In der Serie Waltmenschen möchten wir den bekannten und weniger bekannten kreativen Mitarbeitern Walt Disneys einige Zeilen widmen.
Larry Clemmons, 1906–1988
Das gezeigte Foto stammt aus der Kamera von Art Babbitt; er ist es auch, der in der Mitte des Bildes sitzt, neben ihm Fred Moore. Locker an der Wand lehnt ein sportlicher Mann
– Larry Clemmons aus Chicago, der hier, 1932, wortwörtlich am Anfang seiner Karriere steht. Aus dem Hintergrund trat er dabei während vielen Jahren bei Disney selten heraus
– was dem Einfallsreichtum seiner Ideen als kongenialer Partner Woolie Reithermans nicht im Wege stand. Ollie Johnston sagte später, er und viele andere seien Dank Larry Clemmons des öfteren lachend am Boden gelegen.
Liest man von den Mitgliedern des Story Department, denkt man dabei unweigerlich an mit Storyboards zugepflasterte Büros
–
Larry Clemmons war ein Autor und Schriftsteller, der viel von der Arbeit meisterte, die vor den Storyboards zu tun war. Dass Larry Clemmons überhaupt zur Schreibenden Zunft fand, war Zufall. Nach seinem Studium der Architektur stand er Anfang der 1930er Jahre, es herrschte tiefste Depression im Land, auf der Straße. Als sich ihm die Möglichkeit bot, für Disney zu arbeiten, zögerte er nicht lange. Glücklich wurde er dennoch nicht; nach eigener Aussage zog das oft gepriesene Golden Age des Trickfilms an ihm vorbei, ohne ihn weiter zu beachten. Für ihn, dem keine große Karriere als Animator beschieden schien, bestand diese Zeit vor allem aus unbezahlter Arbeit an zahlreichen Samstagen. Sein Glück fand er 1937, als er seine Frau Cassie heiratete, mit der er zwei Kinder aufzog. Sie arbeitete für MGM als Vertragsschauspielerin und ist in Robert Leonards Der große Ziegfeld zu sehen. 1941, als der große Streik die Harmonie bei Disney zerstörte, hielt Larry Clemmons zu seinem alten Mentor Art Babbitt, wandte sich gegen Disney und verließ die Studios.
Was folgte, war nicht die Arbeit bei einem Konkurrenten Disneys, wie Warner Bros. oder Walter Lantz, sondern eine Stelle beim Radio; bei Bing Crosbys Radioshow, um genau zu sein. Der äußerst populären Sendung, die er zu großen Teilen textete, blieb er bis zu ihrem Ende 1954 treu. Es folgte seine Rückkehr zu Disney, diesesmal als Autor für die neue Fernsehserie Disneyland, die Walt endgültig in seiner Position als Märchenonkel der Nation festigte. Larry schrieb über zehn Jahren die meisten von Walts Ansprachen. Walt war es auch, der ihn dazu brachte, wieder zu den Trickfilmen zurückzukehren (als der Writer's Guild of America Anfang der 1960er Jahre im Begriff war, zu streiken, bat ihn der Studiogründer, sich wieder der Animation zu widmen
– in Folge dessen wechselte Larry die Gewerkschaft, was Walts Absicht gewesen war, denn er wollte seinen Schreiber nicht ein zweites Mal im Streit verlieren).
Die Entscheidung, Walts Bitte zu folgen, stelle sich für ihn als Glücksfall heraus. Mit Ted Sears hatte Disney 1958 seinen wichtigsten Autor und Ideengeber verloren, nun bewies Larry Clemmons mit Das Dschungelbuch sein Gespür für gute Geschichten. Er gilt als Hauptautor des Drehbuchs, wie auch bei weiteren Spielfilmen, die folgten: Aristocats, Robin Hood, Die Abenteuer von Winnie Puuh, Bernard und Bianca und zuletzt Cap und Capper. Gelten viele dieser Filme heute auch als wenig überzeugend, bleibt dennoch die Feststellung, dass Larry Clemmons aus den vorhandenen Möglichkeiten viel machte. Er kämpfte für den Trickfilm, bis er in hohem Alter 1979 in den Ruhestand eintrat
– seine Ernennung zur Disney Legend steht noch aus.
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