Korruption verstopft Politik und Wirtschaft, Frauenfeindlichkeit gehört zu den gepflegten Umgangsformen machtvoller Männer. Wo die schwedische, ins Kino beförderte TV-Verfilmung von Stieg Larssons Bestseller diesen Hintergrund nutzte, um eine klassische Ermittlungsgeschichte in einem jahrzehntealten Mordfall zu erzählen, wendet David Fincher in seinem US-Remake seinen Blick eben dieser kühlen, misanthropischen Kulisse entgegen. Wie das Original hat auch Finchers Verfilmung ein paar Pacingprobleme, aber die Sogwirkung von Regie- und Kameraführung machen dies weitgehend wieder wett. Bleibt nur die Frage, ob Fincher sich noch den Fortsetzungen annimmt …


Platz 24: Die Piraten! – Ein Haufen merkwürdiger Typen (Regie: Peter Lord)

Die Aardman Studios schufen mit diesem charismatischen Piratenspaß einen typisch britischen Stop-Motion-Trickfilm voller absurder, verschrobener Figuren und zahlloser Detailgags, die auch ein zweites oder drittes Anschauen rechtfertigen. Die Story des unrühmlichen, netten Piratenkapitäns, der zum Piraten des Jahres gewählt wird und bei der Suche nach fetter Beute Darwin und der Königin von England über den Seeweg läuft, ist sehr lässig erzählt und könnte zwecks Spannung etwas Fokus gebrauchen, doch als Piratenliebhaber kann ich dem Film nicht zu böse sein, dass er sich auf liebevolle Seeräuberkarikaturen versteift.


Platz 23: 50/50 (Regie: Jonathan Levine)

Die autobiographisch beeinflusste Tragikomödie von Drehbuchautor Will Reiser besticht insbesondere durch ihre feinfühlige Mischung aus Kumpelhumor und ehrlicher, nicht auf die Tränendrüse drückender Dramatik sowie ihr tolles Ensemble. Joseph Gordon-Levitt liefert eine facettenreiche, berührende Performance ab, während Anna Kendrick wieder einmal beweist, dass sie viel zu gut für Twilight war und Seth Rogen seiner typischen Kumpelrolle bewusst und effektiv einige anstrengendere Seiten einverleibt.


Platz 22: ParaNorman (Regie:Sam Fell & Chris Butler)

Der zweite Stop-Motion-Film in dieser Jahreshitliste hat wesentlich mehr Punkte für seine Story verdient als Die Piraten: Diese liebenswerte Horror-Hommage begnügt sich nicht bloß damit, ein Genre zu ehren, in dem die jüngeren Zuschauer kaum versiert sein sollten, sondern erzählt auch eine schöne Parabel über das Außenseitertum und wie es mit Missverständnissen zusammenhängt. Dabei schlagen die Macher dieser Trickkomödie nicht in altbekannte Kerben und nehmen Ausgestoßene bedingungslos in Schutz, sondern weisen auch darauf hin, wie sie sich in ihren Schmerz einigeln und selbst ihr Leid vergrößern. Grusel, Humor und eine tolle Aussage. Leider ist ParaNorman visuell nicht auf der Höhe von Laikas Meisterwerk Coraline und das Finale ist mir auch zu ausgedehnt, so dass es für einen Platz in den Top 20 dieser Liste dann doch nicht reichte.


Platz 21: Cosmopolis (Regie David Cronenberg)

Robert Pattinson als blutleerer, gefühlskalter Lackaffe, der sich selbst für den Größten hält? Welch perfekter Besetzungscoup! Nun, da der offensichtliche Gag aus dem Weg ist: Die Figuren in Don DeLillos wirtschaftskritischem Roman reden wie gedruckt – und das überträgt David Cronenberg in seiner Adaption ohne jede Rücksicht und ohne jegliche Verluste auch auf die Leinwand. Dies ist die ärgste Schwäche an Cosmopolis, da Cronenberg über das Ziel hinausschießt, so dass nicht nur die Künstlichkeit der Monologe übermittelt, sondern der Zuschauer teils vollkommen gegen die Wand geredet wird. Aber auch ohne hilfreiche, kurze Atempausen entwickelt die sterile Charakterdystopie eine erstaunliche Sogwirkung, da sämtliche Darsteller allein schon über den Sprachduktus das Wesen ihrer Rollen auszudrücken vermögen. Der unrealistische New-York-Trip nimmt eine geniale Wende, sobald Pattinsons Kapitalist einem ähnlich manischen Opfer der Wirtschaftslage begegnet und Arthouse-Liebling Paul Giamatti eine herrlich theatralische Darbietung abgibt.


Platz 20: Looper (Regie: Rian Johnson)

Zeitreisefilme rennen nahezu naturgemäß in Ansammlungen von Paradoxien, die entweder faszinierende Handlungselemente oder störende Logiklöcher sein können. Autorenfilmer Rian Johnson entwarf mit Looper einen Sci-Fi-Neo-noir-Thriller, der eine in sich plausible, dreckige, urbane Zukunft entwirft, in der Zeitreisen verboten sind und allein von Auftragskillern genutzt werden. Diese zahlen jedoch einen großen Preis dafür. Johnsons Herangehensweise ist in sich schlüssig und seine zahlreichen Verweise auf frühere cineastische Werke sind unaufdringlich und fügen sich wundervoll in die karge Grundatmosphäre ein. Bruce Willis und Joseph Gordon-Levitt spielen hervorragend auf, auch Emily Blunt spielt einmal mehr mehrschichtig und auf simple Art einvernehmend. Mein Problem mit Looper sind die übernatürlichen Non-Sci-Fi-Elemente, die mir zu sehr in den Fokus rückten und zudem auch mit zu viel Tamtam inszeniert sind, was sich für mich nicht ins Gesamtwerk einfügen wollte. Generell hätte der Film straffer sein dürfen.

Siehe auch:

2 Kommentare:

  1. Ich stimme mit dir überein, dass es ein sehr gutes Kinojahr war. Und Verblendung wäre bei mir auch auf ungefähr diesem Platz gelandet.

    Der Rest hätte aber mit meiner Liste nichts gemein: Piraten und 50/50 hab ich leider nicht gesehen, ParaNorman sehe ich etwas weiter unten und Cosmopolis viel weiter unten (mit dem Film konnte ich gar nichts anfangen) und Looper ist bei mir (knapp) in den Top10 gelandet...

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  2. Objektiv würde ich Looper auch deutlich höher einschätzen, da die Telekinese-Sache ja sehr gut und unaufdringlich eingeführt wurde. Aber auf einer rein subjektiven, von meinem Herzen bestimmten Liste hat mich dieses Element zu sehr gestört.

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