Dienstag, 6. November 2012

11 Regisseure für "Star Wars: Episode VII"


Der Disney/Star Wars-Deal setzte vergangene Woche das Internet in Flammen. Neben großer Verwunderung gab es auch zahllose schockierte, erboste Reaktionen von Star Wars-Fans und Gelegenheitspessimisten, die Star Wars nun ins Kinderspielparadies umziehen sehen. Dass ich widerspreche, sollte niemanden überraschen, und weshalb genau ich Disney als eine annehmbare Heimat für Luke, Leia, Darth Vader und Co. halte, könnt ihr hier nachlesen.

Statt rumzuflennen, dass Disney Star Wars runinieren wird, sollten wir lieber unsere Energien darauf verwenden, über die möglichen Regisseure von Star Wars: Episode VII zu spekulieren. Das macht wesentlich mehr Spaß, ist erbaulicher und sorgt für einen amüsierten Aufruhr, wenn der tatsächliche Regisseur bekannt gegeben wird.

Meine Top 11 beschränkt sich auf Regisseure, die ich für wahrscheinlich halte. Joss Whedon etwa fällt, so sehr man ihn sich auch wünschen mag, raus, da Whedons The Avengers 2 genauso wie der neue Star Wars-Film für 2015 angekündigt ist, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass Whedon beide Filme umsetzen wird. Doch die Auswahl bleibt groß genug ...

Duncan Jones
David Bowies regieführender Sohn brachte bislang zwei Filme ins Kino, und beide zählen zum Sci-Fi-Fach. Zwar ist weder Moon, noch Source Code sonderlich popcorntauglich, allerdings wäre Jones nicht der erste, der vom eher ernsten Fach ins Blockbusterkino springt. Jones zeigte im fantastischen Moon, dass er Maschinen toll vermenschlichen kann (wichtig für Star Wars), während der meiner Ansicht nach überschätzte Source Code bereits solide Action-Anteile aufwies. Vor allem ist Jones aber ein ambitionierter, junger Filmschaffender, der eine eigene Vision mitbringen kann, jedoch keine derart strenge eigene Handschrift hat, dass sie sich mit der ursprünglichen Star Wars-Welt beißen würde. Hollywood traut ihm große Stoffe bereist zu: Er war lang im Rennen, das Superman-Reboot und den neuen Wolverine-Film zu tragen. Derzeit arbeitet er angeblich an einem Ian-Flemming-Biopic. Aber der Film kann gewiss warten ...


Kenneth Branagh
Der nordirische, Oscar-nominierte Schauspieler und Regisseur verantwortete Thor und hat sich somit bereits als fähiger Strippenzieher hinter theatralisch-bunter Sci-Fi-Fantasy bewiesen. Mir war Asgard etwas zu klinisch, vielen anderen Kinogängern hat Branaghs Umsetzung der Marvel-Interpretation des nordischen Götterkosmos sehr gut gefallen. Und auch wenn ich optisch weiterhin nicht vollauf von Thor überzeugt bin, hat mich der Film tonal für sich eingenommen. Branaghs Wurzeln als Shakespeare-Spezialist merkte man bereits seinem Marvel-Hit an, und eine Spur Groschenroman-Shakespeare steckt auch in den besseren Star Wars-Filmen. Das darf sehr gerne auch bei der siebten Episode durchschimmern. Aktuell dreht er den 2013 anstehenden Actionthriller Jack Ryan, danach wäre er wieder zu haben ...

Sam Raimi
Wenn wir Glück haben, bekommen wir eine Art Spider-Man 2 für das Star Wars-Franchise: Blockbuster-Tiefgang über das Heldensein, cartoonigen, doch nicht überzogenen Humor, gute Spezialeffekte und einen fantastischen Schurken. Mit noch mehr Glück bringt Raimi auch eine Prise seines originellen Horrorkönnens mit. Möglicherweise aber weigert er sich nach dem Spider-Man 3-Debakel, erneut ein Franchise weiterzuspinnen.

Sam Mendes
Wir wollen einen Regisseur, der ein Franchise über den zuletzt gesehenen Kinofilm hinaushebt und nach umstrittenen Modernisierungsversuchen aktuell und zeitgemäß bleibt, trotzdem fähig ist, wieder etwas klassisches Flair zu erzeugen? Wieso nicht Sam Mendes? Sein Qualifikationsschreiben? Ein Wort: Skyfall!

Joe Johnston
Für Joe Johnston spricht seine Arbeit an Captain America: Der Werdegang eines bemitleidenswerten Jedermanns zu einem Superhelden, die Vermischung aus Popcorn-Emotion und einer bunten, dynamischen eigenen Mythologie, der grundlegende Tonfall, all das erinnert durchaus an Star Wars. Der Look des Films ist super und zwar computergestützt, allerdings auch viel handwerklicher und echter als bei den mitunter klinisch-künstlichen Star Wars-Prequels. Johnston hat zudem eine gesunde Vergangenheit mit Disney, die unter anderem den coolen und bald mit einem Reboot aufwartenden Rocketeer umfasst, und ist großer Star Wars-Fan, der seit einiger Zeit Lucasfilm anbettelt, einen Boba-Fett-Film drehen zu dürfen. Klingt perfekt, oder?

Joseph Kosinski
Der studierte Architekt hat aufgrund seiner Vergangenheit als Regisseur von mit Computergrafiken gespickten Werbespots bereits einiges an Erfahrung hinsichtlich einiger der grundlegenden technischen Herausforderungen für einen Star Wars-Regisseur sammeln können. Sein inoffizielles Bewerbungsschreiben war jedoch sein Regiedebüt Tron: Legacy, das Disneys 80er-Kultfilm Tron nahm und visuell wie atmosphärisch in die Gegenwart überführte. Zwar ist sich das "Geektum" nicht gänzlich einig, wie gut oder schlecht der Film war, wenn ich aber mein eigenes Wort auf die Goldwaage schmeißen darf, so war Tron: Legacy ein audiovisuelles Fest mit dichter Atmosphäre, originellen Setpieces und leichten Defiziten im zwischenmenschlichen Sektor, welche allerdings eher dem Skript als der Inszenierung zuzuschreiben sind. Kosinski drehte Tron: Legacy als Achterbahnfahrt durch eine popkulturelle Kunstinstallation, und wenn Kosinski etwas knalligerem Humor mitbringt, dürfte er mit diesem Stil einen sehr interessanten Star Wars-Film erschaffen. Vor allem schaffte es Kosinski, aus seinen Darstellern unterschiedlichste, dem Film zuträglich kommende Performances rauszukitzeln, wie sie auch im Lucas-Universum willkommen wären. Wenn Oblivion kommendes Jahr nicht völlig durchfällt, sollte Kosinski sich auf einigen Wunschlisten zu finden sein. Wäre bloß schade, dass Tron 3 dann länger auf sich warten ließe ...


Guy Ritchie
Mit Sci-Fi oder Fantasy hat Ritchie bislang keine Erfahrung, jedoch dürfte der britische Underground-Filmer seit Sherlock Holmes 1 & 2 einiges an Blockbustervertrauen genießen. Seine Mischung aus Spannung, Action, figurengesteuerten Momenten und Witz könnte einen spritzigen Star Wars-Film versprechen. Und irgendwie glaube ich, dass man mit einem Gastauftritt von Robert Downey Junior rechnen müsste. Oder von Jason Statham. Beides nicht übel.

David Fincher
Ja, richtig gelesen. Fincher ist, trotz seiner schlechten Erfahrungen im Sci-Fi-Sektor und seiner Tendenz zu düsteren Stoffen, ein gar nicht mal so unwahrscheinlicher Kandidat. Er begann seine Karriere bei Lucasfilm und befindet sich seit einigen Monaten in Verhandlungen mit Disney, um einen 20.000 Meilen unter dem Meer-Film zu verwirklichen, der laut Branchenkennern eine Art "düsteres Star Wars trifft Jules Verne" darstellt. Fincher kann gut mit Disney-Produktionschef Sean Bailey und ist großer Star Wars-Liebhaber. Aber würde er sich tatsächlich erneut an ein bereits etabliertes Franchise herantrauen wollen?

Andrew Stanton
Der beste Grund, weshalb Andrew Stanton Star Wars: Episode VII übernehmen sollte: Uns bliebe dann (vorerst?) Findet Nemo 2 erspart. Doch auch sonst wäre Andrew Stanton eine gute Wahl: John Carter erlitt an den Kinokassen zwar Schiffbruch, künstlerisch gelang Stanton aber ein ambitioniertes Stück Sci-Fi-Fantasy, das altbekannten Stilmitteln etwas neues abgewann und, wie er selbst sagt, in die Kategorie "Groschenroman-Shakespeare" passt. Die Romanvorlage war eine der vielen Star Wars-Inspirationen und im (visuell wie charakterlich) farbenfroheren Universum der Jedi und Sith könnte ein neues Stanton-Epos vielleicht auch jene überzeugen, denen John Carter zu karg war. Und nachdem Stanton mit Star Wars die Milliarden-Dollar-Grenze nahm, schreibt, produziert und co-inszeniert er John Carter 2 & 3, während er für Pixar originelle Stoffe verwirklicht. Hm, jupp, diese potentielle Zukunft gefällt mir!

Brad Bird
Abhängig davon, wie lange 1952 bis zur Verwirklichung benötigt und ob Bird danach endlich seinen Wunschfilm 1906 drehen darf, könnte er für Star Wars: Episode VII nicht zur Verfügung stehen. Doch wenn 1952 zügig vorwärts kommmt und 1906 dann sozusagen nach Star Wars: Episode VII den "Belohnungsfilm" abgibt, dann haben wir alle guten Grund zum Jubeln. Mission: Impossible - Phantom Protokoll hat trotz gewisser Tom-Cruise-Müdigkeit beim Otto Normaldurchschnittskinogänger sämtliche Vorgängerfilme an den Kinokassen hinter sich gelassen, und das sogar mit Recht! Große Spannung, gekonnte Action-Kernmomente, die einen in den Kinosessel pressen sowie eine herrliche Prise Humor machten das Rezept von Birds visuell aufregendem Realfilmdebüt aus, welches sich gerne bei Star Wars wiederholen darf. Darüber hinaus bewies Bird mit Die Unglaublichen, dass er thematisch interessante Action versteht, die zwar familientauglich ist, sich wohl aber nicht um dieses Prädikat schert. Und, selbst wenn es seit der Disney-Übernahme heftiger denn je bestritten wird: Star Wars war stets familientauglich, ohne als Familienfilm konzipiert zu sein. Zumindest auf der großen Leinwand. Brad Bird hat ein Auge für ernste Zwischentöne (die gerne in der neuen Trilogie aufkommen können), das Inszenieren neuer und bekannter Figuren, einprägende Bilder und gute, der Story dienlicher Action. Was braucht's sonst?

Robert Rodriguez
Eigentlich hatte ich den Killer-Mariachi unter den Hollywood-Regisseuren nicht auf der Rechnung. Zu wild, zu blutig seine (guten) Filme. Dann aber reagierte die Filmbranche auf die Disney/Star Wars-Meldung, und eine Stimme stach auffällig heraus. Autoren und Regisseure äußerten sich in einem authentischen, spontanen Tonfall über diese Neuigkeit, waren überrascht, perplex, aufgeregt, optimistisch oder auf diplomatische Weise schockiert. Bloß ein Mann tanzte aus der Reihe und gab ein Lob in bestem PR-Vokabular von sich, und zwar ... Robert Rodriguez???! Ja, der coole, kumpelhafte Gringo sprach nicht von einer "verfickt scharfen Sache", sondern gab folgendes Statement: "George Lucas hat eine aufregende Welt, ein aufregendes Erbe erschaffen — eines, das fähige Hände benötigt, in denen es weiter verweilen kann. Ich finde, dass Disney das bestmögliche Studio für diese Aufgabe ist und der Fakt, dass sie Kathleen Kennedy dazugeholt haben? Ich kann mir kein idealeres Szenario vorstellen. 2015 kann nicht schnell genug eintreffen."
Äh ... und das aus dem Mund von Robert Rodriguez? So spricht doch kaum jemand, ohne zuvor mit seinen Anwälten oder Geschäftspartnern gesprochen zu haben, insbesondere nicht wenn er Robert freakin' Rodriguez ist! Leute, da ist was im Busch, und wenn es sich dabei um einen Tequilla flavoured Tex-Mex-Scheiß von einem Star Wars-Film handelt, so bin ich Cowboyhut-schwingend am Starttag im Kino mit dabei!

2 Kommentare:

Stefan Kraft hat gesagt…

Ich liebe diesen Donald-Darth Maul - erinnert er mich unbewusst an PkNA.

Joe Johnston würde sich auch deswegen anbieten, weil er auch enge GL- und SW-Verbindungen hat; er begann als Storyboard-Zeichner bei Lucasfilm und hat die Zeit dort anscheinend als sehr lehrreich (im positiven Sinn) empfunden. GL hat ihm anscheinend sogar einen Teil des Studiums an der University of Southern California gezahlt. Nicht zu vergessen ist, dass Johnston das Aussehen von Boba Fett mitentwarf.

Es würde mich nicht wundern, wenn es ein eher unbekannter Regisseur werden wird, der nicht mal unbedingt Erfahrung im SF-Bereich hat (wer hätte vor Ep. V Kershner auf dem Zettel gehabt?) Eine von zahlreichen (m.E. aber durchdachten) Fanspekulationen in diese Richtung ist z.B. unter http://lazypadawan.livejournal.com/842659.html zu finden.

Schließlich: Ein "ambitionierter, junger Filmschaffender, der eine eigene Vision mitbringen kann, jedoch keine derart strenge eigene Handschrift hat, dass sie sich mit der ursprünglichen Star Wars-Welt beißen würde" wäre wohl in Lucas' Sinne, sollte sein Wunsch, SW einer neuen Generation von Filmemachern zu überlassen, nicht nur ein PR-Spruch sein.

corny hat gesagt…

Ich werfe noch 2 weitere ins Rennen:
Bryan Singer und
J.J.Abrams

:-)

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