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Sonntag, 25. November 2012

Waltmenschen: Bill Farmer

An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.

Bill Farmer

Dass in den Disney-Studios der Sprecherarbeit bei Zeichentrickfilmen ein besonders hoher Wert eingeräumt wird, dürfte selbst in Zeiten von vermeidbaren Kontinuitätsbrüchen bei der deutschen Synchro beliebter Filmreihen (Toy Story) niemand ernstlich verneinen. Dass nicht nur der Look, sondern auch die Stimme für die unverwechselbare Charakteristik der Disney-Figuren entscheidend ist, äußert sich insbesondere darin, wie penibel der Disney-Konzern bei seinen ältesten Stars ist. Englischsprachige Voice Actor, die als einer der Fab Five besetzt wird, hat keinen Gelegenheitsjob sicher für ein paar Episoden einer Micky-Maus-Fernsehserie, sondern eine Aufgabe auf Lebenszeit. Jede Kleinigkeit, in der Micky, Minnie, Donald, Goofy oder Pluto zu hören sind, wird von ihren Stammsprechern eingesprochen. Jeder Satz in Videospielen, jeder Huster in Themenparkshows kommt von den stets auch disneybegeisterten Stammsprechern. Ersatzbesetzungen sind nahezu tabu.

Doch in der Riege der Fab Five gibt es auch ein kleines Gefälle. Donald bekam im englischsprachigen Original bloß von zwei Menschen seine Stimme geliehen – Clarence Nash und Tony Anselmo. Micky erfuhr vier Sprecher und Goofy ist mit sechs Sprechern das schwarze Schaf. Und wie chaotisch Disney bei Goofy umging ist praktisch beispiellos: Pinto Colvig, sein erster Sprecher und das Vorbild für seinen Charakter, ging nach wenigen Jahren und wurde durch Archivmaterial seiner eigenen Sprecherleistung und einen neuen Sprecher zugleich ersetzt. Später kam Colvig zurück, doch Disney forderte bei Neuentwicklungen der Figur immer wieder neue Intonationen der eigentlich ikonischen Goofy-Stimme. In den 80ern durchlief Goofy gleich drei Sprecher, die allesamt unterschiedlich nah an Colvigs Original lagen, ehe man sich 1986 für Bill Farmer entschied. Farmer ist mittlerweile der Sprecher, der Goofy die längste Zeit treu blieb und ist längst noch enger mit seiner Rolle verwachsen als Colvig.

Dabei hätte es komplett anders kommen können – als sich Bill Farmer bei Disney bewarb, ging er die Figuren durch, die der Teilzeit-Stand-up-Comedian imitieren konnte. Er selbst fand seine Micky-Performance gut, während er einen mäßigen Donald drauf hatte. Farmer gesteht sich ein: „Ich kann wie er schnattern, aber in seiner Stimme kein einziges Wort artikulieren.“ Doch Farmer hatte einen Trumpf im Ärmel: Goofy. Den Tollpatsch ahmte er bereits perfekt in seinen Comedyprogrammen nach und all seine Anvertrauten pflichteten ihm bei, dass er sowieso ein realer Goofy sei.

Der 1952 in Pratt, Kansas geborene, studierte Rundfunkjournalist strahlt stets einen naiven Optimismus aus und entwickelte sich vom zum Scherzen aufgelegten Farmersjungen zu einem liebenden, mit distinktiven Witz auftretenden, tollpatschigen Vater aus der städtischen Bürgerschicht. Einen geregelten Tagesablauf kennt Farmer nicht – mal wird er für Goofy-Tonaufnahmen ins Studio geholt, mal von anderen Studios als Imitator engagiert (in Robot Chicken imitierte er zum Beispiel bereits Bugs Bunny und Daffy Duck). Zu den ermüdendsten Aufgaben zählt Farmer Jobs wie das Einsprechen von über 2.800 Namen, um Disney das Erstellen individualisierter Geburtstags-CDs zu ermöglichen – am schönsten sind dafür Anrufe bei Kindern, zu deren letzten Wünschen ein Gespräch mit Goofy gehört.

Der 2009 zur Disney Legende ernannte Sprecher hat nur einen regulären Termin in seinem Kalender: Während Micky Maus Wunderhaus-Episoden produziert werden, ist der Donnerstag für diese Aufnahmen reserviert. Farmer, der den berühmten Goofy-Schrei lange üben musste, spricht nicht nur Goofy, sondern leiht auch Pluto sein Stimmorgan und ist der erste offizielle Sprecher von Rudi Ross.  

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