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Freitag, 21. September 2012
Resident Evil: Retribution
Ich bin kein großer Resident Evil-Zocker. Es genügt, um die gravierenden Unterschiede zwischen Capcoms Vorlage und Paul W. S. Andersons Filmreihe zu bemerken, all die Abweichungen hinsichtlich der Figurencharakterisierungen, der grundlegenden Atmosphäre ... eigentlich allem! Und auch wenn ich zu einem gewissen Teil die Spielefans verstehen kann, dass sie Anderson dafür am liebsten an die Gurgel gehen würden, kann ich mich bei diesen hohldoofen Actionhorrorfilmen zurücklehnen und mit stylischer Action zuballern lassen. Ein echter Freund dieser Filmreihe bin ich zwar auch nicht, aber für ein paar kurzweilige Minuten reich es zumeist schon.
So auch bei Resident Evil: Retribution, der die stereotype Videospieldramaturgie nahezu nahtlos nachahmt: Alice (Milla "Mein Mann dreht diesen Film und weigert sich, meine Figur auch nur einmal unfähig aussehen zu lassen" Jovovich) befindet sich in der Zentrale der Umbrella Corporation und muss sich von Station zu Station kämpfen, um in die Freiheit zu gelangen. Jeder der Forschungsräume ist ein Testgelände, wo das schurkische Unternehmen in aufwändiger Kulisse seine Biowaffen testet. Das ermöglicht es Paul W. S. Anderson, im fünften Teil seiner Gelddruckmaschine klassischen Vorstadt-Zombieschrecken, eine wuchtvolle Schießerei in New York und eine wilde Verfolgungsjagd in Moskau unterzubringen.
Durch die "Willkommen auf Levelebene 1: Kämpft!"-Dramaturgie und das Nichts an Figurenzeichnung (und sogar dieses Nichts ist mit Widersprüchen vollgestopft, wie auch immer das geht) hat Resident Evil: Retribution einen sehr flachen Spannungsbogen. Doch das muss den Film nicht gleich verdammen. Die Kämpfe sind großartig choreographiert und durch die unterschiedlichen Szenarien ist auch viel Abwechslung geboten. Resident Evil: Retribution greift insofern in einer auf Hochglanz polierten Optik und mit zahlreichen Kameraspielereien danach, was auch The Raid beabsichtigte: Diese Filme wollen eine adrenalinstarke Action-Achterbahn sein, die auf das Minimum an Beiwerk reduziert ist.
Jedoch ist Paul W. S. Anderson nicht mutig (oder dreist) genug, die sich selbsterklärende, hauchdünne Handlung für sich stehen zu lassen. Stattdessen schiebt er nach drei visuell unterschiedlichen, komplett durchgestylten Actionszenen eine ellenlangen Expositionsphase nach, in der Figuren als Gegner eingeführt werden, nur um dann ihre wahre Absicht bekannt zu machen (nämlich, dass sie helfen wollen ... wie sinnig, dass man seinen Partner in spe trotzdem erst angreift) und die platten Dialoge fast schon schmerzen. Auch nachfolgend wird die unterhaltsame, selbstgefällige Actionparade durch einen nervigen, dämlichen Pseudoplot unterbrochen, der die Darsteller unterfordert und das Publikum durch redundente Erläuterungen beleidigt.
Resident Evil: Retribution ist dennoch spaßiges, knallbuntes Hirn-aus-Kino, allerdings reicht es durch die Längen und verzichtbaren Klischees nicht über gehobenes Genremittelmaß hinaus. Der Film ist nicht so rasant wie etwa The Transporter II, obwohl er es sein sollte, aber durch seinen Verzicht auf unfähig umgesetzten Mlchtegerntiefgrund auch eine größere Spaßbombe als der direkte Vorgängerfilm.
Kurzum: Der Intellekt der Zuschauer wird beleidigt, die Reize werden überflutet und wenn die wummernde Musik einen Ticken stylischer, die coolen Sprüche etwas witziger wären, dann könnte man mit dem Argument "Style over Substance" die saudummen Dialogsequenzen besser verzeihen. Es ist wahrlich kein guter Film, aber bei der richtigen Einstellung vollauf ein spaßiger. Insbesondere in 3D, denn das hat Paul W. S. Anderson richtig gut drauf!
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