An
dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten
Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.
Bill Farmer
Dass in den Disney-Studios der Sprecherarbeit bei Zeichentrickfilmen
ein besonders hoher Wert eingeräumt wird, dürfte selbst in Zeiten
von vermeidbaren Kontinuitätsbrüchen bei der deutschen Synchro
beliebter Filmreihen (Toy Story) niemand ernstlich verneinen.
Dass nicht nur der Look, sondern auch die Stimme für die
unverwechselbare Charakteristik der Disney-Figuren entscheidend ist,
äußert sich insbesondere darin, wie penibel der Disney-Konzern bei
seinen ältesten Stars ist. Englischsprachige Voice
Actor, die als einer der Fab Five besetzt wird, hat keinen
Gelegenheitsjob sicher für ein paar Episoden einer
Micky-Maus-Fernsehserie, sondern eine Aufgabe auf Lebenszeit. Jede
Kleinigkeit, in der Micky, Minnie, Donald, Goofy oder Pluto zu hören
sind, wird von ihren Stammsprechern eingesprochen. Jeder Satz in
Videospielen, jeder Huster in Themenparkshows kommt von den stets
auch disneybegeisterten Stammsprechern. Ersatzbesetzungen sind nahezu
tabu.
Doch in der Riege der Fab Five gibt es auch ein kleines Gefälle.
Donald bekam im englischsprachigen Original bloß von zwei Menschen
seine Stimme geliehen – Clarence Nash und Tony Anselmo. Micky
erfuhr vier Sprecher und Goofy ist mit sechs Sprechern das schwarze
Schaf. Und wie chaotisch Disney bei Goofy umging ist praktisch
beispiellos: Pinto Colvig, sein erster Sprecher und das Vorbild für
seinen Charakter, ging nach wenigen Jahren und wurde durch
Archivmaterial seiner eigenen Sprecherleistung und
einen neuen Sprecher zugleich ersetzt. Später kam Colvig zurück,
doch Disney forderte bei Neuentwicklungen der Figur immer wieder neue
Intonationen der eigentlich ikonischen Goofy-Stimme. In den 80ern
durchlief Goofy gleich drei Sprecher, die allesamt unterschiedlich
nah an Colvigs Original lagen, ehe man sich 1986 für Bill Farmer
entschied. Farmer ist mittlerweile der Sprecher, der Goofy die
längste Zeit treu blieb und ist längst noch enger mit seiner Rolle
verwachsen als Colvig.
Dabei hätte es komplett anders kommen können – als sich Bill
Farmer bei Disney bewarb, ging er die Figuren durch, die der
Teilzeit-Stand-up-Comedian imitieren konnte. Er selbst fand seine
Micky-Performance gut, während er einen mäßigen Donald drauf
hatte. Farmer gesteht sich ein: „Ich kann wie er schnattern, aber
in seiner Stimme kein einziges Wort artikulieren.“ Doch Farmer
hatte einen Trumpf im Ärmel: Goofy. Den Tollpatsch ahmte er bereits
perfekt in seinen Comedyprogrammen nach und all seine Anvertrauten
pflichteten ihm bei, dass er sowieso ein realer Goofy sei.
Der 1952 in Pratt, Kansas geborene, studierte Rundfunkjournalist
strahlt stets einen naiven Optimismus aus und entwickelte sich vom
zum Scherzen aufgelegten Farmersjungen zu einem liebenden, mit
distinktiven Witz auftretenden, tollpatschigen Vater aus der
städtischen Bürgerschicht. Einen geregelten Tagesablauf kennt
Farmer nicht – mal wird er für Goofy-Tonaufnahmen ins Studio
geholt, mal von anderen Studios als Imitator engagiert (in Robot
Chicken imitierte er zum Beispiel bereits Bugs Bunny und
Daffy Duck). Zu den ermüdendsten Aufgaben zählt Farmer Jobs wie das
Einsprechen von über 2.800 Namen, um Disney das Erstellen
individualisierter Geburtstags-CDs zu ermöglichen – am schönsten
sind dafür Anrufe bei Kindern, zu deren letzten Wünschen ein
Gespräch mit Goofy gehört.
Der 2009 zur Disney Legende ernannte Sprecher hat nur einen regulären
Termin in seinem Kalender: Während Micky Maus
Wunderhaus-Episoden produziert werden, ist der Donnerstag
für diese Aufnahmen reserviert. Farmer, der den berühmten
Goofy-Schrei lange üben musste, spricht nicht nur Goofy, sondern
leiht auch Pluto sein Stimmorgan und ist der erste offizielle
Sprecher von Rudi Ross.
2 Kommentare:
Schöner Artikel, aber falsche überschrift? :D
Fix'd
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