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Freitag, 12. Oktober 2012

Disneyland°2 - La Cabane des Robinsons & Tarzan's Treehouse

Welcome, foolish mortals!

Disneyland Paris feiert sein 20-jähriges Jubiläum, und während ich es kaum erwarten kann, die großartig angekündigte neue Wassershow Disney Dreams! selbst zu sehen, ist dies für mich die ideale Gelegenheit, den hiesigen Park mit dem Anaheimer Original zu vergleichen.



Paris
Nachdem der Film Die Schweizer Familie Robinson 1960 ein großer Erfolg für die Disney-Studios war, entschied man sich, den heimatlosen Gestrandeten auch in Disneyland ein Denkmal zu setzen und zwei Jahre später wurde das Swiss Family Treehouse eröffnet, eine Attraktion, die seitdem auf die eine oder andere Weise in jeden Disney-Park eingegangen ist - so auch in Paris als La Cabane des Robinsons. 
Das Baumhaus, auf das sich die Familie nach ihrer unfreiwilligen Strandung zurückzieht, wurde für die Attraktion in Lebensgröße nachgebaut, auch wenn der Standort in Anaheim mitten auf dem New Orleans Square die unfreiwillige Einsamkeit der Gestrandeten etwas ad absurdum führt. In Paris dagegen liegt das Baumhaus einsam in der Mitte des Adventurelands und man hat aus nahezu jeder Perspektive wirklich das Gefühl, sich im tiefsten Dschungel verlaufen zu haben.

Anaheim

Natürlich gehört die Familie Robinson heutzutage nicht zu den bekanntesten Franchises des Hauses Disney, und so ist es nicht verwunderlich, dass das Anaheimer Original 1999, pünktlich zum Kinostart von Disneys 37. Meisterwerk, als Tarzan‘s Treehouse neu eröffnet wurde. Dafür wurde der gesamte künstliche Baum mit all seinen Blättern neu renoviert, eine neue Hängebrücke vom Nachbarbaum dient nun als Eingang und vor allem die einzelnen Teile des Baumhauses selbst wurden natürlich rundumerneuert. Das Ergebnis ist beeindruckend, auch wenn man der gesamten Architektur immer noch ansieht, dass sie eigentlich eher zum Robinson‘schen Herberge passt als zu dem Bau von Tarzans Eltern.

Anaheim
Die interessantesten Neuerungen betreffen die einzelnen Hütten, die nun statt der früheren biederen Räumlichkeiten verschiedene Szenen aus Tarzan darstellen; vor allem natürlich die im Baumhaus, aber auch das Lager der Porters und Janes Zelt. Aber dem Besucher öffnen dich nun nicht mehr nur die Räume selbst; auch Tarzan, Jane, Kala und Sabor sind als quasi originalgroße Figuren in einzelnen Szenen des Films zu betrachten. So hat sich das Baumhaus von einer Filmkulisse zu einer echten Attraktion gewandelt, die nun eher mit den Märchen-Bahnen oder auch der Aladdin-Attraktion in Paris vergleichbar ist. Damit unterscheidet sich die neue Version des Baumhauses nun stark von seiner früheren Idee: Das Haus der Familie Robinson war und ist in Paris immer noch ein quasi „echtes“ Baumhaus, das die Gäste besuchen können, während die Familienmitglieder gerade unterwegs sind - vergleichbar etwa mit Les Mystères du Nautilus.
Anaheim
Diese Verteilung erscheint besonders ironisch, bedenkt man, dass es nach dem Inhalt der beiden Geschichten gerade andersherum zu erwarten wäre. Obwohl der Anfang der beiden Filme - der Schiffbruch, die Ankunft auf dem unbekannten Kontinent und der Aufbau eines neuen Lebens - sich auf überraschende Weise ähnelt, gehen beide Geschichten schnell unterschiedliche Wege. Während das Baumhaus von Tarzans Eltern für den Großteil des Films wirklich zu einer verlassenen Reliquie wird, herrscht im Heim der Robinsons zu jeder Zeit ein fröhliches Treiben und es wäre sehr viel „realistischer“, bei einem Besuch hier auf verschiedene Szenen aus dem Film zu treffen.
Paris
Doch obwohl die Robinson-Variante der Attraktion in Paris insgesamt einen sehr viel realitätsnäheren Anspruch hat, erscheint sie im Endeffekt doch weniger real als die eindeutig künstliche Variante aus Anaheim. Der Effekt der angestaubten Requisiten ist eher der eines Museumsstückes; der ganze Aufbau wirkt interessant und durch de Texttafeln beinahe lehrreich, aber nicht mehr.
Wenn man in Anaheim durch die verschiedenen Stationen von Tarzans Leben wandelt, ist die Wirkung erschreckend, lustig oder rührend, aber immer emotional; durch die Pariser Version geht man als unbeteiligter Besucher einfach interessiert hindurch.
La Cabane des Robinsons steht etwa auf der gleichen Stufe wie der Aufbau der Nautilus, nur dass es hier nichts gibt, was dem großen Salon mit Kraken und Orgel entsprechen kann. Ich selbst habe beide Attraktionen vor ihren jeweiligen Filmen kennengelernt und war später überrascht, wie stark Les Mystères du Nautilus von der Kenntnis des Films profitieren konnte - das Baumhaus dagegen bietet auch wenn man den Film kennt nicht mehr als nette Unterhaltung.


Anaheim

Wahrscheinlich liegt das Hauptproblem des Vergleiches der beiden Baumhäuser gerade in den entsprechenden Filmen; im Gegensatz zu Tarzan kann Die Schweizer Familie Robinson eben einfach keine große emotionale Bindung zum Publikum herstellen. Insgesamt hinterlassen die beiden Attraktionen im Vergleich das Gefühl, als sei La Cabane des Robinsons mehr auf einen gewissen künstlerischen Anspruch angelegt, während Tarzan‘s Treehouse den direkten Kontakt zu seinen Gästen sucht. Genau das macht allerdings eine gute „Attraktion“ aus, und damit ist mein Favorit zwischen den beiden Baumhäusern eindeutig in Anaheim gelegen.


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