An dieser Stelle möchten wir den bekannten und weniger bekannten Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen – Im Schatten der Maus.
Joe Ranft, 1960–2005
Joseph Ranfts Karriere, die in seiner Arbeit für Pixar ihren sensationellen Höhepunkt fand, begann, wie die vieler anderer Trickfilmpioniere der letzten Jahre, seien es John Lasseter oder Brad Bird im Bereich CGI oder Henry Selick und Tim Burton mit stop motion, im California Institute of the Arts, kurz CalArts. Im Gegensatz zu den anderen setzte er sie auch über einen längeren Zeitraum in Disneys Trickfilmsschmiede fort – dass sich seine Beteiligung dennoch nur auf einige Produktionen beschränkt ist der Tatsache zu verdanken, dass er die Filme und Kollegen bei Disney zwar im Nachhinein wesentlich beeinflusste, zu den Werken seiner Zeit aber nie Zugang fand; was in den Augen mancher Zyniker, mit der Distanz einiger Jahre betrachtet, seine außergewöhnlichen Ansprüche an die eigene Kreativität nur unterstrich.
Was Joe, der 1980 (zum großen Ärger seiner Mutter) ohne CalArts-Abschluss zu Disney wechselte, dort in die Hand nahm, zerbröckelte in seinen Händen ins Nimmerwiedersehen. Es verwundert nicht, dass seine erste Erwähnung in den Credits eines Disney-Films aus dem Jahr 1987 stammt. Was er in den Anfangsjahren seines Disney-Daseins tat, machte ihm entweder keinen Spaß (Micky Maus) oder es machte ihm Spaß, Studioboss Ron Miller aber nicht (Basil, der große Mäusedetektiv). Joe Ranfts Visionen waren gewaltig und mitunter auch gewalttätig; privat zeichnete er brutrünstige Geschichten, über die er sich nur mit Tim Burton austauschen konnte. Ron Miller gefiel wenig von dem, was Ranft vorlegte, da dieser Vorstellungen hatte (vor allem von der Inszenierung einer Handlung), die dem Schwiegersohn Walts nicht gefielen; was Joe für den Beginn von Basil erarbeitet hatte, wurde entsetzt abgelehnt. Das tat der Tatsache, dass er in den Disney-Studios als unermüdlicher und kompetenter Mitarbeiter, der ständig am eigenen Zeichenstil feilte, wahrgenommen wurde, keinen Abbruch (er füllte wahrscheinlich mehr Papiermülleimer, als irgendeiner seiner Kollegen).
Gelernt hatte Joe bei CalArts von Eric Larson, Ollie Johnston und vielen anderen. Einen bleibenden Eindruck hinterließ bei ihm vor allem T. Hee, der ihm väterlich zur Seite stand (er war es auch, der dem 1,95 Meter großen Ranft riet, abzunehmen – als positives Beispiel führte er seine eigene Person auf).
Schließlich setzte sich Joe Ranfts Talent auch bei Disney durch und er wurde zu einem wichtigen Teil des Story Departments; Joe, der seit seiner Kindheit Entspannung in der Zauberkunst fand, brillierte durch einen unerschöpflichen Quell an Ideen und gehörte unter anderem zum festen Team von Die Schöne und das Biest und Der König der Löwen.
Anschließend folgte er seinen alten Mitstudenten zu Pixar – und schrieb Filmgeschichte.
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