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Montag, 18. Februar 2013
James Bond 007 – Goldfinger
Albert R. Broccoli und Harry Saltzman nahmen sich die Idee eines Titelsongs für jeden Bond-Film, positionierten ihn über die mit einer weiblichen Silhouette verführenden Eröffnungsszene, behielten das Konzept einer Prologsequenz und warfen dann den Rest von Liebesgrüße aus Moskau über den Haufen. Stattdessen gaben sie Regisseur Guy Hamilton ein Budget von drei Millionen Dollar (mehr als die Kosten der ersten beiden Bond-Filme zusammen), um sich wieder der andersweltlichen Agentenfantasie eines James Bond jagt Dr. No anzunehmen. Nun mit noch mehr Chauvinismus und Technikspielereien. Und so konkretisierte sich die seit 1962 langsam zurechtgeköchelte Bond-Rezeptur. Archetypischer sollte kein Film dieses Megafranchises mehr sein und deswegen ist Goldfinger auch der wohl am häufigsten parodierte Teil der Reihe. Die Fülle an ikonischen Momenten wird dazu sicher auch noch ihr Scherflein beigetragen haben ...
Nach einem erfolgreichem Einsatz hofft James Bond, in einem Luxushotel bei Miami das Leben genießen zu dürfen. Doch statt mit einer blonden Bikinischönheit turteln zu können, ereilt den britischen Agenten sein Kollege Felix (Cec Linder) mit einem neuen Auftrag. Bond soll den zwielichtigen Millionär Auric Goldfinger (Gert Fröbe) im Auge behalten, der sich derzeit im selben Hotel aufhält. Dort verdient sich Goldfinger ganz gemütlich durch Betrug beim Gin Rummy was nebenher, bis ihm 007 auf die Schliche kommt, seine Gehilfin Jill Masterson verführt und ihn zum Verlieren zwingt. Goldfinger nimmt diese Demütigung nicht auf die leichte Schulter und lässt seine ihn verratende rechte Hand ermorden, um Bond einen Denkzettel zu verpassen. Nach einem Rüffel der MI-6-Leitung folgt der Doppelnullagent wieder Goldfingers Spuren, da der gewichtige Millionär durch Goldschmuggel die Stabilität der Weltwirtschaft gefährdet. Bei einem gemeinsamen Golfspiel erhärtet sich die Feindschaft zwischen Bond und Goldfinger, weshalb es dem Liebhaber des güldenen Metalls zu einer persönlichen Freude wird, Bond aufzuhalten ...
Goldfinger beginnt mit der ersten actionorientierten, kaum mit dem eigentlichen Film verbundenen Prologsequenz der Bond-Filmreihe und macht unvermittelt klar, dass der politisch beeinflusste und an Hitchock-Suspense interessierte Ansatz von Liebesgrüße aus Moskau aus dem Fenster flog. Bonds Charakterzüge als Raubein und Weiberheld werden um ein Vielfaches verstärkt, noch vor dem Vorspann pfeift Bond auf jede um sein Leben besorgte Warnung, um einer Frau den Kopf zu verdrehen, und einen Gegner schaltet er völlig kaltblütig und mit trockenem Kommentar begleitet aus. Goldfingers Assistentin Jill Masterson, die selbstredend in Dessous gekleidet ist, während sie ihrem Boss das Blatt seines Kartenspielherausforderers durchsagt, kriegt er mit nur wenigen, markigen Sprüchen ins Bett und so zieht sich das durch den gesamten Film: Bond ist ein selbstbewusster Chauvi mit kühlem Charisma, er erledigt seine Arbeit rücksichtslos und trockenem Witz und Rückschläge nimmt er gelangweilt hin. Dass Bond als Hauptfigur den Zuschauer auf seiner Seite hat, ist da nahezu allein Sean Connery zu verdanken, der es versteht, den Gentleman-Chauvinisten mit einer überlebensgroßen Leinwandausstrahlung auszustatten. Connerys Bond handelt zwar alles andere als sauber, aber er kommt durch die Darstellung und Inszenierung leichtfüßiger und ohne Schattenseiten rüber als etwa Craigs Bond. Diesen würden wir auch sicherlich niemals mit Entchen-Hut auf dem Kopf sehen.
Besagter Anblick ist bereits einer der vielen großartigen Einzelmomente des Films, ebenso wie Bonds Schnellfeuer-Flirterei mit Jill Masterson oder das gleichermaßen spannende wie humorvolle Golfduell zwischen Goldfinger und Bond, in dem Fröbe und Connery sich im Kampf der Egos üben. Goldfingers Handlanger Oddjob ist als stumme, einschüchternde Bedrohung mit fantasievollem Waffenarsenal genauso denkwürdig wie Bonds Vorzeigeauto, der schmucke, mit Gadgets überfüllte Austin Martin DB5. Und auch der Vorspann ist grandios: Die gute Idee des Vorgängers wird klug weitergesponnen und endlich fähig umgesetzt. Statt eines wild wackelnden Frauenkörpers, der als Projektionsfläche für die Credits dient, steht nun ein stiller Frauenkörper im Zentrum, auf den Filmausschnitte projiziert werden.
Die zwei besten Szenen sind für mich aber folgende: Zunächst die Szene, in der Goldfinger Bond gefangen und gefesselt hat und droht, ihn mit einem Laser zu töten. Das Wortgefecht zwischen beiden, die zwar bemüht coole, doch auch sichtlich verängstigte Darbietung Connerys und der simple Fakt, dass Goldfinger nicht so blöd ist, dass er den gefangenen Bond allein lässt (wie viele spätere Schurken), sorgen für eine tolle Sequenz. Die andere Topszene ist, wie sollte es anders sein, Mastersons Tod. So unsinnig er sein mag, die goldüberzogene Leiche ist ein einprägsames Bild und zu Recht unvergessener Teil der Filmgeschichte.
Dennoch finde ich Goldfinger schwächer als seinen Vorläufer. Grund ist, dass zwischen den ikonischen Momenten meiner Ansicht nach nicht genügend Suspense aufgebaut wird (oder aber alternativ der Humor nicht durchgehend genügend ist, um für die mangelnde Spannungskurve zu entschädigen) und die Szenen nicht so sehr aufeinander aufbauen wie in Liebesgrüße aus Moskau, wo einzig der Bauchtänzerinnen-Kampf aufgesetzt ist. Die Figur Tillys, die Bond in der Schweiz trifft, etwa ist nicht mehr als ein künstlicher, durchschaubarer Versuch, Konflikt entstehen zu lassen.
Eine Goldfinger-Kritik wäre jedoch wohl kaum komplett ohne Pussy Galore. Was für ein Name für ein Bond-Girl und was für eine Leistung, dass man das an den Zensoren vorbei bekam. Angeblich mussten die Produzenten den Verantwortlichen ein chices Abendessen dafür ausgeben. Der Name ist in seiner Dreistigkeit wirklich kultig, zweifelhaft ist derweil, wie sich Bond Pussy dreist annähert und ihn von ihrer Immunität gegenüber seinem Charme "umpolt". Hier übertritt der augenzwinkernde Chauvinismus der Reihe die Grenze zum Sexismus. Ja, ja, so waren sie, die 60er ...
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